Vagabundierendes Geld, was nun?
von Jochen Steffens
Ja, was macht denn der Dax da? Eben noch lange telefoniert, in der Sicherheit, dass wenig passieren wird, nun sehe ich, er steigt und steigt und reckt sich wieder gegen das letzte Hoch. Sind die Anleger doch optimistischer als gedacht, also zumindest hier in Europa? Die USA schloss schließlich gestern eher besorgt leicht im Minus.
Grund für diesen Anstieg dürfte unter anderem der Ölpreis gewesen sein, der nach dem leichten Bodenversuch vom Wochenanfang heute wieder deutlich unter Druck geraten ist. Hintergrund ist die Rede des US-Präsidenten George W. Bush vor den Vereinten Nationen, welche die Sorge um eine Eskalation im Atomkonflikt mit dem Iran gemildert hatte. Aber auch die heute anstehende Veröffentlichung der Öllagerbestände in den US spielt eine Rolle, hier werden gute Zahlen erwartet.
Wo fließt das ganze Geld bloß hin?
Mich treiben derweil ganz andere Überlegungen um: „Wo wird das ganze Geld hinfließen?“
Rohstoffmärkte brechen ein, die Bonds sind bereits eingebrochen, der US-Häusermarkt, lange Zeit Spielwiese für Spekulanten und solche die es noch werden wollen, bricht auch ein. Gerade der Häusermarkt hatte viel US-Kapital aufgesaugt und gebunden.
Also wo wird das ganze Geld hinfließen, dass nun nicht mehr in die oben genannte Märkte investiert wird? Es bleiben die Emerging Markets, aber auch hier kommt es im Zuge der einbrechenden Rohstoffpreise zu deutlich fallenden Aktienkursen, zumindest teilweise (Rohstofftitel).
Der Aktienmarkt, die einzige Alternative?
Welches neue Opfer wird sich also das weltweit vagabundierende Geld auswählen, um sich anschließend mit bekannter Vehemenz drauf zu stürzen? Es bleibt eigentlich nicht viel. Eine der wenigen Anlageklassen, die noch Potential haben, ist der Aktienmarkt. Gerade auch der in den USA. Wenn das passiert, wenn das vagabundierende Geld in die Aktienmärkte drängt, dann kann uns eine heiße Zeit bevorstehen. Auch das würde zu dem Bruch des Allzeithochs im Dow passen.
Aber, ich will der Entwicklung nicht vorweggreifen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, was Ben Bernanke und Genossen zu berichten wissen. Welche Feinheiten sich in dem Statement der Fed verändern werden, welche Hinweise wir erhalten und wie der Markt darauf reagieren wird und ob die genannten Marken brechen. Morgen wissen wir dann mehr.
Zu einem anderen Thema
Die Anziehungskraft der Hypes
Gerade in dem längeren Gespräch ging es unter vielem anderen auch um die Frage, wann man wieder in Rohstoffe, besonders in Gold und Silber einsteigen kann. Ich habe da meine ganz eigene Meinung. Aktien/Anlageklassen, die derart gehypt wurden, sind für mich erst einmal uninteressant.
Es ist doch immer wieder das gleiche Spiel
Wenn so ein Thema, wie aktuell die Rohstoffe, derart durch die Medien geprügelt werden, sind es hauptsächlich die sehr unerfahrenen Spekulanten, die unbedingt noch zu jedem Kurse mitmischen wollen. Die etwas erfahreneren Anleger, die sich bereits auf diese Art und Weise ein paar nette Narben eingefangen haben, warten da eher auf eine größere Konsolidierung, um dann einzusteigen. Das ist auf jeden Fall vernünftiger. Aber wirklich sinnvoll?
Wen interessiert der Nikkei?
Nachdem der Nikkei letztes Jahr um mehr als 60 % zugelegt hatte, erhielt ich unzählige Mails und Anfragen, wann man denn nun in diesen Index einsteigen kann. Warum eigentlich?
Warum will man in so etwas einsteigen, was derart gestiegen ist? Ich denke, es hat zwei Gründe. Das eine ist, ein Anleger hat zugesehen, uninvestiert natürlich, wie ein solcher Index stieg und stieg. Er ist zurecht nicht mehr eingestiegen, weil er das Risiko als zu hoch eingestuft hat. Aber irgendwie klebt er noch an diesem Index. Er kann diesen Trieb, der Masse zu folgen und doch noch in diesen Index einzusteigen, nicht wirklich aufgeben, nur kontrollieren. Sobald dann eine größere Konsolidierung einsetzt, gibt er diesem Trieb nach und steigt ein.
Der zweite Grund ist, dass er vielleicht denkt, es müsse doch einen Grund für diesen Anstieg gegeben haben und sich fragt, ob denn dieser Grund nicht immer noch eine Relevanz habe. Bei Rohstoffen ist das zum Beispiel eine wirklich berechtigte Frage.
Uninteressant
Der Nikkei und viele andere Aktien/Anlageklassen, die eine solche Rallye hinlegen, sind für mich erst einmal gestorben. Ich gebe unumwunden zu, oft etwas zu früh. Aber das ist mir egal. Mich stört nicht, was alles steigt. Ich ärgere mich schon lange nicht mehr, wenn ich eine Chance verpasst habe, ich hätte ansonsten viel zu tun. Säue, die durchs Dorf geritten wurden, sind für mich einfach uninteressant, gebraucht, benutzt.
Denn selbst in so einen Hype nach einer Konsolidierung noch einzusteigen, ist doch auch nichts anderes, als doch auf die ein oder andere Art und Weise der Masse hinterher zu laufen - hinter den Themen herzujagen, die eigentlich schon längst durch sind.
Vor der Masse liegt der Erfolg
Viel interessanter ist es doch, Hypes zu entdecken, bevor die Masse sie entdeckt. Und eigentlich müsste es jedem langfristiger ausgerichteten Spekulanten genau darum gehen. Aus dem Rohstoffhype geht im Moment die Luft raus. Ich weiß nicht, ob es noch einmal weiter nach oben geht, es kann sehr gut sein – es spricht vieles dafür, aber, es kann genauso gut sein, dass die Rohstoffpreise noch viel weiter fallen.
Aber ich wette – wenn nun die US-Aktienmärkte wirklich bis Mitte nächsten Jahres steigen werden, vielleicht 20, 30 oder 40 % und es dann im September/Oktober 2007 zu einer großen Konsolidierung, vielleicht sogar einem großen Crash kommen wird, dann werde ich ganz viele Mails von denen erhalten, die die Aktienrallye verpasst haben, mit der Frage, auf welchem Niveau man denn wieder in den Aktienmarkt einsteigen soll. Vielleicht werde ich dann wieder den Nikkei interessant finden – wer weiß das heute schon...
So, und nun gilt es aufpassen, was die Fed von sich gibt!
von Jochen Steffens
Ja, was macht denn der Dax da? Eben noch lange telefoniert, in der Sicherheit, dass wenig passieren wird, nun sehe ich, er steigt und steigt und reckt sich wieder gegen das letzte Hoch. Sind die Anleger doch optimistischer als gedacht, also zumindest hier in Europa? Die USA schloss schließlich gestern eher besorgt leicht im Minus.
Grund für diesen Anstieg dürfte unter anderem der Ölpreis gewesen sein, der nach dem leichten Bodenversuch vom Wochenanfang heute wieder deutlich unter Druck geraten ist. Hintergrund ist die Rede des US-Präsidenten George W. Bush vor den Vereinten Nationen, welche die Sorge um eine Eskalation im Atomkonflikt mit dem Iran gemildert hatte. Aber auch die heute anstehende Veröffentlichung der Öllagerbestände in den US spielt eine Rolle, hier werden gute Zahlen erwartet.
Wo fließt das ganze Geld bloß hin?
Mich treiben derweil ganz andere Überlegungen um: „Wo wird das ganze Geld hinfließen?“
Rohstoffmärkte brechen ein, die Bonds sind bereits eingebrochen, der US-Häusermarkt, lange Zeit Spielwiese für Spekulanten und solche die es noch werden wollen, bricht auch ein. Gerade der Häusermarkt hatte viel US-Kapital aufgesaugt und gebunden.
Also wo wird das ganze Geld hinfließen, dass nun nicht mehr in die oben genannte Märkte investiert wird? Es bleiben die Emerging Markets, aber auch hier kommt es im Zuge der einbrechenden Rohstoffpreise zu deutlich fallenden Aktienkursen, zumindest teilweise (Rohstofftitel).
Der Aktienmarkt, die einzige Alternative?
Welches neue Opfer wird sich also das weltweit vagabundierende Geld auswählen, um sich anschließend mit bekannter Vehemenz drauf zu stürzen? Es bleibt eigentlich nicht viel. Eine der wenigen Anlageklassen, die noch Potential haben, ist der Aktienmarkt. Gerade auch der in den USA. Wenn das passiert, wenn das vagabundierende Geld in die Aktienmärkte drängt, dann kann uns eine heiße Zeit bevorstehen. Auch das würde zu dem Bruch des Allzeithochs im Dow passen.
Aber, ich will der Entwicklung nicht vorweggreifen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, was Ben Bernanke und Genossen zu berichten wissen. Welche Feinheiten sich in dem Statement der Fed verändern werden, welche Hinweise wir erhalten und wie der Markt darauf reagieren wird und ob die genannten Marken brechen. Morgen wissen wir dann mehr.
Zu einem anderen Thema
Die Anziehungskraft der Hypes
Gerade in dem längeren Gespräch ging es unter vielem anderen auch um die Frage, wann man wieder in Rohstoffe, besonders in Gold und Silber einsteigen kann. Ich habe da meine ganz eigene Meinung. Aktien/Anlageklassen, die derart gehypt wurden, sind für mich erst einmal uninteressant.
Es ist doch immer wieder das gleiche Spiel
Wenn so ein Thema, wie aktuell die Rohstoffe, derart durch die Medien geprügelt werden, sind es hauptsächlich die sehr unerfahrenen Spekulanten, die unbedingt noch zu jedem Kurse mitmischen wollen. Die etwas erfahreneren Anleger, die sich bereits auf diese Art und Weise ein paar nette Narben eingefangen haben, warten da eher auf eine größere Konsolidierung, um dann einzusteigen. Das ist auf jeden Fall vernünftiger. Aber wirklich sinnvoll?
Wen interessiert der Nikkei?
Nachdem der Nikkei letztes Jahr um mehr als 60 % zugelegt hatte, erhielt ich unzählige Mails und Anfragen, wann man denn nun in diesen Index einsteigen kann. Warum eigentlich?
Warum will man in so etwas einsteigen, was derart gestiegen ist? Ich denke, es hat zwei Gründe. Das eine ist, ein Anleger hat zugesehen, uninvestiert natürlich, wie ein solcher Index stieg und stieg. Er ist zurecht nicht mehr eingestiegen, weil er das Risiko als zu hoch eingestuft hat. Aber irgendwie klebt er noch an diesem Index. Er kann diesen Trieb, der Masse zu folgen und doch noch in diesen Index einzusteigen, nicht wirklich aufgeben, nur kontrollieren. Sobald dann eine größere Konsolidierung einsetzt, gibt er diesem Trieb nach und steigt ein.
Der zweite Grund ist, dass er vielleicht denkt, es müsse doch einen Grund für diesen Anstieg gegeben haben und sich fragt, ob denn dieser Grund nicht immer noch eine Relevanz habe. Bei Rohstoffen ist das zum Beispiel eine wirklich berechtigte Frage.
Uninteressant
Der Nikkei und viele andere Aktien/Anlageklassen, die eine solche Rallye hinlegen, sind für mich erst einmal gestorben. Ich gebe unumwunden zu, oft etwas zu früh. Aber das ist mir egal. Mich stört nicht, was alles steigt. Ich ärgere mich schon lange nicht mehr, wenn ich eine Chance verpasst habe, ich hätte ansonsten viel zu tun. Säue, die durchs Dorf geritten wurden, sind für mich einfach uninteressant, gebraucht, benutzt.
Denn selbst in so einen Hype nach einer Konsolidierung noch einzusteigen, ist doch auch nichts anderes, als doch auf die ein oder andere Art und Weise der Masse hinterher zu laufen - hinter den Themen herzujagen, die eigentlich schon längst durch sind.
Vor der Masse liegt der Erfolg
Viel interessanter ist es doch, Hypes zu entdecken, bevor die Masse sie entdeckt. Und eigentlich müsste es jedem langfristiger ausgerichteten Spekulanten genau darum gehen. Aus dem Rohstoffhype geht im Moment die Luft raus. Ich weiß nicht, ob es noch einmal weiter nach oben geht, es kann sehr gut sein – es spricht vieles dafür, aber, es kann genauso gut sein, dass die Rohstoffpreise noch viel weiter fallen.
Aber ich wette – wenn nun die US-Aktienmärkte wirklich bis Mitte nächsten Jahres steigen werden, vielleicht 20, 30 oder 40 % und es dann im September/Oktober 2007 zu einer großen Konsolidierung, vielleicht sogar einem großen Crash kommen wird, dann werde ich ganz viele Mails von denen erhalten, die die Aktienrallye verpasst haben, mit der Frage, auf welchem Niveau man denn wieder in den Aktienmarkt einsteigen soll. Vielleicht werde ich dann wieder den Nikkei interessant finden – wer weiß das heute schon...
So, und nun gilt es aufpassen, was die Fed von sich gibt!