Rein in Renten
Von Dirk Harbecke
Ich kann mich noch sehr gut an die Telebörsen Anfang der 90er Jahre erinnern. Wenn es damals um das Thema festverzinsliche Anleihen ging, hatte Friedhelm Busch gerne einen der bekanntesten und renommiertesten Bond-Spezialisten Frankfurts zu Gast, Karl-Egmont Niem. Als Niem in Pension ging, widmete ihm Busch eine Abschiedsrede: Er dankte ihm dafür, dass Niem ihm und den Zuschauern die Reize und Möglichkeiten des Bondmarktes nähergebracht hatte. Damals waren Anleihen für die meisten Privatanleger ein ebenso rotes Tuch wie heute: langweilig, magere Rendite, nicht zur Spekulation geeignet. Auch Busch gestand damals ein, dass er selbst zu stark auf den Aktienmarkt fixiert war.
Der Anleihemarkt wird immer noch vor allem von den Profis gespielt. Doch wer in diesem Jahr Geld verdienen will, kommt nicht um Bonds herum. Die Gründe dafür klingen simpel, und sind es auch: Die USA und Europa stehen vor einer Rezession, Japan schlittert immer tiefer hinein. Die Zinsen werden weltweit sinken, die Kurse von Anleihen steigen. Der Aktienmarkt bleibt in den kommenden Quartalen tot, selbst eine Zwischenerholung erscheint inzwischen unwahrscheinlich. Warum?
1) Die Warnungen von Seiten der Unternehmen wurden deutlich gegeben. Motorola sieht z.B. eine Rezession in den USA, DaimlerChrysler hat Angst vor Konjunktureinbrüchen in Europa und Asien. Die Wirtschaftsforschungsinstitute mahnen die Zentralbanken zum Eingreifen und damit zu Zinssenkungen.
2) Der eigentliche Einbruch könnte erst noch bevorstehen. Renommierte Bankhäuser beurteilen den Markt erst jetzt als "fair" bewertet - was im übrigen gegen stark steigende Kurse spricht, doch noch stehen die Quartalszahlen der "Old Economy" aus, die die Börsen weiter zerrütteln könnten. Das Marktforschungsinstitut First Call/Thomsons Financial erwartet einen Gewinnrückgang von 16 Prozent für die S&P 500-Unternehmen und von 40 bis 50 Prozent für Technologie- und zyklische Werte.
3) Die überwältigende Mehrheit der Anleger hofft nach wie vor auf eine Zwischen-Rallye, um dann "irgendwie" aussteigen zu können. Wie sonst ist zu erklären, dass die Kurse von High-Tech-Aktien steigen, nur weil ein Unternehmen seine nur Wochen zuvor katastrophal nach unten korrigierte Prognose erfüllt oder leicht übertrifft? Die psychologische Falle "Hoffnung" hat immer noch Oberhand. Testen Sie sich selbst: Glauben Sie an weiter fallende Aktienkurse? Wenn Sie zu den Wenigen gehören, die mit "Ja" antworten, müssten Sie schon in Festverzinsliche oder Optionsscheine auf fallende Aktien umgeschichtet haben.
Die Risiken eines Umschichtens in den Anleihemarkt sind gering. Vielleicht steht am Ende des Jahres nur eine Rendite von 4 bis 5 Prozent im Vergleich zu etwa 10 Prozent, die man durchschnittlich über Jahre gesehen an den Aktienbörsen erwirtschaften kann. Die Chancen sind dagegen groß. Sie liegen zum einen in der Sicherung des Einsatzes und dem Schutz vor weiteren zu befürchtenden Einbrüchen der Aktien, zum anderen in einem boomenden Anleihemarkt mit deutlichen Kursgewinnen. Die kommenden Tage mit unzähligen Quartalsergebnissen aus den USA könnten die kurze Aktien-Hausse der vergangenen Woche jäh beenden - und den Bondmarkt neu beflügeln.
Von Dirk Harbecke
Ich kann mich noch sehr gut an die Telebörsen Anfang der 90er Jahre erinnern. Wenn es damals um das Thema festverzinsliche Anleihen ging, hatte Friedhelm Busch gerne einen der bekanntesten und renommiertesten Bond-Spezialisten Frankfurts zu Gast, Karl-Egmont Niem. Als Niem in Pension ging, widmete ihm Busch eine Abschiedsrede: Er dankte ihm dafür, dass Niem ihm und den Zuschauern die Reize und Möglichkeiten des Bondmarktes nähergebracht hatte. Damals waren Anleihen für die meisten Privatanleger ein ebenso rotes Tuch wie heute: langweilig, magere Rendite, nicht zur Spekulation geeignet. Auch Busch gestand damals ein, dass er selbst zu stark auf den Aktienmarkt fixiert war.
Der Anleihemarkt wird immer noch vor allem von den Profis gespielt. Doch wer in diesem Jahr Geld verdienen will, kommt nicht um Bonds herum. Die Gründe dafür klingen simpel, und sind es auch: Die USA und Europa stehen vor einer Rezession, Japan schlittert immer tiefer hinein. Die Zinsen werden weltweit sinken, die Kurse von Anleihen steigen. Der Aktienmarkt bleibt in den kommenden Quartalen tot, selbst eine Zwischenerholung erscheint inzwischen unwahrscheinlich. Warum?
1) Die Warnungen von Seiten der Unternehmen wurden deutlich gegeben. Motorola sieht z.B. eine Rezession in den USA, DaimlerChrysler hat Angst vor Konjunktureinbrüchen in Europa und Asien. Die Wirtschaftsforschungsinstitute mahnen die Zentralbanken zum Eingreifen und damit zu Zinssenkungen.
2) Der eigentliche Einbruch könnte erst noch bevorstehen. Renommierte Bankhäuser beurteilen den Markt erst jetzt als "fair" bewertet - was im übrigen gegen stark steigende Kurse spricht, doch noch stehen die Quartalszahlen der "Old Economy" aus, die die Börsen weiter zerrütteln könnten. Das Marktforschungsinstitut First Call/Thomsons Financial erwartet einen Gewinnrückgang von 16 Prozent für die S&P 500-Unternehmen und von 40 bis 50 Prozent für Technologie- und zyklische Werte.
3) Die überwältigende Mehrheit der Anleger hofft nach wie vor auf eine Zwischen-Rallye, um dann "irgendwie" aussteigen zu können. Wie sonst ist zu erklären, dass die Kurse von High-Tech-Aktien steigen, nur weil ein Unternehmen seine nur Wochen zuvor katastrophal nach unten korrigierte Prognose erfüllt oder leicht übertrifft? Die psychologische Falle "Hoffnung" hat immer noch Oberhand. Testen Sie sich selbst: Glauben Sie an weiter fallende Aktienkurse? Wenn Sie zu den Wenigen gehören, die mit "Ja" antworten, müssten Sie schon in Festverzinsliche oder Optionsscheine auf fallende Aktien umgeschichtet haben.
Die Risiken eines Umschichtens in den Anleihemarkt sind gering. Vielleicht steht am Ende des Jahres nur eine Rendite von 4 bis 5 Prozent im Vergleich zu etwa 10 Prozent, die man durchschnittlich über Jahre gesehen an den Aktienbörsen erwirtschaften kann. Die Chancen sind dagegen groß. Sie liegen zum einen in der Sicherung des Einsatzes und dem Schutz vor weiteren zu befürchtenden Einbrüchen der Aktien, zum anderen in einem boomenden Anleihemarkt mit deutlichen Kursgewinnen. Die kommenden Tage mit unzähligen Quartalsergebnissen aus den USA könnten die kurze Aktien-Hausse der vergangenen Woche jäh beenden - und den Bondmarkt neu beflügeln.