Teufelskreis Betzenberg
Das Horrorszenario könnte in Kürze Realität sein. Derart: Am 15. Oktober wird in einer emotionsgeladenen Mitgliederversammlung ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Weil es dem Gremium an Kompetenz, Erfahrung, Wirtschaftskraft mangelt, lehnt der Generalbevollmächtigte René C. Jäggi tags darauf den Job des Vorstandschefs ab. Eric Gerets sieht keinen Vertrauensmann mehr, wirft als Trainer das Handtuch. Der 1. FC Kaiserslautern ist führungslos, der Betzenberg stürzt ins Bodenlose.
Soweit ist es noch nicht. Tatsache aber ist: Lautern ist Letzter, sportlich am Nullpunkt. Die "Rote Laterne" trugen die "Roten Teufel" nicht einmal in der Abstiegssaison 95/96, zuletzt am 25. November 1989 (1:3 in Gladbach). Statt um den UEFA-Cup geht es jetzt ums nackte Überleben in der Liga. Das muss seit dem desolaten Auftritt in Hamburg jedem klar sein.
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Sforza: "Die Misere haben andere verschuldet"
Gerets: "Sforza hat schon viel erlebt, er wird auch das überleben"
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Allen voran den Verantwortlichen, die viel zu lange die Augen vor der Wahrheit schlossen. Im Kampf um Posten verraten sich in der Führungsetage ehemalige Freunde mittlerweile gegenseitig. Dem Vorwurf des abgetretenen Vorstandschefs Jürgen Friedrich, "Hubert Keßler ist ein Quatschkopf", widersprach kein Mitglied des in sich zerstrittenen Aufsichtsrates. Aus der Verantwortung stehlen kann sich keiner aus diesem Kontrollorgan. Der Aufgabe, den Vorstand zu beaufsichtigen, kam das Gremium jedenfalls nicht ausreichend nach.
Die neuen Hoffnungsträger, Generalbevollmächtigter Jäggi und Trainer Gerets, sind nicht zu beneiden beim Job, die Trümmer ihrer Vorgänger zu beseitigen.
Team ohne Herz und Typen
Besonders besorgniserregend: Die Mannschaft ist leblos, körperlich und im Kopf in einem schlimmen Zustand. Es geht gegeneinander, nicht miteinander. Tiefe Gräben sind offen. Ein Team ohne Selbstvertrauen, ohne Herz, ohne Typen, im Moment (fast) ohne Hoffnung. Warum sollten sich die hochbezahlten Profis auch an die eigene Nase greifen? Schließlich hat ihnen Ex-Chef Andreas Brehme beim Abschied als Dankeschön für seinen Rauswurf sogar noch anerkennend auf die Schultern geklopft: "Ihr habt alle eure Leistung gebracht!"
Einen Scherbenhaufen hat Brehme seinem Nachfolger hinterlassen. Die Quittung für eine total verfehlte Personalpolitik. Für die ist Jürgen Friedrich hauptverantwortlich. Die Rückholaktion von Ciriaco Sforza, zumal mit einem Anschlussvertrag bis 2005 als Sportdirektor ausgestattet, war das i-Tüpfelchen einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen bei Einkäufen. Erst Djorkaeff, dann Basler, zwischendurch Taribo West und nun Sforza - auf Stars zu setzen, die ihre beste Zeit hinter sich haben, erweist sich als Bumerang.
Der Kader ist gespickt mit prominenten Namen, die nicht zusammen passen. Ein großes Dilemma sind zu viele artgleiche Spieler. Hengen, Lembi oder Sforza beanspruchen die Chefrolle im Deckungsbereich. Streit, Neid und Missgunst garantiert ebenfalls ein Überangebot im Mittelfeld. Ratinho, Ramzy, Riedl, Anfang, Grammozis, Gabriel, Malz - viel Masse, wenig Klasse. Die Defizite auf den Außenbahnen wurden nicht behoben. Dabei gab's reichlich Kandidaten: Münch, Jensen oder Kobiaschwili lassen grüßen.
Teufelskreis für Gerets
Der Angriff: Alternativen sind Fehlanzeige! Das Torjägerduo Lokvenc/Klose ist ohne Konkurrenz. Ohne brauchbare Flanken sind die beiden Nationalspieler (fast) wertlos. Mit Roman Weidenfeller (Dortmund) ging eines der größten deutschen Torwarttalente ablösefrei. Obwohl Georg Koch immer wieder Nerven zeigt, Tim Wiese noch kein Rückhalt sein kann.
Was die Personalsituation zusätzlich verschärft: Sogenannte Leistungsträger fallen als Korsettstangen aus. Hengen (vier Monate), Sforza (spielte im Vorjahr nur drei Mal durch), Knavs (drei Wochen), Lincoln (sechs Wochen) oder Harry Koch (fehlte seit Februar die gesamte Rückrunde) brauchen nach Zwangspausen selbst Hilfe, können dem verunsicherten Team derzeit keinen Halt geben.
Ein Teufelskreis für Eric Gerets. Seinen Profis mangelt es an Fitness, Laufbereitschaft, taktischem Verständnis, kämpferischer Einstellung, Selbsterkenntnis - eine Bankrotterklärung für Berufsfußballer mit dem Anspruch, international spielen zu wollen!
Was tun ist die Frage, die Gerets täglich aufs Neue quält. Der Belgier muss eine Elf finden, die um den Ernst der Lage weiß, sich zerreißt für den 1. FCK, sich verausgabt, keine Wadenkrämpfe scheut, den Betzenberg wieder zum gefürchteten Hexenkessel macht. Ohne Rücksicht auf Namen.
Ein Erfolgserlebnis muss her. 1860 München, 1. FC Nürnberg und Energie Cottbus heißen die nächsten Gegner. Nicht auszumalen, wenn die "Roten Teufel" auch nach diesen drei Begegnungen noch siegloses Schlusslicht sind.
Dann könnte selbst das obige Horrorszenario lediglich eine weitere Momentaufnahme beim unaufhaltsamen Niedergang eines einstigen Vorzeigeklubs sein.
Das Horrorszenario könnte in Kürze Realität sein. Derart: Am 15. Oktober wird in einer emotionsgeladenen Mitgliederversammlung ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Weil es dem Gremium an Kompetenz, Erfahrung, Wirtschaftskraft mangelt, lehnt der Generalbevollmächtigte René C. Jäggi tags darauf den Job des Vorstandschefs ab. Eric Gerets sieht keinen Vertrauensmann mehr, wirft als Trainer das Handtuch. Der 1. FC Kaiserslautern ist führungslos, der Betzenberg stürzt ins Bodenlose.
Soweit ist es noch nicht. Tatsache aber ist: Lautern ist Letzter, sportlich am Nullpunkt. Die "Rote Laterne" trugen die "Roten Teufel" nicht einmal in der Abstiegssaison 95/96, zuletzt am 25. November 1989 (1:3 in Gladbach). Statt um den UEFA-Cup geht es jetzt ums nackte Überleben in der Liga. Das muss seit dem desolaten Auftritt in Hamburg jedem klar sein.
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Sforza: "Die Misere haben andere verschuldet"
Gerets: "Sforza hat schon viel erlebt, er wird auch das überleben"
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Allen voran den Verantwortlichen, die viel zu lange die Augen vor der Wahrheit schlossen. Im Kampf um Posten verraten sich in der Führungsetage ehemalige Freunde mittlerweile gegenseitig. Dem Vorwurf des abgetretenen Vorstandschefs Jürgen Friedrich, "Hubert Keßler ist ein Quatschkopf", widersprach kein Mitglied des in sich zerstrittenen Aufsichtsrates. Aus der Verantwortung stehlen kann sich keiner aus diesem Kontrollorgan. Der Aufgabe, den Vorstand zu beaufsichtigen, kam das Gremium jedenfalls nicht ausreichend nach.
Die neuen Hoffnungsträger, Generalbevollmächtigter Jäggi und Trainer Gerets, sind nicht zu beneiden beim Job, die Trümmer ihrer Vorgänger zu beseitigen.
Team ohne Herz und Typen
Besonders besorgniserregend: Die Mannschaft ist leblos, körperlich und im Kopf in einem schlimmen Zustand. Es geht gegeneinander, nicht miteinander. Tiefe Gräben sind offen. Ein Team ohne Selbstvertrauen, ohne Herz, ohne Typen, im Moment (fast) ohne Hoffnung. Warum sollten sich die hochbezahlten Profis auch an die eigene Nase greifen? Schließlich hat ihnen Ex-Chef Andreas Brehme beim Abschied als Dankeschön für seinen Rauswurf sogar noch anerkennend auf die Schultern geklopft: "Ihr habt alle eure Leistung gebracht!"
Einen Scherbenhaufen hat Brehme seinem Nachfolger hinterlassen. Die Quittung für eine total verfehlte Personalpolitik. Für die ist Jürgen Friedrich hauptverantwortlich. Die Rückholaktion von Ciriaco Sforza, zumal mit einem Anschlussvertrag bis 2005 als Sportdirektor ausgestattet, war das i-Tüpfelchen einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen bei Einkäufen. Erst Djorkaeff, dann Basler, zwischendurch Taribo West und nun Sforza - auf Stars zu setzen, die ihre beste Zeit hinter sich haben, erweist sich als Bumerang.
Der Kader ist gespickt mit prominenten Namen, die nicht zusammen passen. Ein großes Dilemma sind zu viele artgleiche Spieler. Hengen, Lembi oder Sforza beanspruchen die Chefrolle im Deckungsbereich. Streit, Neid und Missgunst garantiert ebenfalls ein Überangebot im Mittelfeld. Ratinho, Ramzy, Riedl, Anfang, Grammozis, Gabriel, Malz - viel Masse, wenig Klasse. Die Defizite auf den Außenbahnen wurden nicht behoben. Dabei gab's reichlich Kandidaten: Münch, Jensen oder Kobiaschwili lassen grüßen.
Teufelskreis für Gerets
Der Angriff: Alternativen sind Fehlanzeige! Das Torjägerduo Lokvenc/Klose ist ohne Konkurrenz. Ohne brauchbare Flanken sind die beiden Nationalspieler (fast) wertlos. Mit Roman Weidenfeller (Dortmund) ging eines der größten deutschen Torwarttalente ablösefrei. Obwohl Georg Koch immer wieder Nerven zeigt, Tim Wiese noch kein Rückhalt sein kann.
Was die Personalsituation zusätzlich verschärft: Sogenannte Leistungsträger fallen als Korsettstangen aus. Hengen (vier Monate), Sforza (spielte im Vorjahr nur drei Mal durch), Knavs (drei Wochen), Lincoln (sechs Wochen) oder Harry Koch (fehlte seit Februar die gesamte Rückrunde) brauchen nach Zwangspausen selbst Hilfe, können dem verunsicherten Team derzeit keinen Halt geben.
Ein Teufelskreis für Eric Gerets. Seinen Profis mangelt es an Fitness, Laufbereitschaft, taktischem Verständnis, kämpferischer Einstellung, Selbsterkenntnis - eine Bankrotterklärung für Berufsfußballer mit dem Anspruch, international spielen zu wollen!
Was tun ist die Frage, die Gerets täglich aufs Neue quält. Der Belgier muss eine Elf finden, die um den Ernst der Lage weiß, sich zerreißt für den 1. FCK, sich verausgabt, keine Wadenkrämpfe scheut, den Betzenberg wieder zum gefürchteten Hexenkessel macht. Ohne Rücksicht auf Namen.
Ein Erfolgserlebnis muss her. 1860 München, 1. FC Nürnberg und Energie Cottbus heißen die nächsten Gegner. Nicht auszumalen, wenn die "Roten Teufel" auch nach diesen drei Begegnungen noch siegloses Schlusslicht sind.
Dann könnte selbst das obige Horrorszenario lediglich eine weitere Momentaufnahme beim unaufhaltsamen Niedergang eines einstigen Vorzeigeklubs sein.