Alles neu auf dem Banking-Markt
Umsturz auf dem Markt für Direktbanken: Branchenprimus Diba schickt sich an, durch eine Übernahme noch größer zu werden. Die Allianz hingegen macht die Advance Bank dicht, 340.000 Kunden brauchen neue Konten.
München - Wie "Handelsblatt" und "Financial Times Deutschland" übereinstimmend berichten, ist die Übernahme der Direktbank Entrium durch die Diba fast abschlussreif und könnte schon am Mittwoch offiziell bekannt gegeben werden. Der holländische Diba-Mutterkonzern ING beschleunigt damit sein Expansionstempo auf dem deutschen Markt. GMS Kunde beim Online-Banking: Die Dresdner nimmt ihren Internet-Ableger auf Druck der Allianz aus dem Netz, das dürfte die Spekulationen über die Zukunft der DAB neu aufflammen lassen
Die Diba, die im Gegensatz zu vielen Konkurrenten profitabel arbeitet, würde damit mit fast drei Millionen Kunden ihre Position als größte Direktbank Deutschlands ausbauen. Der einst gefeierte Online-Broker comdirect kommt nur noch auf 622.000 Kunden, ConSors auf rund 600.000, die DAB auf etwa 430.000. Die Broker leiden nach wie vor unter der Flaute des Aktienhandels, während die Diba Kunden vor allem mit hoch verzinsten Geldmarktkonten anlockt.
Dem "Handelsblatt" zufolge soll der Verwaltungsrat der italienischen Entrium-Mutter Fineco, die Transaktion heute absegnen. Strittig war offenbar noch der Preis, der zwischen 300 und 315 Millionen rangieren dürfte. Weder ING noch Finceco wollten sich offiziell äußern. Entrium steht bereits seit Monaten zum Verkauf. Zunächst peilten die Italiener einen Kaufpreis von 500 Millionen Euro an.
Allianz verliert die Geduld
Die Allianz gab unterdessen bekannt, sie wolle die verlustreiche Advance Bank vollständig in den Konzern integrieren, also faktisch schließen. Allein durch den Wegfall von weiteren Investitionen in die Advance Bank und das Geschäft mit der Finanzplanung als eigenständige Einheit sollen rund 500 Millionen Euro gespart werden, teilte die Allianz mit. Mit der Integration werde der Name Advance Bank vom Markt verschwinden. "Wir wollen uns auf unsere beiden Marken Allianz und Dresdner Bank konzentrieren", sagte ein Allianz-Sprecher in München.
Die rund 900 Mitarbeiter der Advance Bank und Finanzplaner- Organisation sollen so weit wie möglich von der Dresdner Bank und Allianz übernommen werden. Den rund 340.000 Kunden soll angeboten werden, zur Dresdner Bank und Allianz zu wechseln. Dennoch sollten die Kunden auch weiterhin die Möglichkeit haben, ihre Geschäfte per Telefon oder über das Internet zu erledigen. Rund 60 so genannter Finanzplanungscenter sollen geschlossen werden.
Die Allianz hatte sich bei der Advance Bank noch auf jahrelange Verluste eingestellt. Die Gewinnschwelle wollte die Bank erst im Jahr 2006 erreichen. Ursprünglich wollte der Allfinanzkonzern das Direktbanking und die Finanzplanung zum dritten Standbein neben den Versicherungsagenturen und den Filialen der Dresdner Bank ausbauen. Die Zahl der Finanzplaner, die sich auf die Kundenberatung zur Geldanlage und finanziellen Altervorsorge spezialisiert hatten, sollte in den kommenden Jahren um mehr als 1000 aufgestockt werden.