T-Online-Abmahnung: Spürhunde im Interview -1.Teil

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T-Online-Abmahnung: Spürhunde im Interview -1.Teil MOTORMAN
MOTORMAN:

T-Online-Abmahnung: Spürhunde im Interview -1.Teil

 
27.02.02 22:37
#1
Quelle: www.onlinekosten.de

Sonntag, den 24.02.02 18:12  


Einer der größten Organisationen weltweit, die sich dem Kampf gegen die Softwarepiraterie widmen, ist die Business Software Alliance. Bereits seit 1988 setzt sich die BSA weltweit für den Schutz von Software als geistiges Eigentum ein. Wir sprachen mit Georg Herrenleben, Regional Manager Central Europe, über die Vorgehensweise der Datenschnüffler im allgemeinen und die T-Online-Abmahnung, die noch immer die Gemüter unserer Leser erhitzt.

onlinekosten.de: Wer sind die Mitglieder der BSA?
Herrenleben: In Deutschland unter anderem Adobe, Apple, Autodesk, Bentley, Macromedia, Corel Microsoft und Trendmicro. Weltweit sind es noch einige mehr, zum Teil Firmen mit politischen Bemühungen wie IBM, Intel und Novell. Vergleicht man die Zahlen kann man schon sagen, dass wir, was Business und Anwendungssoftware angeht, die Firmen vertreten, die rund 80 Prozent des Marktes halten. Dies sind alles Hersteller, die gängige und weitgebrauchte Software produzieren. Spezialisierte Software läuft natürlich weit weniger in Gefahr, raubkopiert zu werden.

onlinekosten.de: In welchem Maße und Umfang sucht die BSA im Netz nach raubkopierter Software?
Herrenleben: Wir sind natürlich realistisch genug, dass wir im Sinne eine strafrechtlichen Verfolgung versuchen, an die großen Verursacher heranzugehen. Zum Beispiel an diejenigen, die mit vorgefertigter gepresster Software sogenannte Mailorder-Versände laufen haben, oder auch Fälle, in denen ganz klassische Warezseiten unter einem Redirect-Service gebündelt werden und unter einem betreffenden Namen wie Warez.at zu finden sind – dort können sich dann Softwarepiraten weltweit zu einem Bund zusammenschließen.
Wir sind jetzt aber auch dazu übergegangen, auch erzieherisch im Internet tätig zu werden. Das heißt, wir verschicken auch an Personen, die von solchen Angeboten Gebrauch machen, Hinweise, dass der Vertrieb, der Verkauf und das Herunterladen von Software im Internet illegal ist. Dabei ist es aber nicht unser Ziel, jedem Hänschen Müller mit großen Kanonen aufzulaufen, aber die Leute sollten schon wissen, wenn sie sich in illegalen Feldern aufhalten und sich vor allem ihrer Tat bewusst werden.

onlinekosten.de: Wie wird bei der Suche nach raubkopierter Software im Internet vorgegangen?
Herrenleben: Was den Bereich Internet-Piraterie angeht, haben wir ein Ermittlerteam, das an einer zentralen europäischen Stelle in London platziert ist. Alle Hinweise, die wir auf Internet-Piraterie bekommen, das sind allein aus Deutschland über 1000 pro Jahr, werden dann nach London geschickt.
Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen im klassischen Raum der Warez und Downloads, wird der Verursacher anhand der IP Adresse oder anderer Softwaretools zurückverfolgt, um im idealen Fall auch dessen physische Lokation ausfindig zu machen. Im Beriech von Mailorder arbeiten wir mit Testkäufen.
In erster Linie ist die BSA aber daran interessiert, die Inhalt aus dem Netz zu nehmen. Wir kontaktieren dann den Internet Service Provider mit der Bitte, den Inhalt aus dem Programm zu nehmen, dieser Bitte wird dann auch innerhalb von 24 bis 48 Stunden entsprochen, weil sich die IPSs inzwischen deutlich ihrer Verantwortung bewusst sind. Im zweiten Schritt versuchen wir an den Verursacher selbst heranzukommen, um ihn strafrechtlich zu belangen.
Unser ideales Szenario sieht so aus, dass wir schon jetzt mit den Providern insgesamt sprechen, und versuchen uns dahingehend zu einigen, dass von vorneherein ausgeschlossen wird, dass illegale Inhalt ins Netz gestellt werden. Da hoffen wir auf die neue Onlinedirektive, die den Rechteinhabern in der EU eine bessere Handhabe gegen Softwarepiraten geben wird. Wir sprechen hier ja über tausende und abertausende von diesen Seiten, und es wäre vermessen zu sagen, dass wir das mit einem Ermittlerteam komplett in den Griff bekommen. Wir müssen also daran arbeiten, das gleich von vorneherein weniger illegales Material ins Internet hineinkommt, den Sumpf sozusagen schon trockenlegen, bevor er entsteht. Hier sehen wir auf politischer Ebene auch große Chancen.

onlinekosten.de: Von vielen Ecken wird hier aber der Schrei nach Zensur laut...
Herrenleben: Mit dem Wort Zensur schädigen sich die Leute, die das in Umlauf setzen aber nur selbst. Entweder man lebt in einem Rechtsstaat und einem Rechtsgefüge oder nicht. Von Zensur sind ausdrücklich illegale Sachen ausgenommen, ob politische oder wirtschaftliche Handlungsweisen. Ansonsten könnte man jede Verfolgung einer Straftat mit der Aussage verhindern, dass dort eine Zensur stattfindet. Dies mag manchmal zwar etwas burschikos und brüsk klingen, aber man muss sich einer Art von Zensur nun einmal stellen. Dieses Argument ist also deutlich an den Haaren herbeigezogen. Im Endeffekt könnte man sonst jedes Wirtschaftsdelikt mit Freiheit der Meinungs- und Willensäußerung rechtfertigen.

Dies war der erste Teil unseres Interviews mit Herrn Georg Herrenleben von der Business Software Alliance. Lesen Sie morgen im zweiten Teil, wie die BSA in Zukunft ihre Aktivitäten ausweiten will, ob auch Tauschbörsen überwacht werden können und wie es um den aktuellen Fall der T-Online Abmahnung steht.

2. Teil des Interviews
T-Online-Abmahnung: Spürhunde im Interview -1.Teil MOTORMAN
MOTORMAN:

T-Online-Abmahnung: Spürhunde im Interview-2. Teil

 
27.02.02 22:40
#2
Quelle: www.onlinekosten.de

Montag, den 25.02.02 10:02  

Gestern lasen Sie im ersten Teil unseres Gesprächs mit der Business Software Alliance, wie diese allgemein im Kampf gegen die Software-Piraten vorgeht. Im zweiten Teil spricht Georg Herrenleben, Regional Manager Central Europe bei der BSA, darüber, wie die BSA in Zukunft ihre Aktivitäten ausweiten will, ob auch Tauschbörsen überwacht werden können und wie es um den aktuellen Fall der T-Online Abmahnung steht.

onlinekosten.de: Wie viele Personen arbeiten in dem Internet-Ermittlerteam?
Herrenleben: Wir reden nicht gerne über Personenzahlen, aber diese wurden inerhalb der letzten zwei Jahre in Europa wesentlich aufgestockt. Doch die Kapazitäten der Manpower sind nicht das Kriterium für den Erfolg, dieses muss vielmehr daran gemessen werden, wie viel wir weiter in technische Hilfsmittel investieren. Wir investieren mehr in Technologie als in Menschen, denn auch ein sehr aktiver Ermittler kann am Tag nur eine bestimme Anzahl von Seiten verfolgen.

onlinekosten.de: In Zukunft wird also auch vieles automatisiert werden?
Herrenleben: Wir sind gerade dabei, einen Automatisierungsprozess einzurichten, der unsere Schlagkraft noch um einiges erhöhen wird.

onlinekosten.de: Immer beliebter geworden sind die Internet Tauschbörsen. Können auch diese Überwacht werden?
Herrenleben: Im vergangenen Jahr stand die BSA und auch andere Industrien wie die Musikindustrie dem Phänomen der Tauschbösen relativ hilflos gegenüber, wenn nicht hilflos dann zumindest relativ machtlos. Glücklicherweise zieht jede Entwicklung auf der einen Seite auch eine auf der anderen nach sich. So gibt es jetzt viele junge Agenturen, die sich darauf spezialisiert haben, ein Monitoring dieser Tauschbörsen zu ermöglichen. Mit diesen Tools können wir sehr schnell quantifizieren, wie viel in den Tauschbörsen den Besitzer wechselt und uns dort auch einschleusen. Natürlich mischen wir dort auch mit und schauen uns ganz genau den dortigen Traffic an.

onlinekosten.de: Also kann es durchaus auch die User der Tauschbörsen treffen?
Herrenleben: Auch und gerade bei den Tauschbörsen ist es so, dass es den einen User gibt, der da mal reinkuckt und tatsächlich nur das eine Produkt haben will, dass er immer mal wollte. Es gibt aber auch andere, die dort mit Links arbeiten und die Leute mit Telefonnummern bombardieren, die also diese Plattformen dazu nutzen, um auch weitergehende Geschäfte zu machen. Und genau diese Anbieter haben wir im Visier. Wie auf jedem Flohmarkt gibt es Personen, die eine Naive Community dazu nutzen, um ihre profitablen Ziele zu verfolgen. Gewisse Personen tauchen immer wieder mit gewissen Angeboten auf, und dieser werden dann auch verfolgt.

onlinekosten.de: Wenn Sie nun Software auf einem Rechner entdecken, ab wann wird der Fall von Ihnen weiterverfolgt?
Herrenleben: Generell ist es so, dass wir uns vorbehalten, jeden Fall weiterzuverfolgen, wir kennen da keine Toleranz und sehen nicht ein, warum wir Toleranz walten lassen sollten. In der Praxis sieht es natürlich aber so aus, dass wir uns fokussieren müssen, um den größten Erfolg zu erzielen. Es gibt keine obere oder untere Grenze, aber wir werden sicherlich mit größerer Strenge die verfolgen, die auch mit größeren Stückzahlen arbeiten und dann Top-Dwon herunterarbeiten.
Das ganze hat ja auch etwas mit der kriminellen Energie zu tun. Jemand, der nur Photoshop anbietet hat sicherlich nicht die gleiche kriminelle Energie wie jemand, der ein ganzes Warenlager anbietet. Auch hier muss man natürlich die Verhältnismäßigkeit wahren, um den größten Erfolg zu erzielen.

onlinekosten.de: Speziell in diesem Fall hat ja aber T-Online abgemahnt und nicht die BSA, wie wird hier weiter vorgegangen?
Herrenleben: Wir arbeiten im Prinzip daran, in der Breite aufzuklären und bei den Leuten, die dahinterstecken, also den Verursachern, dann tatsächlich auch strafrechtliche Schritte zu unternehmen.
Den T-Online-Fall als solches möchte ich allerdings nicht kommentieren. Wir haben die Vorgehensweise dort zur Kenntnis genommen, sie ist aber doch etwas anders gestrickt als die der BSA. Von der BSA auf jeden Fall stammt die Information, die T-Online hier erhalten hat, definitiv nicht.

onlinekosten.de: Herr Herrenleben, wir bedanken uns recht herzlich für das Gespräch.
(swa)
T-Online-Abmahnung: Spürhunde im Interview -1.Teil vega2000
vega2000:

Nicht ganz neu, -aber gut ! o.T.

 
27.02.02 22:46
#3
T-Online-Abmahnung: Spürhunde im Interview -1.Teil MOTORMAN

Dachte,

 
#4
dass das Interview neu wäre.

Anyway, kann ja nix schaden.

Grüße
mm


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