HANDELSBLATT, Freitag, 25. August 2006, 12:31 Uhr | |||
QualitätsmängelToyota zieht die NotbremseToyota schickt sich an, General Motors als weltgrößten Autobauer zu überholen. Nie verkauften die Japaner mehr Autos als heute. Das rasante Wachstum hat jedoch eine unschöne Kehrseite: Qualitätsmängel häufen sich, Rückrufe nehmen bedrohliche Ausmaße an, das Image leidet. Laut eines Zeitungsberichts steuert Toyota jetzt gegen. Es ist fünf vor zwölf.
HB TOKIO. Wie das "Wall Street Journal" am Freitag unter Berufung auf mit dem Vorgang vertraute Kreise berichtet, will Toyota mehr Zeit in die Entwicklung einiger neuer Modelle investieren. Das führe aber dazu, dass die neuen Wagen erst mit sechsmonatiger Versprätung auf den Markt kommen könnten. Eine Firmensprecherin lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Für Toyota wäre eine verspätete Modelleinführung doppelt teuer: Erstens stiegen die Entwicklungskosten für die Wagen, zweitens müsste Toyota länger auf die Gewinne durch die Neueinführung warten. Überlicherweise verkaufen sich frische Modelle besser; dem gegenüber lassen sich ältere Modelle nur noch schwer absetzen. Wegen Qualitätsproblemen hat Toyota in diesem Jahr bereits mehr als 1 Mill. Fahrzeuge in Japan und knapp 630 000 in den USA zurückgerufen. Auch die Luxus-Marke Lexus bliebt nicht verschont; hier waren es Sicherheitsgurte, die ausgetauscht werden mussten. Im vergangenen Jahr sah es noch katastrophaler aus: Das Unternehmen holte in mehreren Schüben insgesamt 1,8 Mill. Autos in die Werkstätten zurück. Das seien 36 Mal mehr als die 52 000 Fahrzeuge, die Toyota im Jahre 2001 zurückrufen musste, bemerkte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Toyota zahlt hohen Preis Beobachter führen die Probleme nicht zuletzt auf das vergleichsweise hohe Expansionstempo bei Toyota zurück. Im Juli hatten die Japaner erstmals den US-Autobauer Ford in dessen Heimatmarkt vom zweiten Platuz der Zulassungsstatistik verdrängt. Zuvor musste sich Chrysler schon geschlagen geben. Um die Kundschaft zu bedienen, zieht Toyota im Eilverfahren neue Fabriken hoch und stellt neue Leute ein. Zeit für Einarbeitung ist kaum. Die so gefeierten Qualitätsstandards bleiben da auf der Strecke. Toyota habe für seinen Versuch, immer näher an die Nummer Eins der Branche, General Motors, heranzurücken, einen hohen Preis gezahlt, bilanziert das "Wall Street Journal". Die Zahl steigender Qualitätsmängel in Japan, Nordamerika und den übrigen Märkten gehe nicht nur ins Geld, sie gefährde auch das Image von Toyota. Bis dato haben Toyota-Fahrzeuge den Ruf, äußerst zuverlässig zu sein. Regelmäßig landeten die Wagen in den Pannenstatistiken unter anderem des ADAC auf ersten Plätzen, weil sie kaum liegenblieben. Nicht zuletzt darauf begründete sich der Erfolg Toyotas. Jeder Rückruf ist deshalb für den größten japanischen Autobauer ein schwerer Schlag. Das haben nun offenbar auch die Toyota-Manager erkannt und lenken gegen. <!-- ISI_LISTEN_STOP --> |