Texanische Geschichten (SZ vom Wochenende)

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TOM-M:

Texanische Geschichten (SZ vom Wochenende)

 
01.10.01 10:13
Wie sich ein Mittelsmann der bin-Laden-Familie im Jahr 1977 in die Ölfirma von George W. Bush einkaufte

Es hat Zeiten gegeben, in denen der Name bin Laden in Amerika noch hoffähig war. George W. Bush war damals noch nicht Präsident der Vereinigten Staaten, sondern Sohn des werdenden US- Vizepräsidenten und ein kleiner Ölunternehmer. Im Jahr 1977 startete er sein Ölunternehmen Arbusto Energy, das er so nannte, weil Arbusto aus dem Spanischen ins Englische übersetzt Bush heißt. In diesen frühen Tagen als Ölmanager lernte Bush einen Mann namens James R. Bath kennen, er wurde ein Freund, sagt Bush später, „who is a lot of fun“, ein richtig netter Typ. Inzwischen ist bekannt, dass Bath ein wichtiger Repräsentant von Salem bin Laden war, einem der Halbbrüder des Terroristen Osama bin Laden. Das Weiße Haus zeigt sich in diesen Tagen nur wenig bereit, über Bushs alte Kumpel ausgiebig zu reden.

Schlechter Beigeschmack

George W. Bush ist grundsätzlich nichts vorzuwerfen. Es gibt keine Hinweise darauf, dass er einen der bin Laden-Brüder jemals persönlich getroffen hat, aber es bleibt doch ein schlechter Beigeschmack. Anfang der Neunzigerjahre bestritt Bush zunächst, dass er mit Bath mehr zu tun habe als freundschaftlichen Umgang. Er habe Bath 1977 das letzte Mal gesehen, sagte er 1990 zur Houston Post, und er spreche mit ihm einmal pro Jahr. Geschäftskontakte stritt Bush damals ab. Der Houston Chronicle deckte jedoch später auf, dass Bush und Bath sehr wohl Geschäftspartner waren: „Aus Steuerdokumenten geht hervor, dass Bath 1979 und 1980 persönlich einen Anteil an Arbusto von fünf Prozent hielt.“ Das Magazin Time bestätigte kurz darauf die Verbindung zwischen den beiden Männern. Bath hatte nachweislich 50000 Dollar in Bushs Ölfirma investiert.

Ob das Geld allerdings wirklich von der Familie bin Laden stammte, ist bis heute nicht erwiesen. Bath war zwar ein wichtiger Mittelsmann der Familie in Texas: Er war von Salem bin Laden beauftragt, die Immobiliengeschäfte für die Familie abzuschließen. Bath erhielt dafür fünf Prozent des Umsatzes als Provision, in einigen Fällen setzte ihn die Familie als Vermögensverwalter ein. Speziell die 50000 Dollar, die Bath in Bushs Energiefirma Arbusto steckte, sollen allerdings nicht aus dem Vermögen der Familie bin Laden stammen. Bath bestätigte, dass er 50000 Dollar in die von Bush kontrollierte Firma gab, die Investition habe allerdings in keinem Zusammenhang mit der Familie bin Laden gestanden.

Kontakte hatte jeder

Die Familie bin Laden hat sich zwar von den Terroraktionen Osamas distanziert – und angeblich kooperiert sie voll mit den amerikanischen Behörden. Aber ein Zweifel bleibt immer. Viele hochrangige Republikaner gestehen inzwischen sehr ungern die engen Geschäftsbeziehungen mit dem Clan ein. Kontakte mit der Familie hatte fast jeder. Der frühere US- Präsident Jimmy Carter traf im letzten Jahr noch zehn bin-Laden-Brüder in Atlanta, der frühere US-Außenminister James Baker hatte Kontakt mit den bin Ladens, ebenso Frank Carlucci, Ex-Verteidigungsminister, und natürlich auch George W. Bushs Vater George Bush. Durch seinen früheren Chief of Staff, Jean Baker, lässt der Ex-Präsident allerdings ausrichten, dass er sich nur an ein Treffen mit der bin-Laden-Familie erinnern kann.

Marc Hujer

Gruß, TOM-M
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