Verhexter Freitag

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EinsamerSam.:

Verhexter Freitag

 
16.09.05 08:17
Verfallstermin führt zu extremen Kursreaktionen

Verhexter Freitag

An der Börse dürfte den Anlegern am Freitag ein aufregender Tag bevorstehen. Nicht nur, weil es der letzte Handelstag vor der Bundestagswahl ist – auch dürfte der heutige Hexensabbat die Märkte bewegen. An diesem Tag, dem dritten Freitag jedes dritten Monats, schwanken die Aktien und Indizes mitunter kräftig.

DÜSSELDORF. Privatanleger sollten aufpassen, dass sie von den großen Spielern nicht ausgebremst werden. Die esoterisch wirkende Bezeichnung Hexensabbat haben Börsianer aus dem englischen „Triple Witching Day“ abgeleitet. An diesem Tag verfallen gleichzeitig drei große Derivategruppen an der Terminbörse Eurex: Aktienoptionen, Indexoptionen und Futures auf Indizes. Weil Gewinne und Verluste dieser Papiere von den Kursständen der Aktien und Indizes abhängen, versuchen manche großen Investoren an diesem Tag die Kurse in die für sie vorteilhafte Richtung zu bewegen.

Denn selbst kleinere Kursausschläge von Aktien können bei den Besitzern von entsprechenden Optionen enorme Gewinne und Verluste auslösen. Wer beispielsweise Kauf-Optionen auf die Siemens-Aktie besitzt könnte versuchen, kurz vor der Fälligkeit der Option den Kurs von Siemens nach oben zu treiben, um den Wert seines Papiers zu vervielfachen.

Zwar wäre ein solches Geschäft im Prinzip jeden Tag möglich. Da am Tag der Fälligkeit der Optionen aber alle Papiere an der Eurex gleichzeitig in Aktien oder Geld umgewandelt werden, ist der Hexensabbat der Tag der Spekulanten. Bei den Einzelaktien wird es zum Börsenschluss spannend. Um 17.30 Uhr endet der Handel mit den Optionen – dann wird zwischen Verkäufern und Käufern abgerechnet.

Zu größeren Verwerfungen kann es allerdings schon vorher kommen. Denn um 13 Uhr wird der Schlusskurs von Futures und Optionen auf den Deutschen Aktienindex Dax ermittelt. Institutionelle Investoren, die den Index kurz vorher in Stellung bringen wollen, dürften vornehmlich in die Schwergewichte wie Siemens, Eon oder Deutsche Telekom einsteigen – oder sich von den entsprechenden Aktien trennen, um den Dax zu drücken. Allein die fünf größten Werte im Dax machen mehr als 40 Prozent des Indexes aus. Zu den großen Werten gehören auch Allianz und Deutsche Bank. Doch selbst bei kleineren Aktien sind Anleger nicht vor Verwerfungen sicher, denn auch die Optionen auf Werte wie Puma, MLP oder Karstadt sind heute Abend fällig.

In den USA ist der Hexensabbat noch aufregender als in Europa. Denn amerikanische Optionen können jederzeit ausgeübt werden, auch vor dem Fälligkeitstermin. Spekulanten können daher schon im Laufe des Tages Kasse machen. Bei den Eurex-Optionen, die nach dem europäischen Prinzip nur zur Fälligkeit ausgeübt werden können, konzentriert sich die Unsicherheit auf die Minuten vor dem Termin.

Zum Hexensabbat in Europa kommt heute noch die gestiegene Unsicherheit über den Ausgang der Bundestagswahl. Über Wochen war die Börse vom Sieg einer Koalition aus CDU/CSU und FDP ausgegangen und hatte die Erwartungen an eine neue schwarz-gelbe Regierung in die Preise eingerechnet. Jetzt, da die letzten Umfragen auf eine Zitterpartie am Sonntag hindeuten, ist erhebliche Nervosität auf dem Börsenparkett eingekehrt. Die erwarteten Schwankungen (Volatilität) der Kurse sind daher merklich angestiegen. Der Index VDax – Maß für die Volatilität des Dax – schnellte in dieser Woche nach oben und erreichte gestern im Tagesverlauf einem Wert von 16 Prozent – den höchsten Stand seit Mitte April.

Weil sich viele Anleger im Vorfeld unsicherer Entscheidungen nicht positionieren wollen, und über den Wahltermin hinweg weniger Aktien halten, könnten die Spekulanten heute ein besonders leichtes Spiel haben. Je geringer die Umsätze im Gesamtmarkt, desto weniger Einsatz braucht es, um eine Aktie entscheidend zu bewegen. Das Geld dafür ist da: Alle großen Investmenthäuser mischen mit.

Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 16. September 2005, 07:00 Uhr

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Der Einsame Samariter

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