Quelle: www.onlinekosten.de
Sonntag, den 24.02.02 18:12
Einer der größten Organisationen weltweit, die sich dem Kampf gegen die Softwarepiraterie widmen, ist die Business Software Alliance. Bereits seit 1988 setzt sich die BSA weltweit für den Schutz von Software als geistiges Eigentum ein. Wir sprachen mit Georg Herrenleben, Regional Manager Central Europe, über die Vorgehensweise der Datenschnüffler im allgemeinen und die T-Online-Abmahnung, die noch immer die Gemüter unserer Leser erhitzt.
onlinekosten.de: Wer sind die Mitglieder der BSA?
Herrenleben: In Deutschland unter anderem Adobe, Apple, Autodesk, Bentley, Macromedia, Corel Microsoft und Trendmicro. Weltweit sind es noch einige mehr, zum Teil Firmen mit politischen Bemühungen wie IBM, Intel und Novell. Vergleicht man die Zahlen kann man schon sagen, dass wir, was Business und Anwendungssoftware angeht, die Firmen vertreten, die rund 80 Prozent des Marktes halten. Dies sind alles Hersteller, die gängige und weitgebrauchte Software produzieren. Spezialisierte Software läuft natürlich weit weniger in Gefahr, raubkopiert zu werden.
onlinekosten.de: In welchem Maße und Umfang sucht die BSA im Netz nach raubkopierter Software?
Herrenleben: Wir sind natürlich realistisch genug, dass wir im Sinne eine strafrechtlichen Verfolgung versuchen, an die großen Verursacher heranzugehen. Zum Beispiel an diejenigen, die mit vorgefertigter gepresster Software sogenannte Mailorder-Versände laufen haben, oder auch Fälle, in denen ganz klassische Warezseiten unter einem Redirect-Service gebündelt werden und unter einem betreffenden Namen wie Warez.at zu finden sind – dort können sich dann Softwarepiraten weltweit zu einem Bund zusammenschließen.
Wir sind jetzt aber auch dazu übergegangen, auch erzieherisch im Internet tätig zu werden. Das heißt, wir verschicken auch an Personen, die von solchen Angeboten Gebrauch machen, Hinweise, dass der Vertrieb, der Verkauf und das Herunterladen von Software im Internet illegal ist. Dabei ist es aber nicht unser Ziel, jedem Hänschen Müller mit großen Kanonen aufzulaufen, aber die Leute sollten schon wissen, wenn sie sich in illegalen Feldern aufhalten und sich vor allem ihrer Tat bewusst werden.
onlinekosten.de: Wie wird bei der Suche nach raubkopierter Software im Internet vorgegangen?
Herrenleben: Was den Bereich Internet-Piraterie angeht, haben wir ein Ermittlerteam, das an einer zentralen europäischen Stelle in London platziert ist. Alle Hinweise, die wir auf Internet-Piraterie bekommen, das sind allein aus Deutschland über 1000 pro Jahr, werden dann nach London geschickt.
Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen im klassischen Raum der Warez und Downloads, wird der Verursacher anhand der IP Adresse oder anderer Softwaretools zurückverfolgt, um im idealen Fall auch dessen physische Lokation ausfindig zu machen. Im Beriech von Mailorder arbeiten wir mit Testkäufen.
In erster Linie ist die BSA aber daran interessiert, die Inhalt aus dem Netz zu nehmen. Wir kontaktieren dann den Internet Service Provider mit der Bitte, den Inhalt aus dem Programm zu nehmen, dieser Bitte wird dann auch innerhalb von 24 bis 48 Stunden entsprochen, weil sich die IPSs inzwischen deutlich ihrer Verantwortung bewusst sind. Im zweiten Schritt versuchen wir an den Verursacher selbst heranzukommen, um ihn strafrechtlich zu belangen.
Unser ideales Szenario sieht so aus, dass wir schon jetzt mit den Providern insgesamt sprechen, und versuchen uns dahingehend zu einigen, dass von vorneherein ausgeschlossen wird, dass illegale Inhalt ins Netz gestellt werden. Da hoffen wir auf die neue Onlinedirektive, die den Rechteinhabern in der EU eine bessere Handhabe gegen Softwarepiraten geben wird. Wir sprechen hier ja über tausende und abertausende von diesen Seiten, und es wäre vermessen zu sagen, dass wir das mit einem Ermittlerteam komplett in den Griff bekommen. Wir müssen also daran arbeiten, das gleich von vorneherein weniger illegales Material ins Internet hineinkommt, den Sumpf sozusagen schon trockenlegen, bevor er entsteht. Hier sehen wir auf politischer Ebene auch große Chancen.
onlinekosten.de: Von vielen Ecken wird hier aber der Schrei nach Zensur laut...
Herrenleben: Mit dem Wort Zensur schädigen sich die Leute, die das in Umlauf setzen aber nur selbst. Entweder man lebt in einem Rechtsstaat und einem Rechtsgefüge oder nicht. Von Zensur sind ausdrücklich illegale Sachen ausgenommen, ob politische oder wirtschaftliche Handlungsweisen. Ansonsten könnte man jede Verfolgung einer Straftat mit der Aussage verhindern, dass dort eine Zensur stattfindet. Dies mag manchmal zwar etwas burschikos und brüsk klingen, aber man muss sich einer Art von Zensur nun einmal stellen. Dieses Argument ist also deutlich an den Haaren herbeigezogen. Im Endeffekt könnte man sonst jedes Wirtschaftsdelikt mit Freiheit der Meinungs- und Willensäußerung rechtfertigen.
Dies war der erste Teil unseres Interviews mit Herrn Georg Herrenleben von der Business Software Alliance. Lesen Sie morgen im zweiten Teil, wie die BSA in Zukunft ihre Aktivitäten ausweiten will, ob auch Tauschbörsen überwacht werden können und wie es um den aktuellen Fall der T-Online Abmahnung steht.
2. Teil des Interviews
Sonntag, den 24.02.02 18:12
Einer der größten Organisationen weltweit, die sich dem Kampf gegen die Softwarepiraterie widmen, ist die Business Software Alliance. Bereits seit 1988 setzt sich die BSA weltweit für den Schutz von Software als geistiges Eigentum ein. Wir sprachen mit Georg Herrenleben, Regional Manager Central Europe, über die Vorgehensweise der Datenschnüffler im allgemeinen und die T-Online-Abmahnung, die noch immer die Gemüter unserer Leser erhitzt.
onlinekosten.de: Wer sind die Mitglieder der BSA?
Herrenleben: In Deutschland unter anderem Adobe, Apple, Autodesk, Bentley, Macromedia, Corel Microsoft und Trendmicro. Weltweit sind es noch einige mehr, zum Teil Firmen mit politischen Bemühungen wie IBM, Intel und Novell. Vergleicht man die Zahlen kann man schon sagen, dass wir, was Business und Anwendungssoftware angeht, die Firmen vertreten, die rund 80 Prozent des Marktes halten. Dies sind alles Hersteller, die gängige und weitgebrauchte Software produzieren. Spezialisierte Software läuft natürlich weit weniger in Gefahr, raubkopiert zu werden.
onlinekosten.de: In welchem Maße und Umfang sucht die BSA im Netz nach raubkopierter Software?
Herrenleben: Wir sind natürlich realistisch genug, dass wir im Sinne eine strafrechtlichen Verfolgung versuchen, an die großen Verursacher heranzugehen. Zum Beispiel an diejenigen, die mit vorgefertigter gepresster Software sogenannte Mailorder-Versände laufen haben, oder auch Fälle, in denen ganz klassische Warezseiten unter einem Redirect-Service gebündelt werden und unter einem betreffenden Namen wie Warez.at zu finden sind – dort können sich dann Softwarepiraten weltweit zu einem Bund zusammenschließen.
Wir sind jetzt aber auch dazu übergegangen, auch erzieherisch im Internet tätig zu werden. Das heißt, wir verschicken auch an Personen, die von solchen Angeboten Gebrauch machen, Hinweise, dass der Vertrieb, der Verkauf und das Herunterladen von Software im Internet illegal ist. Dabei ist es aber nicht unser Ziel, jedem Hänschen Müller mit großen Kanonen aufzulaufen, aber die Leute sollten schon wissen, wenn sie sich in illegalen Feldern aufhalten und sich vor allem ihrer Tat bewusst werden.
onlinekosten.de: Wie wird bei der Suche nach raubkopierter Software im Internet vorgegangen?
Herrenleben: Was den Bereich Internet-Piraterie angeht, haben wir ein Ermittlerteam, das an einer zentralen europäischen Stelle in London platziert ist. Alle Hinweise, die wir auf Internet-Piraterie bekommen, das sind allein aus Deutschland über 1000 pro Jahr, werden dann nach London geschickt.
Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen im klassischen Raum der Warez und Downloads, wird der Verursacher anhand der IP Adresse oder anderer Softwaretools zurückverfolgt, um im idealen Fall auch dessen physische Lokation ausfindig zu machen. Im Beriech von Mailorder arbeiten wir mit Testkäufen.
In erster Linie ist die BSA aber daran interessiert, die Inhalt aus dem Netz zu nehmen. Wir kontaktieren dann den Internet Service Provider mit der Bitte, den Inhalt aus dem Programm zu nehmen, dieser Bitte wird dann auch innerhalb von 24 bis 48 Stunden entsprochen, weil sich die IPSs inzwischen deutlich ihrer Verantwortung bewusst sind. Im zweiten Schritt versuchen wir an den Verursacher selbst heranzukommen, um ihn strafrechtlich zu belangen.
Unser ideales Szenario sieht so aus, dass wir schon jetzt mit den Providern insgesamt sprechen, und versuchen uns dahingehend zu einigen, dass von vorneherein ausgeschlossen wird, dass illegale Inhalt ins Netz gestellt werden. Da hoffen wir auf die neue Onlinedirektive, die den Rechteinhabern in der EU eine bessere Handhabe gegen Softwarepiraten geben wird. Wir sprechen hier ja über tausende und abertausende von diesen Seiten, und es wäre vermessen zu sagen, dass wir das mit einem Ermittlerteam komplett in den Griff bekommen. Wir müssen also daran arbeiten, das gleich von vorneherein weniger illegales Material ins Internet hineinkommt, den Sumpf sozusagen schon trockenlegen, bevor er entsteht. Hier sehen wir auf politischer Ebene auch große Chancen.
onlinekosten.de: Von vielen Ecken wird hier aber der Schrei nach Zensur laut...
Herrenleben: Mit dem Wort Zensur schädigen sich die Leute, die das in Umlauf setzen aber nur selbst. Entweder man lebt in einem Rechtsstaat und einem Rechtsgefüge oder nicht. Von Zensur sind ausdrücklich illegale Sachen ausgenommen, ob politische oder wirtschaftliche Handlungsweisen. Ansonsten könnte man jede Verfolgung einer Straftat mit der Aussage verhindern, dass dort eine Zensur stattfindet. Dies mag manchmal zwar etwas burschikos und brüsk klingen, aber man muss sich einer Art von Zensur nun einmal stellen. Dieses Argument ist also deutlich an den Haaren herbeigezogen. Im Endeffekt könnte man sonst jedes Wirtschaftsdelikt mit Freiheit der Meinungs- und Willensäußerung rechtfertigen.
Dies war der erste Teil unseres Interviews mit Herrn Georg Herrenleben von der Business Software Alliance. Lesen Sie morgen im zweiten Teil, wie die BSA in Zukunft ihre Aktivitäten ausweiten will, ob auch Tauschbörsen überwacht werden können und wie es um den aktuellen Fall der T-Online Abmahnung steht.
2. Teil des Interviews