New York - Als am Montag vor einer Woche der Handel an Wall Street wieder aufgenommen wurde, schlug in den USA die Stunde der Patrioten: Analysten veröffentlichten keine negativen Ratings, Firmen verschoben Gewinnwarnungen, die Rentenkasse des Bundesstaates New York kündigte an, für eine Milliarden Dollar Aktien zu kaufen. Doch dies alles half nicht viel: Gleich am ersten Handelstag nach dem Terrorangriff rutschte der Dow Jones um sieben Prozent ins Minus.
Zum Wochenende hat die Realität den Patriotismus verdrängt: Alle Börsen schlossen tief im roten Bereich - der Dow erlitt den größten Punkteverluste seit der Großen Depression in den dreißiger Jahren. Innerhalb einer Woche verlor das wichtigste Börsenbarometer der Welt 14,3 Prozent. Die High-Tech-Börse Nasdaq war gleich um 16,1 Prozent schwächer, und der S&P-500 gab 11,6 Prozent ab. "Wo ich hinschaue, sehe ich nur fallende Messer", sagt Dirk von Dijk von C.H. Dean Associates. Sein Kollege Richard Dripps vom Brokerhaus Legg Mason spricht von "Panikverkäufen". Nur Gold und staatliche Rentenpapiere legten in der vergangenen Woche zu.
Die Investoren sind vor allem über den ungewissen Ausgang des Konflikts irritiert. Am Freitag waren die Anleger aus Aktien geflüchtet, nachdem Präsident George W. Bush die USA auf eine lange, möglicherweise mehrere Jahre dauernde Auseinandersetzung mit dem Terrorismus vorbereitet hatte. Die Spannung an der Börse erhöhte sich dann noch mal, als die Taliban ein Ultimatum zur Auslieferung von Osama Bin Laden zurückwiesen, den Amerika für den Drahtzieher der Anschläge hält.
Am stärksten waren die Aktien der Airlines (minus 38), der Hotels (34) und der Wertpapierhändler (21) von dem Rückgang betroffen. Zulegen konnten dagegen Notierungen von Metallherstellern (plus 10,1 Prozent), von Wasserversorgern (8,1) und Mobilfunkanbietern (4,1). In der vergangenen Woche verloren die Unternehmen an Wall Street insgesamt 1,38 Billionen Dollar an Wert - dies entspricht in etwas dem Bruttoinlandsprodukt von Frankreich.
In den USA gibt es mittlerweile keinerlei Zweifel mehr darüber, dass das Land in eine Rezession gleitet - oder schon mittendrin steckt. "Wir glauben, dass die Rezession schon im Mai oder Juni begonnen hat", sagt Jeff Rubin, Chefökonom bei CIBC World Markets. "Nun ist die Frage, wie weit die Attentate auf das World Trade Center im dritten und vierten Quartal die Verschlechterung beschleunigen." Die Märkte gingen von einer breiten Rezession und nicht nur von ein paar Problemen im Bereich High-Tech aus.
Auch die überwältigende Mehrheit von Aktienhändlern an Wall Street rechnet mit einer Rezession. 47 Prozent der Amerikaner glauben, dass die "Attacken auf Amerika" die wirtschaftliche Entwicklung deutlich dämpfen werden. An Wall Street wird deshalb der Ruf nach weiteren Zinssenkungen laut. Am vergangenen Montag hatte die US-Notenbank überraschend und unmittelbar vor Eröffnung des Handels die Federal Funds Rate um weitere 50 Basispunkte auf nun drei Prozent gesenkt.
Die Börse hofft, dass Alan Greenspan und seine Kollegen vom Offenmarktausschuss bei ihrer nächsten Routinesitzung am 2. Oktober ein weiteres Mal die Zinsschraube lockern werden. Die Ökonomen des Brokerhauses Merrill Lynch glauben, dass die Kurzfristzinsen Ende des Jahres bei 2,0 Prozent stehen könnten. Schon eine Senkung auf 2,5 Prozent wäre der niedrigste Zinssatz in den USA seit 1962.
In all der Unsicherheit über die künftige Entwicklung gab es aber auch einige wenige gute Nachrichten: So betonte General Electric (GE), dass es daran festhalte, in diesem Jahr ein zweistelliges Wachstum zu erzielen. "Es ist eine sehr schwere Zeit, aber wir kommen darüber hinweg - und die Firma ist in einer großartigen Verfassung", betonte Jeff Immelt, der neue Chef von GE, der sein Amt gerade erst vom legendären Jack Welch übernommen hatte. Welch wollte in diesen Tagen eigentlich die Veröffentlichung seiner Memoiren promoten. Nun liegt das Buch mit dem Titel "Straight from the gut" ("Mitten aus dem Inneren") zwar in den Regalen, doch Welch sagte alle Auftritte ab.
Die Entwicklung der Wall Street stand wohl selten derart in den Sternen wie jetzt - auch wenn überall von guten Einstiegsmöglichkeiten gesprochen wird. "Wir sind umgeben von Furcht und Unsicherheit darüber, wo es langgeht", sagt Portfoliomanager Francis D. Gannon: "Wir sind unsicher über den Zustand der Volkswirtschaft und unsicher über die Entwicklung der Gewinne." Psychologie regiere zwar kurzfristig den Markt. Sollten die USA erst mal in einen Krieg eintreten, dürfte die Nervosität aber weiter zunehmen.
Gruß Kostolmoney
Zum Wochenende hat die Realität den Patriotismus verdrängt: Alle Börsen schlossen tief im roten Bereich - der Dow erlitt den größten Punkteverluste seit der Großen Depression in den dreißiger Jahren. Innerhalb einer Woche verlor das wichtigste Börsenbarometer der Welt 14,3 Prozent. Die High-Tech-Börse Nasdaq war gleich um 16,1 Prozent schwächer, und der S&P-500 gab 11,6 Prozent ab. "Wo ich hinschaue, sehe ich nur fallende Messer", sagt Dirk von Dijk von C.H. Dean Associates. Sein Kollege Richard Dripps vom Brokerhaus Legg Mason spricht von "Panikverkäufen". Nur Gold und staatliche Rentenpapiere legten in der vergangenen Woche zu.
Die Investoren sind vor allem über den ungewissen Ausgang des Konflikts irritiert. Am Freitag waren die Anleger aus Aktien geflüchtet, nachdem Präsident George W. Bush die USA auf eine lange, möglicherweise mehrere Jahre dauernde Auseinandersetzung mit dem Terrorismus vorbereitet hatte. Die Spannung an der Börse erhöhte sich dann noch mal, als die Taliban ein Ultimatum zur Auslieferung von Osama Bin Laden zurückwiesen, den Amerika für den Drahtzieher der Anschläge hält.
Am stärksten waren die Aktien der Airlines (minus 38), der Hotels (34) und der Wertpapierhändler (21) von dem Rückgang betroffen. Zulegen konnten dagegen Notierungen von Metallherstellern (plus 10,1 Prozent), von Wasserversorgern (8,1) und Mobilfunkanbietern (4,1). In der vergangenen Woche verloren die Unternehmen an Wall Street insgesamt 1,38 Billionen Dollar an Wert - dies entspricht in etwas dem Bruttoinlandsprodukt von Frankreich.
In den USA gibt es mittlerweile keinerlei Zweifel mehr darüber, dass das Land in eine Rezession gleitet - oder schon mittendrin steckt. "Wir glauben, dass die Rezession schon im Mai oder Juni begonnen hat", sagt Jeff Rubin, Chefökonom bei CIBC World Markets. "Nun ist die Frage, wie weit die Attentate auf das World Trade Center im dritten und vierten Quartal die Verschlechterung beschleunigen." Die Märkte gingen von einer breiten Rezession und nicht nur von ein paar Problemen im Bereich High-Tech aus.
Auch die überwältigende Mehrheit von Aktienhändlern an Wall Street rechnet mit einer Rezession. 47 Prozent der Amerikaner glauben, dass die "Attacken auf Amerika" die wirtschaftliche Entwicklung deutlich dämpfen werden. An Wall Street wird deshalb der Ruf nach weiteren Zinssenkungen laut. Am vergangenen Montag hatte die US-Notenbank überraschend und unmittelbar vor Eröffnung des Handels die Federal Funds Rate um weitere 50 Basispunkte auf nun drei Prozent gesenkt.
Die Börse hofft, dass Alan Greenspan und seine Kollegen vom Offenmarktausschuss bei ihrer nächsten Routinesitzung am 2. Oktober ein weiteres Mal die Zinsschraube lockern werden. Die Ökonomen des Brokerhauses Merrill Lynch glauben, dass die Kurzfristzinsen Ende des Jahres bei 2,0 Prozent stehen könnten. Schon eine Senkung auf 2,5 Prozent wäre der niedrigste Zinssatz in den USA seit 1962.
In all der Unsicherheit über die künftige Entwicklung gab es aber auch einige wenige gute Nachrichten: So betonte General Electric (GE), dass es daran festhalte, in diesem Jahr ein zweistelliges Wachstum zu erzielen. "Es ist eine sehr schwere Zeit, aber wir kommen darüber hinweg - und die Firma ist in einer großartigen Verfassung", betonte Jeff Immelt, der neue Chef von GE, der sein Amt gerade erst vom legendären Jack Welch übernommen hatte. Welch wollte in diesen Tagen eigentlich die Veröffentlichung seiner Memoiren promoten. Nun liegt das Buch mit dem Titel "Straight from the gut" ("Mitten aus dem Inneren") zwar in den Regalen, doch Welch sagte alle Auftritte ab.
Die Entwicklung der Wall Street stand wohl selten derart in den Sternen wie jetzt - auch wenn überall von guten Einstiegsmöglichkeiten gesprochen wird. "Wir sind umgeben von Furcht und Unsicherheit darüber, wo es langgeht", sagt Portfoliomanager Francis D. Gannon: "Wir sind unsicher über den Zustand der Volkswirtschaft und unsicher über die Entwicklung der Gewinne." Psychologie regiere zwar kurzfristig den Markt. Sollten die USA erst mal in einen Krieg eintreten, dürfte die Nervosität aber weiter zunehmen.
Gruß Kostolmoney