USA steuern von einem Pleitenrekord in den nächsten
Bis auf Hemd und Telefon wird alles gepfändet
Von Martin Halusa
New York - In den USA gibt es nach dem CEO (Chief Executive Officer), dem COO (Chief Operating Officer) und dem CFO (Chief Financial Officer) eine neue Berufsbezeichnung - den CRO, den Chief Restructuring Officer. Das Aufgabenfeld des CRO ist klar umrissen: Er muss die Firma retten, Kosten sparen und Tausende Mitarbeiter entlassen.
"Die Zahl der CROs ist in letzter Zeit stark gewachsen, weil die Zahl der Unternehmenspleiten stark zugenommen hat", sagt der Juraprofessor Todd Zywicki aus Boston. Hintergrund für die Popularität eines CRO: Die Zahl der Bankrotterklärungen ist in den USA im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie nie zuvor: Insgesamt stieg der Wert im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent auf 1,49 Millionen Fälle. Im Jahr 2000 hatten noch 1,25 Millionen Unternehmen und Privatpersonen bankrott erklärt; bislang galt 1998 mit 1,44 Fällen als das Rekordjahr.
Die Ursachen für den starken Anstieg sind offensichtlich: Die USA befinden sich - offiziell seit März 2001 - in einer Rezession, der ersten seit mehr als zehn Boomjahren. Tausende von Internetfirmen, die in den Jahren 1998 und 1999 gegründet worden waren, sind seither von der Bildfläche verschwunden. Allein die Zahl der öffentlich gehandelten Firmen, die Bankrott gegangen sind, erhöhte sich um 46 Prozent auf den Rekordwert von 257.
Am spektakulärsten war allerdings die Bankrotterklärung des texanischen Energiehändlers Enron - einst einem Star an der Börse - im Dezember 2001. Der Bankrott Enrons war der größte in der amerikanischen Geschichte. Durch Buchhaltungstricks war die Firma an den Rand des Ruins getrieben worden; derzeit versuchen die Börsenaufsicht und das FBI Licht in das Dunkel zu bringen. Die Beantragung von Chapter 11 des amerikanischen Konkursrechts - der Schutz vor Gläubigern - ermöglicht es Enron, sich unter Aufsicht der Banken umzustruktuieren. Neben Enron gehören prominente Firmen wie Pacific Gas & Electric, Reliance Group und Federal Mogul zu den Bankrott-Opfern.
Auch 2002 schickt sich an, wieder ein Rekordjahr zu werden: Allein in den letzten Wochen gab es mit Global Crossing und K-Mart zwei der größten Bankrotterklärungen aller Zeiten. Zwar sind die Bankrotterklärungen großer Unternehmen meist spektakulär, weil mit ihnen meist der Absturz des Aktienkurses und die Entlassung tausender Mitarbeiter verbunden ist. Am häufigsten sind jedoch die persönlichen Bankrotte von Privatpersonen. Sie machen 97 Prozent an der Gesamtpleitenzahl aus. Die Zahl dieser Privatbankrotte erhöhte sich im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf 1,45 Millionen, der Wert für die Unternehmen stieg um 13 Prozent auf 40.099 Fälle.
Die meisten der über beide Ohren verschuldeten Privatpersonen hatten sich unter den Schutz des Kapitel 7 des US-Konkursrechts begeben: Diese Regel sieht vor, dass den Personen die Schulden gestrichen werden, sie dafür aber fast ihren gesamten persönlichen Besitz - außer Auto, Kleidung und Arbeitsgeräte - verpfänden müssen. Die Regierung Bush ist derzeit dabei, die Regeln für eine solche Bankrotterklärung für Privatpersonen zu verschärfen. Insgesamt stehen die Amerikaner derzeit mit 1,65 Billionen Dollar in der Kreide; die durchschnittliche Familie hatte 2001 einen Schuldenberg von 8.562 Dollar.
Schmuggler
Bis auf Hemd und Telefon wird alles gepfändet
Von Martin Halusa
New York - In den USA gibt es nach dem CEO (Chief Executive Officer), dem COO (Chief Operating Officer) und dem CFO (Chief Financial Officer) eine neue Berufsbezeichnung - den CRO, den Chief Restructuring Officer. Das Aufgabenfeld des CRO ist klar umrissen: Er muss die Firma retten, Kosten sparen und Tausende Mitarbeiter entlassen.
"Die Zahl der CROs ist in letzter Zeit stark gewachsen, weil die Zahl der Unternehmenspleiten stark zugenommen hat", sagt der Juraprofessor Todd Zywicki aus Boston. Hintergrund für die Popularität eines CRO: Die Zahl der Bankrotterklärungen ist in den USA im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie nie zuvor: Insgesamt stieg der Wert im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent auf 1,49 Millionen Fälle. Im Jahr 2000 hatten noch 1,25 Millionen Unternehmen und Privatpersonen bankrott erklärt; bislang galt 1998 mit 1,44 Fällen als das Rekordjahr.
Die Ursachen für den starken Anstieg sind offensichtlich: Die USA befinden sich - offiziell seit März 2001 - in einer Rezession, der ersten seit mehr als zehn Boomjahren. Tausende von Internetfirmen, die in den Jahren 1998 und 1999 gegründet worden waren, sind seither von der Bildfläche verschwunden. Allein die Zahl der öffentlich gehandelten Firmen, die Bankrott gegangen sind, erhöhte sich um 46 Prozent auf den Rekordwert von 257.
Am spektakulärsten war allerdings die Bankrotterklärung des texanischen Energiehändlers Enron - einst einem Star an der Börse - im Dezember 2001. Der Bankrott Enrons war der größte in der amerikanischen Geschichte. Durch Buchhaltungstricks war die Firma an den Rand des Ruins getrieben worden; derzeit versuchen die Börsenaufsicht und das FBI Licht in das Dunkel zu bringen. Die Beantragung von Chapter 11 des amerikanischen Konkursrechts - der Schutz vor Gläubigern - ermöglicht es Enron, sich unter Aufsicht der Banken umzustruktuieren. Neben Enron gehören prominente Firmen wie Pacific Gas & Electric, Reliance Group und Federal Mogul zu den Bankrott-Opfern.
Auch 2002 schickt sich an, wieder ein Rekordjahr zu werden: Allein in den letzten Wochen gab es mit Global Crossing und K-Mart zwei der größten Bankrotterklärungen aller Zeiten. Zwar sind die Bankrotterklärungen großer Unternehmen meist spektakulär, weil mit ihnen meist der Absturz des Aktienkurses und die Entlassung tausender Mitarbeiter verbunden ist. Am häufigsten sind jedoch die persönlichen Bankrotte von Privatpersonen. Sie machen 97 Prozent an der Gesamtpleitenzahl aus. Die Zahl dieser Privatbankrotte erhöhte sich im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf 1,45 Millionen, der Wert für die Unternehmen stieg um 13 Prozent auf 40.099 Fälle.
Die meisten der über beide Ohren verschuldeten Privatpersonen hatten sich unter den Schutz des Kapitel 7 des US-Konkursrechts begeben: Diese Regel sieht vor, dass den Personen die Schulden gestrichen werden, sie dafür aber fast ihren gesamten persönlichen Besitz - außer Auto, Kleidung und Arbeitsgeräte - verpfänden müssen. Die Regierung Bush ist derzeit dabei, die Regeln für eine solche Bankrotterklärung für Privatpersonen zu verschärfen. Insgesamt stehen die Amerikaner derzeit mit 1,65 Billionen Dollar in der Kreide; die durchschnittliche Familie hatte 2001 einen Schuldenberg von 8.562 Dollar.
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