Suche nach dem letzten Deppen

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Suche nach dem letzten Deppen

 
28.12.04 07:38
Sehnsucht nach dem Crash

Gedanken zum Jahreswechsel: Warum Anlagenotstand herrscht und wie man ihm am Schluss entkommt.


Die Phönizier haben das Geld erfunden. Aber warum so wenig?" Die berechtigte Klage Johann Nestroys hat sich mittlerweile in ihr Gegenteil verkehrt: Es gibt einfach zu viel Geld.

Das klingt in den Ohren der Hartz-IV-Geschädigten und der von Lohnkürzung Betroffenen zwar wie der blanke Hohn. Dennoch ist der Satz wahr. Er ist auch kein Hirngespinst irgendwelcher Monetaristen oder der von Amts wegen restriktiven Europäischen Zentral- oder Bundesbanker. Nein, das Wort erschallt aus der Branche, die über das Geld verfügt und es deshalb auch wissen muss, aus der Fonds- und Versicherungsbranche. Dass es zu viel Geld gibt, beklagen allgemeiner gesprochen all jene, die sich professionell um die Anlage und Wiederanlage ersparter Geldbeträge zu kümmern haben. Es herrscht Anlagenotstand im Land - nein nicht nur im Land, er herrscht in der Welt.

Klagen gehört auch hier zum Geschäft. Aber die armen Asset-, Portfolio-, Fonds- und sonstigen Manager haben Recht. Ihre Lage ist vertrackt. Sie wird zudem immer schwieriger. Die Finanzmärkte sind ausgereizt. Die Aktienkurse sind hoch. An den Bondmärkten sind die Renditen auf historische Tiefs gefallen. Wie soll da die Assekuranz den Kunden auch nur die Garantieverzinsung verdienen?

Aktien bieten 6,8 Prozent

Gegen Jahresende kann man ja mal versuchen, in etwas längeren Zeiträumen als üblich zu denken. So hat das Deutsche Aktieninstitut (DAI) passend zur Jahreszeit eine Studie publiziert, die dem deutschen Aktienmarkt seit Gründung des zweiten Kaiserreiches eine durchschnittliche Rendite von jährlich 6,8 Prozent bescheinigt. "Gerade langfristig orientierte Anleger sollten der Aktie deshalb einen angemessenen Anteil in ihrem Depot einräumen." So lautet die Folgerung, die der Leiter des DAI, Rüdiger von Rosen, daraus zieht.

Eigentlich ist dieser Aktien-Lobbyist zu bescheiden. Denn man vergleiche diese Durchschnittsrendite mit der von Staatsanleihen in derselben langfristigen Periode. Zweimal Totalverlust. Das macht deren Rendite ganz schön kaputt. Die Studie kennt übrigens gute und auch weniger gute Perioden für die Anlage in Aktien. So lässt sich schon sagen, dass auch in Deutschland die 18 Jahre von 1982 bis 2000 eine glänzende Periode waren. Weniger erfreulich war das Jahrzehnt vor 1982. Dass das Jahr 2000 einen Einschnitt gebracht hat, ist leicht erkennbar. Nicht ganz leicht ist es, die Periode 1982 bis 2000 zu kennzeichnen. Es war die Zeit, in der die Gewinne stärker wuchsen als die Gesamtwirtschaft. Es war die Zeit, in der die Preise für Aktien wiederum stärker gestiegen sind als die Gewinne.

Noch schöner als 1982 bis 2000 war in Deutschland freilich die Periode von 1950 bis 1960. Damals betrug die Rendite laut DAI-Studie sagenhafte 25,4 Prozent jährlich wegen der, wie es in der Pressemitteilung des DAI so schön heißt, "Aufbauleistung im Wirtschaftswunder". Damals war freilich auch die Ausgangsbasis wunderschön niedrig. Die Kurse waren, wie es im Börsenjargon so treffend heißt, im wahrsten Sinn "ausgebombt" und spiegelten damit den Nachholbedarf der Realwirtschaft aufs Trefflichste wider.

Suche nach dem letzten Deppen

Nun muss es wirklich nicht immer gleich ein Weltkrieg sein. Aber ein hübscher Crash käme der Finanzanlageindustrie durchaus gelegen. Ganz gelassen betrachtet, ist so ein Crash gar nicht zu vermeiden. Denn vom jetzigen Niveau der Aktienkurse aus sind Steigerungsraten von 6,8 Prozent wie im Durchschnitt der letzten 130 Jahre einfach nicht vorstellbar. Es sei denn, man wendet die am Aktienmarkt so beliebte "Greater Fool Theory" an. Sie lautet, kurz gesagt, dass man einen noch größeren Deppen schon finden wird, der die Aktie noch teurer bezahlt.

Die Geschichte der Spekulation lehrt, dass auch diese Theorie gelegentlich nicht mehr greift. Darauf hoffen gemeinsam die in der Anlageindustrie Tätigen, und sie hoffen auch - das allerdings jeder einzeln für sich -, sie mögen nicht dieser letzte Depp sein.

Die weit verbreitete Hoffnung, es möge in einem eng umrissenen Markt zum Crash kommen, ist zugleich ein deutliches Zeichen dafür, dass Anlagenotstand herrscht. Aber je weiter verbreitet die Hoffnung auf den Crash ist, desto unwahrscheinlicher ist er. Denn desto schneller drängt immer neues frisches Geld in jene Bereiche, in denen nachgebende Preise gesichtet werden.

Man muss kein ausgefuchster Volkswirt sein, um zu erkennen, dass wir es mit einem Missverhältnis zwischen Finanz- und Realwirtschaft zu tun haben. Alan Abelson hat im US-Anlegermagazin "Barron’s" sein Unbehagen über dieses Missverhältnis ausgedrückt und sich dabei auf folgende US-Statistiken bezogen: Danach fallen vom Gesamtgewinn, den die Unternehmen in den USA erzielen, mittlerweile knapp 50 Prozent im Finanzsektor an. In den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts waren es noch zwischen 10 und 20 Prozent. Der entscheidende Schub für die Finanzleute fand in der oben zitierten goldenen Periode des Aktienmarktes (1982 bis 2000) statt. Abelson zieht keine Schlussfolgerungen außer der: So kann es nicht weitergehen, ja so kann es nicht einmal bleiben.

Das ist der tiefere Grund, warum das Sehnen der Asset Manager nach dem großen Crash erfüllt werden wird - allerdings am Schluss auf ihre Kosten. Vor allem ihnen deshalb ein fröhliches neues Jahr!

www.ftd.de/bm/ga/1104129583814.html?nv=skyx
all time high:

Hallo, hier bin ich

 
28.12.04 08:33

Einmal bulle immer bulle.
Bin bei allen kursanstiegen des letzten jahrzehntes dabei gewesen...........
selbstverständlich auch bei den "baissen".
Und das macht mich zum deppen der nation.

mfg
ath

PS. mein grösster fehler ist, immer zu optimistisch durchs leben zu laufen und jetzt sogar von sparbuchbesitzern zu hören, dass sie immer noch eine bessere performance erzielt haben.....
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