Tiefer Einschnitt bei der Kirch-Gruppe

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Luki2:

Tiefer Einschnitt bei der Kirch-Gruppe

 
08.03.02 10:26
weiß nicht ob das schon da war! dann halt nochmal...



Sanierungskonzept

 
Tiefer Einschnitt bei der Kirch-Gruppe
 
Der Medienkonzern legt am Montag ein Konzept vor. Er will sich von unwirtschftlichen Teilen des Unternehmens trennen, das Kerngeschäft erhalten.
Von Hans-Jürgen Jakobs und Klaus Ott

(SZ vom 08.03.02) - Der Kirch-Vorstand leitet derzeit zusammen mit drei Sanierungsexperten, die auf Druck der Banken eingesetzt wurden, zahlreiche Maßnahmen zur Rettung des Konzerns ein. Bei einem für Montag anberaumten Treffen mit den Vorständen der Finanzinstitute in der Kirch-Zentrale in Ismaning bei München soll ein Katalog für eine Schrumpfkur und Umgestaltung präsentiert werden. Viele Stellen sollen abgebaut werden. Auf diese Weise will Firmenpatriarch Leo Kirch die Banken überreden, auslaufende Kredite zu verlängern, da sonst die Zahlungsunfähigkeit droht. Ein Großkredit der DZ Bank über 409 Millionen Euro wäre in diesen Tagen bereits fällig gewesen.

Die Kirch-Geschäftsführerin für den Bereich Medienpolitik, Dorothee Belz, äußerte sich jetzt bei einem Treffen der CSU-Medienkommission zuversichtlich. In den nächsten drei Wochen werde es eine Lösung mit den Banken geben. Belz machte bei der internen Sitzung der Medienkommission in der CSU-Landesleitung in München aber auch deutlich, dass man sich von unwirtschaftlichen Teilen des Konzerns schnell trennen müsse. „Wir werden uns einige Hobbys nicht mehr leisten können“, sagte die Kirch-Geschäftsführerin nach Angaben von Sitzungsteilnehmern.

Sportsender im Angebot

Die Kirch-Gruppe betreibt mehrere Sender wie das Deutsche Sportfernsehen (DSF) und die Lokalstationen in München, Berlin und Hamburg, die teilweise schon seit zehn bis 15 Jahren existieren, aber immer noch Verlust machen. „Unsere Controller sagen schon lange, die Lokalstationen müssen dichtgemacht werden, doch LK hat immer nein gesagt“, berichten enge Vertraute des Firmenpatriarchen. Für Kirch sei das Lokalfernsehen eine „Glaubenssache“ gewesen.

Damit ist nach Angaben von Kirch-Managern nun Schluss. Die Lokalstationen sollen noch in diesem Jahr abgegeben oder eingestellt werden. Auch für das DSF wird ein Abnehmer gesucht. Finanziell bringt das zwar nicht viel; diese Sender machen zusammen rund 50 Millionen Euro Verlust im Jahr. Solche Maßnahmen gelten aber als wichtiges Zeichen an die Banken, dass es bei der Sanierung keine Tabus mehr gebe.

Erlöse durch SZM-Studios und Hot

Laut Informationen aus der Kirch-Gruppe ist auch geplant, profitable Konzernteile zu veräußern, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Dazu zählen die Dienstleistungsfirma Sendezentrum München (SZM) mit 1200 Beschäftigten in München und Berlin, die den Sendebetrieb von Sat 1, ProSieben und anderen Programmen abwickeln, und die Beteiligung der Familie Kirch am Teleshopping-Kanal Hot. Die Kirch-Gruppe wollte sich auf Anfrage der SZ weder zu diesen konkreten Einzel-Maßnahmen noch zum Sanierungskonzept äußern.

Der Konzern erhofft sich Erlöse in Höhe von jeweils mehreren hundert Millionen Euro, mit denen man liquide bleiben und zum Teil auch Schulden begleichen könne. Die Kreditlinie von 7,3 Milliarden Euro bei den Banken ist nahezu ausgeschöpft. Die Verluste beim Abosender Premiere World und die nächsten Rechnungen für die Fernseh-Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga und der Champions League sind aus dem laufenden Geschäft der Kirch-Gruppe aber nicht zu finanzieren. Um das Vertrauen der Banken zurückzugewinnen, sind auch neue Management-Strukturen vorgesehen. „Die Zeiten, in denen Leo Kirch und Dieter Hahn alleine Entscheidungen treffen, sind vorbei“, sagen Manager des Konzerns. Hahn ist Vizechef der Gruppe.

Rettung des Kerngeschäftes

Die Kirch-Gruppe will mit den umfangreichen und schmerzvollen Operationen, die jetzt bevorstehen, ihr Kerngeschäft retten. Das besteht aus den Sendern Sat 1, ProSieben und Kabel 1, bei denen der Konzern Mehrheitsgesellschafter ist, sowie dem Film- und Sportrechtehandel. Um diesen Kernbereich zu erhalten, will Kirch auch seine Beteiligungen am Springer-Verlag (Bild, Welt), am Abosender Premiere World und notfalls auch an der Formel 1 abgeben. Den Filmstudios in Hollywood bietet der Konzern derzeit einen Einstieg in Premiere an. Die Studios, mit denen Kirch teure Filmverträge für das Abofernsehen abgeschlossen hat, sollen einen Teil ihrer Forderungen in Anteile an Premiere umwandeln (die SZ berichtete). Aus den USA heißt es dazu allerdings, die Studios wollten sich darauf nicht einlassen. Ihnen sei eine Beteiligung an Kirchs hochdefizitärem Abosender zu riskant.

Ob das Sanierungskonzept funktioniert, ist ungewiss. Die acht Gläubigerbanken, deren Kredite unterschiedlich gut abgesichert sind, haben sich noch nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können. Bei einer Stützung des Konzerns durch die Banken könnte es sich ohnehin nur um eine vorläufige Rettung handeln, da im Herbst 1,7 Milliarden Euro an den angloamerikanischen Medienunternehmer Rupert Murdoch fällig sind. Murdochs britischer Abosender BSkyB macht von der Option Gebrauch, aus dem gemeinsam mit Kirch betriebenen Abosender Premiere auszusteigen und das Investment zurückzufordern.
     
         
   
   
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