Valor: "Wollen Analysten überraschen"
Seit dem 15. Mai 2000 ist Valor Computerized Systems am Neuen Markt
gelistet. Das israelische Unternehmen entwickelt und vertreibt
Software-Lösungen für die Produktion von Leiterplatten, dem Herzstück
jeder elektronischen Anwendung. Die Valor-Programme erleichtern die
reibungslose Entwicklung der Leiterplatten-Komponenten und die
Beseitigung von Schwachstellen - noch während des Designs und der
Bestückung der Platinen. Am Rande der New Market Conference auf der
Expo 2000 erfuhr Instock vom Finanzvorstand Itsik Ben Yesha Näheres
über das Unternehmen.
Instock:
Wer sind ihre größten Kunden?
Ben Yesha:
Wir akquirieren unsere Kunden nach dem Top-Down-Prinzip, das heißt
wir fangen bei den größten Unternehmen an und arbeiten uns dann zu
den Kleineren vor. Zu den größten bekannten Kunden zählen Firmen wie
Nokia, Siemens, Solectron, Dell, Cisco und Sony.
Instock:
Welche Marktsegmente erreichen sie?
Ben Yesha:
Valor vertreibt seine Produkte in drei Bereichen: Produzenten, Designer,
und Assembler. Bei den Produzenten haben wir, gemeinsam mit
unserem Kooperationspartner Orbotec, einen Marktanteil von mehr als
50 Prozent. Im Bereich der Designer haben wir unseren eigenen Markt
geschaffen, denn bisher wurde deren Verantwortlichkeit für die Qualität
des Endproduktes wenig beachtet. Im Segment der Assembler sind wir
erst seit einem Jahr vertreten und haben vor kurzem einen Auftrag von
SCI in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar erhalten. Auch hier möchten wir
Marktfüher werden.
Instock:
Und wer sind ihre größten Konkurrenten?
Ben Yesha:
Unser größter Konkurrent im Bereich der Produzenten ist Barco mit
einem Marktanteil von rund 8 Prozent. Im Bereich der Assembler ist es
eine weitere israelische Firma Tecnomatix, die hier noch Markführer sind.
Instock:
Haben sie noch mehr Produkte in ihrer Pipeline?
Ben Yesha:
Wir haben eine neuartige Produktdatenbank entwickelt, die es unseren
Kunden ermöglicht, auf sämtliche Details ihrer verwendeten Produkte
zurückzugreifen. Bisher mußte das jedes Unternehmen für sich selbst
anlegen. Wir haben inzwischen mehr als drei Millionen Komponenten in
dieser Datenbank und decken damit etwa 70 Prozent des Bedarfes ab.
Instock:
Wie wollen sie denn damit Geld verdienen?
Ben Yesha:
Jedes Unternehmen bezahlt für die Datenpakete, die es abruft. Damit
generieren wir keine einmaligen großen Summen, sondern ständig
kleinere Umsätze. Auf der Grundlage unserer bisherigen Erfahrungen
erwarten wir sehr hohe Zuwachsraten für diesen Service.
Instock:
Die derzeitige politische Lage in ihrem Land ist sehr angespannt.
Wirken sich diese Probleme nicht auch auf ihr Unternehmen aus?
Ben Yesha:
Valor ist ein international agierendes Unternehmen. Wir produzieren
unter anderem auch in Finnland und den USA. Unsere Kunden benutzten
unsere Produkte überall auf der Welt und sind damit nicht von den
Vorgängen in Israel betroffen. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass wir
in der Realität die Dinge anders wahrnehmen, als sie hier bei Ihnen im
Fernsehen dargestellt werden.
Instock:
Seit dem Börsengang ist der Preis ihrer Aktie vom Ausgabekurs 12
Euro auf derzeit 5,10 Euro gefallen. Warum?
Ben Yesha:
Bisher waren wir der Meinung, dass vor allem der Erfolg in unserem
Geschäft ausschlaggebend für den Aktienkurs ist. Wir können nicht mehr
machen als den Markt über unsere Erfolge zu informieren. Trotzdem
glauben wir, dass sich unsere Strategie positiv auf den Aktienkurs
auswirken wird.
Instock:
Wie sehen die Zahlen für das dritte Quartal aus? Erwarten Sie weitere
Umsatzsteigerungen?
Ben Yesha:
Wir erwarten eine Steigerung des Umsatzes im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum. Durch die erhöhten Kosten für die Internetplattform
e4e, die sich auf etwa 1,25 Millionen Dollar belaufen, wird der Gewinn in
etwa dem des 3. Quartals 1999 entsprechen. Wir spielen das Spiel:
Überrasche die Analysten. Ich hoffe, die Analysten noch weitere zwei Mal
in diesem Jahr überraschen zu können. Vor dem 10. November kann ich
jedoch nichts Konkretes sagen.
Instock:
Woran liegt es, dass die Aktienkurse der israelischen Unternehmen
am Neuen Markt, trotz solcher positiven Zahlen, nicht aus ihrem
Dornröschenschlaf erwachen?
Ben Yesha:
Wir sind noch nicht gut genug bei der Information unserer Anleger. Wir
mussten erst lernen, wie eine erwünschte Investor Relations funktioniert.
Jetzt arbeiten wir hier in Deutschland mit Haubrock zusammen und
wollen damit die Kommunikation mit dem Markt deutlich verbessern.
Außerdem spricht unsere IR-Chefin in Israel Deutsch und ist für jede
Frage, ob per Telefon oder Internet, offen.
Instock:
Was sind denn die Hauptprobleme ihrer Public Relations?
Ben Yesha:
Bisher hielten wir es nur für nötig, den Markt ab einem Auftragsvolumen
von mehr als 1 Million Dollar zu informieren. Bei kleineren Summen
waren wir der Meinung, wir hätten nichts zu erzählen. Für uns waren nur
die wirklich substanziellen Dinge interessant, sowohl die Positiven als
auch die Negativen. Bisher gab es nur nichts Negatives. Die meisten
Unternehmen möchten jedoch gar nicht, dass wir ihre Namen preisgeben.
Instock:
In ihren Kassen befinden sich 36 Millionen Dollar. Was haben sie damit
vor?
Ben Yesha:
Wir sind im Gespräch mit mehreren Unternehmen, die interessant für
eine Übernahme sind. Es gibt Technologie, die wir noch nicht haben,
über die wir aber gerne verfügen würden. Wichtig dabei ist, dass es sich
um führende Technologie im jeweiligen Sektor handelt. Wir wollen nicht
einfach sinnlos dazu kaufen, sondern vor allem die Qualität bewahren.
Instock:
Und wann rechnen Sie mit einer konkreten Übernahme?
Ben Yesha:
Nicht mehr in diesem Jahr.
Instock:
Herr Ben Yesha, vielen Dank für das Gespräch.