US-Fonds: Neue Namen, alte Zöpfe?
New York, 21. März (Bloomberg) - Wer mit der Bezeichnung von Investmentfonds so seine Probleme hat, der kann bald aufatmen. Denn im Sommer nächsten Jahres tritt eine Richtlinie der Securities and Exchange Commission(SEC) in Kraft, wonach US- Fondsgesellschaften ihre Fonds nur noch nach bestimmten Kriterien benennen dürfen. Demnach darf sich ein Fonds nur dann als "tax- exempt income fund" oder "Southeast Asia fund" bezeichnen, wenn mindestens 80 Prozent des Anlagekapitals entsprechend investiert wurden. Früher lag diese Grenze bei 65 Prozent. Dennoch sollten Anleger auch weiterhin vorsichtig sein. "Der Name, den eine Fondsgesellschaft vergibt, ist nur die halbe Wahrheit", fügt die SEC einschränkend hinzu.
Die neue Richtlinie (www.sec.gov/rules/final/ic- 24828.htm) ist ein lobenswerter Schritt, daran besteht kein Zweifel. Immerhin sorgten Bezeichnungen wie "North American Fund" in den letzten Jahren für Verwirrung, fanden sich dort auf einmal Werte aus Südamerika. Und was haben spekulative Aktien in einem so genannten "Blue Chip Fund" zu suchen? Eine wahrheitsgemäße Bezeichnung beugt solchen Überraschungen vor.
Doch viele der geläufigeren Namen lassen sich gar nicht erst zuordnen. "Die neue Richtlinie bezieht sich nicht auf Begriffe wie 'mid-cap', 'indexed' oder 'international'. Dafür gibt es keine Standarddefinitionen", heißt es in einer Analyse der Wirtschaftsprüfung Deloitte & Touche LLP. "Hier müssen die SEC- Mitarbeiter von Fall zu Fall entscheiden, ob die Bezeichnung irreführend ist oder nicht."
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, sagten schon unsere Großeltern. Das gilt auch für die Bezeichnung von Investmentfonds. Ob die derzeit 114 Fonds mit dem Zusatz "perpetual" tatsächlich ewig bestehen bleiben - so wie es der American Heritage Concise Dictionary vorgibt - ist mehr als fraglich.
Und obwohl ein so genannter "tax-free fund" zu mindestens 80 Prozent in ertragssteuerfreie Anleihen investiert, klopft das Finanzamt früher oder später dennoch an die Tür. Denn beim gewinnbringenden Verkauf einer Anleihe muss der Kapitalgewinn versteuert werden. Das gilt beispielsweise für den MSDW Tax-Exempt Securities Trust, der von 1993 bis 1999 jedes Jahr zumindest einen geringen Kapitalgewinn auswies. Was passiert, wenn dieser Gewinn über dem steuerfreien Grenzbetrag liegt? In diesem Fall ist die Bezeichnung "tax-free" tatsächlich etwas weit hergeholt.
Auch die so genannten "growth and income funds" halten nicht unbedingt, was sie versprechen. In einer Zeit, da die Dividendenrendite des Standard & Poor's 500 Index bei rund 1,2 Prozent steht, verliert die Bezeichnung "income" ihre klassische Bedeutung. So kommt der Fidelity Growth & Income Fund auf eine Rendite von gerademal 0,8 Prozent, der Janus Growth & Income liegt bei 0,6 Prozent. Beide Fonds haben von Morningstar Inc. fünf Sterne verliehen bekommen, die beste Bewertung.
Und dann wären da noch die Fonds mit dem illustren Label "capital preservation". Für den Laien klingt das nach einem Versprechen, niemals Geld zu verlieren. Fondsmanager verstehen darunter allerdings etwas ganz anderes. Der American Century Capital Preservation Fund, ein Geldmarktfonds, trägt seinen Namen zu Recht. Er investiert nur in Kurzläufer, die in den Augen der meisten Anleger als sicherste Kapitalanlage gelten. Kursschwankungen sind da kein Thema. Doch andere "capital preservation funds" sind nichts weiter als erstklassige Anleihefonds. Sie sind den Unwägbarkeiten des Marktes auf Gedeih und Verderb ausgesetzt. So verlor der Kemper Income & Capital Preservation Fund 1999 - ein für Anleihen turbulentes Jahr - 2,9 Prozent. Im Prospekt wird der Fonds folgendermaßen beschrieben: "Auf eine hohe Ausschüttung ausgerichteter Fonds, der das eingesetzte Kapital bewahrt, indem er vorrangig in erstklassige Wertpapiere investiert." Hier meint "capital preservation" wohl etwas anderes.
New York, 21. März (Bloomberg) - Wer mit der Bezeichnung von Investmentfonds so seine Probleme hat, der kann bald aufatmen. Denn im Sommer nächsten Jahres tritt eine Richtlinie der Securities and Exchange Commission(SEC) in Kraft, wonach US- Fondsgesellschaften ihre Fonds nur noch nach bestimmten Kriterien benennen dürfen. Demnach darf sich ein Fonds nur dann als "tax- exempt income fund" oder "Southeast Asia fund" bezeichnen, wenn mindestens 80 Prozent des Anlagekapitals entsprechend investiert wurden. Früher lag diese Grenze bei 65 Prozent. Dennoch sollten Anleger auch weiterhin vorsichtig sein. "Der Name, den eine Fondsgesellschaft vergibt, ist nur die halbe Wahrheit", fügt die SEC einschränkend hinzu.
Die neue Richtlinie (www.sec.gov/rules/final/ic- 24828.htm) ist ein lobenswerter Schritt, daran besteht kein Zweifel. Immerhin sorgten Bezeichnungen wie "North American Fund" in den letzten Jahren für Verwirrung, fanden sich dort auf einmal Werte aus Südamerika. Und was haben spekulative Aktien in einem so genannten "Blue Chip Fund" zu suchen? Eine wahrheitsgemäße Bezeichnung beugt solchen Überraschungen vor.
Doch viele der geläufigeren Namen lassen sich gar nicht erst zuordnen. "Die neue Richtlinie bezieht sich nicht auf Begriffe wie 'mid-cap', 'indexed' oder 'international'. Dafür gibt es keine Standarddefinitionen", heißt es in einer Analyse der Wirtschaftsprüfung Deloitte & Touche LLP. "Hier müssen die SEC- Mitarbeiter von Fall zu Fall entscheiden, ob die Bezeichnung irreführend ist oder nicht."
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, sagten schon unsere Großeltern. Das gilt auch für die Bezeichnung von Investmentfonds. Ob die derzeit 114 Fonds mit dem Zusatz "perpetual" tatsächlich ewig bestehen bleiben - so wie es der American Heritage Concise Dictionary vorgibt - ist mehr als fraglich.
Und obwohl ein so genannter "tax-free fund" zu mindestens 80 Prozent in ertragssteuerfreie Anleihen investiert, klopft das Finanzamt früher oder später dennoch an die Tür. Denn beim gewinnbringenden Verkauf einer Anleihe muss der Kapitalgewinn versteuert werden. Das gilt beispielsweise für den MSDW Tax-Exempt Securities Trust, der von 1993 bis 1999 jedes Jahr zumindest einen geringen Kapitalgewinn auswies. Was passiert, wenn dieser Gewinn über dem steuerfreien Grenzbetrag liegt? In diesem Fall ist die Bezeichnung "tax-free" tatsächlich etwas weit hergeholt.
Auch die so genannten "growth and income funds" halten nicht unbedingt, was sie versprechen. In einer Zeit, da die Dividendenrendite des Standard & Poor's 500 Index bei rund 1,2 Prozent steht, verliert die Bezeichnung "income" ihre klassische Bedeutung. So kommt der Fidelity Growth & Income Fund auf eine Rendite von gerademal 0,8 Prozent, der Janus Growth & Income liegt bei 0,6 Prozent. Beide Fonds haben von Morningstar Inc. fünf Sterne verliehen bekommen, die beste Bewertung.
Und dann wären da noch die Fonds mit dem illustren Label "capital preservation". Für den Laien klingt das nach einem Versprechen, niemals Geld zu verlieren. Fondsmanager verstehen darunter allerdings etwas ganz anderes. Der American Century Capital Preservation Fund, ein Geldmarktfonds, trägt seinen Namen zu Recht. Er investiert nur in Kurzläufer, die in den Augen der meisten Anleger als sicherste Kapitalanlage gelten. Kursschwankungen sind da kein Thema. Doch andere "capital preservation funds" sind nichts weiter als erstklassige Anleihefonds. Sie sind den Unwägbarkeiten des Marktes auf Gedeih und Verderb ausgesetzt. So verlor der Kemper Income & Capital Preservation Fund 1999 - ein für Anleihen turbulentes Jahr - 2,9 Prozent. Im Prospekt wird der Fonds folgendermaßen beschrieben: "Auf eine hohe Ausschüttung ausgerichteter Fonds, der das eingesetzte Kapital bewahrt, indem er vorrangig in erstklassige Wertpapiere investiert." Hier meint "capital preservation" wohl etwas anderes.