Union reagiert positiv auf Zinssteuer

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Nassie:

Union reagiert positiv auf Zinssteuer

 
16.12.02 17:19
Union reagiert positiv auf Zinssteuer


Die von der rot-grünen Bundesregierung geplante neue Zinssteuer von 25 Prozent hat bei der Union ein positives Echo hervorgerufen. Der grüne Koalitionspartner rechtfertigte am Montag die Amnestie für Steuerflüchtlinge. Eine neue Zinssteuer wird nach Einschätzung der Luxemburgischen Bankenvereinigung nicht zu einem Abzug von deutschem Kapital aus dem EU-Mitgliedsland führen.



HB/dpa BERLIN. Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hält eine Zinssteuer für „im Grundsatz richtig“. Jetzt müsse der Vorschlag in ein „vernünftiges steuerpolitisches Konzept“ eingebettet werden, sagte sie in Berlin. Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) sei mit seiner Idee der Wiedereinführung der Vermögensteuer letztlich „auf der ganzen Linie gescheitert“ und „eingeknickt“. CDU/CSU-Fraktionsvize Friedrich Merz sagte: „Das könnte ein Weg zurück zur Vernunft sein.“

Der Chef der Luxemburgischen Bankenvereinigung ABBL, Lucien Thiel, geht nicht davon aus, dass eine Zinssteuer deutsches Kapital aus Luxemburg abzieht. „Der Psychoterror deutscher Politiker auf die Anleger ist seit Jahren so groß, dass Schwarzanleger längst das Weite gesucht haben“, sagte Thiel. Deutsche Kunden blieben dem Bankenplatz nicht wegen des Bankgeheimnisses treu, sondern wegen der „guten Dienstleistung“. Der Bundesverband deutscher Banken begrüßte die Pläne der Bundesregierung. „Unter steuerpolitischen wie unter Kapitalmarktaspekten ist das jetzt der richtige Kurs“, erklärte Hauptgeschäftsführer Manfred Weber. Die 25 Prozent seien allerdings die „absolute Obergrenze“.

Nach den Worten von Grünen-Chef Reinhard Bütikofer muss eine neue Zinssteuer an eine Amnestie gekoppelt werden, damit es am Ende nicht zu Steuermindereinnahmen kommt. Die Bewertung der neuen Zinssteuer sei in der Partei „insgesamt sehr positiv“ aufgenommen worden. Die Grünen seien von der SPD rechtzeitig informiert worden. Die Steuer sei ein „praktischer Beitrag zur Steuergerechtigkeit“, sagte er.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) begrüßte die Pläne. „Da die europäische Zinssteuerrichtlinie wegen der Verweigerungshaltung der Schweiz, das Steuergeheimnis aufzulockern, vorerst nicht durchsetzbar ist, bleibt die Abgeltungsteuer eine akzeptable Lösung“, sagte DGB- Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer. Die Gewerkschaften könnten aber nur zustimmen, wenn der Pauschalsteuersatz hoch genug angesetzt werde. Er plädierte für einen Satz von 30 Prozent. Der Sparerfreibetrag müsse bleiben.

Dagegen lehnte die IG Metall die geplante Abgeltungsteuer für Zinseinkünfte als „Mogelpackung“ ab. Das Ziel, die Besitzer großer Vermögen wieder stärker zur Finanzierung von Gemeinschaftsaufgaben heranzuziehen, werde damit nicht erreicht, sagte IG-Metall-Vize Jürgen Peters. Die Abgeltungsteuer sei sozial ungerecht, weil sie die Besitzer großer Vermögen entlaste. Deshalb sei sie keine Alternative zur Vermögensteuer.

Nach den Worten des Münsteraner Steuerrechtlers Dieter Birk überwiegen die Vorteile der neuen Zinssteuer. Er sagte, die pauschale Zinsbesteuerung mit dem relativ geringen Satz von 25 Prozent biete für Vermögende vor allem den Anreiz, auf legale und illegale Steuertricks zu verzichten. Der Finanzwissenschaftler Rolf Peffekoven (Mainz) warnte vor einer Amnestie für Steuerflüchtlinge. „Man darf Steuerhinterzieher nicht belohnen“, sagte er. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel schließt bei einer pauschalen Zinsbesteuerung Einnahmeausfälle für den Staat nicht aus. Eine Abgeltungsteuer in Höhe von 25 Prozent sei nicht nur ungerecht, sie könne auch die bisher geforderte Vermögensteuer nicht ersetzen, sagte Hickel.

ribald:

Handelsblattkommentar

 
16.12.02 17:22
Allerdings bedeutet eine Abgeltungssteuer von 25 Prozent für Vermögenende mit einem Einkommenssteuersatz oberhalb dieser Marke eine deutliche Besserstellung gegenüber bisher - wenn sie denn ihre Kapitalerträge bisher versteuert haben.

Derzeit werden Kapitalerträge, abgesehen von den vermutlich weiter geltenden Freibeträgen, mit dem jeweiligen persönlichen Einkommensteuersatz des Steuerpflichtigen belastet. Vorab führen die Banken im Zuge eines Abschlags 30 Prozent an den Fiskus ab, der aber dann in den Steuererklärungen verrechnet wird.
www.handelsblatt.com/hbiwwwangebot/fn/.../0/depot/0/index.html
Nassie:

Wirtschaftsforscher ebenfalls positiv

 
16.12.02 17:25
Wirtschaftsforscher beurteilen Abgeltungsteuer positiv
Berlin (vwd) - Steuerexperten der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute beurteilen die von der Bundesregierung geplante 25-prozentige Abgeltungsteuer auf Zinserträge positiv. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagten der Steuerexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Hans Dietrich von Loeffelholz, und der Experte des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung München, Rüdiger Parsche, am Montag im Gespräch mit vwd. Beide wiesen darauf hin, dass Kapitalerträge wegen der Mobilität von Kapital kaum nach der persönlichen Leistungsfähigkeit der Steuerzahler zu besteuern seien.

"Dies ist heute möglicherweise nur noch in pauschaler Form zu verwirklichen", sagte von Loeffelholz. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass Kapitalerträge "nicht so einfach zu greifen" seien und die Deutschen sich gerade auf diesem Gebiet "als sehr hartnäckige Steuerhinterzieher geoutet" hätten, sagte Parsche. Zwar könne mit der Abgeltungsteuer kein Höchstmaß an sozialer Gerechtigkeit verwirklicht werden, wenn einerseits Arbeit und Einkünfte aus Gewerbe mit dem jeweiligen Einkommensteuersatz und Kapitalerträge mit einem Pauschalsatz besteuert würden.

Da es aber sehr schwierig sei, mit den allgemeinen Steuersätzen an die Kapitalerträge heranzugehen, sei eine pauschale Abgeltungsteuer zu begrüßen und könnte sogar zu mehr Geld in der Kasse führen, sagte der ifo-Steuerexperte. Die Abgeltungsteuer sei der Versuch, ein taugliches Instrument für die Besteuerung von Kapitalerträgen zu schaffen und damit überhaupt etwas auf diesem Gebiet zu bewegen, sagte auch Eckhardt Wohlers Konjunkturexperte des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA). Die bisherigen Instrumente hätten sich alle als untauglich erwiesen.

Zum einen stelle diese Abgeltungsteuerung im internationalen Vergleich eine Annäherung dar. Zum anderen sei der Zinssatz nicht so hoch, um damit Kapital außer Landes zu treiben, sagte Wohlers. Wie hoch die Einnahmen aus der Abgeltungsteuer sein werden, wird nach Einschätzung der Experten von den vielen, noch zu klärenden Details der Regelung beispielsweise zu Freibeträgen oder der Einbeziehung des Solidarbeiträges abhängen. Die Erwartungen sollten jedoch nicht zu hoch sein, sagte von Loeffelholz.

Ebenso gehen die Experten davon aus, dass die Zahl der Fälle, die ihr Kapital zurück nach Deutschland bringen, eher begrenzt bleibt. "Die Erwartungen, dass dadurch wesentliche Mittel im dreistelligen Milliardenbereich wieder repatriiert werden, ist zu hoch gesteckt", sagte der RWI-Experte. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Steuer- und Abgabendiskussion dürften nach Einschätzung des RWI-Steuerexperten die Anleger auch weiterhin sehr vorsichtig sein. Der von Bundeskanzler Gerhard Schröder genannte Betrag von 100 Mrd EUR wäre ungefähr ein Viertel dessen was an deutschem Kapital im Ausland vermutet werde, sagte Parsche.

"Das würde meines Erachtens sehr hoch gegriffen sein", zumal die Diskussion um die Vermögen- und Erbschaftsteuer aus Sicht des ifo-Experten noch nicht vom Tisch ist. "Wer das Geld nicht unbedingt braucht, lässt es sicher dort, wo es schon ist", vermutet Parsche. Den Steuersatz von 25 Prozent bezeichneten alle Experten als angemessen. Der RWI-Experte sowie der ifo-Experte hätten zudem eine Anwendung auf Veräußerungsgewinne für durchaus angebracht gehalten. Die Bewertungsprobleme seien bei Veräußerungsgewinnen sehr schwierig und der Aufwand dafür sehr hoch, sodass eine Pauschalbesteuerung plausibel sei, sagte von Loeffelholz.

Es lasse sich fragen, warum nicht einheitlich vorgegangen worden sei und nun schon wieder eine Differenzierung zwischen verschiedenen Kapitalertragsarten bestehe, sagte Parsche. Unterschiedlich beurteilten die Experten die geplante Einführung von Kontrollmitteilungen. Während von Loeffelholz und Wohlers dies als inkonsistenten Schritt bezeichneten, der mit zusätzlichem und daher abzulehnendem bürokratischen Aufwand verbunden sei, sind diese nach Auffassung von Parsche notwendig, "wenn später doch noch eine Vermögensteuer eingeführt werden sollte und Auskunft über die Höhe des Vermögens nötig" sei. +++ Beate Preuschoff
vwd/16.12.2002/bp/ptr

 
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