Bei den Dax-Prognosen lagen die Profis 2003 erstmals wieder richtig
von Holger Zschäpitz
Berlin - Auch für Analysten und Strategen endet das Jahr 2003 besinnlich bis fröhlich. Sie kommen in den selten gewordenen Genuss, endlich mal wieder Recht gehabt zu haben. Mit Rechthaben ist dieses Mal nicht nur eine dumpfe Ahnung gemeint, sondern sogar eine Punktlandung. Durchschnittlich erwarteten die Strategen im Dezember des vergangenen Jahres für Ende 2003 einen Dax-Stand von 3873 Punkten. Herausgekommen sind 3900 Zähler - macht eine Differenz von gerade einmal 27 Pünktchen oder 0,7 Prozent.
Damit hielt sich der Dax nach einer ganzen Serie von Regiefehlern in den vergangenen Jahren in 2003 endlich einmal an das Drehbuch der Strategen; zumindest was den Schlusstand angeht. Denn keiner der Experten hatte die dramatischen Kursschwankungen vorhergesehen - weder den Absturz vom Jahresstart bei 2892 Zählern auf 2200 Punkte noch die raketenhafte Erholung vom März-Tief um fast 80 Prozent. Unter dem Strich glichen sich beide Effekte aus, so dass die gescholtenen Analysten dieses Jahr richtig lagen.
Interessanterweise waren die deutschen Strategen führend. So stammen die besten Prognosen von Commerzbank-Stratege Rolf Elgeti sowie Deutschbanker Bernd Meyer. Beide tippten beim Dax auf einen Jahresendstand von 3900 Zählern und trafen damit ins Schwarze.
"Auch wenn die Kursentwicklung etwas anderes vermuten lässt - 2003 war leichter vorherzusagen, als 2002", sagt Elgeti. Das fundamentale Umfeld habe sich nach den schwachen Vorjahren einfach verbessern müssen. Gleichzeitig signalisierte das hohe Niveau beim Krisenbarometer VDax eine Hysterie bei den Anlegern und die Tatsache, dass viele auf fallende Aktienkurse spekulierten. "Eine solche Situation schreit einfach nach einer Trendwende." Dafür habe auch gesprochen, dass die verkaufswütigen Versicherer irgendwann einfach keine Aktien mehr hatten. Für schwieriger hält Elgeti eine Prognose für das kommende Jahr. "Die Konjunktur erholt sich immer weiter. Alles deutet auf steigende Kurse hin. Meistens kommt es in so einer Situation aber anders." Für Ende 2004 erwartet Elgeti 4400 Punkte.
Damit liegt er auch für das nächste Jahr auf einer Linie mit Deutschbanker Bernd Meyer. Meyer sieht den Dax am Jahresende bei 4500 Zählern. "Aktien sind auch nach dem jüngsten Kursanstieg noch billig." Die günstige Bewertung stimmte den Strategen bereits vor zwölf Monaten positiv. "Es gab auch Ende 2002 wenig Alternativen zu Aktien."
Den Bären wurde dagegen nach drei glänzenden Jahren 2003 das Fell über die Ohren gezogen. So blamierte sich Merrill-Lynch-Mann David Bowers mit seiner Dax-Prognose von 2800 Punkten. "Wir haben in 2003 eine sehr ungewöhnliche Konjunkturerholung gesehen, die so nicht vorhersehbar war", sagt Bowers. Die Unternehmen hätten in Rekordzeit ihre Bilanzen repariert. Gleichzeitig sei zu beobachten gewesen, dass die asiatischen Währungshüter mit niedrigen Zinsen und Dollarkäufen der US-Wirtschaft kräftig unter die Arme gegriffen und damit die Weltkonjunktur beflügelt haben. "Beides ist äußerst ungewöhnlich und lässt sich so nicht fortsetzen." Und so ist Bowers im Gegensatz zum Rest der Strategen auch für das kommende Jahr nicht sonderlich optimistisch.
Bleibt zu hoffen, dass Bowers nicht Recht behält. Denn schon für dieses Jahr lagen die Profis mit ihren Prognosen für Anleihen und Devisen gänzlich daneben. So unterschätzten die Profis mit ihrer Euro-Prognose von 1,05 Dollar die Euro-Rallye.
Welt.de
von Holger Zschäpitz
Berlin - Auch für Analysten und Strategen endet das Jahr 2003 besinnlich bis fröhlich. Sie kommen in den selten gewordenen Genuss, endlich mal wieder Recht gehabt zu haben. Mit Rechthaben ist dieses Mal nicht nur eine dumpfe Ahnung gemeint, sondern sogar eine Punktlandung. Durchschnittlich erwarteten die Strategen im Dezember des vergangenen Jahres für Ende 2003 einen Dax-Stand von 3873 Punkten. Herausgekommen sind 3900 Zähler - macht eine Differenz von gerade einmal 27 Pünktchen oder 0,7 Prozent.
Damit hielt sich der Dax nach einer ganzen Serie von Regiefehlern in den vergangenen Jahren in 2003 endlich einmal an das Drehbuch der Strategen; zumindest was den Schlusstand angeht. Denn keiner der Experten hatte die dramatischen Kursschwankungen vorhergesehen - weder den Absturz vom Jahresstart bei 2892 Zählern auf 2200 Punkte noch die raketenhafte Erholung vom März-Tief um fast 80 Prozent. Unter dem Strich glichen sich beide Effekte aus, so dass die gescholtenen Analysten dieses Jahr richtig lagen.
Interessanterweise waren die deutschen Strategen führend. So stammen die besten Prognosen von Commerzbank-Stratege Rolf Elgeti sowie Deutschbanker Bernd Meyer. Beide tippten beim Dax auf einen Jahresendstand von 3900 Zählern und trafen damit ins Schwarze.
"Auch wenn die Kursentwicklung etwas anderes vermuten lässt - 2003 war leichter vorherzusagen, als 2002", sagt Elgeti. Das fundamentale Umfeld habe sich nach den schwachen Vorjahren einfach verbessern müssen. Gleichzeitig signalisierte das hohe Niveau beim Krisenbarometer VDax eine Hysterie bei den Anlegern und die Tatsache, dass viele auf fallende Aktienkurse spekulierten. "Eine solche Situation schreit einfach nach einer Trendwende." Dafür habe auch gesprochen, dass die verkaufswütigen Versicherer irgendwann einfach keine Aktien mehr hatten. Für schwieriger hält Elgeti eine Prognose für das kommende Jahr. "Die Konjunktur erholt sich immer weiter. Alles deutet auf steigende Kurse hin. Meistens kommt es in so einer Situation aber anders." Für Ende 2004 erwartet Elgeti 4400 Punkte.
Damit liegt er auch für das nächste Jahr auf einer Linie mit Deutschbanker Bernd Meyer. Meyer sieht den Dax am Jahresende bei 4500 Zählern. "Aktien sind auch nach dem jüngsten Kursanstieg noch billig." Die günstige Bewertung stimmte den Strategen bereits vor zwölf Monaten positiv. "Es gab auch Ende 2002 wenig Alternativen zu Aktien."
Den Bären wurde dagegen nach drei glänzenden Jahren 2003 das Fell über die Ohren gezogen. So blamierte sich Merrill-Lynch-Mann David Bowers mit seiner Dax-Prognose von 2800 Punkten. "Wir haben in 2003 eine sehr ungewöhnliche Konjunkturerholung gesehen, die so nicht vorhersehbar war", sagt Bowers. Die Unternehmen hätten in Rekordzeit ihre Bilanzen repariert. Gleichzeitig sei zu beobachten gewesen, dass die asiatischen Währungshüter mit niedrigen Zinsen und Dollarkäufen der US-Wirtschaft kräftig unter die Arme gegriffen und damit die Weltkonjunktur beflügelt haben. "Beides ist äußerst ungewöhnlich und lässt sich so nicht fortsetzen." Und so ist Bowers im Gegensatz zum Rest der Strategen auch für das kommende Jahr nicht sonderlich optimistisch.
Bleibt zu hoffen, dass Bowers nicht Recht behält. Denn schon für dieses Jahr lagen die Profis mit ihren Prognosen für Anleihen und Devisen gänzlich daneben. So unterschätzten die Profis mit ihrer Euro-Prognose von 1,05 Dollar die Euro-Rallye.
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