Nach dem Rekord-Absturz der US-Börsen am Donnerstag haben US-Abgeordnete Konsequenzen gefordert. Bemängelt werden vor allem die unzureichenden Kontrollen für den Computerhandel. Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses kündigte eine Anhörung an.
HB NEW YORK. Es sei wieder die Gefahr deutlich geworden, dass „Hochgeschwindigkeits-Computer falsche Geschäfte generieren und am Markt Chaos erzeugen“, erklärte der demokratische Senator Edward Kaufman wenige Stunden nach Börsenschluss. Der „Kampf der Algorithmen“ sei für die Börsenaufsicht SEC nicht ansatzweise zu durchschauen und müsse daher „bald in einen sinnvollen Regulierungsrahmen eingebettet werden“.
Kaufman und sein Kollege Mark Warner forderten eine Untersuchung des Kongresses zu dem Vorfall. Ein Ausschuss des Repräsentantenhauses kündigte für Dienstag eine Anhörung an.
Der Dow-Jones-Index war im Verlauf um fast 1000 Punkte abgestürzt, nach Punkten der größte Rückgang während eines Handelstages in seiner Geschichte. Vom dem Fall um bis zu neun Prozent erholte der Index sich bis Handelsschluss auf Minus 3,2 Prozent. In der US-Presse wurde der Verlauf als „wilder Bungee-Sprung“ des Marktes beschrieben.
Besonders betroffen waren unter anderem die Titel von Exelon mit einem Minus von zeitweilig bis zu 99 Prozent, Procter & Gamble mit 33,7 Prozent, 3M mit 17 Prozent und Apple mit 14,4 Prozent.
Nach dem Einbruch der US-Börsen verzeichneten auch die Aktienmärkte in Fernost deutliche Verluste. Anhaltende Sorgen über eine Ausbreitung der griechischen Schuldenkrise sorgten für Pessimismus unter den Händlern. Griechenland erinnerte Investoren an die Folgen des Kollapses der US-Investmentbank Lehman Brothers, der die weltweite Finanzkrise beschleunigte. Dazu kamen Spekulationen, dass ein Systemfehler die Talfahrt am US-Markt ausgelöst haben könnte. Dies alles zusammen sorge für eine miserable Stimmung an den Börsen, sagte ein japanischer Händler.
Die Ursache für den US-Kurssturz konnte zunächst nicht geklärt werden. In ersten Reaktionen kündigten die Nasdaq und NYSE-Arca an, einige Geschäfte für ungültig zu erklären. Auch die SEC wollte den Vorfall untersuchen.
Im Senat wird gegenwärtig über einen Gesetzentwurf zur Finanzmarktreform debattiert, der eine stärkere Kontrolle vorsieht. Der Hochgeschwindigkeits-Handel mit Computern macht inzwischen etwa 60 Prozent des Volumens in den USA aus.
Quelle: Handelsblatt „Kampf der Algorithmen“: 07.05.2010 08:49 Uhr