Einmal geht's noch: Alan Greenspan, Chef der US-Notenbank, senkte am Dienstag zum elften Mal in diesem Jahr die Zinsen. Nach der Reduzierung um 25 Basispunkte liegen die Leitzinsen nun bei 1,75 Prozent. Dieses Niveau markiert ein 40-Jahres-Tief. Dabei zeigten die amerikanischen Geldpolitiker ein weiteres Mal Entschlossenheit, wenn nötig, erneut an der Zinsschraube zu drehen. Die US-Wirtschaft "bleibt schwach", hieß es zur Begründung. Dow Jones und der S&P-500-Index schlossen daraufhin im Minus.
Auch in den Tagen zuvor sahen sich Investoren einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Mitte vergangener Woche ließen gute Zahlen aus dem Dienstleistungssektor darauf hoffen, dass die Wirtschaft doch schneller wieder Tritt fasst als gedacht. Der Dow Jones übersprang daraufhin die psychologisch wichtige Marke von 10000 Punkten, die Nasdaq hüpfte auf über 2000 Zähler. Am Freitag dämpften dann Regierungszahlen zum Arbeitsmarkt die Stimmung. Danach stieg die Arbeitslosenrate im November auf 5,7 Prozent, der höchste Stand seit August 1995. Endgültig unter die magische Marke fiel der Dow Jones dann zu Wochenbeginn. Investoren hörten auf die Analysten, die bereits seit Wochen vor einem erneuten Absturz der Börsen warnen. Ihnen verläuft die Rallye der vergangenen 11 Wochen einfach zu schnell und zu stark.
Gestiegene Nachfrage
Überraschenderweise sind es in diesen Tagen die Technologiewerte, die Anleger mit positiven Überraschungen verwöhnen. Mit Netzwerkausrüster Cisco www.investorscreen.de/entrium/chart/...CSCO.NAS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">CSCO.NAS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=CIS.FSE&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">CIS.FSE startete der Reigen. Unternehmenschef John Chambers sagte, dass das Orderbuch aus dem November die Erwartungen erfüllt hat. Software-Hersteller Oracle www.investorscreen.de/entrium/chart/...ORCL.NAS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">ORCL.NAS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=ORC.FSE&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">ORC.FSE gab bekannt, dass sich das Geschäft stabilisiere. Im kommenden Jahr könnte es sogar wieder wachsen. Zuguterletzt hoben die Chiphersteller Intel www.investorscreen.de/entrium/chart/...INTC.NAS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">INTC.NAS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=INL.FSE&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">INL.FSE und Advanced Micro Devices (AMD) www.investorscreen.de/entrium/chart/...=AMD.NYS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">AMD.NYS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=AMD.FSE&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">AMD.FSE ihre Umsatzprognosen für das vierte Quartal an.
Intel erwartet nun einen Quartalsumsatz von maximal 6,9 Milliarden Dollar statt wie bisher maximal 6,8 Milliarden. Die Nachfrage sei derzeit höher als erwartet, hieß es zur Begründung. Und Konkurrent AMD sagte, dass der Umsatz des vierten Quartals um mindestens 10 Prozent gegenüber dem dritten Quartal wachsen werde. Im vergangenen Monat noch hatte AMD prognostiziert, dass der Umsatz allenfalls im einstelligen Bereich zulegen werde.
Alte Garde hat zu kämpfen
Es sind die Old-Economy-Titel, die zu kämpfen haben. Nachdem Ford www.investorscreen.de/entrium/chart/...ym=F.NYS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">F.NYS www.investorscreen.de/entrium/chart/...FMC1.ETR&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">FMC1.ETR bereits in der vergangenen Woche vor einem Verlust von rund 900 Millionen Dollar im vierten Quartal warnte, gab Merck www.investorscreen.de/entrium/chart/...=MRK.NYS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">MRK.NYS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=MRK.ETR&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">MRK.ETR am Dienstag eine Gewinnwarnung heraus. Das Pharmaunternehmen sagte, dass das Gewinnwachstum im Jahr 2002 im Vergleich zu 2001 flach ausfallen werde. Das traf die Analysten überraschend, hatten sie doch mit einem Gewinnplus je Aktie von rund 8 Prozent gerechnet.
Wechsel an der AOL-Spitze
Überraschend auch die Nachricht, dass AOL Time Warner www.investorscreen.de/entrium/chart/...=AOL.NYS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">AOL.NYS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=AOL.FSE&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">AOL.FSE -Boss Gerald Levin im Mai kommenden Jahres zurücktreten wird. Den Chefposten des weltgrössten Medienunternehmens wird dann Richard Parsons übernehmen. Unter der Ägide von Levin kam vor knapp zwei Jahren der 106 Milliarden Dollar schwere Merger zwischen AOL und Time Warner zustande. Levin, der kommenden Jahr 63 Jahre alt wird, möchte sich nach seinem Rücktritt ins Privatleben zurückziehen.
Die Börse hatte diesen Schritt zwar etwas später erwartet, dennoch reagierte man nicht panisch. Offenbar rechnen Investoren mit einer reibungslosen Amtsübergabe. Allerdings hat Parsons bereits angedeutet, dass er das ehrgeizige Wachtumsziel des Unternehmens von derzeit 15 Prozent jährlich senken wird. Er hält es für eine weise Entscheidung, die Erwartungen der Anleger nicht zu hoch zu schrauben, um diese dann später übertreffen zu können.
Familie Packard macht Krach
Der Merger zwischen Compaq Computer www.investorscreen.de/entrium/chart/...=CPQ.NYS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">CPQ.NYS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=CPQ.FSE&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">CPQ.FSE und Hewlett-Packard(HP) www.investorscreen.de/entrium/chart/...=HWP.NYS&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">HWP.NYS www.investorscreen.de/entrium/chart/...=HWP.ETR&hist=&bFunds=0 target="_new" rel="nofollow">HWP.ETR verläuft dagegen alles andere als problemlos. Der Widerstand vor allem aus der HP-Gründerfamilie wächst. Dadurch kommen auch die Aktien erheblich unter Druck. Allein am Montag verloren die Compaq-Titel mehr als 14 Prozent an Wert. HP-Papiere lagen um 2,2 Prozent im Minus. Dennoch, offiziell sagten beide Unternehmen, dass sie weiterhin an den Plänen festhalten. Allerdings gilt es als relativ sicher, dass HP-Chefin Carly Fiorina ihren Hut nehmen muss, falls das Zusammengehen tatsächlich scheitert.
Mit Schwierigkeiten hat auch Merrill Lynch zu kämpfen. Die Investmentbank hatte zusammen mit HSBC einen Online-Broker gegründet, der außerhalb der USA tätig sein soll. Doch seit Beginn des Projekts im Mai konnten beispielsweise in Großbritannien nur 4 000 Kunden gewonnen werden. Nun sucht Merrill Lynch nach einem Notausgang aus dem Deal.