UBS-Zahlen: Der Glanz verblasst beim zweiten Blick
Aktualisiert um 09:15
Der von der UBS präsentierte Zahlenkranz hat positiv überrascht. Ein genauer Blick auf das Resultat macht aber klar, dass noch kein Grund zum Jubeln besteht.
1/7Noch nicht alles erscheint so klar, wie das Ergebnis auf den ersten Blick hergibt: UBS-Banker in New York.
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Die Aktien der Grossbank UBS haben nach der Publikation der Jahresergebnisse am Dienstagmorgen deutlich an Wert zugelegt. Bei der Eröffnungsauktion an der Schweizer Börse wurden die Papiere um 3,8 Prozent teurer gehandelt als noch am Montagabend.
Nach einem kurzen Kurstaucher unmittelbar nach Handelsbeginn pendelte sich der Aktienkurs wieder zwischen 18 und 18,15 Franken ein, was gegenüber dem Vortag einem Plus zwischen 3,3 und 3,8 Prozent entspricht.
In ersten Analystenkommentaren wird das von der UBS vorgelegte Ergebnis allerdings eher kritisch beurteilt. Dieses sei etwas schwächer als erhofft ausgefallen. Insbesondere in der Vermögensverwaltungssparte (Wealth Management) sind die Erwartungen nicht erfüllt worden. Der Ergebnisbeitrag aus dem Investment Banking ist hingegen höher als von den Analysten erwartet ausgefallen. (sda)
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Die UBS kann mit dem heute präsentierten Ergebnis zufrieden sein. Beim Gewinn für das vierte Quartal und für das gesamte Jahr hat sie deutlich zugelegt und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Sie hat netto mehr neues Geld angezogen, als erwartet wurde, sie hat ihren Kapitalpuffer weiter aufgebaut und konnte sogar ihre Rückstellungen für Rechtsfälle reduzieren.
Diese Fortschritte bedeuten aber nicht, dass jetzt bei der Grossbank alles in Minne ist. Da ist einmal die nach wie vor ungewisse Zukunft auf den Märkten. Wie die Kursstürze an den Börsen und die Währungsturbulenzen der letzten Tage zeigen, ist die Weltwirtschaft noch immer auf der sehr holprigen Fahrt aus der Finanzkrise heraus unterwegs. UBS-CEO Sergio Ermotti und Verwaltungsratspräsident Axel Weber schreiben denn in ihrem Aktionärsbrief bereits warnend über die ökonomische Grosswetterlage, sie «könnte weitere Ergebnisverbesserungen unter den herrschenden Marktbedingungen unwahrscheinlich machen».
Steuergutschrift als wichtigster Gewinntreiber
Schaut man sich die Resultate etwas genauer an, sind sie etwas weniger glänzend, als die Zahlen unter dem Strich zeigen. Der wichtigste Grund für das Gewinnwachstum im vierten Quartal war eine Steuergutschrift im Umfang von 470 Millionen Franken.
Die wichtigste Division der Bank, das Wealth Management mit der Vermögensverwaltung reicher Kunden, hat operativ mit 471 Millionen Franken 15 Prozent weniger Gewinn als im Vorquartal (mit 555 Millionen) erzielt. Wichtigster Grund dafür sind höhere Kosten – etwa für das Personal. Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte die Division das Ergebnis immerhin um 18 Prozent verbessern. Weniger als im Vorquartal (–17 Prozent) und als im gleichen Vorjahresquartal (–8 Prozent) hat auch das Schweizer Geschäft (Retail & Corporate) mit 332 Millionen vor Steuern erwirtschaftet.
Dagegen erscheint für einmal die im Schrumpfungsprozess begriffene Investmentbank auf der positiven Seite: Sie hat mit 297 Millionen im vierten Quartal vor Steuern netto fast 20 Prozent mehr verdient als im dritten Quartal. Im Vorjahresquartal hat sie noch einen Verlust von 243 Millionen verzeichnet. Hier zahlte sich vor allem der Abbau im Bereich der Festverzinslichen aus, der das Ergebnis der anderen Investmentbanken deutlich verhagelt hat. Die verbleibende Stärke im Aktienbereich kam der UBS jetzt zupass.
Bleibende Unsicherheit bei den Rechtskosten
Auch bei den Rechtskosten, die auf die UBS im Zusammenhang mit all dem Fehlverhalten aus der Vergangenheit noch zukommen können, bleiben grosse Fragezeichen. Gemessen an den eigenen Rückstellungen zeigt sich die Grossbank optimistisch. Aktuell weist sie die Rückstellungen in der Bilanz noch mit 1,62 Milliarden Franken aus, am Schluss des dritten Quartals waren es noch 1,73 Milliarden Franken. Angesichts des Umstands, dass immer wieder neue Fälle ans Tageslicht gekommen sind, sind die tatsächlich verbleibenden Risiken schwer einzuschätzen. Das jüngste Beispiel sind Manipulationen auf den Devisenmärkten, an denen sich auch die UBS beteiligt haben soll. Die Grossbank schreibt dazu bloss, dass sie mit den Behörden zusammenarbeitet und dass bereits Klagen auch gegen die Schweizer Grossbank eingereicht wurden.
Ein Grund für das Fehlverhalten vieler Banker in der Vergangenheit waren monetäre Anreize. Gingen sie Risiken ein oder gingen an den Rand des Rechts (und wie sich zeigte, auch darüber hinaus), so haben höhere Gewinne gewinkt und damit höhere Boni. Umso wichtiger ist es, bei den besseren Zahlen die Entschädigungsstruktur im Auge zu behalten. Wie die UBS schreibt, hat sie ihren Pool für leistungsabhängige Zuteilungen ans Personal für 2013 um 28 Prozent und damit um fast ein Drittel erhöht.
Bessere, aber nach wie vor ungenügende Eigenkapitalquoten
Auch zur vermeldeten Verbesserung der Eigenkapitalquoten darf man weiter ein Fragezeichen setzen. Im Vergleich zu anderen Instituten und zur eigenen Vergangenheit hat die Grossbank hier zwar deutliche Verbesserungen erzielt. Gemessen an den Basel-III-Richtlinien, wie sie ab 2019 gelten, verfügt sie bereits über eine Eigenkapitalquote (Kernkapital bzw. Common Equity Tier 1) von 12,8 Prozent. Doch diese Quote bezieht sich noch immer auf das risikogewichtete Gesamtkapital, und diese Risikogewichtungen haben sich in der Vergangenheit nicht als besonders verlässlich erwiesen.
Gemessen am Gesamtkapital beträgt der Eigenkapitalanteil (man spricht hier von der Leverage-Ratio) gemäss den Erfordernissen von Basel III ab 2019 noch immer bloss 3,4 Prozent, was immerhin einer Verbesserung von rund einem Prozentpunkt entspricht. Gemessen an den aktuellen Schweizer Anforderungen liegt diese Quote mit 4,7 Prozent zwar höher, aber auch diese Zahl ist, gemessen an dem, was viele Fachleute für angemessen halten, damit eine Bank im Notfall nicht mehr von den Steuerzahlern gerettet werden muss, noch immer sehr tief.
Erstellt: 04.02.2014, 09:13 Uhr