USA: Aktienbetrug aufgeflogen
Kurse über Internet manipuliert - 120
Verdächtige angeklagt
Nach monatelangen verdeckten
Ermittlungen hat das FBI den größten
organisierten Betrug an
Wertpapieranlegern in der Geschichte
der USA auffliegen lassen. 120
mutmaßliche Täter - unter ihnen
Mitglieder aller großen
Mafia-Familien von New York und
Umgebung - wurden nach
Zeitungsberichten angeklagt.
Sie sollen die Kurse der Aktien von mehr
als 30 Unternehmen vor allem über das
Internet manipuliert und unzählige Anleger
zum Kauf von angeblich
zukunftsträchtigen Wertpapieren zu völlig
überhöhten Preisen verlockt haben.
50 MILLIONEN DOLLAR SCHADEN
Der Schaden, der den Anlagern dadurch
entstanden sei, werde auf 50 Millionen
Dollar (102 Millionen Mark) geschätzt,
sagte die Chef-Anklägerin des
Bundesstaates New York, Mary Jo White,
bei einer Pressekonferenz. Die Verluste für
Anleger wären noch weit höher gewesen,
hätten die Ermittler nicht kurz vor dem
Zugriff noch mehrere “Super-Deals”
platzen lassen.
Den Angeklagten wird eine ganze
Palette von Straftaten vorgehalten -
darunter Morddrohungen durch den Einsatz
von Auftragskillern, Körperverletzung in
zahlreichen Fällen, Erpressungen,
Beamtenbestechungen, Unterschlagungen
und betrügerische Manipulationen von
Computernetzen. Unter anderem sollen sie
in Chatrooms durch gezielte
“Geheimtipps” Aktien als wertvoll
angepriesen haben.
Die meisten Angeklagten seien in den
vergangenen zwei Tagen bei einer
konzertierten Großaktion von mehr als 600
Polizeibeamten in mehreren
US-Bundesstaaten festgenommen worden,
sagte White. Schwerpunkte seien neben
New York die Staaten Texas, Utah und
Kalifornien gewesen.
POLIZISTEN BESTOCHEN
Zu dem Betrüger-Ring hätten 57
Börsenmakler, zwölf Anlageberater, zehn
führende und mehrere “kleine” Mitglieder
von Verbrecherclans, einige Buchhalter
sowie ein Polizeibeamter gehört. “Das ist
die größte Zahl von festgenommenen
Verdächtigen, die es bisher in einem
Aktienbetrugsfall gab”, sagte White.
Die “Verbindungen” des
Betrüger-Kartells hätten bis in den
gewerkschaftlichen Pensionsfond der New
Yorker Polizei gereicht. Dessen
Schatzmeister sei bestochen und später
erpresst worden, Investitionen des Fonds in
betrügerisch überteuerte Aktienanlagen zu
zeichnen. Der einflussreiche Polizeibeamte
habe zudem dafür gesorgt, dass Mitglieder
von Mafia-Banden Waffenscheine und
Ausnahme-Parkgenehmigungen bekommen
hätten, berichtete die “New York Times”.
Im Mittelpunkt des Massenbetrugs
stand nach Erkenntnissen der Ermittler die
einst seriöse Anlagefirma DMN Capital
Investments. Bosse der New Yorker
Gangsterclans Bonanno, Genovese,
Luchese, Colombo und Gambino hätten
vor Jahren beschlossen, das
Wall-Street-Unternehmen zu unterwandern
und zum Ausgangspunkt ihres US-weiten
Aktienbetrugsrings zu machen.
AGENTEN EINGESCHLEUST
In den vergangenen Monaten sei es
gelungen, FBI-Agenten in die Firma zu
schleusen. Sie hätten umfangreiches
Beweismaterial gesammelt und unter
anderem mehr als 1000 Stunden Gespräche
zwischen Führungsfiguren des
Betrugsaktion mitgeschnitten.
Der stellvertretende New Yorker
FBI-Direktor, Barry W. Mawn, sagte, die
gesamte Operation der “Familien” habe alle
wichtigen Zeichen traditioneller
Mafia-Methoden gehabt. “Egal, welchen
Markt die Banden infiltrieren, ob den
Fischmarkt oder den Aktienmarkt, ihre
Hauptmethoden sind immer dieselben:
Gewalt und die Drohung mit Gewalt.”
15. Juni 2000
Mit Material von: DPA
Kurse über Internet manipuliert - 120
Verdächtige angeklagt
Nach monatelangen verdeckten
Ermittlungen hat das FBI den größten
organisierten Betrug an
Wertpapieranlegern in der Geschichte
der USA auffliegen lassen. 120
mutmaßliche Täter - unter ihnen
Mitglieder aller großen
Mafia-Familien von New York und
Umgebung - wurden nach
Zeitungsberichten angeklagt.
Sie sollen die Kurse der Aktien von mehr
als 30 Unternehmen vor allem über das
Internet manipuliert und unzählige Anleger
zum Kauf von angeblich
zukunftsträchtigen Wertpapieren zu völlig
überhöhten Preisen verlockt haben.
50 MILLIONEN DOLLAR SCHADEN
Der Schaden, der den Anlagern dadurch
entstanden sei, werde auf 50 Millionen
Dollar (102 Millionen Mark) geschätzt,
sagte die Chef-Anklägerin des
Bundesstaates New York, Mary Jo White,
bei einer Pressekonferenz. Die Verluste für
Anleger wären noch weit höher gewesen,
hätten die Ermittler nicht kurz vor dem
Zugriff noch mehrere “Super-Deals”
platzen lassen.
Den Angeklagten wird eine ganze
Palette von Straftaten vorgehalten -
darunter Morddrohungen durch den Einsatz
von Auftragskillern, Körperverletzung in
zahlreichen Fällen, Erpressungen,
Beamtenbestechungen, Unterschlagungen
und betrügerische Manipulationen von
Computernetzen. Unter anderem sollen sie
in Chatrooms durch gezielte
“Geheimtipps” Aktien als wertvoll
angepriesen haben.
Die meisten Angeklagten seien in den
vergangenen zwei Tagen bei einer
konzertierten Großaktion von mehr als 600
Polizeibeamten in mehreren
US-Bundesstaaten festgenommen worden,
sagte White. Schwerpunkte seien neben
New York die Staaten Texas, Utah und
Kalifornien gewesen.
POLIZISTEN BESTOCHEN
Zu dem Betrüger-Ring hätten 57
Börsenmakler, zwölf Anlageberater, zehn
führende und mehrere “kleine” Mitglieder
von Verbrecherclans, einige Buchhalter
sowie ein Polizeibeamter gehört. “Das ist
die größte Zahl von festgenommenen
Verdächtigen, die es bisher in einem
Aktienbetrugsfall gab”, sagte White.
Die “Verbindungen” des
Betrüger-Kartells hätten bis in den
gewerkschaftlichen Pensionsfond der New
Yorker Polizei gereicht. Dessen
Schatzmeister sei bestochen und später
erpresst worden, Investitionen des Fonds in
betrügerisch überteuerte Aktienanlagen zu
zeichnen. Der einflussreiche Polizeibeamte
habe zudem dafür gesorgt, dass Mitglieder
von Mafia-Banden Waffenscheine und
Ausnahme-Parkgenehmigungen bekommen
hätten, berichtete die “New York Times”.
Im Mittelpunkt des Massenbetrugs
stand nach Erkenntnissen der Ermittler die
einst seriöse Anlagefirma DMN Capital
Investments. Bosse der New Yorker
Gangsterclans Bonanno, Genovese,
Luchese, Colombo und Gambino hätten
vor Jahren beschlossen, das
Wall-Street-Unternehmen zu unterwandern
und zum Ausgangspunkt ihres US-weiten
Aktienbetrugsrings zu machen.
AGENTEN EINGESCHLEUST
In den vergangenen Monaten sei es
gelungen, FBI-Agenten in die Firma zu
schleusen. Sie hätten umfangreiches
Beweismaterial gesammelt und unter
anderem mehr als 1000 Stunden Gespräche
zwischen Führungsfiguren des
Betrugsaktion mitgeschnitten.
Der stellvertretende New Yorker
FBI-Direktor, Barry W. Mawn, sagte, die
gesamte Operation der “Familien” habe alle
wichtigen Zeichen traditioneller
Mafia-Methoden gehabt. “Egal, welchen
Markt die Banden infiltrieren, ob den
Fischmarkt oder den Aktienmarkt, ihre
Hauptmethoden sind immer dieselben:
Gewalt und die Drohung mit Gewalt.”
15. Juni 2000
Mit Material von: DPA