ANALYSE - ComROAD: Thema verfehlt
Der Telematik-Spezialist wehrt sich gegen neue Verdächtigungen
Die ComROAD hat jetzt in einem Rundschreiben auf einen Artikel reagiert, den die Zeitschrift „Börse Online“ Mitte Januar in ihrem Internet-Auftritt veröffentlicht hat. Gemeinsam mit vielen der „sehr geehrten Aktionäre“ sei man entsetzt über den dort gezeigten Journalismus und sehe, dass sich die Publikation mehr und mehr selbst ins Abseits manövriert.
„ComROAD muss bald die Hosen runter lassen,“ heißt es in dem Artikel. „Es ist wie immer nach Abschluss eines Quartals: ComROAD meldet vorläufige Umsatzzahlen, die erheblich über denen des Vorjahreszeitraumes liegen. Aber diesmal ist eines anders: Es dauert nur noch wenige Wochen, bis Unternehmenschef Bodo Schnabel Farbe bekennen muss.“ Und: „Spätestens bis zum 30. März muss er außerdem einen von einem Wirtschaftsprüfer testierten Jahresabschluss vorlegen. (…) Boerse-Online.de befürchtet, dass er auf Unangenehmes für die Aktionäre stößt. Empfehlung: VERKAUFEN.“
ComROAD hält dem erweckten Eindruck, man bange vor seinem ersten Jahresabschluss-Testat entgegen, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Jahresabschlüsse bereits seit 1996 in ununterbrochener Reihenfolge mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen hat. „Insofern sehen wir dem Abschluss 2001 ganz entspannt entgegen,“ verlautet aus dem Hause des Telematik-Spezialisten.
Der Artikel fährt fort: „Quartal für Quartal steigen bei ComROAD zwar Umsatz und Gewinn. Gleichzeitig fließt aber beständig Geld aus der Kasse. ... Im Klartext heißt das, dass ComROAD zwar Umsätze und Gewinne verbucht, die Kunden die Rechnungen aber nicht bezahlen.“ So oder so ähnlich lauten seit nun mehr als neun Monaten immer wieder von verschiedenen Seiten vorgetragene Gerüchte.
In der Tat hat ComROAD zwischen Januar und September 2001 zwar ein positives Betriebsergebnis von 13,1 Mio. Euro erwirtschaftet, zugleich wird aber ein negativer operativer Cashflow von 11,1 Mio. Euro ausgewiesen. Das Unternehmen erklärt dies mit der Expansion des Geschäfts. Die sich stark ausweitende Herstellung der Fahrzeugcomputer binde Finanzmittel für ungefähr drei Monate. Das sei ein üblicher Vorgang, der sich so bei jeder produzierenden Firma abspielt, heißt es. Daher seien die Ausführungen von „Börse Online“ völlig abwegig und realitätsfremd. Die Aussage des Magazins, man verbuche Umsätze mit unbezahlten Rechnungen, entbehre jeder Grundlage, schreibt ComROAD. Forderungsausfälle kenne man bislang nicht. Zudem sei ein Großteil der Kundenforderungen erstklassig abgesichert.
Darüber hinaus wird Abhilfe versprochen: Auf mittlere Frist soll der Hardware-Anteil an den Erlösen zurückgehen und der Anteil der Lizenz- und Service-Einnahmen wachsen. Die eigenen Telematik-Dienste würden jetzt auf immer mehr Fahrzeug-Computer und intelligente Mobiltelefone von anderen Herstellern portiert. ComROAD rechnet damit, dass das in 2003 die Umsatzstruktur nachhaltig verändert. Die Vorfinanzierungen würden stark sinken, der operative Cashflow werde sich deutlich verbessern. Der Anfang dieser Entwicklung sei schon gemacht. So würden die Lizenz- und Service-Einnahmen in 2001 rund 11 Prozent der gesamten Einnahmen stellen.
Ein Blick in die Bilanz zeigt in den ersten neun Monaten 2001 einen Rückgang der liquiden Mittel um 28,6 auf 36,6 Mio. Euro. 11,6 Mio. Euro wurden davon in Zukäufe investiert, so dass die Position Finanzanlagen nun 19,5 Mio. Euro schwer ist. Kurzfristige Bankverbindlichkeiten in Höhe von 5,5 Mio. Euro wurden zurückgeführt. Vorräte und geleistete Anzahlungen stiegen um lediglich 5,5 Prozent auf 17,7 Mio. Euro. Die wichtigsten Finanzkennzahlen senden keine Alarmsignale.
Was die stolz angeführte Steigerungsrate der Lizenz- und Service-Einnahmen von 265 Prozent angeht, so ist diese zwar imposant. Die Basis des Vorjahres war jedoch niedrig und woher kurzfristig weitere bedeutende Steigerungen kommen sollen, ist erst einmal unklar.
Der Hase dürfte bei den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen im Pfeffer liegen: Sie explodierten von 1,5 auf 20,5 Mio. Euro. Die Kunden zahlen heute mit einer Frist von mehr als 75 Tagen langsamer als vor einem Jahr. Selbst wenn diese Forderungen alle vollständig abgesichert wären, würden größere Ausfälle das Geschäftsmodell und die Wachstumsaussichten der ComROAD in Zweifel ziehen. Hierzu werden die Anleger mehr hören wollen. Was ComROAD im jüngsten Aktionärsbrief veröffentlicht hat, trifft das Thema nicht.
Autor: Klaus Singer, 11:17 22.01.02
Der Telematik-Spezialist wehrt sich gegen neue Verdächtigungen
Die ComROAD hat jetzt in einem Rundschreiben auf einen Artikel reagiert, den die Zeitschrift „Börse Online“ Mitte Januar in ihrem Internet-Auftritt veröffentlicht hat. Gemeinsam mit vielen der „sehr geehrten Aktionäre“ sei man entsetzt über den dort gezeigten Journalismus und sehe, dass sich die Publikation mehr und mehr selbst ins Abseits manövriert.
„ComROAD muss bald die Hosen runter lassen,“ heißt es in dem Artikel. „Es ist wie immer nach Abschluss eines Quartals: ComROAD meldet vorläufige Umsatzzahlen, die erheblich über denen des Vorjahreszeitraumes liegen. Aber diesmal ist eines anders: Es dauert nur noch wenige Wochen, bis Unternehmenschef Bodo Schnabel Farbe bekennen muss.“ Und: „Spätestens bis zum 30. März muss er außerdem einen von einem Wirtschaftsprüfer testierten Jahresabschluss vorlegen. (…) Boerse-Online.de befürchtet, dass er auf Unangenehmes für die Aktionäre stößt. Empfehlung: VERKAUFEN.“
ComROAD hält dem erweckten Eindruck, man bange vor seinem ersten Jahresabschluss-Testat entgegen, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Jahresabschlüsse bereits seit 1996 in ununterbrochener Reihenfolge mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen hat. „Insofern sehen wir dem Abschluss 2001 ganz entspannt entgegen,“ verlautet aus dem Hause des Telematik-Spezialisten.
Der Artikel fährt fort: „Quartal für Quartal steigen bei ComROAD zwar Umsatz und Gewinn. Gleichzeitig fließt aber beständig Geld aus der Kasse. ... Im Klartext heißt das, dass ComROAD zwar Umsätze und Gewinne verbucht, die Kunden die Rechnungen aber nicht bezahlen.“ So oder so ähnlich lauten seit nun mehr als neun Monaten immer wieder von verschiedenen Seiten vorgetragene Gerüchte.
In der Tat hat ComROAD zwischen Januar und September 2001 zwar ein positives Betriebsergebnis von 13,1 Mio. Euro erwirtschaftet, zugleich wird aber ein negativer operativer Cashflow von 11,1 Mio. Euro ausgewiesen. Das Unternehmen erklärt dies mit der Expansion des Geschäfts. Die sich stark ausweitende Herstellung der Fahrzeugcomputer binde Finanzmittel für ungefähr drei Monate. Das sei ein üblicher Vorgang, der sich so bei jeder produzierenden Firma abspielt, heißt es. Daher seien die Ausführungen von „Börse Online“ völlig abwegig und realitätsfremd. Die Aussage des Magazins, man verbuche Umsätze mit unbezahlten Rechnungen, entbehre jeder Grundlage, schreibt ComROAD. Forderungsausfälle kenne man bislang nicht. Zudem sei ein Großteil der Kundenforderungen erstklassig abgesichert.
Darüber hinaus wird Abhilfe versprochen: Auf mittlere Frist soll der Hardware-Anteil an den Erlösen zurückgehen und der Anteil der Lizenz- und Service-Einnahmen wachsen. Die eigenen Telematik-Dienste würden jetzt auf immer mehr Fahrzeug-Computer und intelligente Mobiltelefone von anderen Herstellern portiert. ComROAD rechnet damit, dass das in 2003 die Umsatzstruktur nachhaltig verändert. Die Vorfinanzierungen würden stark sinken, der operative Cashflow werde sich deutlich verbessern. Der Anfang dieser Entwicklung sei schon gemacht. So würden die Lizenz- und Service-Einnahmen in 2001 rund 11 Prozent der gesamten Einnahmen stellen.
Ein Blick in die Bilanz zeigt in den ersten neun Monaten 2001 einen Rückgang der liquiden Mittel um 28,6 auf 36,6 Mio. Euro. 11,6 Mio. Euro wurden davon in Zukäufe investiert, so dass die Position Finanzanlagen nun 19,5 Mio. Euro schwer ist. Kurzfristige Bankverbindlichkeiten in Höhe von 5,5 Mio. Euro wurden zurückgeführt. Vorräte und geleistete Anzahlungen stiegen um lediglich 5,5 Prozent auf 17,7 Mio. Euro. Die wichtigsten Finanzkennzahlen senden keine Alarmsignale.
Was die stolz angeführte Steigerungsrate der Lizenz- und Service-Einnahmen von 265 Prozent angeht, so ist diese zwar imposant. Die Basis des Vorjahres war jedoch niedrig und woher kurzfristig weitere bedeutende Steigerungen kommen sollen, ist erst einmal unklar.
Der Hase dürfte bei den Forderungen aus Lieferungen und Leistungen im Pfeffer liegen: Sie explodierten von 1,5 auf 20,5 Mio. Euro. Die Kunden zahlen heute mit einer Frist von mehr als 75 Tagen langsamer als vor einem Jahr. Selbst wenn diese Forderungen alle vollständig abgesichert wären, würden größere Ausfälle das Geschäftsmodell und die Wachstumsaussichten der ComROAD in Zweifel ziehen. Hierzu werden die Anleger mehr hören wollen. Was ComROAD im jüngsten Aktionärsbrief veröffentlicht hat, trifft das Thema nicht.
Autor: Klaus Singer, 11:17 22.01.02