T-Online ist wahrlich nicht das einzige Internet-Unternehmen, das in maßloser Überschätzung simpler Assets wie Kundenzahl und Seitenzugriffe mit einer zu hohen Bewertung an den Börsenstart ging, aber es ist sicher eines der prominentesten. Der unbestrittenen Nummer eins auf dem wichtigsten europäischen Markt war beim Going Public vor rund einem Jahr eher als jedem anderen zugetraut worden, aus ihrer Führungsposition Kapital zu schlagen. Aber die Hoffnung trog. Statt schnellstmöglichst ein für die Zukunft überzeugendes Geschäftsmodell auszuarbeiten, verzettelte sich die Führung in einer zeitraubenden Strategiedebatte.
Infolgedessen kam weder die angestrebte Internationalisierung noch der inhaltliche Ausbau des Portalgeschäfts wesentlich voran. Zwar ist T-Online inzwischen in sieben europäischen Ländern vertreten, liegt aber in der Reichweite nur auf dem fünften Platz, somit deutlich hinter der weitaus jüngeren Konkurrentin Lycos Europe, die binnen kurzem auf Platz zwei kam. Entsprechend unbefriedigend entwickelte sich das Werbe- und E-Commerce-Geschäft, das nur rund 7 % der Gesamterlöse ausmacht, wenn man den Umsatz mit der Konzernmutter Deutsche Telekom herausrechnet. Neue, hochmargige Dienste sind bisher fast völlig Fehlanzeige. An der Börse bekam das Unternehmen auch dafür die Quittung. Die T-Online-Aktie, bei ihrem Debüt schon als Sonderangebot bezeichnet, hat seither zwei Drittel ihres Werts verloren.
Inzwischen gibt es einige Lichtblicke, die darauf schließen lassen, dass die neue Führungsriege immerhin ein Konzept hat. Dessen bisher erkennbare Umrisse machen allerdings - mehr als zuvor - deutlich, dass T-Online auf der Performanceskala noch einen weiten Weg vor sich hat. So soll die vor kurzem verkündete Kooperation mit dem ZDF über einen internetgerechten Nachrichtenkanal zunächst die Grundpfeiler Reichweite und Traffic bzw. Nutzungsdauer stärken. Vor allem Letztere ist noch nicht befriedigend, was wiederum auf die Position von T-Online als Werbepartner zurückschlägt.
Daneben ist es höchste Zeit, die unter Druck stehenden Zugangsgebühren als Hauptumsatzträger durch weitere Leistungen (Inhalte und Dienste) gegen Bezahlung zumindest zu ergänzen. In diesem Bereich sind erste Schritte für das vierte Quartal des laufenden Jahres angekündigt. Die ersten wirtschaftlichen Früchte dürften daher allenfalls 2002 geerntet werden können. Somit kann für den aktuellen Turnus höchstens mit einer Begrenzung der Verluste gerechnet werden, noch nicht mit dem operativen Turnaround. Bis zur Gewinnzone ist es eben auch noch ein weiter Weg.
Börsen-Zeitung, 30.3.2001
Infolgedessen kam weder die angestrebte Internationalisierung noch der inhaltliche Ausbau des Portalgeschäfts wesentlich voran. Zwar ist T-Online inzwischen in sieben europäischen Ländern vertreten, liegt aber in der Reichweite nur auf dem fünften Platz, somit deutlich hinter der weitaus jüngeren Konkurrentin Lycos Europe, die binnen kurzem auf Platz zwei kam. Entsprechend unbefriedigend entwickelte sich das Werbe- und E-Commerce-Geschäft, das nur rund 7 % der Gesamterlöse ausmacht, wenn man den Umsatz mit der Konzernmutter Deutsche Telekom herausrechnet. Neue, hochmargige Dienste sind bisher fast völlig Fehlanzeige. An der Börse bekam das Unternehmen auch dafür die Quittung. Die T-Online-Aktie, bei ihrem Debüt schon als Sonderangebot bezeichnet, hat seither zwei Drittel ihres Werts verloren.
Inzwischen gibt es einige Lichtblicke, die darauf schließen lassen, dass die neue Führungsriege immerhin ein Konzept hat. Dessen bisher erkennbare Umrisse machen allerdings - mehr als zuvor - deutlich, dass T-Online auf der Performanceskala noch einen weiten Weg vor sich hat. So soll die vor kurzem verkündete Kooperation mit dem ZDF über einen internetgerechten Nachrichtenkanal zunächst die Grundpfeiler Reichweite und Traffic bzw. Nutzungsdauer stärken. Vor allem Letztere ist noch nicht befriedigend, was wiederum auf die Position von T-Online als Werbepartner zurückschlägt.
Daneben ist es höchste Zeit, die unter Druck stehenden Zugangsgebühren als Hauptumsatzträger durch weitere Leistungen (Inhalte und Dienste) gegen Bezahlung zumindest zu ergänzen. In diesem Bereich sind erste Schritte für das vierte Quartal des laufenden Jahres angekündigt. Die ersten wirtschaftlichen Früchte dürften daher allenfalls 2002 geerntet werden können. Somit kann für den aktuellen Turnus höchstens mit einer Begrenzung der Verluste gerechnet werden, noch nicht mit dem operativen Turnaround. Bis zur Gewinnzone ist es eben auch noch ein weiter Weg.
Börsen-Zeitung, 30.3.2001