Ökonomen von hohem US-Handelsbilanzdefizit überrascht
FRANKFURT (Dow Jones-VWD)--Bankvolkswirte haben sich am Mittwoch vom neuerlichen Rekorddefizit in der US-Handelsbilanz überrascht gezeigt. Weil ein großer Teil des Defizits aber auf gestiegene Ölimporte zurückgeht, sehen die Experten noch keinen Anlass zu überzogener Sorge. Zuvor hatte das US-Handelsministeriums einen Anstieg des Außenhandelsdefizits im November auf 60,3 Mrd USD von revidiert 56,0 Mrd USD im Vormonat berichtet. Die Prognose von Ökonomen hatte lediglich bei 54,0 Mrd USD gelegen. Bei den Exporten kam es zu einem Rückgang auf breiter Basis, während die Importe stiegen. Bereits im Oktober war ein Rekorddefizit ausgewiesen worden.
Die Exporte sanken im November erstmals seit Juni 2003 um 2,3%, während die Importe um 1,3% wuchsen. Ökonom David Milleker von der Allianz Group verweist jedoch darauf, dass vom Gesamtanstieg des Passivsaldos um 4,3 Mrd USD allein 2,1 Mrd USD auf eine gestiegene Öl-Importrechnung zurückgehen. Deshalb sollte die Verschlechtung der Handelsbilanz nicht überinterpretiert werden. Positiv sei zu werten, dass sich die Defizitausweitung nicht durch Importe aus dem pazifischen Raum fortgesetzt habe.
Die Ursachen für den Exportrückgang sind nach Ansicht von Postbank-Ökonom Heinrich Bauer nicht eindeutig zu identifizieren. Zum einen könnte eine Rolle gespielt haben, dass die globale Nachfrage im November eine Schwächephase durchlaufen hat. In diesem Fall sollte eine Wiederbelebung in den nächsten Monaten für eine Erholung der US-Exporte sorgen. Auf der anderen Seite falle aber auf, dass sich der Rückgang der US-Güterexporte über alle Produktgruppen erstrecke. Zudem hätten sich auch die bilateralen Salden gegenüber fast allen größeren Wirtschaftsräumen verschlechtert. Diese ungewöhnliche Entschwicklung könnte auf Probleme bei der Saisonbereinigung der Daten hinweisen, gibt der Experte zu bedenken.
Commerzbank-Volkswirt Gerald Müller geht davon aus, dass der jüngste Ölpreisrückgang das Defizit auf kurze Sicht etwas verringern wird. Sollte allerdings die ausländische Nachfrage nach US-Exporten weiter enttäuschen, so wäre eine Stabilisierung des Defizits nur über niedrigeres Wachstum in den USA zu realisieren, konstatiert der Fachmann. Die Hoffungen auf einen weiter kräftig steigenden Privatverbrauch relativierten sich vor diesem Hintergrund, denn zu einem großen Teil sei die zusätzliche Konsumnachfrage wohl vom Ausland aus bedient worden.
Nach Einschätzung von Kevin Logan und Elisabeth Denison, Ökonomen bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, könnten die gesunkenen Nettoexporte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal mit bis zu einem Prozentpunkt belasten. Für dieses Schlussquartal sei nun mit einem BIP-Zuwachs von 3,3% zu rechnen, nachdem im dritten Quartal noch ein Plus von 4,0% verzeichnet worden war.
-Von Andreas Plecko, Dow Jones Newswires. +49 (0) 6196 405 392; andreas.plecko@dowjones.com
(ENDE) Dow Jones Newswires/12.1.2005/apo
FRANKFURT (Dow Jones-VWD)--Bankvolkswirte haben sich am Mittwoch vom neuerlichen Rekorddefizit in der US-Handelsbilanz überrascht gezeigt. Weil ein großer Teil des Defizits aber auf gestiegene Ölimporte zurückgeht, sehen die Experten noch keinen Anlass zu überzogener Sorge. Zuvor hatte das US-Handelsministeriums einen Anstieg des Außenhandelsdefizits im November auf 60,3 Mrd USD von revidiert 56,0 Mrd USD im Vormonat berichtet. Die Prognose von Ökonomen hatte lediglich bei 54,0 Mrd USD gelegen. Bei den Exporten kam es zu einem Rückgang auf breiter Basis, während die Importe stiegen. Bereits im Oktober war ein Rekorddefizit ausgewiesen worden.
Die Exporte sanken im November erstmals seit Juni 2003 um 2,3%, während die Importe um 1,3% wuchsen. Ökonom David Milleker von der Allianz Group verweist jedoch darauf, dass vom Gesamtanstieg des Passivsaldos um 4,3 Mrd USD allein 2,1 Mrd USD auf eine gestiegene Öl-Importrechnung zurückgehen. Deshalb sollte die Verschlechtung der Handelsbilanz nicht überinterpretiert werden. Positiv sei zu werten, dass sich die Defizitausweitung nicht durch Importe aus dem pazifischen Raum fortgesetzt habe.
Die Ursachen für den Exportrückgang sind nach Ansicht von Postbank-Ökonom Heinrich Bauer nicht eindeutig zu identifizieren. Zum einen könnte eine Rolle gespielt haben, dass die globale Nachfrage im November eine Schwächephase durchlaufen hat. In diesem Fall sollte eine Wiederbelebung in den nächsten Monaten für eine Erholung der US-Exporte sorgen. Auf der anderen Seite falle aber auf, dass sich der Rückgang der US-Güterexporte über alle Produktgruppen erstrecke. Zudem hätten sich auch die bilateralen Salden gegenüber fast allen größeren Wirtschaftsräumen verschlechtert. Diese ungewöhnliche Entschwicklung könnte auf Probleme bei der Saisonbereinigung der Daten hinweisen, gibt der Experte zu bedenken.
Commerzbank-Volkswirt Gerald Müller geht davon aus, dass der jüngste Ölpreisrückgang das Defizit auf kurze Sicht etwas verringern wird. Sollte allerdings die ausländische Nachfrage nach US-Exporten weiter enttäuschen, so wäre eine Stabilisierung des Defizits nur über niedrigeres Wachstum in den USA zu realisieren, konstatiert der Fachmann. Die Hoffungen auf einen weiter kräftig steigenden Privatverbrauch relativierten sich vor diesem Hintergrund, denn zu einem großen Teil sei die zusätzliche Konsumnachfrage wohl vom Ausland aus bedient worden.
Nach Einschätzung von Kevin Logan und Elisabeth Denison, Ökonomen bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, könnten die gesunkenen Nettoexporte das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal mit bis zu einem Prozentpunkt belasten. Für dieses Schlussquartal sei nun mit einem BIP-Zuwachs von 3,3% zu rechnen, nachdem im dritten Quartal noch ein Plus von 4,0% verzeichnet worden war.
-Von Andreas Plecko, Dow Jones Newswires. +49 (0) 6196 405 392; andreas.plecko@dowjones.com
(ENDE) Dow Jones Newswires/12.1.2005/apo