Während Deutschland mit dem Hochwasser kämpft, haben weltweit über eine Milliarde Menschen keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser. Diese Knappheit ist ein "Keim für gewalttätige Konflikte", mahnt die Uno und hofft auf eine "blaue Revolution" zum Schutz der Trinkwasser-Ressourcen. Derweil planen Konzerne schon für das große Geschäft mit dem Mangel.
Berlin/New York - Wie lange haben Sie heute Morgen geduscht? Fahren Sie mit ihrem Auto einmal wöchentlich durch die Waschanlage oder reicht Ihnen einmal im Monat aus? Und haben Sie schon mal auf einer Wasserrutsche nachgedacht, wie tief greifend große Aquaparks durch ihren Wasserverbrauch den Grundwasserpegel beeinträchtigen können?
Im durch die Rekord-Flut getroffenen Deutschland mutet diese Frage überflüssig an, aber Uno-Generalsekretär Kofi Annan warnt - sie ist es nicht. Denn "durch Umweltverschmutzung und steigenden Bedarf sind die natürlichen Wasservorräte auch dort bedroht, wo sie ausreichend oder im Überschuss zur Verfügung stehen".
Im Jahr 1992 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen, symbolisch einen jährlichen Weltwassertag zu begehen, um auf die zentrale Bedeutung der feuchten Lebensressource einzugehen. Denn ohne Wasser wird jede Entwicklung in armen Staaten unmöglich.
Genau dies ist einer der Ausgangspunkte des Weltgipfels von Johannesburg in der kommenden Woche. Dort soll die Millenniumscharta der Uno in konkreten Beschlüsse umgesetzt werden, die unter anderem vorsehen, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Bevölkerung ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser zu halbieren. Das Ziel müsse sein, eine globale Wasserkrise zu verhindern, wie im Dezember 2001 die Internationalen Süßwasserkonferenz in Bonn mahnte.
Nach Uno-Angaben sterben jährlich mehr als fünf Millionen Menschen an durch unreines Wasser verursachten Krankheiten, darunter zwei Millionen Kinder. 1,1 bis 1,3 Milliarden Menschen sind nach den aktuellen Uno-Zahlen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Fast 2,5 Milliarden Menschen leben ohne Zugang zu Latrinen und Abwasserentsorgung - ein schwer wiegendes Gesundheitsproblem. Besonders dramatisch ist die Situation in Asien, Afrika, aber auch in Nahost. Bereits 2025 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern mit mehr oder minder bedrohlicher Wasserknappheit leben, rechnet die Uno und warnt: "Heftige nationale Auseinandersetzungen um Wasserreserven haben die Angst geschürt, dass Wasserknappheit den Keim für gewalttätige Konflikte in sich trägt."
Vergleichsweise minimale Trinkwasserreservoirs
Das Bild trügt: Wasser ist nicht Wasser und steht nutzbar nur begrenzt zur Verfügung
Der blaue Planet ist zwar zu rund 71 Prozent mit Wasser bedeckt, davon sind aber nur 2,5 Prozent Süßwasser und nur 0,007 Prozent gelten als nutzbar. Das entspreche etwa einem Teelöffel Wasser aus einer gefüllten Badewanne, rechnet die Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium, Uschi Eid, vor. Und das für Menschen nutzbare Wasser werde "immer weniger".
Die Wasserprobleme müssten aber nicht zwangsläufig zu Spannungen führen, hofft Uno-Generalsekretär Annan. Sie könnten auch als "Katalysator für Zusammenarbeit" wirken, schließlich würden mehr als 300 große Flüsse nationale Grenzen überqueren. Ob in der Bewässerungstechnik oder Überschwemmungsforschung, die Wissenschaftler müssten zusammenarbeiten, um eine "blaue Revolution" zu erreichen, fordert Annan.
In Ländern wie Usbekistan gehen mehr als 70 Prozent des Wassers insbesondere für Baumwollbewässerung verloren, rechnen Experten vor. Und in nicht wenigen Ländern versickern und verdampfen über 50 Prozent des gewonnenen Frischwassers auf seinem Weg durch marode Leitungen. Weltweit seien Investitionen von bis zu 180 Milliarden Euro nötig, um kontrollierten Wasserzu- und -abfluss zu regeln. Dazu sei die öffentliche Hand aber nur noch in wenigen Ländern in der Lage und die Privatisierung von Wasserquellen nur eine Frage der Zeit - auch in wohlhabenden Ländern.
Appell von Umwelt- und Entwicklungshilfeministerium
In Deutschland haben Umwelt- und Entwicklungshilfeministerium schon mehrfach zu einer "wirksamen Wasserpolitik für die Armutsbekämpfung und Konfliktvermeidung" besonders in Afrika aufgerufen - in der Regel aber ohne öffentliche Resonanz.
Der Zugang zu sauberem Wasser sei für viele Entwicklungsländer "ein Schlüssel für nachhaltige Entwicklung". Wichtig dafür sei, dass Wasser "ein öffentliches Gut" bleibe, so die Staatssekretärin im Umweltministerium, Gila Altmann. Die wichtige Aufgabe der Überwachung und Qualitätskontrolle müsse ganz beim Staat verbleiben. Angesichts der Entwicklung beim Kölner Spendenskandal warnte Altmann auch davor, dass privatisierte Wasserversorgung "ein weites Feld für Korruption" werden könne.
BUND warnt vor Geschäftemacherei mit Wasser
In diesem Zusammenhang sieht der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) die Trinkwasserversorgung "national und international vor allem durch Bestrebungen gefährdet, mit dem Wasser profitable Geschäfte machen zu wollen". Da sich Privatunternehmen zunehmend an kommunalen Wasserwerken beteiligten, drohe bei schärferer Konkurrenz eine Vernachlässigung des Ressourcenschutzes und die Minderung der Wasserqualität.
Der BUND rief daher Bundesländer und Umweltverbände zur Verteidigung der kommunalen und dezentralen Wasserversorgung auf. Dasselbe gelte auch für die Entwicklungsländer. Das Recht auf Zugang zum Trinkwasser müsse überall als staatlich regulierte Dienstleistung gewährleistet werden. Eine Privatisierung der Wasserressourcen und die Liberalisierung des Wassermarktes führe nur zur Qualitätsminderung und höheren Preisen.
Wasser im Überfluss durch Fehlplanungen in der Wasser-Infrastruktur und verfehlte Klimapolitik: Elbe-Hochwasser im Dresden 2002
Dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit warf der BUND vor, "die fragwürdige Wasserpolitik der Kohl-Regierung lediglich weiter fortzuführen". Die Förderung privater Strukturen durch so genannte "Public-Private-Partnerships" und des Staudammbaus sei kein Beitrag zur nachhaltigen Nutzung der Natur.
Schweiz will internationale Wasserkonvention
Schon im Frühjahr hatte auf einer Tagung der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Berlin die Schweizer Koordinatorin für Entwicklungspolitik und Vertreterin schweizerischer Hilfswerke, Rosemarie Bär, an die Bundesregierung appelliert, die Schweiz bei dem Vorstoß zu unterstützen, auf dem Uno-Weltgipfel in Johannesburg eine Weltwasserkonvention durchzusetzen. In ihr soll das Recht der Menschen auf Zuganh zu sauberem Trinkwasser festgeschrieben werden. Wasser dürfe "nicht zur privaten Handelsware und einer Quelle des Profits werden", heißt es in der Erklärung.
Um Kriegsgefahren beim Streit um das knappe Gut Wasser zu mindern, soll ein internationales Schiedsgericht bei der Nutzung von Wasserressourcen durch verschiedene Länder vermitteln. Außerdem soll die Wasserverschmutzung energischer bekämpft werden, auch durch eine stärkere Förderung von ökologischer Landwirtschaft. Besonders auf deutsche Unterstützung hoffen die Eidgenossen und verfolgen mit Argwohn, dass es im deutschen Wahlkampf durch die Opposition bereits Ankündigungen gibt, den ökologischen Landbau wieder zurückzudrängen.
Berlin/New York - Wie lange haben Sie heute Morgen geduscht? Fahren Sie mit ihrem Auto einmal wöchentlich durch die Waschanlage oder reicht Ihnen einmal im Monat aus? Und haben Sie schon mal auf einer Wasserrutsche nachgedacht, wie tief greifend große Aquaparks durch ihren Wasserverbrauch den Grundwasserpegel beeinträchtigen können?
Im durch die Rekord-Flut getroffenen Deutschland mutet diese Frage überflüssig an, aber Uno-Generalsekretär Kofi Annan warnt - sie ist es nicht. Denn "durch Umweltverschmutzung und steigenden Bedarf sind die natürlichen Wasservorräte auch dort bedroht, wo sie ausreichend oder im Überschuss zur Verfügung stehen".
Im Jahr 1992 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen, symbolisch einen jährlichen Weltwassertag zu begehen, um auf die zentrale Bedeutung der feuchten Lebensressource einzugehen. Denn ohne Wasser wird jede Entwicklung in armen Staaten unmöglich.
Genau dies ist einer der Ausgangspunkte des Weltgipfels von Johannesburg in der kommenden Woche. Dort soll die Millenniumscharta der Uno in konkreten Beschlüsse umgesetzt werden, die unter anderem vorsehen, bis zum Jahr 2015 den Anteil der Bevölkerung ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser zu halbieren. Das Ziel müsse sein, eine globale Wasserkrise zu verhindern, wie im Dezember 2001 die Internationalen Süßwasserkonferenz in Bonn mahnte.
Nach Uno-Angaben sterben jährlich mehr als fünf Millionen Menschen an durch unreines Wasser verursachten Krankheiten, darunter zwei Millionen Kinder. 1,1 bis 1,3 Milliarden Menschen sind nach den aktuellen Uno-Zahlen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Fast 2,5 Milliarden Menschen leben ohne Zugang zu Latrinen und Abwasserentsorgung - ein schwer wiegendes Gesundheitsproblem. Besonders dramatisch ist die Situation in Asien, Afrika, aber auch in Nahost. Bereits 2025 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern mit mehr oder minder bedrohlicher Wasserknappheit leben, rechnet die Uno und warnt: "Heftige nationale Auseinandersetzungen um Wasserreserven haben die Angst geschürt, dass Wasserknappheit den Keim für gewalttätige Konflikte in sich trägt."
Vergleichsweise minimale Trinkwasserreservoirs
Das Bild trügt: Wasser ist nicht Wasser und steht nutzbar nur begrenzt zur Verfügung
Der blaue Planet ist zwar zu rund 71 Prozent mit Wasser bedeckt, davon sind aber nur 2,5 Prozent Süßwasser und nur 0,007 Prozent gelten als nutzbar. Das entspreche etwa einem Teelöffel Wasser aus einer gefüllten Badewanne, rechnet die Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium, Uschi Eid, vor. Und das für Menschen nutzbare Wasser werde "immer weniger".
Die Wasserprobleme müssten aber nicht zwangsläufig zu Spannungen führen, hofft Uno-Generalsekretär Annan. Sie könnten auch als "Katalysator für Zusammenarbeit" wirken, schließlich würden mehr als 300 große Flüsse nationale Grenzen überqueren. Ob in der Bewässerungstechnik oder Überschwemmungsforschung, die Wissenschaftler müssten zusammenarbeiten, um eine "blaue Revolution" zu erreichen, fordert Annan.
In Ländern wie Usbekistan gehen mehr als 70 Prozent des Wassers insbesondere für Baumwollbewässerung verloren, rechnen Experten vor. Und in nicht wenigen Ländern versickern und verdampfen über 50 Prozent des gewonnenen Frischwassers auf seinem Weg durch marode Leitungen. Weltweit seien Investitionen von bis zu 180 Milliarden Euro nötig, um kontrollierten Wasserzu- und -abfluss zu regeln. Dazu sei die öffentliche Hand aber nur noch in wenigen Ländern in der Lage und die Privatisierung von Wasserquellen nur eine Frage der Zeit - auch in wohlhabenden Ländern.
Appell von Umwelt- und Entwicklungshilfeministerium
In Deutschland haben Umwelt- und Entwicklungshilfeministerium schon mehrfach zu einer "wirksamen Wasserpolitik für die Armutsbekämpfung und Konfliktvermeidung" besonders in Afrika aufgerufen - in der Regel aber ohne öffentliche Resonanz.
Der Zugang zu sauberem Wasser sei für viele Entwicklungsländer "ein Schlüssel für nachhaltige Entwicklung". Wichtig dafür sei, dass Wasser "ein öffentliches Gut" bleibe, so die Staatssekretärin im Umweltministerium, Gila Altmann. Die wichtige Aufgabe der Überwachung und Qualitätskontrolle müsse ganz beim Staat verbleiben. Angesichts der Entwicklung beim Kölner Spendenskandal warnte Altmann auch davor, dass privatisierte Wasserversorgung "ein weites Feld für Korruption" werden könne.
BUND warnt vor Geschäftemacherei mit Wasser
In diesem Zusammenhang sieht der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) die Trinkwasserversorgung "national und international vor allem durch Bestrebungen gefährdet, mit dem Wasser profitable Geschäfte machen zu wollen". Da sich Privatunternehmen zunehmend an kommunalen Wasserwerken beteiligten, drohe bei schärferer Konkurrenz eine Vernachlässigung des Ressourcenschutzes und die Minderung der Wasserqualität.
Der BUND rief daher Bundesländer und Umweltverbände zur Verteidigung der kommunalen und dezentralen Wasserversorgung auf. Dasselbe gelte auch für die Entwicklungsländer. Das Recht auf Zugang zum Trinkwasser müsse überall als staatlich regulierte Dienstleistung gewährleistet werden. Eine Privatisierung der Wasserressourcen und die Liberalisierung des Wassermarktes führe nur zur Qualitätsminderung und höheren Preisen.
Wasser im Überfluss durch Fehlplanungen in der Wasser-Infrastruktur und verfehlte Klimapolitik: Elbe-Hochwasser im Dresden 2002
Dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit warf der BUND vor, "die fragwürdige Wasserpolitik der Kohl-Regierung lediglich weiter fortzuführen". Die Förderung privater Strukturen durch so genannte "Public-Private-Partnerships" und des Staudammbaus sei kein Beitrag zur nachhaltigen Nutzung der Natur.
Schweiz will internationale Wasserkonvention
Schon im Frühjahr hatte auf einer Tagung der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Berlin die Schweizer Koordinatorin für Entwicklungspolitik und Vertreterin schweizerischer Hilfswerke, Rosemarie Bär, an die Bundesregierung appelliert, die Schweiz bei dem Vorstoß zu unterstützen, auf dem Uno-Weltgipfel in Johannesburg eine Weltwasserkonvention durchzusetzen. In ihr soll das Recht der Menschen auf Zuganh zu sauberem Trinkwasser festgeschrieben werden. Wasser dürfe "nicht zur privaten Handelsware und einer Quelle des Profits werden", heißt es in der Erklärung.
Um Kriegsgefahren beim Streit um das knappe Gut Wasser zu mindern, soll ein internationales Schiedsgericht bei der Nutzung von Wasserressourcen durch verschiedene Länder vermitteln. Außerdem soll die Wasserverschmutzung energischer bekämpft werden, auch durch eine stärkere Förderung von ökologischer Landwirtschaft. Besonders auf deutsche Unterstützung hoffen die Eidgenossen und verfolgen mit Argwohn, dass es im deutschen Wahlkampf durch die Opposition bereits Ankündigungen gibt, den ökologischen Landbau wieder zurückzudrängen.