Strategie:
US-Erholung setzt Anfang 2002 ein
Von Christopher Nachtweh
Zwei Dinge sind es, die Anleger und Experten der Investmenthäuser derzeit umtreiben: Zum einen die schlechte Entwicklung der Weltwirtschaft; zum anderen das aktuelle Bewertungsniveau von Aktien. Nach Auffassung einiger Experten sind Aktien nach der Oktober-Rally anspruchsvoll bewertet.
Die Strategen von Schroder Salomon Smith Barney etwa stellen heraus, dass europäische Aktien nach der Rally der vergangenen Wochen im Vergleich zu Anleihen allenfalls noch moderat unterbewertet seien. Das Aufwärtspotenzial sei entsprechend begrenzt. Zumal von Seiten der Unternehmensgewinne kurzfristig ebenso wenig gute Nachrichten zu erwarten seien wie von den Frühindikatoren.
Denn auch von der Konjunkturfront kommen keine guten Nachrichten. Matthew Higgings, Ökonom bei Merrill Lynch, ist sicher: "Die Weltwirtschaft befindet sich in einer Rezession." Erst in rund einem Jahr sei vermutlich ein deutlicher Aufwärtstrend auszumachen.
Auch die Strategen der Commerzbank warten nur noch auf die endgültigen Daten, die ihre Meinung bestätigen sollen: "Die USA befinden sich in einer Rezession, und auch Europas Wirtschaft wächst nicht mehr." Einen derartigen synchronen Abschwung habe es seit den frühen 80er Jahren nicht gegeben. Entscheidend für die Entwicklung von Wirtschaft und Aktienmärkten sei nun, wie Zentralbanken und Regierungen reagierten. Dabei seien die USA gegenüber Europa im Vorteil, weil dort Zins- und Steuersenkungen Hand in Hand gingen und sehr viel aggressiver vorangetrieben würden. "Daher ist es nicht überraschend, dass die Gewinner dort zu finden sein werden." Wie Merrill Lynch und andere Investmentbanken geht die Commerzbank von einem Aufschwung erst im zweiten Halbjahr 2002 aus.
Im Großen und Ganzen teilt Florent Bronès, Leiter des Aktienreseach bei der BNP Paribas, diese Ansicht. Auch er sieht ein gestiegenes Risiko für die Konjunkturentwicklung und eine Verzögerung der Erholung durch die Ereignisse des 11. September. Doch er ist insgesamt optimistischer: Der Stratege ist sicher, dass eine Erholung in den USA schon im ersten Quartal 2002 beginnen wird und für das zweite Quartal bereits wieder ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der USA von 3,5 Prozent zu erwarten ist. Später im Jahr werde die europäische Wirtschaft folgen. "Wir sind uns sehr bewusst, dass unsere Erwartungen deutlich über dem Konsens liegen", so Bronès. "Aber die massiven Zinssenkungen und die weit reichenden Maßnahmen der Bush-Regierung werden nicht ohne Wirkung bleiben." Die aggressive Fiskalpolitik werde die Nachfrage im kommenden Jahr zwangsläufig wieder ankurbeln.
Auch der aktuelle Einbruch des Konsumentenvertrauens in den USA hindert die BNP Paribas nicht, auf eine schnelle Erholung zu vertrauen. "Im historischen Vergleich zeigt sich, dass derartige Schocks von begrenzter Dauer sind und allenfalls ein paar Monate andauern." Hinzu komme, dass die Faktoren, die normalerweise einen Aufschwung antreiben, auch in diesem anomalen Zyklus ihre Wirkung zeigen dürften.
Der bevorstehende wirtschaftliche Umschwung begünstigt dem Pariser Strategen zufolge die Aussichten für die Unternehmen: Auch für die Unternehmensgewinne rechnet er mit einem Umschwung in der ersten Hälfte des kommenden Jahres, angetrieben durch die wieder erstarkende Nachfrage. Außerdem seien die US-Unternehmen dabei, vehement Kosten zu senken. Dies gebe dem Gewinnwachstum zusätzlichen Auftrieb.
Schließlich werde sich auch ein schwacher Dollar kurzfristig positiv bemerkbar machen: Die Experten der Bank rechnen zum Jahresende mit einem Wechselkurs von 0,95 $ für einen Euro. Dies komme der Wettbewerbsfähigkeit der US-amerikanischen Unternehmen zugute und beschleunige eine positive Gewinnentwicklung.
Entsprechend positiv gestimmt ist der Experte der BNP für den US-Aktienmarkt. Jedenfalls mittelfristig seien die Aussichten für US-Titel sehr gut.
In Europa favorisiert die BNP den britischen Aktienmarkt. Die Wirtschaft der Insel laufe mit derjenigen der USA am ehesten synchron und habe daher die besten Aussichten. Darüber hinaus stiegen die Gewinne der britischen Unternehmen selbst in 2001, was nicht zuletzt dem großen Anteil von Öl-, Bank- und Pharmawerten am britischen Gesamtmarkt zu verdanken sei. Anders als in Euroland seien daher keine weiteren Revisionen von Gewinnaussichten zu erwarten.
BNP Paribas ist mit einem Reingewinn von 4,12 Mrd. Euro im Jahr 2000 die größte französische Bank und die Nummer zwei in Euroland. Sie ist in 87 Ländern vertreten und beschäftigt rund 80.000 Mitarbeiter.
Von Christopher Nachtweh
Zwei Dinge sind es, die Anleger und Experten der Investmenthäuser derzeit umtreiben: Zum einen die schlechte Entwicklung der Weltwirtschaft; zum anderen das aktuelle Bewertungsniveau von Aktien. Nach Auffassung einiger Experten sind Aktien nach der Oktober-Rally anspruchsvoll bewertet.
Die Strategen von Schroder Salomon Smith Barney etwa stellen heraus, dass europäische Aktien nach der Rally der vergangenen Wochen im Vergleich zu Anleihen allenfalls noch moderat unterbewertet seien. Das Aufwärtspotenzial sei entsprechend begrenzt. Zumal von Seiten der Unternehmensgewinne kurzfristig ebenso wenig gute Nachrichten zu erwarten seien wie von den Frühindikatoren.
Denn auch von der Konjunkturfront kommen keine guten Nachrichten. Matthew Higgings, Ökonom bei Merrill Lynch, ist sicher: "Die Weltwirtschaft befindet sich in einer Rezession." Erst in rund einem Jahr sei vermutlich ein deutlicher Aufwärtstrend auszumachen.
Asset Allocation: Prozentuale Portfolioanteile der drei Asset-Klassen Aktien, Anleihen und Cash möchte die französische Bank nicht veröffentlichen. Einzige Aussage der BNP: Aktien sind extrem attraktiv, entsprechend wurden sie aufgestockt.
Vorteil für die USA
Auch die Strategen der Commerzbank warten nur noch auf die endgültigen Daten, die ihre Meinung bestätigen sollen: "Die USA befinden sich in einer Rezession, und auch Europas Wirtschaft wächst nicht mehr." Einen derartigen synchronen Abschwung habe es seit den frühen 80er Jahren nicht gegeben. Entscheidend für die Entwicklung von Wirtschaft und Aktienmärkten sei nun, wie Zentralbanken und Regierungen reagierten. Dabei seien die USA gegenüber Europa im Vorteil, weil dort Zins- und Steuersenkungen Hand in Hand gingen und sehr viel aggressiver vorangetrieben würden. "Daher ist es nicht überraschend, dass die Gewinner dort zu finden sein werden." Wie Merrill Lynch und andere Investmentbanken geht die Commerzbank von einem Aufschwung erst im zweiten Halbjahr 2002 aus.
BNP optimistisch
Im Großen und Ganzen teilt Florent Bronès, Leiter des Aktienreseach bei der BNP Paribas, diese Ansicht. Auch er sieht ein gestiegenes Risiko für die Konjunkturentwicklung und eine Verzögerung der Erholung durch die Ereignisse des 11. September. Doch er ist insgesamt optimistischer: Der Stratege ist sicher, dass eine Erholung in den USA schon im ersten Quartal 2002 beginnen wird und für das zweite Quartal bereits wieder ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der USA von 3,5 Prozent zu erwarten ist. Später im Jahr werde die europäische Wirtschaft folgen. "Wir sind uns sehr bewusst, dass unsere Erwartungen deutlich über dem Konsens liegen", so Bronès. "Aber die massiven Zinssenkungen und die weit reichenden Maßnahmen der Bush-Regierung werden nicht ohne Wirkung bleiben." Die aggressive Fiskalpolitik werde die Nachfrage im kommenden Jahr zwangsläufig wieder ankurbeln.
Regionen und Sektoren : Bei den Regionen favorisieren die Strategen der BNP die USA und Großbritannien. Auch Asien wird übergewichtet, für das die Bank bei einer globalen Erholung höheres Wachstumspotenzial sieht als beim Rest der Welt.
Schocks von kurzer Dauer
Auch der aktuelle Einbruch des Konsumentenvertrauens in den USA hindert die BNP Paribas nicht, auf eine schnelle Erholung zu vertrauen. "Im historischen Vergleich zeigt sich, dass derartige Schocks von begrenzter Dauer sind und allenfalls ein paar Monate andauern." Hinzu komme, dass die Faktoren, die normalerweise einen Aufschwung antreiben, auch in diesem anomalen Zyklus ihre Wirkung zeigen dürften.
Der bevorstehende wirtschaftliche Umschwung begünstigt dem Pariser Strategen zufolge die Aussichten für die Unternehmen: Auch für die Unternehmensgewinne rechnet er mit einem Umschwung in der ersten Hälfte des kommenden Jahres, angetrieben durch die wieder erstarkende Nachfrage. Außerdem seien die US-Unternehmen dabei, vehement Kosten zu senken. Dies gebe dem Gewinnwachstum zusätzlichen Auftrieb.
Schließlich werde sich auch ein schwacher Dollar kurzfristig positiv bemerkbar machen: Die Experten der Bank rechnen zum Jahresende mit einem Wechselkurs von 0,95 $ für einen Euro. Dies komme der Wettbewerbsfähigkeit der US-amerikanischen Unternehmen zugute und beschleunige eine positive Gewinnentwicklung.
Entsprechend positiv gestimmt ist der Experte der BNP für den US-Aktienmarkt. Jedenfalls mittelfristig seien die Aussichten für US-Titel sehr gut.
In Europa favorisiert die BNP den britischen Aktienmarkt. Die Wirtschaft der Insel laufe mit derjenigen der USA am ehesten synchron und habe daher die besten Aussichten. Darüber hinaus stiegen die Gewinne der britischen Unternehmen selbst in 2001, was nicht zuletzt dem großen Anteil von Öl-, Bank- und Pharmawerten am britischen Gesamtmarkt zu verdanken sei. Anders als in Euroland seien daher keine weiteren Revisionen von Gewinnaussichten zu erwarten.
Stockpicks: BNP Paribas setzt in Europa auf Branchen, die von einem Wirtschaftsaufschwung im Jahr 2002 profitieren sollten, also vorwiegend auf zyklische Branchen. Bei den Einzeltiteln verfolgt BNP einen Bottom-up-Ansatz, bei dem die einzelnen Werte ohne Ländergewichtung ausgewählt werden.
BNP Paribas ist mit einem Reingewinn von 4,12 Mrd. Euro im Jahr 2000 die größte französische Bank und die Nummer zwei in Euroland. Sie ist in 87 Ländern vertreten und beschäftigt rund 80.000 Mitarbeiter.