US-Stahlzölle werden zum Bumerang
Die Inflation wird durch die Explosion bei US-Stahlpreisen angeheizt, die verarbeitende Industrie ächzt unter der Knappheit an Vormaterialien.
Als Schutzmaßnahme zugunsten der republikanischen Wählerschichten in den Stahl-Regionen gedacht, erweisen sich die US-Strafzölle auf Stahleinfuhren als Schuß, der nach hinten los ging. Die bis zu 30 Prozent hohen Tarife auf Einfuhren haben zu einer deutlichen Verknappung von Stahlmaterialien geführt. Da sich gleichzeitig die Nachfrage wegen der wiedererstarkten Konjunktur erhöht, explodieren die Stahlpreise in Amerika.
Sehr zur Freude der erst erbosten nicht-amerikanischen Stahlerzeuger - die Strafzölle haben für sie ausschließlich positive Folgen gehabt. Laut Wolfgang Eder, Vorstand der Voest-Alpine, sind die Preise jenseits des Atlantiks seit Dezember um 70 Prozent explodiert, wie er der "Presse" erklärte. Trotz des 30prozentigen Aufschlags verdienen die Stahlexporteure in Amerika damit gutes Geld.
Die deutsche "Wirtschaftsvereinigung Stahl" hält in einem noch unveröffentlichten Bericht fest: "Lieferungen in den US-Markt sind trotz der Zollbelastung attraktiv. Die Stahlbestände bei den Verarbeitern sind stark abgeschmolzen, sodaß sie über den aktuellen Bedarf hinaus ordern. In Erwartung steigender Preise werden Aufträge vorgezogen."
Manche Beobachter sehen angesichts dieser Entwicklung bereits den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung gefährdet. Denn die teureren Vorleistungen zwingen auch die Abnehmer-Industrien wie die Autohersteller und Haushaltsgeräte-Produzenten zu Preiserhöhungen. Dadurch wird die Inflation in die Höhe getrieben, wodurch schon bald ein Anziehen der Zinsschraube notwendig werden könnte.
Die aktuelle Konstellation hat noch eine Besonderheit aufzuweisen: Zu den Stahlzöllen und zu der steigenden Nachfrage kommen auch noch der schwache Dollar, der die Einfuhren verteuert und der Umstand, daß rund 20 Stahlkocher in den USA in die Pleite geschlittert sind und die Kapazitäten zurückgefahren haben. Auch wenn einige Produzenten - beispielsweise die nach dem Konkurs aufgefangene LTV Corp. - die Produktion wieder hochfahren wollen, dürfte das Gegensteuern einige Zeit in Anspruch nehmen.
WTO-Rekordstrafe
Die Situation der europäischen Hersteller ist derweil komfortabel. Die Überhitzung auf dem amerikanischen Stahlmarkt führte auch auf dem alten Kontinent zu einer Verknappung, die einen Preisanstieg zur Folge hatte, führt Eder weiter aus. Und: Es kam nicht zu den befürchteten Waren-Umleitungen, nachdem die USA den Markt abschotteten.
Die EU wartet inzwischen mit Retorsionsmaßnahmen noch ab, eine Liste mit Strafzöllen im Volumen von 300 Mill. Dollar liegt aber in der Schublade. Bis Jahresende will die Welthandelsorganisation (WTO) entscheiden, ob die Einführung der Stahlzölle internationale Handelsabkommen verletzen. Viel rascher wird aber ein anderer Konfliktfall entschieden. Wie die Nachrichtenagentur "bloomberg" berichtet, soll die WTO die EU am kommenden Montag ermächtigen, Strafzölle im Ausmaß von einer Mrd. Euro zu verhängen. Grund dafür sind die steuerlichen Exportbegünstigungen, die die USA nationalen Konzernen gewähren.
Auch wenn das genannte Ausmaß nur einem Viertel des EU-Antrags entspricht, würde es sich dennoch um die mit Abstand höchste Retorsionsmaßnahme handeln, die von der WTO jemals genehmigt wurde.
Die Inflation wird durch die Explosion bei US-Stahlpreisen angeheizt, die verarbeitende Industrie ächzt unter der Knappheit an Vormaterialien.
Als Schutzmaßnahme zugunsten der republikanischen Wählerschichten in den Stahl-Regionen gedacht, erweisen sich die US-Strafzölle auf Stahleinfuhren als Schuß, der nach hinten los ging. Die bis zu 30 Prozent hohen Tarife auf Einfuhren haben zu einer deutlichen Verknappung von Stahlmaterialien geführt. Da sich gleichzeitig die Nachfrage wegen der wiedererstarkten Konjunktur erhöht, explodieren die Stahlpreise in Amerika.
Sehr zur Freude der erst erbosten nicht-amerikanischen Stahlerzeuger - die Strafzölle haben für sie ausschließlich positive Folgen gehabt. Laut Wolfgang Eder, Vorstand der Voest-Alpine, sind die Preise jenseits des Atlantiks seit Dezember um 70 Prozent explodiert, wie er der "Presse" erklärte. Trotz des 30prozentigen Aufschlags verdienen die Stahlexporteure in Amerika damit gutes Geld.
Die deutsche "Wirtschaftsvereinigung Stahl" hält in einem noch unveröffentlichten Bericht fest: "Lieferungen in den US-Markt sind trotz der Zollbelastung attraktiv. Die Stahlbestände bei den Verarbeitern sind stark abgeschmolzen, sodaß sie über den aktuellen Bedarf hinaus ordern. In Erwartung steigender Preise werden Aufträge vorgezogen."
Manche Beobachter sehen angesichts dieser Entwicklung bereits den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung gefährdet. Denn die teureren Vorleistungen zwingen auch die Abnehmer-Industrien wie die Autohersteller und Haushaltsgeräte-Produzenten zu Preiserhöhungen. Dadurch wird die Inflation in die Höhe getrieben, wodurch schon bald ein Anziehen der Zinsschraube notwendig werden könnte.
Die aktuelle Konstellation hat noch eine Besonderheit aufzuweisen: Zu den Stahlzöllen und zu der steigenden Nachfrage kommen auch noch der schwache Dollar, der die Einfuhren verteuert und der Umstand, daß rund 20 Stahlkocher in den USA in die Pleite geschlittert sind und die Kapazitäten zurückgefahren haben. Auch wenn einige Produzenten - beispielsweise die nach dem Konkurs aufgefangene LTV Corp. - die Produktion wieder hochfahren wollen, dürfte das Gegensteuern einige Zeit in Anspruch nehmen.
WTO-Rekordstrafe
Die Situation der europäischen Hersteller ist derweil komfortabel. Die Überhitzung auf dem amerikanischen Stahlmarkt führte auch auf dem alten Kontinent zu einer Verknappung, die einen Preisanstieg zur Folge hatte, führt Eder weiter aus. Und: Es kam nicht zu den befürchteten Waren-Umleitungen, nachdem die USA den Markt abschotteten.
Die EU wartet inzwischen mit Retorsionsmaßnahmen noch ab, eine Liste mit Strafzöllen im Volumen von 300 Mill. Dollar liegt aber in der Schublade. Bis Jahresende will die Welthandelsorganisation (WTO) entscheiden, ob die Einführung der Stahlzölle internationale Handelsabkommen verletzen. Viel rascher wird aber ein anderer Konfliktfall entschieden. Wie die Nachrichtenagentur "bloomberg" berichtet, soll die WTO die EU am kommenden Montag ermächtigen, Strafzölle im Ausmaß von einer Mrd. Euro zu verhängen. Grund dafür sind die steuerlichen Exportbegünstigungen, die die USA nationalen Konzernen gewähren.
Auch wenn das genannte Ausmaß nur einem Viertel des EU-Antrags entspricht, würde es sich dennoch um die mit Abstand höchste Retorsionsmaßnahme handeln, die von der WTO jemals genehmigt wurde.