Trübe Aussichten an den Weltbörsen

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Nassie:

Trübe Aussichten an den Weltbörsen

 
24.06.04 23:52
Trübe Aussichten für die Weltbörsen
Halbzeitbilanz: Nur wenige Märkte können sich dem Seitwärtstrend entziehen - Auch in Asien drohen Gefahren
von Daniel Eckert

Berlin  -  Nach einer verkorksten ersten Halbzeit hoffen echte Fußballfans stets darauf, dass sich ihre Mannschaft in der zweiten Spielhälfte fängt und zu neuer Hochform aufläuft. Ähnlich ergeht es derzeit den Börsianern, die das erste Halbjahr 2004 am liebsten vergessen würden, und auf eine Wende zum Besseren im dritten Quartal hoffen. Denn kaum einer der großen Indizes hat sich im bisherigen Verlauf des Jahres groß von der Stelle bewegt "Die Angst vor einer Wiederkehr der Inflation und einem damit einhergehenden steilen Zinsanstieg hat die breite Kursrallye des Vorjahres jäh ausgebremst", sagt Jason James, Globalstratege bei HSBC Securities in London.


Während der amerikanische Leitindex Dow Jones (auf Euro-Basis) immerhin einen Zuwachs von vier Prozent verbuchen konnte, pendelt der Dax immer noch um die Nulllinie. Auch der EuroStoxx 50, das Barometer der europäischen Standardwerte, schnitt mit einem Plus von knapp drei Prozent nicht gerade berauschend ab. Noch schlimmer sah es aber in Asien aus. Deutsche Anleger, die zu Beginn des Jahres auf eine Fortsetzung der rasanten Thailand-Rallye gesetzt haben, müssen bis heute einen Verlust von über 17 Prozent verschmerzen. Fast ebensoviel verloren haben in diesem Zeitraum indische Aktien, obwohl diese bis zum überraschenden Wahlsieg der Kongress-Partei im April noch recht gut platziert waren. Aber auch Aktien-Investments in China (minus 14 Prozent), Argentinien (minus zehn Prozent) oder der Türkei (minus neun Prozent) erwiesen sich nicht gerade als lukrativ. Eine strahlende Ausnahme bildet lediglich die Börse in Tokio, die dank starker Wirtschaftszahlen um rund 14 Prozent zulegen konnte.


Abgekoppelt vom schwachen Globaltrend haben sich im ersten Halbjahr auch einige Börsen in Lateinamerika. So verbuchten Märkte wie Mexiko, Lima oder Santiago de Chile Gewinne zwischen 15 und 30 Prozent. "Hier haben wir es immer noch mit einer Erholungsrallye nach der schweren Krise der Vorjahre zu tun", sagt Oliver Stönner, Ökonom bei der Commerzbank in Frankfurt. Und noch eine andere Region gab es, deren Märkte sich freundlich entwickelte: Osteuropa. Tatsächlich gehören die Börsen in Prag und Budapest mit einem Plus von jeweils knapp über 20 Prozent zu den größten Gewinnern des Jahres 2004. Grund war der Beitritt dieser Länder zur Europäischen Union, der im Übrigen auch den österreichischen Aktienmarkt in Feierlaune versetzte und um 30 Prozent nach oben katapultierte.


Doch anders als echte Fußballfans sind die meisten Experten nicht wirklich hoffnungsvoll, dass es die zweite Hälfte herausreißen kann. "Vieles deutet darauf hin, dass sich die globalen Aktienmärkte in den kommenden Monaten weiter seitwärts bewegen werden", meint HSBC-Mann James. Zwar seien die steigenden Zinsen zum Teil bereits in den Kursen eingepreist, "doch solange nicht klar ist, wie stark sich die Inflation entwickelt, kann auch niemand sagen, wie stark die Sätze tatsächlich angehoben werden."


Besondere Risiken sehen James und andere Strategen auf Asien-Investoren zukommen. "In China stehen große wirtschaftliche Umwälzungen an, und es gibt keine Garantie dafür, dass das alles reibungslos verläuft", gibt Stönner zu bedenken. Da viele fernöstliche Volkswirtschaften vom Reich der Mitte abhängig sind, könnte eine "harte Landung" nach so manches Kurserdbeben auslösen. Anleger sollten sich in diesen Regionen daher eher zurückhalten. Für James ist auch Nippon nicht immun gegen eventuelle chinesische Turbulenzen. "Viele unterschätzen, wie stark der japanische Wirtschaftsaufschwung von der Konjunktur in der Volksrepublik abhängig ist", warnt er und nimmt damit eine Antiposition zu der Japan-Begeisterung vieler seiner Strategen ein.


Bleibt deutschen Anlegern, sich auf Sonderstorys wie die EU-Osterweiterung oder die Erholung in Euroland zu setzen. Aber auch Russland könnte bald wieder zu den Stars am internationalen Börsenhimmel avancieren. Stönner: "Fundamental sehen die Wirtschaftsdaten im Osten gut aus. Wenn die Yukos-Affäre geklärt wird, steht einem weiteren Aufschwung am russischen Markt nichts mehr im Wege."


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