Trübe Aussichten für Chip-Aktien

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Trübe Aussichten für Chip-Aktien

 
06.02.03 06:20
Marktführer Intel verdoppelte seinen Gewinn im vierten Quartal und übertraf die Erwartungen. Infineon reduzierte seine Verluste. In der wichtigen Speicherchip-Sparte (DRAM), die knapp 40 % der Umsätze ausmachen, gab es sogar erstmals seit sieben Quartalen wieder Gewinne.

DÜSSELDORF. Die Botschaft deckt sich mit den jüngsten Zahlen des Branchenverbandes WSTS: Im Dezember gingen die Umsätze zwar zurück, aber 2002 brachte der Branche ein Plus von 1,3 %. Nach dem Einbruch im Jahr 2001 ist die Talfahrt gestoppt. Dabei hilft, dass die Firmen mit neuen Herstellungstechniken, aber auch Entlassungen ihre Kosten senken.

Das ist aber auch bitter nötig, denn ein Anziehen der Chippreise geschweige ein neuer Nachfrageboom ist nicht in Sicht. Zwar machen etliche Unternehmen in ihren Jahresausblicken der Branche Mut. Doch Äußerungen wie des des taiwanesischen Herstellers TSMC („Die Dinge entwickeln sich besser“) oder des französischen Herstellers STMicroelectronics („Vorsicht im ersten Halbjahr, danach wird der Markt voraussichtlich anziehen“) sind nach den vielen Enttäuschungen mit Vorsicht zu genießen.

Überkapazitäten und Dumping verhindern Trendwende

Intel und Infineon untermauern die Skepsis: Ihre Ausblicke bleiben vage; die Amerikaner wollen gar ihre Investitionen von 4,5 Mrd. $ im letzten auf weniger als 4 Mrd. $ in diesem Jahr zurückschrauben. Solche Planungen künden nicht von Signalen für einen Aufschwung. Überkapazitäten und Dumping verhindern eine Trendwende. Zwar gelingt es vielen Unternehmen die Stückkosten für Chips zu senken. So fiel zuletzt der Herstellungspreis für einen 256-MB-Chip von 7 $ auf 6 $. Damit nähert man sich dem derzeitigen Verkaufspreis von knapp 5 $ an. Gewinne lassen solche Rechnungen aber natürlich nicht zu. Schuld an der Misere sind Überproduktionen, die in den Boomjahren 1999/2000 entstanden sind, und Unternehmen wie Hynix. Der südkoreanische Hersteller arbeitet seit Jahren unrentabel, wird aber nach Ansicht der Konkurrenz vom Staat mit Milliarden- Subventionen am Leben gehalten.

Weil sich bislang an der Miserere nichts ändert, sind Analysten für Halb- leiter-Aktien vorsichtig gestimmt. Für Intel, STMicroelectronics, Philips und Infineon lauten die meisten Empfehlungen „halten“. Der Tenor vieler Analysen leuchtet ein: Nachdem die Aktien um 70 % und mehr eingebrochen sind, die Firmen in die Verlustzone rutschten, nun aber ihre Kosten in den Griff bekommen, ist das Kursrisiko begrenzt. Doch Potenzial nach oben sieht kaum jemand, weil die Chippreise unverändert am Boden liegen und die Nachfrage in den wichtigen Abnehmerbranchen Computer und Telekommunikation nicht anzieht.

Deutsche Bank reduziert Infineon-Ergebnisschätzungen

So kritisiert Helaba Trust bei Infineon den negativen Cash-Flow und prognostiziert einen Rückgang an liquiden Mitteln, die zur Zeit bei rund 1,5 Mrd. Euro liegen. Aber bei einem Kurs von weniger als 8 Euro sind für Helaba die Risiken ausreichend berücksichtigt und das Chance-/Risiko-Verhältnis ausgeglichen. Die Deutsche Bank reduziert die Infineon-Ergebnisschätzungen für 2003 und 2004 und begründet dies mit niedrigen DRAM-Verkaufspreisen. Doch angesichts des Kursverfalls belässt die Deutsche Bank Infineon auf „halten“.

Allein Samsung Electronics geht gestärkt aus der Krise hervor. Während der Asienkrise Ende der neunziger Jahre wurde die Aktie des einst hochverschuldeten Unternehmens für weniger als fünf Euro gehandelt. Heute werden 1 000 % mehr bezahlt. Und das nicht etwa, weil die Börsen-Baisse Samsung vergessen hat. Der inzwischen weltgrößte Chiphersteller (vor Intel!) vervierfachte im letzten Quartal seinen Gewinn auf 1,2 Mrd. Euro. Anders als Intel wollen die Koreaner ihre Investitionen noch erhöhen. Derzeit entwickelt Samsung den kleinsten Arbeitsspeicher der Welt.

Allein seit Januar empfahlen elf Investmenthäuser den Titel zum Kauf; drei rieten zum Halten, niemand zum Verkauf. Der Optimismus überrascht nicht. Samsung hat den Anpassungsprozess bereits nach der Asienkrise vollzogen. Die Kosten wurden gesenkt, und die Produktionstechniken auf die Zukunft getrimmt. Großes Plus des einst als Konglomerat beschimpften Mischkonzerns ist die Fertigung aus einer Hand: Handys und Fernseher werden mit Chips aus eigener Produktion bestückt.

Auf dem gegenwärtigen Kursniveau von 55 Euro ist Samsung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von sieben auf Basis der Gewinne für 2002 und sechs hinsichtlich der geschätzten 2003-Gewinne preiswerter als alle Wettbewerber. Hinzu kommen höhere Ertragssteigerungen – wenn auch in der Vergangenheit. Doch bislang spricht nichts dafür, dass Samsung seinen technologischen Vorsprung gegenüber Intel und Co verspielt.  
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