Typischer Fehler der Anleger: Aktien werden zu spät verkauft
Üppiges Selbstvertrauen oder manisches Kontrollbedürfnis verhindern vernünftiges Anlageverhalten.
"Während meines letzten Urlaubes ging das Benzin zur Neige. Fahr' doch ran', hat meine Frau bei der nächsten Tankstelle gesagt - aber ich dachte, daß ich bei einer noch günstigeren vorbeikommen würde." Falsch gedacht: Martin Weber, Spezialist für Anlegerverhalten (Behavioral Finance) an der Universität Mannheim, mußte letztendlich noch ziemlich tief in die Tasche greifen, um mobil zu bleiben.
Mit dieser Anekdote illustriert der Finanzspezialist die oftmalige Unsicherheit der Anleger angesichts undurchsichtiger Kapitalmärkte. "Die Leute hassen Verluste", beschreibt Weber das übliche Dilemma eines rechtzeitigen Ausstiegs. Verlorenes Geld wird dreimal so heftig empfunden wie eine Vermögensvermehrung. Und damit tritt der sogenannte "Dispositionseffekt" zutage: Der Anleger hofft und wartet auf eine rosigere Kursentwicklung, wird aber nicht selten bitter enttäuscht. "Realisiert doch einmal Verluste, bevor es zu spät ist!", soll der Chef einer großen deutschen Investmentbank gegenüber seinen Mitarbeitern ausgerufen haben.
Sind professionelle Anlagespezialisten denn genausowenig vor der falschen Einschätzung einer Kursentwicklung gefeit wie Laien? Weber zögert und formuliert es lieber vorsichtig: "Ja, diese Tendenz besteht bei Laien und Professionellen." Schließlich haftet den meisten Menschen ein gesundes Selbstvertrauen an, dessen Überschätzung ("overconfidence") finanziellen Schaden anrichten kann. Nach Untersuchungen glauben mindesten 75 Prozent aller Investmentbanker, daß sie besser mit Werten jonglieren als ihre Kollegen. "Das kann ja nicht logisch sein, hilft aber vielleicht der Motivation", stichelt Weber. Das unerschütterliche Selbstvertrauen kann beispielsweise dazu führen, die jährliche Entwicklung des Leitindex des jeweiligen Landes viel zu eng einzuschätzen. Damit wandelt sich die "overconfidence" zur "underconfidence".
Obwohl auch die Verhaltensforscher keine Kochrezepte für die Kapitalmarktentwicklung liefern können - eine Erkenntnis legen sie jedem Anleger nahe: Ein Portefeuille sollte eine Streuung von mindestens zehn bis 15 internationalen wie heimischen Aktien aufweisen. Weber: "Wenn das Management zu aufwendig werden sollte, muß man eben auf Fonds oder Investmentzertifikate zurückgreifen." Die wenigsten Anleger nehmen sich das jedoch zu Herzen. Niemand will sich in seine Geldangelegenheit hineinpfuschen lassen. Weber: "Verständlich. Jeder sitzt lieber selbst am Steuer. Darauf begründet sich ja auch die Flugangst."
Tip: Anlagetagebuch
Der Professor rät, eine Art Anlagetagebuch zu führen. In diesem werden die Kurseinschätzungen und deren tatsächliche Entwicklung notiert. "Die Erwartungen kann man nicht steuern, aber zumindest schulen", so Weber. Außerdem seien für zögerliche oder verblendete Anleger Freunde und Familie essentiell. Weber: "Die müssen einen klaren Kopf bewahren und den Anleger rechtzeitig zum Verkauf bewegen."
Üppiges Selbstvertrauen oder manisches Kontrollbedürfnis verhindern vernünftiges Anlageverhalten.
"Während meines letzten Urlaubes ging das Benzin zur Neige. Fahr' doch ran', hat meine Frau bei der nächsten Tankstelle gesagt - aber ich dachte, daß ich bei einer noch günstigeren vorbeikommen würde." Falsch gedacht: Martin Weber, Spezialist für Anlegerverhalten (Behavioral Finance) an der Universität Mannheim, mußte letztendlich noch ziemlich tief in die Tasche greifen, um mobil zu bleiben.
Mit dieser Anekdote illustriert der Finanzspezialist die oftmalige Unsicherheit der Anleger angesichts undurchsichtiger Kapitalmärkte. "Die Leute hassen Verluste", beschreibt Weber das übliche Dilemma eines rechtzeitigen Ausstiegs. Verlorenes Geld wird dreimal so heftig empfunden wie eine Vermögensvermehrung. Und damit tritt der sogenannte "Dispositionseffekt" zutage: Der Anleger hofft und wartet auf eine rosigere Kursentwicklung, wird aber nicht selten bitter enttäuscht. "Realisiert doch einmal Verluste, bevor es zu spät ist!", soll der Chef einer großen deutschen Investmentbank gegenüber seinen Mitarbeitern ausgerufen haben.
Sind professionelle Anlagespezialisten denn genausowenig vor der falschen Einschätzung einer Kursentwicklung gefeit wie Laien? Weber zögert und formuliert es lieber vorsichtig: "Ja, diese Tendenz besteht bei Laien und Professionellen." Schließlich haftet den meisten Menschen ein gesundes Selbstvertrauen an, dessen Überschätzung ("overconfidence") finanziellen Schaden anrichten kann. Nach Untersuchungen glauben mindesten 75 Prozent aller Investmentbanker, daß sie besser mit Werten jonglieren als ihre Kollegen. "Das kann ja nicht logisch sein, hilft aber vielleicht der Motivation", stichelt Weber. Das unerschütterliche Selbstvertrauen kann beispielsweise dazu führen, die jährliche Entwicklung des Leitindex des jeweiligen Landes viel zu eng einzuschätzen. Damit wandelt sich die "overconfidence" zur "underconfidence".
Obwohl auch die Verhaltensforscher keine Kochrezepte für die Kapitalmarktentwicklung liefern können - eine Erkenntnis legen sie jedem Anleger nahe: Ein Portefeuille sollte eine Streuung von mindestens zehn bis 15 internationalen wie heimischen Aktien aufweisen. Weber: "Wenn das Management zu aufwendig werden sollte, muß man eben auf Fonds oder Investmentzertifikate zurückgreifen." Die wenigsten Anleger nehmen sich das jedoch zu Herzen. Niemand will sich in seine Geldangelegenheit hineinpfuschen lassen. Weber: "Verständlich. Jeder sitzt lieber selbst am Steuer. Darauf begründet sich ja auch die Flugangst."
Tip: Anlagetagebuch
Der Professor rät, eine Art Anlagetagebuch zu führen. In diesem werden die Kurseinschätzungen und deren tatsächliche Entwicklung notiert. "Die Erwartungen kann man nicht steuern, aber zumindest schulen", so Weber. Außerdem seien für zögerliche oder verblendete Anleger Freunde und Familie essentiell. Weber: "Die müssen einen klaren Kopf bewahren und den Anleger rechtzeitig zum Verkauf bewegen."