CIPROBAY-PILLEN
USA erzwingen von Bayer Ramschpreise
Gerade hat der Bayer-Konzern sein Patent für die Milzbrand-Arznei Ciprobay verteidigt, da muss er schon um seine Profite bangen. Der US-Gesundheitsminister hat die Deutschen genötigt, den Preis für ihre Tabletten drastisch zu senken.
Billiger und billiger: Cipro-Pillen des Bayer-Konzerns
Washington - Helge Wehmeier, Amerika-Chef des Leverkusener Konzerns, hatte sich auf einen kurzen Besuch eingestellt, als er am späten Dienstagnachtmittag im US-Gesundheitsministerium eintraf. Stattdessen blieben er und seine Mitarbeiter bis spät in den Abend.
Denn auch Gesundheitsminister Tommy Thompson hat den Deutschen nun die Daumenschrauben angelegt. Die Preise, die Bayer für seine Milzbrand-Arznei Ciprobay verlangt habe, seien drastisch überhöht. Wenn Bayer nicht nachgebe, würden die USA möglicherweise doch Anti-Anthrax-Tabletten bei der Konkurrenz bestellen.
Weniger als einen Dollar pro Pille
Nach den schwierigen Verhandlungen hat Bayer laut Mitteilung des Ministers die zuvor angebotenen Preise noch einmal fast halbiert. Ursprünglich verlangte der Konzern für jede der zehn Millionen Anti-Anthrax-Pillen, die er noch an die US-Regierung liefern muss, 1,83 Dollar. Nun soll Bayer nach Mitteilung nach Angaben Thompsons weniger als einen Dollar erhalten.
Streit um Ciprobay: Kanada knickt ein
Der Markt-Forscher: Cipro, wem Cipro gebührt
Der genaue vereinbarte Preis wurde bisher nicht bekannt gegeben. Bayer will sich aber offenbar an die vorläufige Einigung halten. Bayer-Sprecher Michael Diehl sagte SPIEGEL ONLINE, man habe sich "praktisch geeinigt", die Vereinbarung müsse nur noch "finalisiert" werden.
Für den Fall, dass Bayer doch noch einen Rückzieher macht, hat Thompson bereits in einem CNN-Interview gedroht, er werde den US-Kongress einschalten, damit "andere Wege gefunden" werden. Diehl geht davon aus, dass Thompson die Details der Vereinbarung am Nachmittag amerikanischer Zeit mitteilen wird.
Apotheker zahlen das Fünffache
Der wahrscheinliche neue Preis liegt auf dem Niveau billiger Nachahmermedikamente, wie sie Konkurrenzunternehmen wie Barr anbieten. Diese Generika-Hersteller haben die Wirkstoffe jedoch nicht selbst entwickelt und müssen daher, anders als Bayer, keine Kosten für medizinische Forschung wieder einspielen.
Verglichen mit den bisher üblichen Marktpreisen war schon das ursprüngliche Bayer-Angebot von 1,83 Dollar ungewöhnlich niedrig. US-Apotheken, die Ciprobay einkaufen, mussten bisher 4,67 Dollar pro Pille bezahlen. Das explosionsartig gewachsenen Ciprobay-Geschäft, das bisher als sicherer Gewinnbringer für Bayer galt, könnte sich so als weitaus weniger profitabel erweisen als gedacht.
US-Regierung schaut neidisch nach Ottawa
Mit seinen Preisverhandlungen hat Thompson einen überraschenden Kurswechsel vollzogen. Bisher hat die US-Regierung einen relativ Bayer-freundlichen Kurs gefahren. Ihre Vertreter bekräftigten, man wolle das Bayer-Patent auf Ciprobay nicht antasten und glaube dem Konzern, dass er die noch bestellten zehn Millionen Tabletten rechtzeitig liefert.
Offenbar aber haben die Konzessionen, die Bayer gegenüber der kanadischen Regierung machte, auch in den USA Begehrlichkeiten geweckt. Die kanadische Gesundheitsbehörde hatte Ende vergangener Woche angekündigt, sie wolle fast eine Million Anti-Milzbrand-Tabletten bei einem Hersteller von preiswerten Nachahmerarzneien bestellen. Damit hätte Kanada das Patent des Bayer-Konzerns auf Ciprobay verletzt, das in den USA und Kanada bis Ende 2003 gilt.
Verschenkte Pillen
Nachdem Bayer mit einer Klage gedroht hatte, schwenkte die Regierung in Ottawa um: Man werde die Tabletten nun doch vom Bayer-Konzern beziehen. Im Gegenzug verpflichtete sich Bayer allerdings, nur einen Tablettenpreis von 1,30 Dollar in Rechnung zu stellen. Außerdem habe Bayer versprochen, 200.000 Tabletten für besonders gefährdete Personengruppen kostenlos zur Verfügung zu stellen, teilte die kanadische Regierung mit.
Kritiker werfen der US-Regierung nun vor, sie habe das Patenrecht aufgeweicht, das sie bisher für unantastbar erklärt hatte. Denn das Patenrecht gewährt Herstellern nicht nur ein befristetes Monopol auf ein Medikament - sondern auch das Recht, die Preise für die Arzneien selbst zu bestimmen.
Quelle: Der Spiegel
USA erzwingen von Bayer Ramschpreise
Gerade hat der Bayer-Konzern sein Patent für die Milzbrand-Arznei Ciprobay verteidigt, da muss er schon um seine Profite bangen. Der US-Gesundheitsminister hat die Deutschen genötigt, den Preis für ihre Tabletten drastisch zu senken.
Billiger und billiger: Cipro-Pillen des Bayer-Konzerns
Washington - Helge Wehmeier, Amerika-Chef des Leverkusener Konzerns, hatte sich auf einen kurzen Besuch eingestellt, als er am späten Dienstagnachtmittag im US-Gesundheitsministerium eintraf. Stattdessen blieben er und seine Mitarbeiter bis spät in den Abend.
Denn auch Gesundheitsminister Tommy Thompson hat den Deutschen nun die Daumenschrauben angelegt. Die Preise, die Bayer für seine Milzbrand-Arznei Ciprobay verlangt habe, seien drastisch überhöht. Wenn Bayer nicht nachgebe, würden die USA möglicherweise doch Anti-Anthrax-Tabletten bei der Konkurrenz bestellen.
Weniger als einen Dollar pro Pille
Nach den schwierigen Verhandlungen hat Bayer laut Mitteilung des Ministers die zuvor angebotenen Preise noch einmal fast halbiert. Ursprünglich verlangte der Konzern für jede der zehn Millionen Anti-Anthrax-Pillen, die er noch an die US-Regierung liefern muss, 1,83 Dollar. Nun soll Bayer nach Mitteilung nach Angaben Thompsons weniger als einen Dollar erhalten.
Streit um Ciprobay: Kanada knickt ein
Der Markt-Forscher: Cipro, wem Cipro gebührt
Der genaue vereinbarte Preis wurde bisher nicht bekannt gegeben. Bayer will sich aber offenbar an die vorläufige Einigung halten. Bayer-Sprecher Michael Diehl sagte SPIEGEL ONLINE, man habe sich "praktisch geeinigt", die Vereinbarung müsse nur noch "finalisiert" werden.
Für den Fall, dass Bayer doch noch einen Rückzieher macht, hat Thompson bereits in einem CNN-Interview gedroht, er werde den US-Kongress einschalten, damit "andere Wege gefunden" werden. Diehl geht davon aus, dass Thompson die Details der Vereinbarung am Nachmittag amerikanischer Zeit mitteilen wird.
Apotheker zahlen das Fünffache
Der wahrscheinliche neue Preis liegt auf dem Niveau billiger Nachahmermedikamente, wie sie Konkurrenzunternehmen wie Barr anbieten. Diese Generika-Hersteller haben die Wirkstoffe jedoch nicht selbst entwickelt und müssen daher, anders als Bayer, keine Kosten für medizinische Forschung wieder einspielen.
Verglichen mit den bisher üblichen Marktpreisen war schon das ursprüngliche Bayer-Angebot von 1,83 Dollar ungewöhnlich niedrig. US-Apotheken, die Ciprobay einkaufen, mussten bisher 4,67 Dollar pro Pille bezahlen. Das explosionsartig gewachsenen Ciprobay-Geschäft, das bisher als sicherer Gewinnbringer für Bayer galt, könnte sich so als weitaus weniger profitabel erweisen als gedacht.
US-Regierung schaut neidisch nach Ottawa
Mit seinen Preisverhandlungen hat Thompson einen überraschenden Kurswechsel vollzogen. Bisher hat die US-Regierung einen relativ Bayer-freundlichen Kurs gefahren. Ihre Vertreter bekräftigten, man wolle das Bayer-Patent auf Ciprobay nicht antasten und glaube dem Konzern, dass er die noch bestellten zehn Millionen Tabletten rechtzeitig liefert.
Offenbar aber haben die Konzessionen, die Bayer gegenüber der kanadischen Regierung machte, auch in den USA Begehrlichkeiten geweckt. Die kanadische Gesundheitsbehörde hatte Ende vergangener Woche angekündigt, sie wolle fast eine Million Anti-Milzbrand-Tabletten bei einem Hersteller von preiswerten Nachahmerarzneien bestellen. Damit hätte Kanada das Patent des Bayer-Konzerns auf Ciprobay verletzt, das in den USA und Kanada bis Ende 2003 gilt.
Verschenkte Pillen
Nachdem Bayer mit einer Klage gedroht hatte, schwenkte die Regierung in Ottawa um: Man werde die Tabletten nun doch vom Bayer-Konzern beziehen. Im Gegenzug verpflichtete sich Bayer allerdings, nur einen Tablettenpreis von 1,30 Dollar in Rechnung zu stellen. Außerdem habe Bayer versprochen, 200.000 Tabletten für besonders gefährdete Personengruppen kostenlos zur Verfügung zu stellen, teilte die kanadische Regierung mit.
Kritiker werfen der US-Regierung nun vor, sie habe das Patenrecht aufgeweicht, das sie bisher für unantastbar erklärt hatte. Denn das Patenrecht gewährt Herstellern nicht nur ein befristetes Monopol auf ein Medikament - sondern auch das Recht, die Preise für die Arzneien selbst zu bestimmen.
Quelle: Der Spiegel