Positive Vorgaben aus den USA und Asien verhalfen dem DAX zum Handelsstart auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Ein deutlich erholter Euro trübte die Stimmung am Nachmittag aber ein, so dass der deutsche Leitindex wieder einen Teil seiner Gewinne abgeben musste. Das Börsenbarometer schloss letztendlich mit einem Aufschlag von 0,36 Prozent bei 5.301,21 Punkten. Der MDAX legte leicht um 0,15 Prozent auf 7.177,63 Zähler zu.
Im Fokus der Anleger befand sich insbesondere der Einzelhandelssektor, nachdem der Handelsverband BAG einen starken Geschäftsverlauf am dritten Adventswochenende verzeichnete und optimistisch auf das verbleibende diesjährige Weihnachtsgeschäft blickt. Zudem werde das Weihnachtsgeschäft vermutlich deutlich besser ausfallen als zunächst von den Einzelhändlern erwartet. METRO-Aktien kletterten dank dieser Vorgaben mit einem Kursplus von 2,4 Prozent an die Spitze des DAX, im MDAX gewannen KarstadtQuelle 2,1 Prozent hinzu.
Laut Presseangeben wird Siemens die Hamburger Niederlassung seiner Tochter VA Tech Elin schließen, die zuletzt mit Verlusten im zweistelligen Millionenbereich zu Buche schlug. Des Weiteren kündigte der Konzern die Gründung eines Joint Ventures in China an. Papiere des Unternehmens gewannen in der Folge 1,3 Prozent hinzu. Anteilsscheine von E.ON verteuerten sich nach Anhebung des Kursziels seitens Analysten der UBS um 1,6 Prozent. Zu den größten Gewinnern des Tages zählten erneut auch Aktien der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank, die 1,7 Prozent fester in den Feierabend gingen. Auf der Verliererseite fanden sich neben Anteilsscheinen der beide Automobilbauer DaimlerChrysler und Volkswagen auch Papiere von Linde, Bayer und die der Deutschen Börse wieder.
DAX: 5.301,21 (+0,36 Prozent)
MDAX: 7.177,63 (+0,15 Prozent)
Tagesgewinner: METRO, Bayerische Hypo- und Vereinsbank, E.ON
Tagesverlierer: DaimlerChrysler, Deutsche Börse, Volkswagen
Unte! rnehmensmeldungen:
Der Energieversorger E.ON AG (ISIN DE0007614406/ WKN 761440) plant Presseangaben zufolge einen Einstieg in den russischen Strommarkt. Konzernchef Wulf Bernotat erklärte gegenüber dem "manager-magazin" (Vorabveröffentlichung), dass der im DAX30 notierte Energieversorger im Rahmen der derzeit laufenden Privatisierung in der russischen Energiewirtschaft insbesondere Interesse an einer Beteiligung im Großraum Moskau hat. Dabei handelt es sich nach den Worten des Konzernvorstands um "ein Markt so groß wie ganz Spanien". Dabei wird nach den Worten Bernotats nicht nur mit dem Erdgaskonzern Gazprom (ISIN
US3682872078/ WKN
903276), sondern auch mit dem russischen Energieversorger UES und der Stadt Moskau über einen Markteintritt verhandelt. Bezüglich des laufenden Verkaufs des von E.ON gehaltenen 43-prozentigen Aktienpakets an der Degussa AG (ISIN
DE0005421903/ WKN
542190) an die RAG erklärte der Konzernchef, dass man den derzeitigen Aktienkurs als Verhandlungsgrundlage heranzieht, wobei die Degussa-Beteiligung derzeit an der Börse mit rund 3 Mrd. Euro bewertet wird. Dieser Betrag wird nach Einschätzung von Bernotat allerdings noch sinken, "weil der Kurs wegen der Verkaufsfantasie spekulativ aufgebläht" ist. E.ON muss die Degussa-Anteile zuerst dem Hauptaktionär RAG anbieten, da dieser mit 50,1 Prozent die Mehrheit an dem im MDAX notierten Chemiekonzern besitzt.
Der Energieversorger RWE AG (ISIN
DE0007037129/ WKN
703712) will sich im Segment Erdgas durch einen weiteren Zukauf verstärken. Konzernchef Harry Roels erklärte im Rahmen einer Aufsichtsratssitzung laut einem Bericht in der "Financial Times Deutschland" (Montagausgabe), dass man sich derzeit mit der RAG in "konstruktiven Gesprächen" über den Kauf des Versorgers Saarferngas befindet. Konzernsprecher von RWE und RAG bestätigten die Verhandlungen gegenüber der Zeitung auf Anfrage. Laut dem Bericht taxieren Branchenkenner den Wert von Saarferngas auf 400 bis 500 Mio. Euro.
Heute demonstrieren nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in mehreren deutschen Städten rund 25.000 Beschäftigte der Deutsche Telekom AG (ISIN
DE0005557508/ WKN
555750) gegen den geplanten Abbau von insgesamt 32.000 Stellen. Die Demonstrationen finden dabei im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung der Deutschen Telekom statt. Der Vize-Chef der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Franz Treml, richtete am Wochenende einen eindringlichen Appell an das Aufsichtsratsgremium des Festnetzbetreibers, dem vom Konzernvorstand vorgeschlagenen Stellenabbau nicht zuzustimmen: "Es gibt belegbare Hinweise darauf, dass der seit Jahren fortschreitende Arbeitsplatzabbau bei der DTAG mit der beklagten Verschlechterung von Qualität und Serviceleistung korrespondiert", betonte Treml. Als Alternative schlägt ver.di der Deutschen Telekom eine Innovations-, Qualitäts- und Serviceoffensive vor, um dem gestiegenen Wettbewerbsdruck und den zunehmenden technologischen Herausforderungen besser begegnen zu können.
Der Industriekonzern Siemens AG (ISIN
DE0007236101/ WKN
723610) hat in China ein neues Gemeinschaftsunternehmen im Bereich Niederspannungsmotoren gegründet. Wie der im DAX30 notierte Konzern heute erklärte, wurde zwischen dem Geschäftsbereich Siemens Automation and Drives (A&D) sowie der Jiangsu Beide Electrical Machinery Corp. ein Vertrag zur Gründung der Siemens Standard Motor Ltd. (SSML) unterzeichnet. Das Joint Venture wird seinen Sitz in Yangzhou haben und insgesamt rund 1.500 Mitarbeiter beschäftigen. Das Gemeinschaftsunternehmen wird dabei ein breites Spektrum von Niederspannungsmotoren im unteren und mittleren Leistungsbereich entwickeln und herstellen. Das Joint Venture steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Kartellbehörden. Konzernangaben zufolge hat der Markt für Niederspannungsmotoren in China ein Gesamtvolumen von 700 Mio. Euro und wächst jährlich um 5 Prozent.
Der Automobilhersteller DaimlerChrysler AG (ISIN
DE0007100000/ WKN
710000) will für Chrysler in Europa mehr Vertriebsniederlassungen eröffnen und mehr Diesel-Modelle anbieten, um der US-Sparte in ihrem wichtigsten ausländischen Markt zu einer Expansion zu verhelfen. Dies berichten die "Automotive News" heute. Der Branchenzeitung zufolge verfügt die Chrysler Group in Westeuropa über rund 1.000 Vertriebsniederlassungen und rund 650 Vertragshändler. Zwischen 2006 und 2007 will man in Europa laut Chrysler-Manager Thomas Hauch rund 20 Prozent zusätzliche Händlerstandorte (Chrysler, Jeep und Dodge) gewinnen. Hauch, der bei Chrysler für den internationalen Verkauf und das Marketing zuständig ist, sieht für Chrysler bis 2007 oder 2008 zudem eine Verdreifachung bei der Anzahl der Diesel-Modelle.
Die Deutsche Bank AG (ISIN
DE0005140008/ WKN
514000) muss Presseangaben zufolge aufgrund einer Schieflage bei Immobilienfonds möglicherweise Sonderabschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe hinnehmen. Wie die "Financial Times Deutschland" heute unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, ist der offene Immobilienfonds Grundbesitz-Invest der Deutschen Bank in Schieflage geraten. Der Fonds mit einem Gesamtvolumen von 6 Mrd. Euro musste dabei aufgrund der Leerstände bei deutschen Büroimmobilien sowie der Verwicklung eines ehemaligen DB-Real-Estate-Managers in einen Korruptionsskandal Mittelabflüsse in Höhe von 915 Mio. Euro im laufenden Jahr hinnehmen. Im Vorjahr hatten Anleger laut dem Bericht insgesamt Anlagegelder in Höhe von 1,5 Mrd. Euro aus dem Fonds abgezogen. Aufgrund dieser Entwicklung drohen nach Informationen der "FTD" Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe auf den Gebäudebestand, wobei der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann persönlich in dieser Angelegenheit beim Chef der Finanzaufsicht BaFin, Jochen Sanio, vorstellig werden musste. Da der schnelle Abzug der Anlagegelder nicht durch den Verkauf von Gebäuden kompensiert werden konnte, war die Strategie geräuschloser Immobilienverkäufe zur Stabilisierung des Fonds nicht mehr durchzuhalten. "Vor diesem Hintergrund haben wir die unabhängigen Sachverständigen mit einer außerplanmäßigen Neubewertung aller Immobilien des Grundbesitz-Invest beauftragt", zitiert die Zeitung aus einem Schreiben der DB Real Estate an ihre Vertriebspartner. Um die Schieflage zu korrigieren, soll laut dem Bericht der bisherige Chief Operating Officer der Fondstochter DWS, Holger Neumann, zum neuen Chef der DB Real Estate Deutschland berufen werden. Er soll Mitte Januar Michael Kremer ablösen. Kurz nach der Bekanntgabe der Personalie soll auch das Ergebnis der Neubewertung vorliegen, hieß es weiter.
Der Einzelhandelskonzern KarstadtQuelle AG (ISIN
DE0006275001/ WKN
627500) will sich nach Aussage seines Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff durch den Verkauf seines Immobilienbestandes von seinen Schulden befreien. Der Vorstandsvorsitzende des im MDAX notierten Waren- und Versandhauskonzerns erklärte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dass der Konzern alle seine Immobilien verkaufen und diese Immobilien künftig nur noch mieten wird. Als mögliche Interessenten für den Immobilienbestand bezeichnete Middelhoff Finanzinvestoren oder stellte alternativ einen Börsengang der Immobiliensparte in Aussicht. Aus der Veräußerung der Immobilien erhofft sich der Manager einen Gesamterlös von "3 Mrd. Euro plus". Damit kann KarstadtQuelle sein Ziel, bis Ende des Jahres 2006 seine Konzernverschuldung von rund 3 Mrd. Euro zu tilgen, einhalten, hieß es weiter.
Der Spezialchemiekonzern Degussa AG (ISIN
DE0005421903/ WKN
542190) will Presseangaben zufolge ihre Wasserchemiesparte noch in diesem Jahr an die Beteiligungsgesellschaft Advent veräußern. Wie die "Financial Times Deutschland" heute unter Berufung auf Firmenkreise berichtet, steht der im MDAX notierte Konzern derzeit mit Advent in diesbezüglichen Verhandlungen. Das Geschäftsfeld mit einem Jahresumsatz von geschätzten 200 Mio. Euro ist auf Wasserchemikalien zur Aufbereitung von Trinkwasser und bei der Abwasserreinigung spezialisiert. Degussa hatte bereits im Vorfeld den Verkauf des Geschäftsfelds bis zum Ende dieses Jahres angekündigt. Begründet wird dieser Schritt mit der zu geringen Größe der Sparte, um im Weltmarkt alleine bestehen zu können. Unter dessen laufen laut dem Bericht auch die Verhandlungen des Degussa-Mehrheitsaktionärs RAG um eine mögliche Aufstockung der Beteiligung weiter. Die RAG hält derzeit 50,1 Prozent der Anteile von Degussa, und will ein weiteres Aktienpaket in Höhe von 43 Prozent, welches von dem Energieversorger E.ON AG (ISIN DE0007614406/ WKN 761440) gehalten wird, erwerben. Daneben ist für die RAG auch ein kompletter Ausstieg bei Degussa eine Option. Eine entsprechende Entscheidung soll bereits in der kommenden Woche fallen, hieß es. Zuletzt hatte der Finanzinvestor Blackstone Interesse an Teilbereichen von Degussa geäußert.
Gruß Moya