Stoiber will keinen Streit
Die unionsgeführten Bundesländer wollen ihre ablehnende Haltung zum Tariftreuegesetz möglicherweise lockern. Das berichtet die "Financial Times Deutschland". Das Blatt beruft sich auf Überlegungen in mehreren Landesregierungen.
Alternativ zu der bisher geplanten Ablehnung des Gesetzes könne auch der Vermittlungsausschuss eingesetzt werden. Ziel der Anrufung sei, es jedem Bundesland freizustellen, ob es das Gesetz anwenden will oder nicht.
Als Grund für die neue Position der Union werde angenommen, dass Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber (CSU) keinen offenen Konflikt mit den Gewerkschaften wolle, heißt es in dem Bericht.
Der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) kündigte allerdings entschiedenen Widerstand gegen das geplante Tariftreuegesetz an. Es benachteilige die ostdeutschen Bauarbeiter und sei verfassungswidrig, sagte Milbradt am Dienstag. Sollte das Gesetz die Länderkammer trotzdem passieren, schloss er eine Verfassungsklage nicht aus.
Im Bundesrat soll am Freitag über das von der rot-grünen Bundesregierung geplante Gesetz abgestimmt werden. Das Gesetz sieht vor, dass nur die Firmen öffentliche Aufträge am Bau und im Personennahverkehr erhalten, die den Beschäftigten mindestens den am Ort der Baustelle gültigen Tariflohn zahlen. Allein verfügen SPD und Grüne in der Länderkammer über keine Mehrheit.
Am Montag war es bundesweit zu Behinderungen im Berufsverkehr gekommen, nachdem die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zu Protesten gegen die Unions-Haltung aufgerufen hatte.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sprach sich am Dienstag erneut gegen des Gesetz aus. Geringere Kosten und längere Arbeitszeiten, die Vorteile für ostdeutsche Unternehmen seien, dürften durch einen Eingriff in die Tarifautonomie nicht außer Kraft gesetzt werden. Union und FDP hatten Ende April im Bundestag gegen das Gesetz gestimmt und der Koalition vorgeworfen, dadurch künftig Bauaufträge zu verteuern, Arbeitsplätze zu gefährden und ostdeutsche Firmen wegen des dort geringeren Tariflohns zubenachteiligen.
N-TV