Keine treibende Kraft des Booms
Tech-Werte spielen Nebenrolle
Der Unterschied zwischen der Kursblase in den Jahren 1999/2000 und dem kräftigen Kursanstieg der letzten dreieinhalb Monate wird nirgends deutlicher als an der Entwicklung der Technologiewerte in beiden Phasen.
FRANKFURT. Konkret geht es um die Branchen Software, Informationstechnologie (IT), Telekom, Internet und Medien. Unter den 18 Branchenindizes, die international und an der Deutschen Börse unterschieden werden, spielen diese spekulativen Titel nur eine Nebenrolle. Im Gegensatz zu der Entwicklung vor fünf Jahren wollen Investoren diesmal nicht auf rosige Zukunftsversprechen setzen. Seit Jahresbeginn verzeichnen Software- (plus 25 Prozent) und Technologieaktien (plus 26 Prozent) zwar die höchsten Zuwächse im Technologiebereich. Damit bewegen sie sich aber nur im Mittelfeld aller Branchenindizes. Telekom- (plus 9 Prozent) und Medienaktien (plus 10 Prozent) hinken dem Gesamtmarkt gar weit abgeschlagen hinterher und finden sich im Branchenvergleich ganz am Ende. Diese Entwicklung steht jedoch im Gegensatz zu den Aussagen der Analysten. Die loben beispielsweise weiterhin den Telekomsektor wegen seines hohen Gewinnwachstums und der niedrigen Bewertungen der Aktien.
Die aktuell verhaltene Stimmung spiegelt zum einen die Skepsis wider, die nach den horrenden Kursverlusten der Tech-Branchen noch immer bei den Investoren spürbar ist. Zum anderen verzeichnen die Technologieunternehmen selbst erst seit geraumer Zeit bessere Geschäfte. Jahrelang dominierte die Hoffnung, die jedoch in der Praxis selten bestätigt wurde. Die Kunden hätten hohen Erneuerungsbedarf, weshalb sie zwangsläufig investieren müssten, hieß es beispielsweise in der Software- und IT-Branche. Die Unternehmen nutzten stattdessen aber alte Rechner und Programme um ein weiteres Jahr und senkten somit im eigenen Haus die Kosten. Erst seit dem letzten Jahr stellen sich die lange erhofften Geschäftsabschlüsse allmählich ein.
Unter den Nebenwerten bietet der Technologieindex TecDax ein ähnliches Bild. Während sein Gegenüber für die klassischen Werte, der MDax, von einem Rekordhoch zum nächsten eilt, kommt der TecDax trotz der seit zwei Jahren andauernden Euphorie um Nebenwerte erst seit kurzem in Fahrt. Dennoch zeigte er im ersten Halbjahr mit einem Kursplus von 5,55 Prozent die schlechteste Entwicklung aller deutschen Indizes. Beim MDax waren es 17,61 Prozent.
Aus dieser Entwicklung schöpfen viele Investoren jedoch auch Hoffnung: „Nach der verhaltenen Kursentwicklung 2004 und den kräftigen Kurssteigerungen der Old-Economy-Marktsegmente MDax und SDax wird ein Nachziehen des TecDax immer wahrscheinlicher“ sagt Karl Fickel von der auf Nebenwerte spezialisierten Fondsgesellschaft Lupus Alpha.
Gar eine Renaissance erleben die Internetwerte. Galten sie einst als Inbegriff für Überbewertung und Kapitalvernichtung, so hat die Konsolidierung der letzten Jahre dem Ansehen der Branche enorm geholfen. Einziges Manko: Reine Internet-Titel wird es am deutschen Aktienmarkt bald nicht mehr allzu viele geben. T-Online schlupft unter die Fittiche der Telekom. Und das Portalgeschäft von Web.de geht an United Internet. Aber auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zur Phase des Börsenhypes: Internetunternehmen werden nun wegen ihres interessanten Geschäftsmodells übernommen. Nicht, weil sie selbst eine kapitalstarke Schulter suchen.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 11. August 2005, 08:19 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Tech-Werte spielen Nebenrolle
Der Unterschied zwischen der Kursblase in den Jahren 1999/2000 und dem kräftigen Kursanstieg der letzten dreieinhalb Monate wird nirgends deutlicher als an der Entwicklung der Technologiewerte in beiden Phasen.
FRANKFURT. Konkret geht es um die Branchen Software, Informationstechnologie (IT), Telekom, Internet und Medien. Unter den 18 Branchenindizes, die international und an der Deutschen Börse unterschieden werden, spielen diese spekulativen Titel nur eine Nebenrolle. Im Gegensatz zu der Entwicklung vor fünf Jahren wollen Investoren diesmal nicht auf rosige Zukunftsversprechen setzen. Seit Jahresbeginn verzeichnen Software- (plus 25 Prozent) und Technologieaktien (plus 26 Prozent) zwar die höchsten Zuwächse im Technologiebereich. Damit bewegen sie sich aber nur im Mittelfeld aller Branchenindizes. Telekom- (plus 9 Prozent) und Medienaktien (plus 10 Prozent) hinken dem Gesamtmarkt gar weit abgeschlagen hinterher und finden sich im Branchenvergleich ganz am Ende. Diese Entwicklung steht jedoch im Gegensatz zu den Aussagen der Analysten. Die loben beispielsweise weiterhin den Telekomsektor wegen seines hohen Gewinnwachstums und der niedrigen Bewertungen der Aktien.
Die aktuell verhaltene Stimmung spiegelt zum einen die Skepsis wider, die nach den horrenden Kursverlusten der Tech-Branchen noch immer bei den Investoren spürbar ist. Zum anderen verzeichnen die Technologieunternehmen selbst erst seit geraumer Zeit bessere Geschäfte. Jahrelang dominierte die Hoffnung, die jedoch in der Praxis selten bestätigt wurde. Die Kunden hätten hohen Erneuerungsbedarf, weshalb sie zwangsläufig investieren müssten, hieß es beispielsweise in der Software- und IT-Branche. Die Unternehmen nutzten stattdessen aber alte Rechner und Programme um ein weiteres Jahr und senkten somit im eigenen Haus die Kosten. Erst seit dem letzten Jahr stellen sich die lange erhofften Geschäftsabschlüsse allmählich ein.
Unter den Nebenwerten bietet der Technologieindex TecDax ein ähnliches Bild. Während sein Gegenüber für die klassischen Werte, der MDax, von einem Rekordhoch zum nächsten eilt, kommt der TecDax trotz der seit zwei Jahren andauernden Euphorie um Nebenwerte erst seit kurzem in Fahrt. Dennoch zeigte er im ersten Halbjahr mit einem Kursplus von 5,55 Prozent die schlechteste Entwicklung aller deutschen Indizes. Beim MDax waren es 17,61 Prozent.
Aus dieser Entwicklung schöpfen viele Investoren jedoch auch Hoffnung: „Nach der verhaltenen Kursentwicklung 2004 und den kräftigen Kurssteigerungen der Old-Economy-Marktsegmente MDax und SDax wird ein Nachziehen des TecDax immer wahrscheinlicher“ sagt Karl Fickel von der auf Nebenwerte spezialisierten Fondsgesellschaft Lupus Alpha.
Gar eine Renaissance erleben die Internetwerte. Galten sie einst als Inbegriff für Überbewertung und Kapitalvernichtung, so hat die Konsolidierung der letzten Jahre dem Ansehen der Branche enorm geholfen. Einziges Manko: Reine Internet-Titel wird es am deutschen Aktienmarkt bald nicht mehr allzu viele geben. T-Online schlupft unter die Fittiche der Telekom. Und das Portalgeschäft von Web.de geht an United Internet. Aber auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zur Phase des Börsenhypes: Internetunternehmen werden nun wegen ihres interessanten Geschäftsmodells übernommen. Nicht, weil sie selbst eine kapitalstarke Schulter suchen.
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 11. August 2005, 08:19 Uhr
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Der Einsame Samariter