Wall Street: US-Börsen starten in eine überraschende Rallye
Nach einem schwachen Start am Morgen haben die großen amerikanischen Indizes im Laufe des Montagshandels eine unerwartet robuste Rallye vorgelegt. Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Plus von 134Zählern oder 1,3 Prozent auf 10 702 Punkten, die Nasdaq kletterte um 30 Zähler oder 1,4 Prozent auf 2153 Punkte.
Wirklich überraschend war der plötzliche Kaufsturm indes nicht, zumal die Wall Street seit Tagen gute Nachrichten eher zu Gewinnmitnahmen genutzt und weiteres Aufwärtspotential ignoriert hatte. Allerdings dauerte es zumindest an diesem Montag eine Zeit, bis gute Nachrichten auf das Parkett gelangten. Während man in den frühen Handelsstunden über die politischen Umfragen vor den Wahlen in New Hampshire diskutierte, ließen Zahlen auf sich warten.
Dann jedoch kamen starke Daten vom Immobilienmarkt, auf dem die Zahl der verkauften Neubauten im vergangenen Monat um satte 6,9 Prozent gestiegen ist. Der Markt hatte in einem allgemein starken Umfeld lediglich mit einem Wachstum um 6 Prozent gerechnet.
Weitere Zahlen kamen zum Handelsdefizit. Die Haushaltswächter im US-Kongress schätzen das Haushaltsdefizit im laufenden Jahr 2004 mit 477 Milliarden Dollar etwas weniger tief ein als noch im August. Langfristig rechnen die Experten indes mit einer dramatischen Verschlechterung: Für die zehn Jahre zwischen 2004 und 2015 schätzt man das Defizit auf 1,9 Billionen Dollar statt der bisher erwarteten 1,4 Billionen Dollar.
Was dem Markt unterdessen Kraft gab, waren die Zahlen des Kreditkartenriesen American Express. Der konnte dank starken Wachstums im Kreditkartengeschäft und in der Anlageplanung im abgelaufenen Quartal die Erwartungen der Wall Street schlagen. Das Unternehmen bilanziert nach einem Umsatzplus von 14 Prozent auf etwas mehr als 7 Milliarden Dollar einen Gewinn von 763 Millionen Dollar oder 60 Cent pro Aktie – das lag zwar unter den Flüsterschätzungen, reichte aber dennoch für ein Kursplus von 1,7 Prozent.
Weitere Zahlen standen für den frühen Abend von Texas Instruments an, und auch aus dem Dow sollte es mehr Informationen geben. Für den Abend wurde McDonalds erwartet, im Laufe der Woche folgen Honeywell und Exxon Mobil, wie Caterpillar und Du Pont oder der Konsum- und Tabakriese Altria Group (Philip Morris).
Vorab standen indes andere Papiere im Mittelpunkt des Interesses, und das waren vor allem die Aktien der Pharmabranche. Merck schloss als Dow-Gewinner mit einem Plus von 3,3 Prozent, nachdem das angesehene US-Anlegermagazin den Pharmazeuten als möglichen Übernahmekandidaten herausgestellt hatte. Merck hatte vor allem Ende des vergangenen Jahres an Wert verloren, nachdem das Management einige enttäuschende Projekte gestoppt hatte.
Um 1,6 Prozent verbesserte sich unterdessen Pfizer, obwohl dem Unternehmen und der Branche Konkurrenz von einem neuen Giganten droht. Zwar hat der deutsch-französische Konzern Aventis ein 60 Milliarden Dollar schweres Angebot von Sanofi-Synthelabo zunächst als „zu niedrig“ abgelehnt, doch könnten sich die beiden Pharmazeuten über eine feindliche Aktion dennoch zusammenschließen. Damit wäre das Unternehmen der drittgrößte Konzern der Branche weltweit.
Um 0,4 Prozent verbesserte sich die Aktie von Wal-Mart nach vorläufigen Januar-Zahlen. Nach einem enttäuschenden Dezembergeschäft läuft für den Einzelhandelsriesen zumindest der Januar im Rahmen der Erwartungen. Die Umsätze in eingeführten Läden deuteten im laufenden Monat auf eine Wachstumsspanne von 3 bis 5 Prozent, heißt es zum Wochenstart aus dem Management. Stärkste Umsatzbringer seien Herrenmode, Sport-Ausrüstung und Güter des alltäglichen Gebrauchs.
Letzterer Bereich gilt als krisenfest und wenig spannend, und aus der Branche kamen zum Wochenauftakt zwei Quartalsmeldungen. Kimberly-Clark, Hersteller von Windeln und Taschentüchern, weist für das zurückliegende Vierteljahr ein Umsatzplus von 11 Prozent aus und schlägt mit einem Gewinn von 459,5 Millionen Dollar oder 91 Cent pro Aktie die Prognosen. Der Seifen- und Waschmittelhersteller Dial hat unterdessen nach einem schwachen Vorjahrsquartal wieder dick Gewinn gemacht und schlägt mit einem Plus von 26 Cent ebenfalls die Erwartungen.
Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.