Die stark schwankenden Aktienkurse locken Trader auf den Plan. Doch viele Anleger verringern ihre Gewinnchancen, weil sie die falsche Einstellung haben. Ein Verhaltenstrainer gibt Tipps: Investoren müssen sich von Angst und Gier lösen. Experten raten zudem, Stop-Loss-Marken einzusetzen.
FRANKFURT/M. Die Verluste am Aktienmarkt zu Beginn dieser Woche haben wieder gezeigt: Anleger müssen jederzeit mit schwankenden Kursen rechnen. „Wir haben einen Tradingmarkt“, kommentiert Stefan Keitel, Leiter des Portfoliomanagements bei der Credit Suisse (Deutschland) AG. Und er weiß, wie sich ein erfolgreicher Investor in diesem Umfeld verhalten sollte: durch aktives Timing von kurzlebigeren Börsenzyklen profitieren, die Marktpsychologie beobachten und häufiger umschichten. „Dabei sollten aber auch spekulative Anleger stets auf eine ausgewogene Portfoliomischung über alle Assetklassen achten“, fügt Keitel hinzu.
Für Trader ist darüber hinaus eine andere Voraussetzung wichtig, wie Claus David Grube von Grube Trainings GmbH, Hamburg, festgestellt hat: die richtige mentale Einstellung. Denn: „Gewinnen beginnt innen“, erläutert der Verhaltenstrainer anlässlich der 3. Bad Homburger-Futures-Konferenz.
Für den Anleger, der hohe Verluste an der Börse kassiert hat, bedeute das zunächst, „Verlierer-Erfahrungen positiv umzuformulieren“, sagt Grube. Das heißt zum Beispiel: „Investoren müssen sich klarmachen, dass sie dazugelernt haben, oder sie müssen sich eingestehen, noch nicht genügend Kenntnisse über das Spekulieren auf sinkende Kurse besessen zu haben“, erklärt Grube, der selbst seit zwanzig Jahren aktiver Futures-Trader ist. Zweitens sei eine positive emotionale Einstellung für erfolgreiches Trading wichtig – beispielsweise Selbstvertrauen und Zuversicht.
Für Grube ist das Handeln an der Börse eine dem Spitzensport vergleichbare Herausforderung: „So wie erfolgreiche Sportler ihre innere Einstellung vor dem Wettkampf auf Sieg einstellen, kann auch der Trader ein Repertoire an Techniken nutzen, die zu einer besseren Performance verhelfen.“ Dazu zählt Grube unter anderem Techniken aus der Kinesiologie und Psychokybernetik, mit deren Hilfe sich Börsianer von zwei wichtigen Hemmnissen für den Erfolg freimachen können – nämlich von Angst und von Gier.
Wie der Hamburger ausführt, müssen dabei alte Ängste identifiziert und akzeptiert werden– dann erst könnten die Betroffenen „die Angst loslassen. Und in Bezug auf Gier müssen sich die Trader klar machen, dass dieses gesteigerte Verlangen nach Geld meist eine mangelnde Anerkennung in anderen Bereichen kompensieren soll, etwa die mangelnde Akzeptanz von Mitmenschen“, sagt Grube. Dieser Zusammenhang sei vielen Betroffenen nicht bewusst, daher könnten sie ihr Fehlverhalten nicht ändern.
Ein wichtiger praktischer Tipp Grubes: Wer spekulieren will, sollte sich einen Handelsplan aufstellen; dieser sollte ständig aktualisiert und streng befolgt werden. Außerdem sei es wichtig, Stop-Loss-Marken festzulegen, bei deren Unterschreiten automatisch Verkäufe ausgelöst werden. Diesen Punkt unterstreicht auch Buchautor Gregory Millman („Day-Trading – Millionen in Minuten“, Campus Verlag); Millmann mahnt auch, Trader sollten sich von der Einstellung lösen, „den großen Coup gewinnen zu wollen“.
Bei der Setzung von Stop-Marken ist die Charttechnik oft hilfreich. Gegenwärtig dürfte der Deutsche Aktienindex (Dax) zwischen 3 000 und 3 450 Punkten schwanken, erläutert Uwe Wagner von der Deutschen Bank. Ebenso wie Achim Matzke von Commerzbank Securities spricht er von einem „Tradingmarkt“, in dem sich derzeit nur kurzfristige Tendenzen herausbildeten, keine nachhaltigen Trends. Infolgedessen müssten sich Investoren kurzfristig positionieren und dann konsequent ihre Positionen schließen, sagt Wagner. Steige der Index mit beschleunigter Bewegungsdynamik über die Marke von 3 450 Zählern, sei ein Aufschwung bis zu 3 600 Punkten möglich, falle er unter die untere Marke, könnte ein Abrutschen bis auf 2 500 Punkte drohen – eine mittelfristigere Kauf- beziehungsweise Verkaufsposition lohne erst bei einem Ausbruch über die beiden genannten Marken.
Bei aller Euphorie sollten Trader allerdings den Blick auf die Gebühren nicht vergessen – gemäß der Börsenweisheit „ständiges Hin und Her macht Taschen leer“. Günstige Konditionen bieten oft Online-Broker. Einige kassieren nur 0,2 Prozent Gebühren am Auftragsvolumen. Wenn der Dax um ein oder zwei Prozent schwankt, bieten sich damit schon Gewinnchancen.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 11. Dezember 2002, 08:11 Uhr
FRANKFURT/M. Die Verluste am Aktienmarkt zu Beginn dieser Woche haben wieder gezeigt: Anleger müssen jederzeit mit schwankenden Kursen rechnen. „Wir haben einen Tradingmarkt“, kommentiert Stefan Keitel, Leiter des Portfoliomanagements bei der Credit Suisse (Deutschland) AG. Und er weiß, wie sich ein erfolgreicher Investor in diesem Umfeld verhalten sollte: durch aktives Timing von kurzlebigeren Börsenzyklen profitieren, die Marktpsychologie beobachten und häufiger umschichten. „Dabei sollten aber auch spekulative Anleger stets auf eine ausgewogene Portfoliomischung über alle Assetklassen achten“, fügt Keitel hinzu.
Für Trader ist darüber hinaus eine andere Voraussetzung wichtig, wie Claus David Grube von Grube Trainings GmbH, Hamburg, festgestellt hat: die richtige mentale Einstellung. Denn: „Gewinnen beginnt innen“, erläutert der Verhaltenstrainer anlässlich der 3. Bad Homburger-Futures-Konferenz.
Für den Anleger, der hohe Verluste an der Börse kassiert hat, bedeute das zunächst, „Verlierer-Erfahrungen positiv umzuformulieren“, sagt Grube. Das heißt zum Beispiel: „Investoren müssen sich klarmachen, dass sie dazugelernt haben, oder sie müssen sich eingestehen, noch nicht genügend Kenntnisse über das Spekulieren auf sinkende Kurse besessen zu haben“, erklärt Grube, der selbst seit zwanzig Jahren aktiver Futures-Trader ist. Zweitens sei eine positive emotionale Einstellung für erfolgreiches Trading wichtig – beispielsweise Selbstvertrauen und Zuversicht.
Für Grube ist das Handeln an der Börse eine dem Spitzensport vergleichbare Herausforderung: „So wie erfolgreiche Sportler ihre innere Einstellung vor dem Wettkampf auf Sieg einstellen, kann auch der Trader ein Repertoire an Techniken nutzen, die zu einer besseren Performance verhelfen.“ Dazu zählt Grube unter anderem Techniken aus der Kinesiologie und Psychokybernetik, mit deren Hilfe sich Börsianer von zwei wichtigen Hemmnissen für den Erfolg freimachen können – nämlich von Angst und von Gier.
Wie der Hamburger ausführt, müssen dabei alte Ängste identifiziert und akzeptiert werden– dann erst könnten die Betroffenen „die Angst loslassen. Und in Bezug auf Gier müssen sich die Trader klar machen, dass dieses gesteigerte Verlangen nach Geld meist eine mangelnde Anerkennung in anderen Bereichen kompensieren soll, etwa die mangelnde Akzeptanz von Mitmenschen“, sagt Grube. Dieser Zusammenhang sei vielen Betroffenen nicht bewusst, daher könnten sie ihr Fehlverhalten nicht ändern.
Ein wichtiger praktischer Tipp Grubes: Wer spekulieren will, sollte sich einen Handelsplan aufstellen; dieser sollte ständig aktualisiert und streng befolgt werden. Außerdem sei es wichtig, Stop-Loss-Marken festzulegen, bei deren Unterschreiten automatisch Verkäufe ausgelöst werden. Diesen Punkt unterstreicht auch Buchautor Gregory Millman („Day-Trading – Millionen in Minuten“, Campus Verlag); Millmann mahnt auch, Trader sollten sich von der Einstellung lösen, „den großen Coup gewinnen zu wollen“.
Bei der Setzung von Stop-Marken ist die Charttechnik oft hilfreich. Gegenwärtig dürfte der Deutsche Aktienindex (Dax) zwischen 3 000 und 3 450 Punkten schwanken, erläutert Uwe Wagner von der Deutschen Bank. Ebenso wie Achim Matzke von Commerzbank Securities spricht er von einem „Tradingmarkt“, in dem sich derzeit nur kurzfristige Tendenzen herausbildeten, keine nachhaltigen Trends. Infolgedessen müssten sich Investoren kurzfristig positionieren und dann konsequent ihre Positionen schließen, sagt Wagner. Steige der Index mit beschleunigter Bewegungsdynamik über die Marke von 3 450 Zählern, sei ein Aufschwung bis zu 3 600 Punkten möglich, falle er unter die untere Marke, könnte ein Abrutschen bis auf 2 500 Punkte drohen – eine mittelfristigere Kauf- beziehungsweise Verkaufsposition lohne erst bei einem Ausbruch über die beiden genannten Marken.
Bei aller Euphorie sollten Trader allerdings den Blick auf die Gebühren nicht vergessen – gemäß der Börsenweisheit „ständiges Hin und Her macht Taschen leer“. Günstige Konditionen bieten oft Online-Broker. Einige kassieren nur 0,2 Prozent Gebühren am Auftragsvolumen. Wenn der Dax um ein oder zwei Prozent schwankt, bieten sich damit schon Gewinnchancen.
HANDELSBLATT, Mittwoch, 11. Dezember 2002, 08:11 Uhr