Montag, 8. Oktober 2001
US-Konjunktur
Alles Rezession, oder was?
Niemand will es aussprechen, das R-Wort, doch spätestens seit dem 11. September ist es in aller Munde - mit den unterschiedlichsten Interpretationen allerdings. Rezession, das Wort geistert seit Wochen durch die Medien, kaum ein Analyst oder Wirtschaftsexperte hat sich nicht bereits zu ihr geäußert, und ob die Amerikaner denn nun drin sind oder nicht. Aber es bleibt doch unbeantwortet. Sind die USA denn nun in einer Rezession oder nicht?
US-Investment-Legende Warren Buffet sagt, man sei schon mittendrin, Notenbank-Chef Alan Greenspan hält sich dagegen bedeckt. Dafür erklärt der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten George W. Bush, die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft sich in ihr befindet, habe sich bedeutend erhöht. Die Deutsche Bank stellte in ihrer jüngsten Analyse schlicht fest: „Die US-Wirtschaft befindet sich nun in einer R....“. Wenn es nach der Anzahl der Wortmeldungen geht, dann sind die USA tatsächlich mittendrin, im R-Tal.
Alle drei Monate erstellt die britische Tageszeitung „Economist“ den so genannten R-Wort-Index, der die Häufigkeit misst, wie oft das gefürchtete Wort in Zeitungsartikeln auftaucht. Seit dem 11. September fehlen die neun Unheil-verkündenden-Buchstaben in wohl kaum einem Artikel aus dem Wirtschaftsressort. Wenn man danach geht, bedeutet dies nichts Gutes.
Der Index des Wortes, das niemand aussprechen will, die Journalisten dafür aber um so lieber schreiben, stieg auch vor den Jahren 1981 und 1990 stark an - und tatsächlich rutschte die US-Wirtschaft danach prompt tief in die Krise. Self-fullfilling prophecy?
Liest man die Begründung der meisten Unternehmen, die in den letzten drei Wochen eine Gewinnwarnung ausgaben, kann einem Angst und Bange werden. Sun Microsystems, Gateway, Compaq, Ford und die Hotel-Gruppen Marriott und MGM Mirage begründen das Verfehlen ihrer Ziele alle mit der sich abschwächenden Wirtschaft nach den Terroranschlägen.
Doch halt! Eine Studie des Marktforschungsinstituts Thomson Financial/First Call zeigt ein anderes Bild. Bisher haben für das dritte Quartal 712 US-Unternehmen eine Gewinnwarnung ausgegeben. Im zweiten Quartal waren es zur selben Zeit bereits 736.
Von den 500 im wichtigen Standard & Poor 500 Index gelisteten Unternehmen haben 230 ihre Anleger vor geringer als erwarteten Ergebnissen gewarnt. Im zweiten Quartal waren es zum selben Zeitpunkt bereits 300.
Wie ist das nun also mit der Rezession - sind die Amerikaner drin? Oder nicht? Oder ist einfach alles so gut oder schlecht wie zuvor? Wer weiß das schon.
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US-Konjunktur
Alles Rezession, oder was?
Niemand will es aussprechen, das R-Wort, doch spätestens seit dem 11. September ist es in aller Munde - mit den unterschiedlichsten Interpretationen allerdings. Rezession, das Wort geistert seit Wochen durch die Medien, kaum ein Analyst oder Wirtschaftsexperte hat sich nicht bereits zu ihr geäußert, und ob die Amerikaner denn nun drin sind oder nicht. Aber es bleibt doch unbeantwortet. Sind die USA denn nun in einer Rezession oder nicht?
US-Investment-Legende Warren Buffet sagt, man sei schon mittendrin, Notenbank-Chef Alan Greenspan hält sich dagegen bedeckt. Dafür erklärt der Wirtschaftsberater des US-Präsidenten George W. Bush, die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft sich in ihr befindet, habe sich bedeutend erhöht. Die Deutsche Bank stellte in ihrer jüngsten Analyse schlicht fest: „Die US-Wirtschaft befindet sich nun in einer R....“. Wenn es nach der Anzahl der Wortmeldungen geht, dann sind die USA tatsächlich mittendrin, im R-Tal.
Alle drei Monate erstellt die britische Tageszeitung „Economist“ den so genannten R-Wort-Index, der die Häufigkeit misst, wie oft das gefürchtete Wort in Zeitungsartikeln auftaucht. Seit dem 11. September fehlen die neun Unheil-verkündenden-Buchstaben in wohl kaum einem Artikel aus dem Wirtschaftsressort. Wenn man danach geht, bedeutet dies nichts Gutes.
Der Index des Wortes, das niemand aussprechen will, die Journalisten dafür aber um so lieber schreiben, stieg auch vor den Jahren 1981 und 1990 stark an - und tatsächlich rutschte die US-Wirtschaft danach prompt tief in die Krise. Self-fullfilling prophecy?
Liest man die Begründung der meisten Unternehmen, die in den letzten drei Wochen eine Gewinnwarnung ausgaben, kann einem Angst und Bange werden. Sun Microsystems, Gateway, Compaq, Ford und die Hotel-Gruppen Marriott und MGM Mirage begründen das Verfehlen ihrer Ziele alle mit der sich abschwächenden Wirtschaft nach den Terroranschlägen.
Doch halt! Eine Studie des Marktforschungsinstituts Thomson Financial/First Call zeigt ein anderes Bild. Bisher haben für das dritte Quartal 712 US-Unternehmen eine Gewinnwarnung ausgegeben. Im zweiten Quartal waren es zur selben Zeit bereits 736.
Von den 500 im wichtigen Standard & Poor 500 Index gelisteten Unternehmen haben 230 ihre Anleger vor geringer als erwarteten Ergebnissen gewarnt. Im zweiten Quartal waren es zum selben Zeitpunkt bereits 300.
Wie ist das nun also mit der Rezession - sind die Amerikaner drin? Oder nicht? Oder ist einfach alles so gut oder schlecht wie zuvor? Wer weiß das schon.
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