Unser geschätzter Herr Steffens ist auch etwas ratlos zur Zeit. Wichtig sollte sein, ob der Dax heute den größeren Widerstand von 6450 nachhaltig "knacken" kann und natürlich die Ölpreisentwicklung. Zur Zeit wäre ich vorsichtig mit longs und auch mit shorts
Unglaubliches Hin und Her?von Jochen Steffens Man braucht in dieser aktuellen Börsenphase schon starke Nerven. Die kurzfristige Volatilität in der letzten Woche ist unglaublich. Ganze sieben Mal hat der Dax in den letzten sieben Handelstagen die Strecke von 150 Punkten (und mehr) zurückgelegt, immer wieder in die Gegenrichtung. Gestern sank der Ölpreis, der Markt stieg. Dann gab es wieder schlechte Nachrichten vom US-Finanzsektor, der Markt brach ein. Heute beruhigte Bernanke die Märkte, indem er weitere Notenbankgelder zur Überwindung der Kreditkrise in Aussicht stellt, der Markt schoss nach oben. Anschließend kamen schlechte Zahlen vom US-Häusermarkt, welche heftig, aber nur kurzfristigbelasteten, weil ein stark sinkender Ölpreis stützend wirkte. Was für ein Hin und Her!!!
Einige Aktien im Dax sind bereits preiswert
Dabei sind sich viele institutionelle Anleger einig, dass es im Dax mittlerweile einige Schnäppchen gibt. Leider sind das meistens Aktien, die im Moment keiner so recht anfassen will (z.B. Finanzaktien). Das Problem: Aus Schnäppchen können schnell auch verlustreiche Ladenhüter werden – diese Erfahrung der Jahre 2000-2003 steckt wahrscheinlich noch viel zu vielen Anlegern in den Knochen. Und so verwundert es nicht, dass sogar die Institutionellen zurzeit lieber auf die typischen „Baisse-Aktien“ wie Telekommunikation (Telekom) und Versorger (RWE, E.ON) zurückgreifen. Das kann sich jedoch schnell ändern, wenn die Märkte sich fangen.
Fehlsignal oder Verkaufssignal?
Charttechnisch hat sich das Bild bereits weiter eingetrübt. Zunächst hatte der Dow Jones Industrial die Tiefs aus dem Januar nach unten gebrochen. Das darf man allerdings nicht überbewerten, GM hat hier das Bild verzerrt. Jetzt folgte aber auch der S&P500 und unterschritt seine Jahrestief. Das ist schon ein wesentlich bedenklicheres Zeichen. Nun steht auch der Nasdaq Composite kurz davor, seine Tiefs anzugreifen. Das hat er mit dem Dax gemein, der bei 6200 Punkten ein ähnliches Problem hat.
Also kommt noch ein weiterer Rutsch?
Ich bin grundsätzlich, wie mein Kollege Torsten Ewert (siehe gestrigen Steffens Daily), in den Monaten Juli/August bei allen charttechnischen Signalen sehr vorsichtig. Obwohl es eigentlich Quatsch ist, denn natürlich wird kein Fonds Urlaub machen, kein Vermögensverwalter und keine Bank ihre Mitarbeiter nach Hause schicken und die Depots sperren. Es bleiben also nur die Kleinanleger und die Trader, deren urlaubsbedingtes Fehlen offensichtlich dafür verantwortlich ist, dass die Umsätze sinken. Und ob diese fehlenden Kleinanleger und Trader bewirken, dass es mehr Fehlsignale gibt? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass die Beobachtung stimmt: Die Monate mit den meisten Fehlsignalen sind der Juli und August.
Nur, was tut man, wenn die 6200er Marke nachhaltig bricht?
Ich habe immer ein großes Problem damit, gegen die US-Zinsen zu traden. Das bedeutet, ich würde aktuell nicht zu sehr auf fallende Kurse setzen. Wenn die Leitzinsen in den USA niedrig sind, die Probleme und die Angst groß, sollte man grundsätzlich auf der Short-Seite sehr vorsichtig sein. Hier muss man fallen lassen, was fallen will, und unten die Aktien aufgreifen, die zu Unrecht in den Keller geprügelt wurden. Andersherum, wenn die Zinsen und die Euphorie hoch sind (wie zum Beispiel Mitte 2007) muss man auf der Long-Seite vorsichtig werden. Diese einfache antizyklische Theorie führt in den meisten Fällen zu den besten Ergebnissen.
Typische Fehler der Antizykliker
Allerdings sollte man aufpassen, um nicht einen für Antizykliker typischen Fehler zu machen: Diese neigen gerne dazu, immer etwas zu früh „massiv“ in den Markt einzusteigen, wenn die Stimmung sehr schlecht ist (und die Zinsen niedrig sind).
Sinnvoller ist es, wie ich hier immer schreibe, zunächst nur kleine Positionen einzugehen, auf klare Signale zu warten und die Positionen dann Stück für Stück ausbauen. So kann man auch noch einen stärkeren Kursrückgang verkraften, ohne dass es allzu sehr weh tut, hat aber einen Fuß im Markt für den Fall einer starken und plötzlichen Trendwende.
Seitwärtsbewegung
Sollte der Dax tatsächlich noch eine Ebene tiefer rutschen und die 5400-Punkte-Marke erreichen, wird eine lange Seitwärtsbewegung sehr wahrscheinlich. Wie Sie sich in dieser am besten verhalten und wie Sie den größten Profit daraus schlagen können, dazu morgen mehr. Viele Grüße Jochen Steffens P.S. Mein geschätzter Kollege Markus Schoor hat mich gebeten, im Steffens-Daily seine neue CD vorzustellen. Dazu bin ich natürlich gerne bereit: