Die Entscheidung über den Ausgang der Präsidentschaftswahl fällt erst nach der erneuten Stimmenauszählung in Florida. Dabei ist am Dienstag offenbar eine Wahlurne in einem Kindergarten vergessen worden. Die für US-Verhältnisse ungewöhnlich lange Entscheidungsfindung sorgt im Ausland indes für Erheiterung. So hat der russische Präsident Putin seine Hilfe bei der Stimmenauszählung angeboten.
Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, wurde die Urne wurde erst am Mittwoch in einem Kindergarten entdeckt, der zuvor als Wahllokal gedient hatte. Die noch versiegelte Urne sei der zuständigen Wahlkommision übergeben worden. Nach Angaben der staatlichen Wahlkommission soll die Auszählung bis Donnerstagnachmittag (Ortszeit) beendet sein. Der russische Präsident Wladimir Putin hat Washington im Scherz russische Hilfe bei der Auszählung der Stimmen der US-Präsidentschaftswahlen angeboten. Im Gespräch mit Journalisten während eines Aufenthalts in Rostow am Don verwies er angesichts der Verzögerung bei den Wahlergebnissen in den USA darauf, dass sich Russlands Vorsitzender der Zentralen Wahlkommission, Alexander Weschnjakow, gegenwärtig in den USA aufhalte. "Nötigenfalls kann er seinen amerikanischen Kollegen helfen", scherzte Putin.
Die neue Auszählung im umkämpften Bundesstaat Florida hatte der Wahlkampfmanager von Vizepräsident Al Gore am frühen Mittwochmorgen angekündigt. In Florida seien 99,9 Prozent der Stimmen ausgezählt. Der Unterschied zwischen Gore und dem Republikaner George W. Bush lag nach Informationen unserer Korrespondenten am Mittwochvormittag nur bei 200 Stimmen. 5000 Stimmen seien noch nicht ausgezählt. Floridas Gesetz sieht in diesem Fall zwingend eine Nachzählung vor. Diese Nachzählung soll noch im Laufe des Mittwoch abgeschlossen sein. Inzwischen haben beide Präsidentschaftskandidaten Beobachter zur neuen Stimmenauszählung nach Florida geschickt.
Der Ausgang des Rennens hatte zuvor stundenlang am seidenen Faden gehangen. Gore kam auf 260 Wahlmännerstimmen, Bush auf 246 ohne die Stimmen aus Florida; das Ergebnis aus Oregon stand zunächst noch aus.
Rennen in Florida weiter offen
Die entscheidende Rolle im Rennen um das Präsidentenamt spielt Florida. Zu Beginn des Wahlabends hatte es noch geheißen, die 25 Wahlmänner des Bundesstaates würden an Gore gehen. Später revidierten die TV-Sender ihre Prognosen - angeblich hatten ihnen fehlerhafte Daten aus mehreren Wahllokalen vorgelegen und erklärten George W. Bush zum Sieger. Jetzt muss eine erneute Auszählung Klarheit darüber bringen, wer die 25 Wahlmännerstimmen aus Florida für sich verbuchen kann. Erst dann steht fest, wer im Januar als nächster Präsident ins Weiße Haus in Washington einziehen wird.
Der texanische Gouverneur Bush fügte den Demokraten im Laufe des Wahlabends mehrere empfindliche Schlappen zu. Er siegte sowohl in Tennessee, dem Heimatstaat des Vizepräsidenten, als auch in Clintons heimischem Arkansas. Überdies gewann er die Schlüsselstaaten Missouri, Ohio, West Virginia und New Hampshire. Vizepräsident Al Gore verteidigte seine Bastionen im Nordosten, sowie Kalifornien und Minnesota. Mehrheiten errang er auch den alten Industriestaaten Illinois, Michigan und Pennsylvania.
Republikaner verteidigen Mehrheit im Kongress
Im Senat machten die Demokraten zwar Boden gut. Doch nach wie vor haben die Republikaner dort nach Hochrechnungen von CNN mindestens 50 von 100 Sitzen. Laut Fernsehberichten konnten die Republikaner auch ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus halten.