Sammelsurium von Ungereimtheiten – angespannte Liquiditätslage bei kurzfristigen Bankverbindlichkeiten von knapp 60 Mio. Euro und lediglich 15 Mio. Euro Kassenbestand. Droht der Bilanz-GAU?28.03.2003Börsenbrief Sam-Investor
Bei Umweltkontor bevorzugt man klare Worte. „Eines ist ganz sicher“, so Umweltkontor Chef Heinrich Lohmann im April 2002 gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, „Umweltkontor wird sich auf die Windenergie beschränken.“ Knapp ein halbes Jahr später – was schert mich mein Geschwätz von gestern – zog sich das Vorstandsduo der Erkelenzer den Zorn der versammelten Anlegerschaft zu und machte durch die Einbringung der New Mine Energy (NME) den Projektierer zum Technologie-Konzern, der in allen Bereichen der regenerativen Energie tätig ist.
Die Quittung zeigt die Bilanz 2002, die im Gegensatz zu der positiven Interpretation des Unternehmens durchaus elementare Probleme zeigt. Das Ergebnis ist eingebrochen: Standen im Vorjahr noch Gewinne von 1,7 Mio. Euro in den Büchern, so ist nun daraus ein Verlust in Höhe von 5,1 Mio. Euro geworden – und das, obwohl sich das Unternehmen nach eigenen Angaben auf margenstärkere Projekte im Bereich Windenergie konzentriert hat und in diesem Geschäftsbereich die Marge von 6 auf 10 Prozent hochgefahren hat. Dem gegenüber haben sich die Personalaufwendungen um 6 Mio. Euro auf 13,1 Mio. Euro erhöht. Die Zinsaufwendungen haben sich mehr als verdreifacht und sind von 1,8 auf nahezu 6 Mio. Euro gestiegen.
Der Anstieg des Zinsaufwandes geht einher mit einem deutlichen Ausbau der Verschuldung im Konzern. Allein 59,8 Mio. Euro kurzfristige Verbindlichkeiten bestehen gegenüber Kreditinstituten. Dem stehen ganze 15 Mio. Euro Liquidität gegenüber, die Cash-Flow-Rechnung zeigt einen negativen Finanzmittelfonds von 44 Mio. Euro. Alles andere als vertrauenerweckend angesichts eines Liquiditätsabflusses aus dem gewöhnlichen Geschäft in Höhe von 37,5 Mio. Euro.
Die hohe Verschuldung, insgesamt drücken den Konzern Verbindlichkeiten von fast 164 Mio. Euro - davon rund 40 Mio. Euro langfristige - bei 53 Mio. Euro Eigenkapital, steht völlig im Gegensatz zu dem, wie es Umweltkontor in der Öffentlichkeit darstellt: Umweltkontor sei „solide finanziert“, meldet das Management ad-hoc und verweist auf die Eigenkapitalquoten von 30,4 Prozent im Konzern oder die Überdeckung des Anlagevermögens durch Eigen- und langfristiges Fremdkapital. Sicherlich keine falsche Aussage, allein die Musik in der Bilanz, von der Umweltkontors Zukunft abhängt, spielt woanders.
Umweltkontor hängt, bildlich gesprochen, am Tropf der Banken. Um 35 Mio. Euro haben im vergangenen Jahr die Bankverbindlichkeiten zugenommen. Gleichzeitig hat die Liquidität um 10 Mio. Euro abgenommen. Zieht man die Posten Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, kurzfristigen Darlehns-Forderungen und Kassenbestand zusammen, übersteigt dieser Betrag kaum die kurzfristigen Bankverbindlichkeiten und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Klartext: Die finanzielle Manövriermasse der Erkelenzer ist knapp, extrem knapp. Dreht eine Bank den Kredithahn zu, kommt Umweltkontor in Schwierigkeiten.
Dazu passend hören wir aus Branchenkreisen, dass Umweltkontor seinen Zahlungsverpflichtungen teilweise nur noch schleppend nachkommt. Eine Anfrage bezüglich der Gerüchte bleibt von Umweltkontor seit nunmehr 14 Tagen unkommentiert. Vor diesem Hintergrund bleibt völlig unklar, wie Umweltkontor seine ehrgeizigen Wachstumsziele finanzieren will. Die Liquiditätsdecke ist knapp, große Rückflüsse derzeit kaum zu erwarten, da traditionsgemäß in den ersten zwei Quartalen im Hauptgeschäftsfeld von Umweltkontor nur ein kleiner Teil der Jahresumsätze anfallen, statt dessen im Bereich Windpark-Projektierung aber hohe Vorleistungen zu erbringen sind.
Ebenfalls weiter im Fokus stehen die Gerüchten über ungeplante Abflüsse liquider Mittel infolge von Platzierungsgarantien (wir berichteten). Ein Blick in die aktuellen Handelsregisterauszüge der jüngst platzierten Betreibergesellschaften zeigt: Das bislang eingetragene Kommanditkapital bleibt zum Teil erheblich unter dem, was laut Prospekt an Kapital von Anlegern eingeworben werden sollte. Umweltkontor meldete dem widersprechend Anfang Januar ein starkes Geschäft im Vertrieb geschlossener Windparkfonds. Ungewöhnlich sei dies, heißt es gegenüber
www.4investors.de aus Branchenkreisen, dass man gegen Jahresende eingeworbenes Kommanditkapital nicht bis Mitte März im Handelsregister habe eintragen lassen. Und so stellt sich zwangsläufig die Frage, wie viel Kapital wirklich eingeworben wurde. Von Umweltkontor kommt auch hier bislang keine Antwort auf entsprechende Anfragen. (mic)
Umweltkontor: Liquiditäts-Löcher?
Nach Informationen aus Branchenkreisen verzeichnen die Erkelenzer ungeplante Millionen-Abflüsse aufgrund von Platzierungsgarantien. Überhaupt drückt dem Windkraft-Projektierer zunehmend der Liquiditätsschuh.24.03.2003Börsenbrief Sam-Investor
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Wenige Tage vor der Vorstellung der Bilanz für 2002 macht sich erneut Ernüchterung bei Umweltkontor-Aktionären breit: Obwohl der Windpark-Projektierer mit seiner Ad-hoc-Meldung zu den vorläufigen Zahlen Mitte März für gute Stimmung sorgen wollte, leidet der Aktienkurs unter akuter Schwindsucht. Für mehr als ein kurzes Aufflackern der Hoffnung reichte es nicht: Das Umweltkontor-Papier hat seine Talfahrt wieder aufgenommen.
Die Malaise des Kurses hat Hintergründe. Neben der wenig glücklich verlaufenen Einbringung der New Mine Energy in Umweltkontor und den Interessenskonflikten bei Windpark-Fonds kämpfen die Erkelenzer nun auch auf einem anderen Gebiet zunehmend gegen stürmischen Wind an: Nach Informationen von
www.4investors.de aus Branchenkreisen steuert Umweltkontor auf ein Liquiditätsproblem zu.
Hintergrund der neuen Probleme scheint unter anderem der Fondsvertrieb zu sein. Hier hätten, so Aussagen von Branchenkennern gegenüber
www.4investors.de, lediglich Platzierungsgarantien seitens Umweltkontor dafür gesorgt, dass das Eigenkapital der geschlossenen Fonds voll platziert werden konnte. Mit solchen Platzierungs-Garantien bürgt Umweltkontor gegenüber dem Fonds, der rechtlich Selbständig als Kommanditgesellschaft geführt wird, für eine vollständige Platzierung des Kommanditkapitals. Schafft Umweltkontor es nicht, genügend Anleger für die Fondsanteile zu begeistern, steht man selber in der Verpflichtung, die fehlenden Gelder nachzuschießen. Genau das sei passiert, heißt es in Branchenkreisen, und soll zu nicht geplanten Geldabflüssen in „größerer Höhe“ geführt haben. Umweltkontor hingegen hatte Anfang Januar dem widersprechend ein starkes Jahresendgeschäft im Fondsvertrieb gemeldet.
Zu diesen Mittelabflüssen kommt weiterhin die Unsicherheit über die Rückzahlung eines Darlehns in Höhe von reichlich 19 Mio. Euro, das die New Mine Energy (NME) mit in die „neue“ Umweltkontor gebracht hat. Wie Umweltkontor dieses Darlehn, dessen Gläubiger im übrigen die Umweltkontor-Vorstände Leo Noethlichs und Heinrich Lohmann sind, zurückzahlen will, darüber gibt es bislang keine schlüssigen Aussagen seitens der Gesellschaft. Weder der Kontostand noch der Cash-Flow von Umweltkontor – auch unter Berücksichtigung der NME – sollten gemäß Unternehmensplanung entsprechende Summen aufbringen können. Bislang hat Umweltkontor rein von der Substanz bzw. den durch die Kapitalerhöhungen eingebrachten Geldern gelebt.
Dem Unternehmen bleibt somit nur ein Ausweg: Eine weitere Kapitalerhöhung. Wie die aussehen könnte, haben die Aktionäre bereits auf der außerordentlichen Umweltkontor-Hauptversammlung am 25. Oktober 2002 beschlossen: Dem Vorstand wurde ein genehmigtes Kapital von insgesamt 13,3 Mio. Euro eingeräumt, mit dem unter Ausschluss des Bezugsrechts der freien Aktionäre unter anderem Kredite zurückbezahlt werden können. Sollte es tatsächlich zu einer Rückzahlung des Darlehns in Form einer Kapitalerhöhung kommen, hielte das Vorstandsduo direkt wie indirekt über Firmen mehr als 75 Prozent der Umweltkontor-Aktien und könnte die Geschicke der Firma weitgehend unbeeinflusst lenken.
Fragen zu dem Themenkomplex entzieht sich Umweltkontor übrigens bislang: Trotz zweimaliger schriftlicher Anfrage durch die
www.4investors.de-Redaktion bezüglich einer Stellungnahme zu den Liquiditätsrisiken liegen bislang keine Antworten vor. Antworten, die nicht wenige Aktionäre gerne hätten. (mic)
Wer hier Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!