Klar, immer her damit... Bin derzeit selbst stärker im Finanzsegment investiert...
Info´s kannst Du mir gerne mal Posten. Bitte nicht via E-Mail, da ich diese vom Arbeitsplatz aus nicht einsehen kann...
Danke
Anlageempfehlung:
Übergewichten. Die in den USA um sich greifende "Enronitis" und die damit verbundenen Sorgen vor Belastungen durch Forderungsausfälle oder Garantieleistungen bei den Versicherern hat neben der erneut aufgeflammten Diskussion über Asbest-Belastungen und einer gewissen Unsicherheit bezüglich erwarteter Prämiensteigerungen für einen schwachen Jahresauftakt bei den Versicherern gesorgt. Zuletzt konnte sich der Sektor jedoch wieder erholen und relative Stärke gegenüber dem Weltindex zeigen. Obwohl seine vergleichsweise geringe Konjunkturabhängigkeit mit zunehmenden Positivzeichen von der Konjunkturfront an Charme verliert, empfehlen wir ihn weiterhin überzugewichten. Die Bewertung auf Basis des Embedded Value verspricht Kurspotenzial und auch die relative Bewertung (KGV-Vergleich mit dem Weltindex) hat sich entspannt. Besonders positiv werten wir - trotz der jüngst aufgekommenen Verunsicherung - das nach den Terroranschlägen noch beschleunigte Prämienwachstum im Sach- und Rückversicherungsbereich. Im Lebensversicherungsbereich liefert das Thema private Altersvorsorge langfristig weiter Positivimpulse. Der Aktienmarktanstieg seit dem Tiefpunkt vom September 2001 hat zudem für eine deutliche Verbesserung bei den zuvor gedrückten Bewertungsreserven gesorgt und unser zuversichtlicher Aktienmarktausblick 2002 stimmt diesbezüglich weiter optimistisch. Wir empfehlen Bestände aufzubauen.
Allgemeine Sektorbeschreibung
MSCI-Klassifikation: Im Sektor Finanzwerte ist der Subsektor Versicherungen mit einem Anteil von gut 20% gewichtet. Größter Wert ist die American International Group (AIG), die mit einem Gewicht von mehr als 20% innerhalb des Subsektors klar dominiert. Die gemessen an der Marktkapitalisierung sechs schwersten Werte (AIG, Allianz, Münchener Rück, Axa, Aegon und Generali) machen rund 50% des gesamten Subsektors aus.
Der Versicherungssektor ist ein heterogener Sektor. Ein klare Zuordnung von einzelnen Unternehmen in die grobe Struktur Nicht-Lebens- und Lebensversicherer ist häufig nicht praxisgerecht, da in der Regel sowohl das Schaden- und Unfallgeschäft (Sachversicherung) als auch das Lebensversicherungsgeschäft/Asset Management betrieben wird. Auch die Rückversicherer aus unserer Beratungsgattungswelt sind in beiden Geschäftsfeldern tätig.
Kurzfristige Branchentrends
Der Versicherungssektor konnte im abgelaufenen Jahr nicht überzeugen und hat den MSCI Weltindex deutlich underperformt. Für die nächsten Wochen/Monate sind wir optimistischer gestimmt. Folgende Faktoren dürften die Branche beeinflussen:
US-Terroranschläge und die Folgen: Die Anschläge auf das World Trade Center gelten als größter Schadenfall in der Versicherungsgeschichte. Als Folge dieser Katastrophe ist eine erhöhte Sensibilität von Investoren ggü. dem Versicherungssektor in Verbindung mit politischen Risiken zu spüren. Bei neuen größeren Schadenfällen dürfte zumindest in nächster Zeit hinterfagt werden, inwieweit z.B. terroristische Einflüsse ursächlich waren. Die Versicherungswirtschaft ihrerseits bemüht sich bisher insgesamt erfolgreich (s. Frankreich), den Staat bei politischen Risiken wie z.B. Terrorismus mit in die Haftung zu nehmen, oder wie nunmehr sukkzessive bereits geschehen, in den Vertragskonditionen Terrorismus auszuschliessen. Damit entspannt sich die Situation von dieser Seite zugunsten der Versicherungswirtschaft. - Unverändert besteht signifikante Diskrepanz zwischen den von Versicherern gemeldeten Schadenerwartungen und den voraussichtlich tatsächlichen Schäden. Wahrscheinlich werden einzelne Versicherer ihre Prognosen anpassen müssen. Dies kann allerdings auch stillschweigend in Verrechnung mit erwartet höheren Prämien im nächsten Jahr geschehen. Als Folge der Anschläge erwarten wir zudem eine deutliche Angebotsverknappung insbesondere auf dem Rückversicherungsmarkt. Schätzungen von Goldman Sachs und Morgan Stanley gehen von ca. 100 Mrd. USD aus, die dem Versicherungsmarkt entzogen sein dürften. Dem steht neues Kapital in Höhe von ca. 20 Mrd. USD entgegen- bei weitem nicht ausreichend, um eine eine steigende Nachfrage zu bedienen. In der Folge sind Preisanstiege u.E. unumgänglich.
Prämien: Auf der Prämienseite dürften wir zum Jahresanfang im Sachversicherungsgeschäft, wo traditionell die meisten vertraglichen Erneuerungsrunden in der Versicherungswirtschaft anstehen, massive Preissteigerungen insbesondere im Industrieversicherungsbereich sehen. Dieser Trend sollte nach unserer Auffassung noch bis ins Jahr 2003 reichen (s. auch "Langfristige Perspektiven). Auf der Lebensversicherungsseite wird zumindest auf kurze Sicht die Prämienentwicklung angesichts der allgemeinen Wirtschaftschwäche nicht deutlich ansteigen können. Flankiert durch staatliche Maßnahmen (wie z.B. die Rentenreform a la Riester) sehen wir aber in diesem Bereich bei verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen immenses Potenzial.
Zinsen und Bewertung:Der Versicherungssektor ist ein zinssensibler Sektor. Es besteht eine hohe Korrelation zwischen der Entwicklung langfristiger Zinsen und der Branchenentwicklung der Versicherer. Sinkende (langfristige) Zinsen sind grundsätzlich positiv für den Sektor, da ein Großteil der Kapitalanlagen in festverzinsliche Wertpapiere investiert wird. Allerdings bedeuten niedrige Zinsen auch geringere Kapitalerträge und mögliche Probleme hinsichtlich der Zinsgarantie für Lebensversicherungsverträge. Auf kurze Sicht erwarten wir keine deutlich steigenden Zinsen, so dass das Zinsumfeld für Versicherer günstig bleiben dürfte. Bei der Bewertung konzentrieren wir uns auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das sogenannte Price/NAV bzw. Embedded Value (Verhältnis von Aktienkurs zum Substanzwert (Price/NAV) bzw. den um die abdiskontierten zukünftigen Gewinne aus dem Lebensversicheurngsgeschäft erhöhten Substanzwert (Price/EV).
Langfristige Perspektiven
Wir gehen davon aus, dass die Versicherungsbranche langfristig weiterhin stärker wachsen wird als das weltweite Bruttosozialprodukt. Dieses Wachstum dürfte nach den Anschlägen in den USA durch sich verstärkende Preissteigerungen im Sachversicherungs- und Rückversicherungsgeschäft sowie mittel- langfristig durch erhebliche Prämiensteigerungen im Lebensversicherungsbereich (Stichwort: Altersvorsorge) getragen werden.
Nicht-Leben-Bereich: Sach- und Rückversicherungsgeschäft
Grundsätzlich ist der Nicht-Leben-Bereich kein Wachstumsfeld, da die meisten Märkte bereits reifer Natur sind und sich das (regionale) Wachstum auf lange Sicht an der jeweiligen Veränderung des Bruttoinlandproduktes ausrichten sollte. Der Non-life-Sektor ist aber auch ein zyklischer Sektor, d.h. bei verbesserten Preisen werden mehr Teilnehmer an den Markt gehen, dadurch sinkt die Profitabilität bis einige Wettbewerber den Markt wieder verlassen. Ein Zyklus dauert durchschnittlich ca. 6 Jahre. Die kombinierte Schaden-Kostenquote liegt gewöhnlich über 100%, d.h. die Summe aus Schaden- und Kostenaufkommen übersteigt die Prämienerlöse (=negatives versicherungstechnisches Ergebnis). Insgesamt sind die zwei wichtigsten Faktoren der Versicherungszyklus und die Performance der Kapitalanlagen:
Verstärkung der zyklischen Prämienerholung; Prämienanstieg von Ø 20-30% möglich, Verkäufermarkt: Die Anschläge in den USA haben das Marktumfeld für Sach- und Rückversicherer völlig verändert, nicht nur weil als Folge die Prämien (insbesondere im Industrieversicherungsgeschäft) massiv ansteigen dürften, sondern auch weil sich die Risikoeinschätzung geändert hat. Das im Ideal ausgewogene Verhältnis von Risiko und Prämien ist immens gestört. In der Konsequenz stehen aktuell einem implizit höherem Risiko keine ausreichenden Prämieneinnahmen gegenüber. Ein Ausgleich dieser Situation wird in den nächsten Vertragsverhandlungen erwartet. Da mit einem Rückzug oder weiteren Ausfällen von Anbietern über kurz oder lang zu rechnen ist, wird sich das Angebot insbesondere im Rückversicherungsbereich verknappen. Kurz: Die Preise steigen (nach unserer Einschätzung mindestens bis 2003). Auch neu einfliessendes Kapital dürfte nicht ausreichen, um diesen Trend zu stoppen.
Konzentration auf das (qualitative) operative Geschäft: Die Versicherer werden künftig bei Vertragsabschlüssen auf bessere Qualität achten und somit verbesserte Vertragskonditionen durchsetzen. Ziel wird es sein, dass i.d.R. negative technische Ergebnis zu verbessern und damit weniger von den Erträgen aus Finanzanlagen bzw. Kapitalgewinnen (nichtversicherungstechnisches Ergebnis) abhängig zu sein, die bisher die Rentabilität bestimmten. Dies ist vor dem Hintergrund sinkender Aktienkurse zu sehen, die in 2001 erheblich reduzierte Bewertungsreserven und Veräußerungsgewinne zur Folge hatten. Insgesamt befindet sich das Nicht-Leben-Versicherungsgeschäft zur Zeit im Übergang von einer (operativ) extrem nicht kostendeckenden zu einer kostendeckenden Phase.
Leben-Bereich: (Personen-) Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft und Asset Management
Der größte Teil der weltweiten Prämieneinnahmen entfällt auf das Lebensversicherungsgeschäft (in 2000: 62% der weltweiten Prämien). Größter Markt sind die USA, gefolgt von Europa und Japan. Durch die Altersvorsorge-Problematik sollten die Zuwächse im Lebens- und Krankenversicherungsgeschäft langfristig deutlich stärker ausfallen als im Sachversicherungsbereich. Von 1992-2000 sind in Europa die Prämien insgesamt um 8% gestiegen, wobei der Lebensversicherungsbereich mit einem Wachstum von 11,6% klar dominierte und die Sachversicherungen durchschnittlich nur um 3,5% zulegen konnten.
Wachstumsmotor Altersvorsorge: Durch ungünstige demographische Entwicklungen in den Industrieländern dürfte es weiter zu Leistungskürzungen in der staatlichen Alters- und Krankenvorsorge kommen. Die Alterstruktur verschiebt sich wegen einer erhöhten Lebenserwartung und einer niedrigeren Geburtenrate zu Lasten der Jüngeren. Staatliche Systeme können die Versorgung nicht mehr ausreichend gewährleisten. Leistungskürzungen sind unausweichlich, wenn nicht die Soziallasten in die Höhe schiessen sollen. Getragen vom allgemeinen Vermögenswachstum dürfte die private Altersvorsorge zum Wachstumsmotor werden.
Nachholpotenzial in Deutschland, Italien und Spanien: Deutschland ist zwar gemessen am Prämienvolumen hinter Großbritannien der zweitgrößte Versicherungsmarkt in Europa, liegt aber bei der Betrachtung der Prämien pro Einwohner im unteren Mittelfeld. Gleiches gilt für Italien und Spanien, während Großbritannien und Schweiz führend sind. Nimmt man das Prämienvolumen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt als Maßstab, so zeigt sich ebenfalls der Anpassungsbedarf Deutschlands, Italiens und Spaniens. Hier führen Frankreich, Großbritannien und die Niederlande in Europa. Flankiert von staatlichen Maßnahmen zur Förderung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge erwarten wir in Deutschland, Italien und Spanien die höchsten Zuwachsraten in den nächsten Jahren, während in den reiferen Märkten (USA, Großbritannien etc.) höhere einstellige Wachstumsraten realistisch scheinen. Unverändert hohes Wachstum sehen wir in den Emerging Marktes.
Fondsprodukte versus traditioneller Lebensversicherung: (Aktien-) Fondsgebundene Produkte werden ihres Siegeszug forsetzen. Zwar leidet der Leben-Bereich derzeit aufgrund der Marktlage unter einem Wachstums- und Erlösrückgang bei diesen Produkten, während sich der Absatz traditioneller Lebensversicherungen und Produkte auf Sparbasis verbesserte. Dies halten wir aber nur für einen temporären Effekt, der sich bald wieder aufgrund der höheren Renditeerwartung zugunsten der (aktien-) fondsgebunden Produkte ändern sollte. Zudem tragen bei traditionellen Lebensversicherungen die Versicherer das Investmentrisiko und die Eigenkapitalunterlegung ist höher als bei fondsgebunden Produkten.
Konsolidierungs- und Restrukturierungsdruck/Vertriebswege
In der Versicherungsbranche dürfte der Konsolidierungsprozess weiter voranschreiten. Unternehmen werden sich in ihren Kerngeschäftsfeldern, in denen sie bisher schwach vertreten waren, regional verstärken. Auch neue Partnerschaften im Vertrieb unter Finanzdienstleistern bis hin zu einem "open-architecture-Vertrieb" (u.a. Angebot konzernfremder Produkte) dürften die Branche prägen. Ob es dabei eher zu Kooperationen zwischen Banken und Versicherern oder zu Übernahmen kommt, bleibt noch offen. Ein organischer Aufbau ist häufig zu langwierig und zu kostenintensiv. Insbesondere fongsgebundene Produkte werden über den Vertriebskanal Bank verkauft, während Sachversicherungen und traditionelle Lebensversicherungen eher duch Broker oder Agenten vertrieben werden. Wir sehen in den Modellen der integrierten Finanzdienstleister Fortis und ING ein gutes Beispiel für eine gelungenen Integration von Bank und Versicherung. Im Zuge der Konzentration auf strategische Geschäftsfelder ist mit weiteren Restrukturierungsmaßnahmen in dieser Branche zu rechnen. Nicht-strategische Geschäftsfelder werden abgestoßen, um sich auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Begleitet wird dieser Prozess durch fortgesetzte Kostensenkungsmassnahmen.
Fazit: Auf kurze Sicht dürften Nicht-Leben-Versicherer von den erwartet stark steigenden Preisen und Prämien profitieren. Insbesondere im Rückversicherungsgeschäft sollte sich das günstige Umfeld bemerkbar machen. Langfristig aber sollte das im Lebensversicherungsgeschäft gebündelte Geschäft Vermögensanlage und Vermögensaufbau aufgrund der sich weiter zuspitzenden Altersvorsorgeproblematik profitieren. In den Fokus eines Investments empfehlen wir, Qualitätstitel mit guter Substanz zu stellen.
mfg
Twinson