STRATEGIE - Spätzünder-Aktien: Die Lunte glimmt (EurAmS)
Finanzen.net
Quelle: Finanzen.net 02.11.2003 10:24:00
Manchmal ist die Sache mit dem Kursfeuerwerk ganz simpel: Im letzten Quartal eines Jahres sind in der Regel die bisherigen Verlierer-Aktien eines Index die Gewinner. Glauben Sie nicht? Die Statistik beweist es. Eine einfache Strategie mit verblüffendem Erfolg
von Hans Sedlmaier, Euro am Sonntag 44/03
Es gibt Strategien an der Börse, für die reicht die Kapazität eines einfachen Taschenrechners nicht aus, da muss es schon ein ausgebufftes Computerprogramm sein. Und es gibt Strategien, die sind so simpel, dass man nicht mal kopfrechnen muss.
Strategien basieren in der Regel auf Erfahrungswerten. Manche sind so einfach, dass man sie auf den ersten Blick gar nicht bemerkt. Erst bei genauerem Hinsehen lässt sich eine Gesetzmäßigkeit ausmachen, die jenen Effekt hat, den ein Anleger will: Sie bringt Geld. Zu dieser Kategorie gehört das Phänomen, dass im letzten Quartal eines Jahres die Kurse jener Aktien eines Index am meisten zulegen, die in den ersten neun Monaten am weitesten zurückgeblieben sind. Wahrlich eine ganz und gar simple Angelegenheit.
Rolf Elgeti, Aktienstratege bei Commerzbank Securities, hat dieses Phänomen beobachtet. Einen Grund dafür sieht er in der Tatsache, dass Fondsmanager im Herbst oft ihre Gewinne sichern wollen. "Aktien, die übers Jahr hinweg überdurchschnittlich gut gelaufen sind, stehen daher leicht auf der Verkaufsliste", sagt Elgeti.
Doch gerade wenn Fondsmanager mit Verkäufen auf Nummer Sicher gehen, muss das für den Kleinanleger nicht von Nachteil sein, im Gegenteil: Denn wenn die Gewinneraktien verkauft werden, dann hat das auch einen positiven Effekt. Fondsmanager sind offen für Unternehmen, die noch Potenzial haben. Nun schieben sich jene Aktien ins Blickfeld, die sich bis dato unterdurchschnittlich entwickelt haben. Die Schmuddelkinder haben plötzlich die Chance, dass noch vorweihnachtlicher Glanz auf sie fällt.
Das verblüffende Ergebnis eines Fünf-Jahres-Vergleichs bei verschiedenen großen Indizes beweist es: Ein Portfolio aus den zehn schlechtesten Aktien bis Ende September eines Jahres schnitt im vierten Quartal fast immer deutlich besser ab als der Gesamt-Index. Für Anleger heißt das: Hätte man sich nach neun Monaten einfach die zehn Verlierer-Aktien gekauft, dann hätte man am Jahresende allen Grund gehabt, die Sektkorken knallen zu lassen. Denn mit Ausnahme des in vieler Hinsicht untypischen Börsenboom-Jahres 1999 lag man zum Jahresschluss hin mit den Losern immer besser als mit den Stars.
Doch nicht jede Schwächel-Aktie muss zum Spätzünder werden. Sonst wäre der Erfolg an der Börse eine allzu simple Rechnung. Im Jahr 2001 beispielsweise zählten Commerzbank und Allianz zu den Verlierer-Aktien der ersten neun Monate. Beide Werte waren aber auch im letzten Quartal eher Rohrkrepierer als Kursraketen. Sie kamen nicht mehr auf die Beine und gehörten in diesem Zeitraum wieder zu den zehn schlechtesten Titeln im DAX.
Aber: Das gesamte Verlierer-Portfolio aus den ersten neun Monaten, in dem sich Commerzbank und Allianz befanden, schlug den Index zum Ende des Jahres 2001 um Längen. Während dieser ein Plus von 21,7 Prozent aufwies, schossen die Spätzünder um 33,3 Prozent nach oben.
Das ist kein Einzelfall, wie die Entwicklung im Jahr 2000 zeigt. Wobei damals sogar drei Verlierer-Aktien aus dem ersten Dreivierteljahr auch zum Jahresende hin unterdurchschnittlich blieben - DaimlerChrysler, MAN und Deutsche Telekom.
Doch der Rest des Zehnerpacks schaffte den Spätzünder-Effekt. Am Ende des Jahres waren schließlich fünf Aktien aus dem Verlierer-Portfolio unter den Top Ten des vierten Quartals. Und während der Dax das Quartal mit einem Minus von 5,4 Prozent abschloss, waren die zehn Loser mit einem Plus von 5,8 Prozent die Gewinner.
Der Spätzünder-Effekt ist nicht nur beim Dax zu beobachten. Auch in anderen Indizes wie MDax, DJ Euro Stoxx und dem englischen FTSE 100 zeigt die Statistik ein ähnliches Ergebnis. Eine Entwicklung im Fondsmanagement in den vergangenen Jahren stützt den Effekt zusätzlich. "Es ist so, dass Fondsmanager immer stärker an ihre Benchmark gekettet werden", erläutert Aktienstratege Elgeti. Das heißt: Die Messlatte ist der Index, schlechter dürfen sie nicht abschneiden. Deshalb hält fast jeder Fondsprofi im Herbst Ausschau nach den Underperformern, um ja keinen Nachzügler zu verpassen.
Die bisherigen Verlierer werden von den Fondsspezialisten im Oktober danach analysiert, ob irgendwelche außerordentlichen Gründe für ihren Misserfolg vorliegen, die die Aktie dauerhaft belasten. Ist dies nicht der Fall, dann spricht auch nichts dagegen, sie noch bis Jahresende ins Depot zu nehmen. Gibt es keine besonderen Ereignisse, dann werden sie im schlimmsten Fall weiter dahindümpeln. Weil aber die meisten Fondsportfolios jetzt nochmal durchgecheckt und potenzielle Nachzügler gekauft werden, könnte die eine oder andere Akie noch einen kräftigen Satz nach oben machen.
Auch die positive Stimmung an den Börsen spricht für ein Verliererportfolio. Sie macht eine Jahresend-Rally, an der gerade die zu wenig beachteten Aktien Anteil haben könnten, gut möglich. Die Delle von Ende September in den Indizes ist schnell wieder ausgebügelt worden. Nach wie vor ist die Liquidität groß, und das Vertrauen in die Börsen stabilisiert sich. So haben Dax, Dow und Euro Stoxx durchaus noch einiges an Luft nach oben.
Aktienstratege Stefan Keitel, Leiter des Portfolio-Managements der Credit Suisse Deutschland, über die aktuelle Lage: "Normalerweise wären jetzt kleinere Korrekturen zu erwarten. Doch das schnelle Aufholen des September-Dips spricht für die Robustheit der Börsen und eröffnet die Chance auf eine weitere moderate Aufwärtsentwicklung ab Mitte November." Grundsätzlich sei es zwar riskant, dass die Börsen "einen Wirtschaftsaufschwung vorwegnehmen, der noch keineswegs stabil und dynamisch ist". Kurzfristig sei das Risiko allerdings begrenzt, da viel Geld im Markt sei, die US-Notenbank die Zinsen niedrig halte und die Börsianer auf positive Nachrichten fixiert seien.
Allerdings darf man auf die Spätzünder nicht zu spät setzen. Das Zeitfenster dafür ist relativ eng, hat Experte Elgeti festgestellt: "Wenn man genau hinschaut, dann stellt man fest, dass die Outperformance manchmal schon im Oktober, am häufigsten aber im November stattfindet. Im Dezember entwickeln sich die Werte zum Teil schon wieder schlechter." Dann ist es mit dem Spätzünder-Effekt endgültig vorbei. Denn die Fondsmanager stellen ihre Positionen zum Jahresende glatt, bevor sie ins neue Börsenjahr starten.
Die Entwicklung im Oktober zeigte, dass tatsächlich schon einige der Underperformer der ersten neun Monate überdurchschnittlich stark angesprungen sind. Im Dax ist dies am auffälligsten bei den Finanzwerten HypoVereinsbank (plus 53,5 Prozent), Münchener Rück (plus 26,7 Prozent) und Allianz (plus 21,5 Prozent).
Bei Adidas-Salomon (plus 6,5 Prozent), RWE (plus 4,5 Prozent) und TUI (plus 5,0 Prozent), die ebenfalls zum Verlierer-Portfolio zählen, fand im Oktober eine ähnlich unterdurchschnittliche Entwicklung wie in den vorhergegangenen Monaten des Jahres statt. Die Aktien von Linde (plus 11,2 Prozent), Bayer (plus 11,1 Prozent), Schering (plus 7,8 Prozent) und Henkel (plus 8,1 Prozent) hingegen liegen zwar noch knapp unter dem Dax-Durchschnittsplus von 12,0 Prozent im Oktober. Allerdings sind sie vergleichsweise stark gegenüber ihrer vorherigen schwachen Entwicklung angesprungen.
Auch im MDAX-Verlierer-Portfolio gab es im Oktober bereits einen Ausreißer nach oben. Medion gehört mit 13,9 Prozent Zuwachs zu den besten Werten im Index. Der Durchschnitt lag bei einem Plus von 9,9 Prozent. Auch eine negative Ausnahme deutet sich fürs Gesamtjahr an: Schwarz Pharma. Der Medikamentenhersteller, im ersten Dreivierteljahr mit einem Minus von 44,26 Prozent bereits der schlechteste Titel im MDax, kam auch im Oktober mit minus 1,7 Prozent nicht aus seinem Tief heraus.
Vielversprechender sind IVG Immobilien und Hannover Rück. Sie haben im Oktober besser abgeschnitten als der Index. IVG machte ein Plus von 10,3 Prozent, die Hannover Rück verbesserte sich um 9,3 Prozent. Auch bei WCM, Fielmann, Südzucker und AMB Generali sollte noch einiges drinsein. Die Aktien sind aus ihren Tiefs ausgebrochen, haben aber gegenüber dem MDax noch keine Outperformance hingelegt.
Im Euro Stoxx 50, in dem sich in den vergangenen Jahren die zehn Verlierer im Schlussquartal ähnlich positiv wie in den anderen Indizes entwickelten, hat bisher nur die Münchener Rück zum starken Endspurt angesetzt. Sie liegt mit knapp 27 Prozent Zuwachs deutlich über dem Index-Durchschnitt von 7,4 Prozent. Hier kristallisieren sich bereits Ahold (minus 11,1 Prozent), Unilever (minus 1,1 Prozent) und Suez (plus 1,3 Prozent) als die Dauer-Verlierer des Jahres 2003 heraus, die - wenn nichts Außergewöhnliches geschieht - bis Silvester zum Durchschnitt auch nicht mehr aufholen werden.
Im Euro Stoxx 50 gibt es aber auch eine Reihe aussichtsreicher Loser-Aktien. Allesamt Titel, deren Kurse bis Ende September zwischen zwölf und 32 Prozent an Wert verloren hatten. Bereits überdurchschnittlich gelaufen sind im Oktober Lafarge (plus 10,7 Prozent), Aegon (plus 12,9 Prozent), LOréal (plus 8,4 Prozent) und Nokia. Die finnischen Hand-Bauer legten um 10,5 Prozent zu.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Top Ten der Verlierer am Ende die Gewinner überflügeln werden, ist auch in diesem Jahr recht gut. Zudem stehen die Zeichen für eine Jahresend-Rally in den großen Indizes nicht schlecht. Aktienstratege Keitel ist nicht mehr allein mit seiner Einschätzung, dass der Dax noch zehn Prozent Luft nach oben hat und am Ende des Jahres die erste Ziffer eine Vier sein wird.
Finanzen.net
Quelle: Finanzen.net 02.11.2003 10:24:00
Manchmal ist die Sache mit dem Kursfeuerwerk ganz simpel: Im letzten Quartal eines Jahres sind in der Regel die bisherigen Verlierer-Aktien eines Index die Gewinner. Glauben Sie nicht? Die Statistik beweist es. Eine einfache Strategie mit verblüffendem Erfolg
von Hans Sedlmaier, Euro am Sonntag 44/03
Es gibt Strategien an der Börse, für die reicht die Kapazität eines einfachen Taschenrechners nicht aus, da muss es schon ein ausgebufftes Computerprogramm sein. Und es gibt Strategien, die sind so simpel, dass man nicht mal kopfrechnen muss.
Strategien basieren in der Regel auf Erfahrungswerten. Manche sind so einfach, dass man sie auf den ersten Blick gar nicht bemerkt. Erst bei genauerem Hinsehen lässt sich eine Gesetzmäßigkeit ausmachen, die jenen Effekt hat, den ein Anleger will: Sie bringt Geld. Zu dieser Kategorie gehört das Phänomen, dass im letzten Quartal eines Jahres die Kurse jener Aktien eines Index am meisten zulegen, die in den ersten neun Monaten am weitesten zurückgeblieben sind. Wahrlich eine ganz und gar simple Angelegenheit.
Rolf Elgeti, Aktienstratege bei Commerzbank Securities, hat dieses Phänomen beobachtet. Einen Grund dafür sieht er in der Tatsache, dass Fondsmanager im Herbst oft ihre Gewinne sichern wollen. "Aktien, die übers Jahr hinweg überdurchschnittlich gut gelaufen sind, stehen daher leicht auf der Verkaufsliste", sagt Elgeti.
Doch gerade wenn Fondsmanager mit Verkäufen auf Nummer Sicher gehen, muss das für den Kleinanleger nicht von Nachteil sein, im Gegenteil: Denn wenn die Gewinneraktien verkauft werden, dann hat das auch einen positiven Effekt. Fondsmanager sind offen für Unternehmen, die noch Potenzial haben. Nun schieben sich jene Aktien ins Blickfeld, die sich bis dato unterdurchschnittlich entwickelt haben. Die Schmuddelkinder haben plötzlich die Chance, dass noch vorweihnachtlicher Glanz auf sie fällt.
Das verblüffende Ergebnis eines Fünf-Jahres-Vergleichs bei verschiedenen großen Indizes beweist es: Ein Portfolio aus den zehn schlechtesten Aktien bis Ende September eines Jahres schnitt im vierten Quartal fast immer deutlich besser ab als der Gesamt-Index. Für Anleger heißt das: Hätte man sich nach neun Monaten einfach die zehn Verlierer-Aktien gekauft, dann hätte man am Jahresende allen Grund gehabt, die Sektkorken knallen zu lassen. Denn mit Ausnahme des in vieler Hinsicht untypischen Börsenboom-Jahres 1999 lag man zum Jahresschluss hin mit den Losern immer besser als mit den Stars.
Doch nicht jede Schwächel-Aktie muss zum Spätzünder werden. Sonst wäre der Erfolg an der Börse eine allzu simple Rechnung. Im Jahr 2001 beispielsweise zählten Commerzbank und Allianz zu den Verlierer-Aktien der ersten neun Monate. Beide Werte waren aber auch im letzten Quartal eher Rohrkrepierer als Kursraketen. Sie kamen nicht mehr auf die Beine und gehörten in diesem Zeitraum wieder zu den zehn schlechtesten Titeln im DAX.
Aber: Das gesamte Verlierer-Portfolio aus den ersten neun Monaten, in dem sich Commerzbank und Allianz befanden, schlug den Index zum Ende des Jahres 2001 um Längen. Während dieser ein Plus von 21,7 Prozent aufwies, schossen die Spätzünder um 33,3 Prozent nach oben.
Das ist kein Einzelfall, wie die Entwicklung im Jahr 2000 zeigt. Wobei damals sogar drei Verlierer-Aktien aus dem ersten Dreivierteljahr auch zum Jahresende hin unterdurchschnittlich blieben - DaimlerChrysler, MAN und Deutsche Telekom.
Doch der Rest des Zehnerpacks schaffte den Spätzünder-Effekt. Am Ende des Jahres waren schließlich fünf Aktien aus dem Verlierer-Portfolio unter den Top Ten des vierten Quartals. Und während der Dax das Quartal mit einem Minus von 5,4 Prozent abschloss, waren die zehn Loser mit einem Plus von 5,8 Prozent die Gewinner.
Der Spätzünder-Effekt ist nicht nur beim Dax zu beobachten. Auch in anderen Indizes wie MDax, DJ Euro Stoxx und dem englischen FTSE 100 zeigt die Statistik ein ähnliches Ergebnis. Eine Entwicklung im Fondsmanagement in den vergangenen Jahren stützt den Effekt zusätzlich. "Es ist so, dass Fondsmanager immer stärker an ihre Benchmark gekettet werden", erläutert Aktienstratege Elgeti. Das heißt: Die Messlatte ist der Index, schlechter dürfen sie nicht abschneiden. Deshalb hält fast jeder Fondsprofi im Herbst Ausschau nach den Underperformern, um ja keinen Nachzügler zu verpassen.
Die bisherigen Verlierer werden von den Fondsspezialisten im Oktober danach analysiert, ob irgendwelche außerordentlichen Gründe für ihren Misserfolg vorliegen, die die Aktie dauerhaft belasten. Ist dies nicht der Fall, dann spricht auch nichts dagegen, sie noch bis Jahresende ins Depot zu nehmen. Gibt es keine besonderen Ereignisse, dann werden sie im schlimmsten Fall weiter dahindümpeln. Weil aber die meisten Fondsportfolios jetzt nochmal durchgecheckt und potenzielle Nachzügler gekauft werden, könnte die eine oder andere Akie noch einen kräftigen Satz nach oben machen.
Auch die positive Stimmung an den Börsen spricht für ein Verliererportfolio. Sie macht eine Jahresend-Rally, an der gerade die zu wenig beachteten Aktien Anteil haben könnten, gut möglich. Die Delle von Ende September in den Indizes ist schnell wieder ausgebügelt worden. Nach wie vor ist die Liquidität groß, und das Vertrauen in die Börsen stabilisiert sich. So haben Dax, Dow und Euro Stoxx durchaus noch einiges an Luft nach oben.
Aktienstratege Stefan Keitel, Leiter des Portfolio-Managements der Credit Suisse Deutschland, über die aktuelle Lage: "Normalerweise wären jetzt kleinere Korrekturen zu erwarten. Doch das schnelle Aufholen des September-Dips spricht für die Robustheit der Börsen und eröffnet die Chance auf eine weitere moderate Aufwärtsentwicklung ab Mitte November." Grundsätzlich sei es zwar riskant, dass die Börsen "einen Wirtschaftsaufschwung vorwegnehmen, der noch keineswegs stabil und dynamisch ist". Kurzfristig sei das Risiko allerdings begrenzt, da viel Geld im Markt sei, die US-Notenbank die Zinsen niedrig halte und die Börsianer auf positive Nachrichten fixiert seien.
Allerdings darf man auf die Spätzünder nicht zu spät setzen. Das Zeitfenster dafür ist relativ eng, hat Experte Elgeti festgestellt: "Wenn man genau hinschaut, dann stellt man fest, dass die Outperformance manchmal schon im Oktober, am häufigsten aber im November stattfindet. Im Dezember entwickeln sich die Werte zum Teil schon wieder schlechter." Dann ist es mit dem Spätzünder-Effekt endgültig vorbei. Denn die Fondsmanager stellen ihre Positionen zum Jahresende glatt, bevor sie ins neue Börsenjahr starten.
Die Entwicklung im Oktober zeigte, dass tatsächlich schon einige der Underperformer der ersten neun Monate überdurchschnittlich stark angesprungen sind. Im Dax ist dies am auffälligsten bei den Finanzwerten HypoVereinsbank (plus 53,5 Prozent), Münchener Rück (plus 26,7 Prozent) und Allianz (plus 21,5 Prozent).
Bei Adidas-Salomon (plus 6,5 Prozent), RWE (plus 4,5 Prozent) und TUI (plus 5,0 Prozent), die ebenfalls zum Verlierer-Portfolio zählen, fand im Oktober eine ähnlich unterdurchschnittliche Entwicklung wie in den vorhergegangenen Monaten des Jahres statt. Die Aktien von Linde (plus 11,2 Prozent), Bayer (plus 11,1 Prozent), Schering (plus 7,8 Prozent) und Henkel (plus 8,1 Prozent) hingegen liegen zwar noch knapp unter dem Dax-Durchschnittsplus von 12,0 Prozent im Oktober. Allerdings sind sie vergleichsweise stark gegenüber ihrer vorherigen schwachen Entwicklung angesprungen.
Auch im MDAX-Verlierer-Portfolio gab es im Oktober bereits einen Ausreißer nach oben. Medion gehört mit 13,9 Prozent Zuwachs zu den besten Werten im Index. Der Durchschnitt lag bei einem Plus von 9,9 Prozent. Auch eine negative Ausnahme deutet sich fürs Gesamtjahr an: Schwarz Pharma. Der Medikamentenhersteller, im ersten Dreivierteljahr mit einem Minus von 44,26 Prozent bereits der schlechteste Titel im MDax, kam auch im Oktober mit minus 1,7 Prozent nicht aus seinem Tief heraus.
Vielversprechender sind IVG Immobilien und Hannover Rück. Sie haben im Oktober besser abgeschnitten als der Index. IVG machte ein Plus von 10,3 Prozent, die Hannover Rück verbesserte sich um 9,3 Prozent. Auch bei WCM, Fielmann, Südzucker und AMB Generali sollte noch einiges drinsein. Die Aktien sind aus ihren Tiefs ausgebrochen, haben aber gegenüber dem MDax noch keine Outperformance hingelegt.
Im Euro Stoxx 50, in dem sich in den vergangenen Jahren die zehn Verlierer im Schlussquartal ähnlich positiv wie in den anderen Indizes entwickelten, hat bisher nur die Münchener Rück zum starken Endspurt angesetzt. Sie liegt mit knapp 27 Prozent Zuwachs deutlich über dem Index-Durchschnitt von 7,4 Prozent. Hier kristallisieren sich bereits Ahold (minus 11,1 Prozent), Unilever (minus 1,1 Prozent) und Suez (plus 1,3 Prozent) als die Dauer-Verlierer des Jahres 2003 heraus, die - wenn nichts Außergewöhnliches geschieht - bis Silvester zum Durchschnitt auch nicht mehr aufholen werden.
Im Euro Stoxx 50 gibt es aber auch eine Reihe aussichtsreicher Loser-Aktien. Allesamt Titel, deren Kurse bis Ende September zwischen zwölf und 32 Prozent an Wert verloren hatten. Bereits überdurchschnittlich gelaufen sind im Oktober Lafarge (plus 10,7 Prozent), Aegon (plus 12,9 Prozent), LOréal (plus 8,4 Prozent) und Nokia. Die finnischen Hand-Bauer legten um 10,5 Prozent zu.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Top Ten der Verlierer am Ende die Gewinner überflügeln werden, ist auch in diesem Jahr recht gut. Zudem stehen die Zeichen für eine Jahresend-Rally in den großen Indizes nicht schlecht. Aktienstratege Keitel ist nicht mehr allein mit seiner Einschätzung, dass der Dax noch zehn Prozent Luft nach oben hat und am Ende des Jahres die erste Ziffer eine Vier sein wird.