Um eine persönliche Beziehung mit Gott zu starten

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Um eine persönliche Beziehung mit Gott zu starten

 
10.01.02 06:24
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Die Arthur S. DeMoss-Stiftung überzieht Deutschland mit ihrer "Kraft zum Leben"-Kampagne

Ein Gratisbuch erobert Deutschland. Auf Plakaten, im Fernsehen und sogar im Internet wird das Werk "Kraft zum Leben" angeboten, das den Deutschen inneren Frieden und Lebensfreude wieder schenken soll. Die Hintermänner halten sich im Verborgenen. Nun sollen die Fernsehspots verboten werden.

Das Callcenter fasst sich kürzer als ein Telefoncomputer. Ohne weitere Einleitung sagt die Telefonistin: "Nennen Sie mir ihren Nachnamen", dann Vorname, Postleitzahl, Straße, Ort. "In vier Wochen bekommen Sie ihr Exemplar zugesandt." Schnell noch kann ich zwei Fragen unterschieben. Nein, die Daten werden nicht weitergegeben, und die Aktion ist weder katholisch, noch evangelisch. Offenbar ist das Callcenter gut ausgelastet.

Die aufwändige Werbekampagne zeigt ihren Effekt. Bernhardt Langer ist jetzt so populär wie lange nicht mehr. Eine Shampoo-Firma oder ein Finanzkonzern hätte den alternden Golfspieler wohl kaum für eine Multi-Millionen-Euro Kampagne eingespannt. Für "Kraft zum Leben" erscheinen er und andere Prominente seit über einer Woche täglich auf den Fernsehbildschirmen, bundesweit und zur besten Sendezeit. Dazu kommen noch großformatige Zeitungsanzeigen und Plakatwände.

Zu erfahren ist von den Prominenten allerdings wenig, die nichts Näheres zu wissen vorgeben. So sagte laut  n-tv Paulo Sergio: "Ich habe das Buch unterstützt, um die Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben. Die Ziele der Stiftung kenne ich nicht." Interessant wäre denn auch, wie viel die Unterstützung ihm eingebracht hat, um mehr gar nicht wissen zu wolen.

Fragen über Fragen

Allen gemeinsam ist der absolute Mangel an Informationen. Welche Organisation steckt hinter der Aktion? Wovon genau handelt das Buch? Wer ist der Autor? Allein die Telefonnummer wird präsentiert, dazu die Versicherung, dass das Buch absolut gratis ist. Dazu der Slogan "Kraft zum Leben", der hierzulande fatalerweise an "Kraft durch Freude" erinnert. Die Hotline ist ein Bestell- und kein Info-Telefon. Wer etwas über das Buch erfahren will, muss es schon bestellen.

Das geheimnisvolle Vorgehen der Organisation führt zu einem negativen Image der Kampagne. Viele vermuten dahinter zuallererst eine Sekte wie Scientology. Die frömmlerischen Nullsätze, mit denen geworben wird, bestärken den Eindruck.

Es gibt auch eine  Webseite. Weiß auf Blau wird hier das Logo präsentiert, aber nur wenig weitere Infos. "Millionen Menschen wurden durch dieses kostenlose Buch berührt", so die schlecht übersetzte Einleitung, "Lesen sie, was andere darüber sagen." Doch zu lesen gibt es nicht viel. Sechs mehr oder weniger Prominente werden jeweils mit einem unprofessionell arrangierten Bild und einem nichtssagenden Satz zitiert.

Die Organisation

Bei "Bild der Frau"-Chefredakteurin Andrea Zangemeister steht: " Ich dachte, dass ich allein mit den Dingen fertig werden müsste." Darunter der verheißungsvolle Link. "Klicken Sie hier, um eine persönliche Beziehung mit Gott zu starten." Doch der führt nur zum Bestellformular.

Unter dem Punkt "Sicherheit" findet sich dann doch ein expliziter Hinweis auf die Urheber der Aktion: Arthur S. De Moss Foundation verspricht: Spenden sind nicht erbeten und werden auch nicht akzeptiert. Dieses Buch ist absolut kostenlos. Ihr Name wird für keine anderen Zwecke verwendet..

Damit wären Ross und Reiter benannt - so denkt man jedenfalls. Die Arthur S. De Moss Foundation mit Sitz in Florida ist eine der größten Wohltätigkeitsorganisationen der USA, sie finanziert viele christliche Organisationen und Aktionen. Der 1979 verstorbene Arthur DeMoss hatte ein Vermögen mit Versicherungen gemacht und es seiner Familie mit der Auflage hinterlassen, es zur Durchsetzung christlicher Werte zu verwenden.

In den deutschen Medien wurde immer wieder aufgegriffen, dass im Umkreis der Foundation gelinde gesagt konservative Werte herrschen: gegen Abtreibung und Homosexuelle, dafür für die Todesstrafe. Allerdings kann man das einer Stiftung aus einem Land, in dem Regierungsmitglieder explizit die gleiche Auffassung vertreten, kaum ankreiden.

Rechtsevangelisches Milieu

Die Organisation wird dem "rechtsevangelischen Milieu" zugerechnet. Interessant sind die Verbindungen zu anderen Organisationen, die von der Stiftung finanziell unterstützt werden. Derzeitiger Leiter der Stiftung ist Mark DeMoss, der vorher Sprecher der frauenfeindlichen Promise Keeper-Bewegung war. Zu den Spendenempfängern gehört Jerry Falwell, der enge Verbindungen zur Mun-Sekte unterhalten soll. Für diesen hatte Mark DeMoss auch 15 Jahre lang als Pressessprecher gearbeitet, bevor er Präsident der  The DeMoss Group wurde, einer religiösen Werbeagentur. Ansonsten ist nur wenig bekannt über die Organisation, außer ihrem enormen Reichtum: 450 Millionen Dollar sollen auf den Konten liegen.

Befremdlicher Stil

In 13 Ländern soll die Stiftung bereits das Buch vertrieben haben, das in der deutschen Übersetzung grade mal 134 Seiten umfasst. Verfasst wurde es 1983 von einem amerikanischen Prediger. In den USA heißt die Aktion "Power for Living", die  Webseite sieht exakt aus wie die deutsche Version.

Domaininhaber ist die Arthur S. DeMoss Foundation, gehostet wird sie von der Christlichen InterNet-Arbeitsgemeinschaft e.V. (  CINA), die sich als "Internet-Missionswerk im Bereich der Evangelischen Allianz" vorstellt. Sie habe die "hinter der Aktion stehende Organisation geprüft" und sich "von deren Seriosität überzeugen" können. Trotz dieser Versicherung will man aber eigentlich nichts wissen: "Inhaltliche und organisatorische Fragen zu der Aktion können wir jedoch nicht beantworten."

Die deutschen Kirchen zeigen sich wenig alarmiert. "Keine grundsätzlichen Vorbehalte" hat Hans Gasper, Ökonomiereferent bei der Deutschen Bischofskonferenz. Hinter der Aktion stecke keine Sekte. Was genau die DeMoss Foundation sei, könne er aber auch nicht sagen. Das Buch entspreche zwar nicht völlig katholischen Grundsätzen, sei aber kein Grund zur Besorgnis. Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen prophezeit der Kampagne der Amerikaner Schiffbruch: "Sie dürfte in Europa kaum bleibende Erfolge zeitigen, weil der im Buch vermittelte Lebens- und Glaubensstil hier befremdlich wirkt und entsprechende Gemeinschaftsangebote unbekannt bzw. selten sind."

Werben verboten

Gegenwind kommt jetzt aber von ganz anderer Richtung. Die Gemeinsame Stelle Werbung, Recht, Europa und Verwaltung der Landesmedienanstalten hat ein Verbot der Fernsehspots empfohlen. Nach dem Medienstaatsvertrag sei weltanschauliche Werbung grundsätzlich untersagt. Zur Zeit schreiben die Landesmedienanstalten die Fernsehsender in ihrem Zuständigkeitsbereich an, um das Verbot durchzusetzen. Dass sich die Werbung um ein Buch dreht und nicht um eine Weltanschauung, lässt Joachim Becker, stellvertretender Direktor der Hessischen Landesanstalt für den Privaten Rundfunk (  LPR) nicht gelten. Schon vorher hätten Scientologen und andere Gruppen versucht, über eine Buchwerbung ihre Botschaft ins Fernsehen zu bringen. Kirchliche Sendungen seien nur zulässig, wenn sie in redaktioneller Verantwortung stattfänden.

Ingrid Haas, Unternehmenssprecherin von RTL Television, kann den Vorwurf nicht verstehen: "Wir haben den Spot vorher geprüft und sind juristisch zu dem Ergebnis gekommen, dass er zulässig ist." Wenn die Landesmedienanstalt das Verbot ausspreche, werde RTL sich daran halten. Weitere rechtliche Schritte behält sich der Sender aber ausdrücklich vor, schließlich werde hier ein Präzedenzfall geschaffen.

Statement aus Florida

Von der DeMoss-Foundation selbst ist keine Auskunft zu bekommen. Zwar kümmert sich eine kleine PR-Agentur hierzulande um Pressekontakte, die einzige Information, die sie rausgeben darf, ist allerdings eine vorbereitete Stellungnahme direkt aus Florida:

Die Arthur S. DeMoss Stiftung ist eine private, philanthropische Organisation mit Sitz in den USA, die sich einiger der wichtigsten Anliegen in unserer globalen Gesellschaft annimmt und auf sie aufmerksam macht.
[...]

Es ist das Ziel des "Kraft zum Leben"-Projekts, so viele Menschen wie möglich mit dem biblischen Bericht vertraut zu machen, wie man Gott auf einer persönlichen Ebene kennen lernen kann. Dazu wird eine multi-mediale Kampagne eingesetzt, die für das kostenlose, konfessionell nicht gebundene Buch "Kraft zum Leben" wirbt. Dieses Buch wird zur Zeit im Fernsehen, in Zeitungen und Zeitschriften, auf Plakaten und im Internet in ganz Deutschland beworben. Es ist absolut kostenlos und steht in keinerlei Beziehung zu irgend einer Sekte oder zur New-Age-Weltanschauung. Die Teilnehmer an der Kampagne erhalten für ihr Mitwirken keinerlei Vergütung. [...]

"Kraft zum Leben". Eine einfache Botschaft in einer komplexen Welt. Eine Botschaft, von der wir glauben, dass sie die Welt zu einem besseren und freundlicheren Ort für uns alle macht."


Nun ja....




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