Finnen zu deutscher UMTS-Lizenz: "Der größte Fehler aller Zeiten"
[05.08.2002 15:22 ]
Finnlands Regierung ist zusammen mit dem Telekonzern Sonera wegen des komplett fehlgeschlagenen Kaufs einer deutschen UMTS-Lizenz in Bedrängnis geraten, der von Medien in Helsinki als "größter unternehmerischer Fehler aller Zeiten" eingestuft wird. Am Montag verkündete Kommunikationsminister Kimmo Sasi als Ergebnis einer eilig durchgeführten "internen Untersuchung", die Regierung habe vorab weder von der finnischen Ersteigerung einer deutschen Lizenz im Frühjahr 2000 gewusst noch Einfluss genommen. Ob das wirklich stimmt, will im Herbst unabhängig auch Finnlands Justiz- Ombudsmann untersuchen.
Vier Milliarden Euro hatte Sonera auf dem Höhepunkt der Handy-Euphorie an Bundesfinanzminister Hans Eichel allein für das Recht überwiesen, irgendwann in Deutschland ein 3G-Netz der nächsten Mobilfunk-Generation zu betreiben. Nach dem letzte Woche endgültig bestätigten, kompletten Ausstieg aus der Zusammenarbeit mit dem spanischen Partner Telefonica Moviles in der Group 3G werden die vier Milliarden nun schlicht als Verlust abgebucht.
Für das inzwischen vor der Fusion mit dem schwedischen Telia-Konzern stehende Unternehmen ist der Verlust alles andere als ein Pappenstil. Hätte nicht die Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Paavo Lipponen im letzten Jahr Steuergelder für Sonera als Kapitalspritze locker gemacht, wäre das Unternehmen wohl damals als Folge der UMTS-Zahlung zusammengebrochen, meinte die größte finnische Zeitung Helsingin Sanomat. Die Hauptschuld an dem nun letztlich vom Steuerzahler zu bezahlenden Desaster spricht das Blatt dem Staat zu: "Die Regierung als Haupteigner hätte früher eingreifen müssen."
Dass Lipponen und einige Minister Sonera umgekehrt sogar massiv unter Druck setzten, sich ohne jede Risikoanalyse in das deutsche UMTS-Abenteuer zu stürzen, behauptet ein anonymer Autor. Sein nur im Internet veröffentlichtes Buch unter anderem über Soneras spektakulär fehlgeschlagene Investition in Deutschland war in Helsinki zum Ende der Sommerferien Gesprächsthema Nummer Eins. Obwohl als unseriös belächelt, erzwang es auch die interne Untersuchung in der Regierung. Der viel gesuchte Autor, für dessen Namen eine Zeitung schon einen "Finderlohn" ausgesetzt hat, behauptete sogar, der damalige Vorstandschef Kaj-Erik Relander habe sich zur Durchsetzung seiner Geschäftsziele der russischen Mafia bedient.
Parteichefin Anneli Jääteenmäki von der liberalen Zentrumspartei bediente sich bei ihrer Kritik an der Regierung bewusst nicht des anonymen Internet-Schreibers. Den Schwarzen Peter für die Verschleuderung von vier Milliarden Euro würde die Oppositionschefin aber dennoch gern von einer Kommission amtlich an den Sozialdemokraten Lipponen und seinen konservativen Finanzminister Sauli Niinistö vergeben haben. Niinistö will erst aus der Zeitung von der Ersteigerung einer deutschen UMTS-Lizenz durch Sonera erfahren haben. Helsingin Sanomat meint leicht resignativ, der Staat habe einfach keine ausreichende Qualifikationen als Unternehmenseigner, wenn es um das wirkliche große Geld gehe. Und so seien finnische Steuergelder "für nichts" in die Deckung des deutschen Haushaltsdefizit geflossen.
Quelle: Heise.de
[05.08.2002 15:22 ]
Finnlands Regierung ist zusammen mit dem Telekonzern Sonera wegen des komplett fehlgeschlagenen Kaufs einer deutschen UMTS-Lizenz in Bedrängnis geraten, der von Medien in Helsinki als "größter unternehmerischer Fehler aller Zeiten" eingestuft wird. Am Montag verkündete Kommunikationsminister Kimmo Sasi als Ergebnis einer eilig durchgeführten "internen Untersuchung", die Regierung habe vorab weder von der finnischen Ersteigerung einer deutschen Lizenz im Frühjahr 2000 gewusst noch Einfluss genommen. Ob das wirklich stimmt, will im Herbst unabhängig auch Finnlands Justiz- Ombudsmann untersuchen.
Vier Milliarden Euro hatte Sonera auf dem Höhepunkt der Handy-Euphorie an Bundesfinanzminister Hans Eichel allein für das Recht überwiesen, irgendwann in Deutschland ein 3G-Netz der nächsten Mobilfunk-Generation zu betreiben. Nach dem letzte Woche endgültig bestätigten, kompletten Ausstieg aus der Zusammenarbeit mit dem spanischen Partner Telefonica Moviles in der Group 3G werden die vier Milliarden nun schlicht als Verlust abgebucht.
Für das inzwischen vor der Fusion mit dem schwedischen Telia-Konzern stehende Unternehmen ist der Verlust alles andere als ein Pappenstil. Hätte nicht die Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Paavo Lipponen im letzten Jahr Steuergelder für Sonera als Kapitalspritze locker gemacht, wäre das Unternehmen wohl damals als Folge der UMTS-Zahlung zusammengebrochen, meinte die größte finnische Zeitung Helsingin Sanomat. Die Hauptschuld an dem nun letztlich vom Steuerzahler zu bezahlenden Desaster spricht das Blatt dem Staat zu: "Die Regierung als Haupteigner hätte früher eingreifen müssen."
Dass Lipponen und einige Minister Sonera umgekehrt sogar massiv unter Druck setzten, sich ohne jede Risikoanalyse in das deutsche UMTS-Abenteuer zu stürzen, behauptet ein anonymer Autor. Sein nur im Internet veröffentlichtes Buch unter anderem über Soneras spektakulär fehlgeschlagene Investition in Deutschland war in Helsinki zum Ende der Sommerferien Gesprächsthema Nummer Eins. Obwohl als unseriös belächelt, erzwang es auch die interne Untersuchung in der Regierung. Der viel gesuchte Autor, für dessen Namen eine Zeitung schon einen "Finderlohn" ausgesetzt hat, behauptete sogar, der damalige Vorstandschef Kaj-Erik Relander habe sich zur Durchsetzung seiner Geschäftsziele der russischen Mafia bedient.
Parteichefin Anneli Jääteenmäki von der liberalen Zentrumspartei bediente sich bei ihrer Kritik an der Regierung bewusst nicht des anonymen Internet-Schreibers. Den Schwarzen Peter für die Verschleuderung von vier Milliarden Euro würde die Oppositionschefin aber dennoch gern von einer Kommission amtlich an den Sozialdemokraten Lipponen und seinen konservativen Finanzminister Sauli Niinistö vergeben haben. Niinistö will erst aus der Zeitung von der Ersteigerung einer deutschen UMTS-Lizenz durch Sonera erfahren haben. Helsingin Sanomat meint leicht resignativ, der Staat habe einfach keine ausreichende Qualifikationen als Unternehmenseigner, wenn es um das wirkliche große Geld gehe. Und so seien finnische Steuergelder "für nichts" in die Deckung des deutschen Haushaltsdefizit geflossen.
Quelle: Heise.de