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(Thema: Rohöl: Energieträger, Spekulationsobjekt - und Basiswert für Zertifikate)
Der Preis für Rohöl ist auf Rekordniveau. Auch Benzin kostet vielerorten so viel wie nie, und beim Heizöl sieht es nicht besser aus. Für Verbraucher sind das schlechte Zeiten. Als Anleger können sie aber von den hohen Energiepreisen profitieren, mit Hilfe von derivativen Wertpapieren: sei es über Anlagezertifikate oder spekulative Hebelprodukte wie Optionsscheine und einige hochriskante Knock-out-Papiere.
Die Vielfalt an verschiedenen Produkten und mithin Strategien ist inzwischen groß. Daher sollten sich Anleger zu allererst überlegen, worauf sie setzen möchten und welche Markterwartungen sie haben. Gehen sie zum Beispiel von einem weiter steigenden Ölpreis aus, so sehen sie sich zahlreichen Anlagezertifikaten und Hebelpapieren (Calls) mit verschiedenen Ausstattungen und Laufzeiten gegenüber. Die meisten dieser Produkte beziehen sich auf verschiedene Terminkontrakte von Rohöl der Nordseesorte Brent.
Für jeden etwas dabei
Aber auch Anleger, die an den Bewegungen des amerikanischen Öls West Texas Intermediate teilhaben wollen, werden fündig. Zu den Emittenten zählen je nach Produktkategorie unter anderen ABN Amro, Goldman Sachs und Societe Generale. Bei den Zertifikaten finden sich neben Produkten, die den Ölpreis einfach nachzeichnen, auch Discounter oder Bonuspapiere, die einen Sicherheitspuffer bieten. Wer dagegen auf fallende Ölnotierungen setzen möchte, der kann dies nur mit spekulativen Hebelpapieren wie Optionsscheinen, genauer mit den sogenannten Puts, tun. Noch riskanter sind Knock-out-Produkte, die, sobald der Basiswert bestimmte Schwellen erreicht, nahezu wertlos verfallen.
Doch das ist längst nicht alles: Das Derivateuniversum umfaßt auch Papiere, die sich auf Rohöl, nachgelagerte Ölprodukte und andere Energierohstoffe beziehen. Bei ABN Amro, dem Emittenten mit der größten Palette an Rohstoffderivaten, finden sich Produkte auf Heizöl, Diesel und Erdgas. Die niederländische Bank hat wie auch die britische Barclays Bank zudem Papiere begeben, die sich auf an der New Yorker Warenterminbörse gehandelte Benzin-Futures beziehen. Die Future-Notierungen verhalten sich allerdings bei Ölpreisänderungen anders und schwanken stärker als der Benzinpreis an deutschen Tankstellen, was nicht zuletzt an dem hierzulande hohen Anteil an Mineralölsteuer liegt.
Umsonst gibt es aber nichts
Breiter aufstellen können sich Investoren mit Derivaten, die sich auf mehrere Rohstoffe oder einen Rohstoffindex beziehen. Als besonders energielastig gilt beispielsweise der Goldman Sachs Commodity Index (GSCI), der sich zu rund zwei Dritteln aus Preisen von Energierohstoffen zusammensetzt. Auch auf den Energieunterindex GSCI Energy Excess Return sind zahlreiche Produkte begeben.
Umsonst gibt es freilich auch bei den Derivaten nichts: Ein Kostenfaktor sind die Geld-Brief-Spannen, also der Unterschied zwischen dem An- und dem Verkaufskurs der Produkte, und mögliche zusätzliche Gebühren. Darüberhinaus fallen, wie bei anderen Wertpapierkäufen auch, Order- und Depotgebühren der kontoführenden Bank an. Sind Rohstoff- und Warenmärkte sehr illiquide und intransparent, macht auch das die Derivate teurer. „Die Geld- oder Briefspannen können dann leicht auf 2 bis 3 Prozent anwachsen”, erläutert Stefan Armbruster, Derivateexperte der Deutschen Bank. Bei einfachen Indexzertifikaten wie auf den Euro-Stoxx-50 gebe es zum Teil gar keine Spanne mehr, bei Discountern auf Indizes seien es im Durchschnitt rund 0,03 Prozent.
Währungseffekte beachten
Auch die Darstellung einzelner Produktstrukturen kostet Rendite. Bei Bonuspapieren beispielsweise, die Schutz vor Kursverlusten und zugleich die Chance auf unbegrenzte Gewinne bieten, werden Dividenden einbehalten, wenn es um Aktien geht. „Beziehen sie sich auf Rohstoffe, dann speisen sich die Papiere aus den Zinsgewinnen der Bank”, erklärt Armbruster. Diesen Effekt sollten Anleger auch bedenken, wenn es um Indizes geht. Während die Zinsgewinne im GSCI Total Return enthalten sind, bleiben sie bei Indizes mit der Bezeichnung „Excess Return” außen vor.
Währungseffekte gilt es ebenfalls zu beachten. Rohstoffe werden in der Regel in Dollar gehandelt. Daher spielt für einen europäischen Anleger auch der Euro-Dollar-Wechselkurs eine Rolle. Wollen Anleger Währungseinflüsse ausblenden, sollten sie währungsgesicherte Produkte wählen, die vorwiegend mit dem Zusatz „Quanto” versehen sind. Auch dies geht freilich zu Lasten der Rendite. Setzt sich die Euro-Schwäche fort, dann entgehen Anlegern überdies Währungsgewinne.
Bei den derivativen Produkten handelt es sich um Schuldverschreibungen der emittierenden Bank. Daher ist die Bonität des Instituts wichtig. Für die Emittentenauswahl sollte es auch eine Rolle spielen, wie häufig Preise gestellt werden; bei den großen Emittenten sei dies aber unkritisch, sagt Armbruster. Generell sollten Anleger die Emissionsbedingungen der einzelnen Produkte unter die Lupe nehmen. Armbruster rät hierzu: „Je exotischer der Rohstoff, desto intensiver sollten sich Anleger damit beschäftigen.” Der Produktvergleich bei etablierten Rohstoffen wie Öl sei leichter.
Text: kpa., F.A.Z