News - 20.01.08 18:36
FTD-Insider-Index: Topmanager im Kaufrausch
Vorstände und Aufsichtsräte europäischer Unternehmen decken sich massiv mit Aktien ihrer eigenen Firmen ein. Die Insider sind damit an den Markt zurückgekehrt: Der FTD-Insider-Index ist auf 96,5 von 100 möglichen Punkten geklettert. Vor zwei Wochen notierte er noch bei 57,8 Zählern.
Zum damaligen Zeitpunkt hatten sich die Topmanager trotz fallender Kurse mit Aktienkäufen zurückgehalten, obwohl sie Kursschwächen normalerweise für einen Einstieg nutzen. Das war ein Indiz dafür, dass die Insider noch nicht an ein Ende der Aktienmarktkorrektur glaubten. Tatsächlich gaben die Notierungen an den Weltaktienmärkten seit dem Jahreswechsel deutlich nach.
Der wiedererweckte Optimismus signalisiert, dass die Topmanager mit einer Erholungsrally rechnen. "Es spricht einiges dafür, dass wir das Zwischentief gesehen haben und die Kurse in den kommenden Tagen steigen werden", sagt Patrick Hable von der Investmentboutique 2iQ Research, die den FTD-Insider-Index berechnet.
Grundlage des Index ist die sogenannte Buy-Sell-Ratio, die das Volumen der Insiderkäufe zum Verkaufsvolumen ins Verhältnis setzt. Besonders hoch ist die Buy-Sell-Ratio derzeit in Deutschland: Seit Jahresbeginn ist sie auf 51,5 gestiegen - die Insider deutscher Unternehmen kaufen also derzeit mehr als 50-mal so viele Aktien, wie sie abstoßen. Auch für Italien weist 2iQ mit einer Buy-Sell-Ratio von 17,6 einen hohen Wert aus. An beiden Märkten sind deutliche Kursverluste aufgelaufen. Der Dax notiert seit Jahresbeginn mehr als neun Prozent im Minus.
Obwohl der Kaufrausch der Insider für steigende Kurse spricht, sollten sich Anleger nicht blind auf diesen Indikator verlassen. Das zeigen hohe Verluste einiger Zertifikate, die auf Basis von Insiderdaten gemanagt werden. Ein Zertifikat der Commerzbank auf einen Insider-Basket (ISIN DE000CK15984), das zum Jahreswechsel noch bei 135 Euro notierte, war am Freitag weniger als 110 Euro wert. Verantwortlich für die Verluste war unter anderem das hohe Gewicht der Hypo-Real-Estate-Aktie im Korb. Der Kurs der Immobilienbank war vergangene Woche um ein Drittel eingebrochen, nachdem das Unternehmen hohe Abschreibungen auf US-Wertpapiere melden musste. Der Kurs der Aktie brach um ein Drittel ein.
"Die Topmanager von Hypo Real Estate hatten erst im September vergangenen Jahres viele eigene Aktien gekauft. Das ließ sich als positives Signal interpretieren", sagt Olaf Stotz vom Analysehaus Camaraix, der das Portfolio des Insiderzertifikats zusammenstellt. "Die Nachricht über die Abschreibungen kam vollkommen unerwartet." Er weist darauf hin, dass Hypo Real Estate nach dem Kurssturz vermehrte Insiderkäufe meldete. "Die Manager sehen den starken Kursverfall also nicht als gerechtfertigt an." Einige Beobachter werteten die Käufe als strategischen Schritt des Managements, um das Vertrauen in die Aktie wiederherzustellen. Der Titel bleibt im Portfolio des Zertifikats.
Die 2iQ-Insiderdaten werden bislang noch nicht für Anlageprodukte eingesetzt. Das wird sich ändern: Die Vermögensverwaltung Acatis hat angekündigt, diese Daten für einen Fonds nutzen zu wollen.
Von Bernd Mikosch
Quelle: Financial Times Deutschland
FTD-Insider-Index: Topmanager im Kaufrausch
Vorstände und Aufsichtsräte europäischer Unternehmen decken sich massiv mit Aktien ihrer eigenen Firmen ein. Die Insider sind damit an den Markt zurückgekehrt: Der FTD-Insider-Index ist auf 96,5 von 100 möglichen Punkten geklettert. Vor zwei Wochen notierte er noch bei 57,8 Zählern.
Zum damaligen Zeitpunkt hatten sich die Topmanager trotz fallender Kurse mit Aktienkäufen zurückgehalten, obwohl sie Kursschwächen normalerweise für einen Einstieg nutzen. Das war ein Indiz dafür, dass die Insider noch nicht an ein Ende der Aktienmarktkorrektur glaubten. Tatsächlich gaben die Notierungen an den Weltaktienmärkten seit dem Jahreswechsel deutlich nach.
Der wiedererweckte Optimismus signalisiert, dass die Topmanager mit einer Erholungsrally rechnen. "Es spricht einiges dafür, dass wir das Zwischentief gesehen haben und die Kurse in den kommenden Tagen steigen werden", sagt Patrick Hable von der Investmentboutique 2iQ Research, die den FTD-Insider-Index berechnet.
Grundlage des Index ist die sogenannte Buy-Sell-Ratio, die das Volumen der Insiderkäufe zum Verkaufsvolumen ins Verhältnis setzt. Besonders hoch ist die Buy-Sell-Ratio derzeit in Deutschland: Seit Jahresbeginn ist sie auf 51,5 gestiegen - die Insider deutscher Unternehmen kaufen also derzeit mehr als 50-mal so viele Aktien, wie sie abstoßen. Auch für Italien weist 2iQ mit einer Buy-Sell-Ratio von 17,6 einen hohen Wert aus. An beiden Märkten sind deutliche Kursverluste aufgelaufen. Der Dax notiert seit Jahresbeginn mehr als neun Prozent im Minus.
Obwohl der Kaufrausch der Insider für steigende Kurse spricht, sollten sich Anleger nicht blind auf diesen Indikator verlassen. Das zeigen hohe Verluste einiger Zertifikate, die auf Basis von Insiderdaten gemanagt werden. Ein Zertifikat der Commerzbank auf einen Insider-Basket (ISIN DE000CK15984), das zum Jahreswechsel noch bei 135 Euro notierte, war am Freitag weniger als 110 Euro wert. Verantwortlich für die Verluste war unter anderem das hohe Gewicht der Hypo-Real-Estate-Aktie im Korb. Der Kurs der Immobilienbank war vergangene Woche um ein Drittel eingebrochen, nachdem das Unternehmen hohe Abschreibungen auf US-Wertpapiere melden musste. Der Kurs der Aktie brach um ein Drittel ein.
"Die Topmanager von Hypo Real Estate hatten erst im September vergangenen Jahres viele eigene Aktien gekauft. Das ließ sich als positives Signal interpretieren", sagt Olaf Stotz vom Analysehaus Camaraix, der das Portfolio des Insiderzertifikats zusammenstellt. "Die Nachricht über die Abschreibungen kam vollkommen unerwartet." Er weist darauf hin, dass Hypo Real Estate nach dem Kurssturz vermehrte Insiderkäufe meldete. "Die Manager sehen den starken Kursverfall also nicht als gerechtfertigt an." Einige Beobachter werteten die Käufe als strategischen Schritt des Managements, um das Vertrauen in die Aktie wiederherzustellen. Der Titel bleibt im Portfolio des Zertifikats.
Die 2iQ-Insiderdaten werden bislang noch nicht für Anlageprodukte eingesetzt. Das wird sich ändern: Die Vermögensverwaltung Acatis hat angekündigt, diese Daten für einen Fonds nutzen zu wollen.
Von Bernd Mikosch
Quelle: Financial Times Deutschland