US-Firmen dämpfen Anleger-Hoffnungen

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US-Firmen dämpfen Anleger-Hoffnungen

 
21.01.02 09:46
Experten erwarten keine steigenden Aktienkurse
Von Gertrud Hussla und Ulf Sommer


Bislang übertreffen viele US-Unternehmen die Erwartungen der Analysten. Die meisten Investoren reagieren dennoch enttäuscht, weil sie optimistischere Ausblicke für das laufende Jahr erhofft hatten. Schwergewichte wie Microsoft und IBM sehen aber bisher keine nachhaltige Belebung der Nachfrage.

 
HB NEW YORK/DÜSSELDORF. Die erste Flut an Quartalsergebnissen ist vorbei, ohne dass Investoren große Überraschungen erlebt hätten. Anleger, die weniger auf die Zahlen des abgelaufenen Jahres, dafür mehr auf Ausblicke schielen, wurden häufig enttäuscht. Viele Unternehmen äußerten sich ähnlich vage wie sonst der amerikanische Notenbankchef Alan Greenspan. "Erholung ja, aber verhalten und mit Risiken behaftet", ist häufig der Tenor.

"Was wir bis jetzt gesehen haben, war sehr gemischt", sagt der für institutionelle Investoren zuständige Ökonom Steven Wieting von der Investmentbank Salomon Smith Barney. Als positives Signal wertet er, dass die Finanzbranche offenbar leichte Gewinnverbesserungen verzeichnet. Dies sei stets der erste Vorbote für eine Konjunkturverbesserung. "Die günstige Zinsstruktur und die Verbesserungen auf den Aktienmärkten haben bei den Banken Wirkung gezeigt", glaubt Wieting. Die hohen Kredit-Abschreibungen will er nicht überbewerten, sie seien ein normaler Teil des Konjunktur-Zyklus. "Das Schlimmste haben die Institute hinter sich", glaubt Wieting.

Wall Street geschockt

Von den Technologie-Aktien sind Analysten bis jetzt weniger überzeugt. Vor allem die Ankündigung des Chip-Herstellers Intel, die Investitions-Ausgaben noch einmal zu kürzen, schockte die Wall Street. Daraufhin gaben die Börsen weltweit nach. "Dabei macht es doch Sinn, weniger auszugeben", meint Michael Sauerborn von Merrill Lynch. Ebenso wie viele seiner Kollegen sieht der Experte aber ein Problem, das neben Intel auch andere Technologiewerte betrifft: "Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 50 ist Intel im Hinblick auf das langfristige Gewinnwachstum zu teuer."

Auch von Microsoft kamen keine überzeugenden positiven Signale. Ebenso wie der Computerhersteller IBM erwartet auch der Software-Hersteller für das erste Halbjahr 2002 keine nachhaltige Belebung der Nachfrage. Microsoft geht davon aus, dass die PC-Verkäufe weltweit weiter fallen werden. Auf keinem der wichtigsten Märkte gebe es Erholungsanzeichen, sagte Finanzchef John Connors in New York.

Nach Angaben des Marktforschungsinstituts Gartner Dataquest ist der PC-Markt 2001 mit einem Rückgang von 4,6 % erstmals seit 1985 geschrumpft. In den ersten drei Monaten dieses Jahres werde der PC-Markt um weitere 4 % sinken. Für das Gesamtjahr wird aber wieder mit einem Wachstum von 4 % gerechnet.

Obwohl es insgesamt mehr als der Hälfte aller im marktbreiten S&P-500 notierten Unternehmen gelang, die Vorhersagen der Analysten zu schlagen, gaben die Kurse im Wochenverlauf nach. Der Industriewerte-Index Dow-Jones verlor 2,2 % auf 9 772 Punkte, und der S&P-500 büßte 1,6 % auf 1 128 Zähler ein. Noch deutlicher sackte die Technologiebörse Nasdaq um 4,5 % auf 1 930 Punkte ab.

Erwartungen bewusst reduziert

Vielleicht besteht dennoch Grund zu Hoffnung. "Die Erwartungen werden im Vorfeld bewusst zu stark herunter gesetzt, um sie dann schlagen zu können", kommentiert Hendrik Garz von West-LB Panmure das „bekannte Spiel an der Wall Street„. Ähnlich urteilt er über die nur verhalten positiven Prognosen der Unternehmen: "Es liegt in der Natur, nicht zu optimistische Ausblicke zu geben. Ich denke, sie sind nach unten verzerrt", sagt Garz. Er wartet daher in den kommenden Quartalen positive Überraschungen.

Mit höheren Aktienkursen rechnen die meisten Strategen aber nicht. "Der Dow Jones ist mit knapp unter 10 000 Punkten angemessen bewertet, denn 2002 wird mit einem Wirtschaftswachstum von 2 % bis 4 % nicht gerade zu den besten Jahren gehören", sagt David Milleker von der Dresdner Bank. An der Technologiebörse Nasdaq sei die Situation vor allem für den Telekomsektor und Glasfaser-Unternehmen schwierig: "Nur 3 % der verbuddelten Kabel werden genutzt. Allein die Instandhaltung ist sehr teuer." Chancen für Kursanstiege sieht Milleker in der Life Science-Sparte. "Viele Innovationen und der Durchbruch der Gentechnik werden noch für so manche positive Überraschung sorgen."

In der neuen Woche wartet auf Anleger eine neue Flut an Ergebnissen. Höhepunkt ist der Donnerstag, wenn die Dow-Unternehmen Mc Donalds und Eastman Kodak sowie die Technologiefirmen EMC, Qualcomm und I2-Technologies berichten. Dienstag und Mittwoch stehen u.a. Zahlen von Amazon, Motorola, Amgen, Coca Cola und Merrill Lynch auf dem Programm.


[HANDELSBLATT, Sonntag, 20. Januar 2002, 19:02 Uhr]

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