US-Wirtschaft: Aufschwung.com

Beiträge: 2
Zugriffe: 237 / Heute: 1
mothy:

US-Wirtschaft: Aufschwung.com

 
05.02.02 09:29
Aus der FTD vom 5.2.2002 www.ftd.de/us-wirtschaft
US-Wirtschaft: Aufschwung.com
Von Ulrike Sosalla, New York, und Christian Schütte, Berlin

Die Hightech-Branche war der Turbomotor der amerikanischen New Economy. Bis der Konjunktur-Crash kam. Nun rühren sich die ersten Optimisten, die eine Wiederbelebung des Technologiesektors vorhersagen - und eine Rückkehr zu alter Stärke.

Es war nur ein einziger Cent. Aber im Milliarden-Dollar-Drama der New Economy war es der unerwartete Glückscent: Amazon, der weltgrößte Internethändler, hat für das vierte Quartal 2001 einen Gewinn ausgewiesen. 0,01 $ pro Aktie - der erste Profit in der Unternehmensgeschichte.

Die jüngste Erfolgsmeldung aus Seattle passt zum Stimmungswandel in der geprügelten New Economy. Je lauter in den USA von Aufschwung gesprochen wird, desto stärker rücken wieder die einstigen Hoffnungsträger ins Blickfeld. Vor allem die IT-Branche gilt als Konjunktur-Joker. "Eine Wiederbelebung bei der Informationstechnologie könnte im Aufschwung früher eine Rolle spielen, als die meisten Volkswirte erwarten", sagt Richard Berner, US-Chefökonom von Morgan Stanley.


Auch US-Notenbankpräsident Alan Greenspan macht Mut: "Vieles deutet darauf hin, dass die neuen Technologien künftig reichlich Gelegenheit bieten werden, erhöhte Renditen zu erzielen." Schließlich, so der Fed-Chef, nutzten die Unternehmen etwa im Einkauf erst "weniger als die Hälfte" der möglichen Effizienzvorteile durch Hightech-Produkte.


Die Technologiekonzerne, so viel ist unbestritten, waren der wichtigste Wachstumsträger des vergangenen Booms. Als US-Firmen begannen, in Hightech zu investieren, beschleunigte sich das Wachstum in den Zulieferindustrien rasant. Allein die Ausgaben für Computer erhöhten das Wirtschaftswachstum seit Mitte der 90er Jahre um einen halben Prozentpunkt. "Der Anstieg des Kapitalstocks an Technologie übertrug sich mit einem kräftigen Hebel auf die Investitionen", diagnostiziert Jan Hatzius von Goldman Sachs in New York.


In der Rezession wirkt dieser Hebel genauso heftig - bloß in umgekehrter Richtung: Vergangenes Jahr legten die Computerkäufe nur noch um 8,7 Prozent zu. Für die tempobesessene Branche glich dies einer brutalen Vollbremsung.



IT-Branche mit vorsichtigem Optimismus


Jetzt, da sich die konjunkturellen Vorzeichen wieder zum Besseren wenden, keimen erneut Hoffnungen auf ein überproportionales Wachstum. Investitionsmöglichkeiten gibt es zuhauf. Das Beratungsunternehmen Gartner Group erwartet, dass unter anderem die stark steigenden Sicherheits- und Verteidigungsausgaben dem IT-Sektor kräftige Impulse geben werden. Überdies werde die abnehmende Bereitschaft zu Dienstreisen der Branche helfen.


Zugleich erleben die gebeutelten Onlinehändler einen unerwarteten Zulauf. "Die Verbraucher werden online gehen. Endlich", prophezeit Gartner.


In der IT-Branche macht sich, wenn auch vorsichtiger, Optimismus breit. Die Unternehmen sind durch die Rezession schlanker und effizienter geworden. PC-Hersteller, Softwareanbieter und Chipproduzenten haben ihre Lager geleert und Fabriken geschlossen. Nun reicht ein leichter Anstieg der Nachfrage aus, um aus den Verlusten des vergangenen Jahres wieder Gewinne werden zu lassen.


Das Interesse an Hightech-Produkten klettert bereits deutlich. In der volkswirtschaftlichen Statistik für das vierte Quartal 2001 stechen - neben rasant gestiegenen Autokäufen - vor allem die aufstrebenden Ausgaben für "Computer und Peripheriegeräte" ins Auge. Inmitten der allgemeinen Investitionsflaute gaben die Unternehmen dafür wieder deutlich mehr aus.


Auf das Jahr hochgerechnet ermittelten die Statistiker eine nominale Wachstumsrate von rund zwölf Prozent. Bereinigt um die branchentypischen Qualitätsverbesserungen und Preisrückgänge entspricht das einem realen Plus von 40 Prozent.



Chip-Sektor zieht an


Das Barometer der Hightech-Branche, die Chip-Industrie, zeigt ebenfalls vorsichtige Anzeichen einer Erholung. Zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember 2001 ging der Absatz der Silizium-Speicher zum ersten Mal seit fünf Quartalen nicht mehr weiter zurück, sondern stabilisierte sich - wenngleich auf niedrigem Niveau.


In den USA und Europa stiegen die Verkäufe sogar leicht an, lediglich die anhaltende Rezession in Japan trübte das Bild. Schon haben die Chiphersteller begonnen, ihre Preise wieder zu erhöhen. Samsung, der weltgrößte Hersteller aus Korea, sieht sich nach neun Monaten Verlust inzwischen wieder in den schwarzen Zahlen.


"Dass die Preise nach dem Weihnachtsgeschäft anziehen, ist kein saisonaler Effekt mehr. Das ist ein gutes Zeichen", sagt Karsten Iltgen, Analyst bei WestLB Panmure. Chips eignen sich als Frühindikator, weil sie in fast allen IT-Produkten von PC über Handys bis zu Alarmanlagen und CD-Spielern eingebaut werden.


So rechnen Beobachter damit, dass die Talfahrt des Jahres 2001 wieder in einen leichten Aufschwung mündet. Unternehmen und Verbraucher in den USA decken sich allmählich mit neuen Geräten ein. "Viele Unternehmen haben während der Rezession ihre IT-Investitionen zurückgestellt und merken jetzt, dass sie wieder damit anfangen müssen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten", sagt Pip Coburn, Analyst bei UBS Warburg.


Dieser Zwang weckt auch bei Softwareherstellern und IT-Dienstleistern Hoffnung. Modernere Logistik- und Beschaffungssysteme helfen Unternehmen, Kosten weiter zu senken - eine logische Investition am Ende des Abschwungs. Große Lieferanten von Unternehmenssoftware und allem, was dazugehört, allen voran SAP und IBM, haben sich gut gehalten - und prognostizieren nun satte Zuwächse.


Die alten Riesen profitieren von ihrem starken Markennamen. "Die Unternehmenschefs werden neue Flops nicht hinnehmen, deshalb wenden sie sich an Unternehmen mit Branchentradition", prophezeit die Gartner Group.



Spekulationen um Wachstumsraten


Wie stark das Comeback der New Economy ausfallen wird, lässt sich allerdings noch nicht mit Gewissheit sagen. Optimist Richard Berner rechnet damit, dass der Hightech-Überhang in den Unternehmen bis zur Jahresmitte verschwunden ist. Weil 2001 drastisch weniger investiert wurde, sind die Kapazitäten so langsam gewachsen wie seit fast 35 Jahren nicht mehr. Im Hightech-Sektor selbst kam der rasante Ausbau zuletzt fast zum Stillstand. Zieht die Nachfrage erst einmal an, so Berners Vorhersage, dann werde die Auslastung rasch steigen, Investitionen würden fällig.


Pips Coburn sieht jedoch keine Rückkehr zu den spektakulären Wachstumsraten der 90er Jahre. "Die Hardware wird sich noch eine ganze Weile eher schleppend verkaufen", warnt der Analyst. Umsatzzuwächse von 15 oder 20 Prozent seien nicht in Sicht.


Auch Goldman-Sachs-Analyst Hatzius ist skeptisch: "Es gibt etwas Spielraum für Wachstum, aber nicht viel." Offen sei zudem, ob die Unternehmen ihre erwachenden Investitionswünsche überhaupt bezahlen könnten.


Der Finanzrahmen ist in der Tat oft eng: Weil die Erlöse eingebrochen sind, fehlt es an den eigenen Mitteln für die Expansion. Trotz stark gekürzter Investitionspläne bleiben viele Manager auf Fremdkapital angewiesen.


"Wenn der Aufschwung kommt, wird die IT-Nachfrage die Unternehmensbudgets sprengen, die in schlechteren Zeiten aufgestellt worden sind", warnen die Experten der Gartner Group. Wer es nicht schaffe, sich auf Projekte mit schneller Rendite zu konzentrieren, dem könnte beim Versuch einer neuen IT-Offensive schnell das Geld ausgehen.


Finanziell ausgeblutet ist eine der gewichtigsten Hightech-Branchen: die Telekommunikationsausrüster. Instandsetzungen nach den Terroranschlägen haben ihnen zuletzt ein wenig Nachfrage beschert. Ansonsten ist bei ihren Kunden, den Telefonfirmen, kein Ende des Investitionsstopps in Sicht. Im Gegenteil. "Wir können den Boden immer noch nicht sehen", sagte jüngst Anthony Muller, Finanzchef von JDS Uniphase, dem größten Glasfaserhersteller der Welt.


Das Unternehmen schrumpfte binnen eines Jahres von 29.000 Angestellten auf nur mehr 9000. Offen ist, wie viele Jobs noch gestrichen werden. Nicht viel besser sieht es bei anderen Ausrüstern wie Nortel Networks und Lucent aus. Die Zeit der Massenentlassungen ist zwar vorüber, ein Aufschwung ist ausgerechnet bei jener Branche, die das spektakuläre Wachstum der 90er Jahre mit antrieb, deshalb noch lange nicht in Sicht.


Eine "gute Nachricht" gebe es aber selbst von den gebeutelten Telekomausrüstern, merkt Morgan-Stanley-Ökonom Berner an. Der Industriezweig mache mittlerweile nur noch knapp zehn Prozent aller Ausrüstungsinvestitionen in den USA aus. "Die weiteren Einbrüche schlagen deshalb immer weniger zu Buche".

Hiob:

Den Aufschwung kennen wir vom Aufschwung Ost

 
05.02.02 09:44
und wissen von daher auch, wieviel die Prognosen dazu wert sind.
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--