Effiziente Aufsicht? Zupackende Räte? Schön wär's. Jeder fünfte private Anleger wirft Deutschlands Firmenwächtern Versagen vor. Zu recht. Denn die Topmanager verteidigen ihre Kumpanei gegen alle Reformen. Das belegt eine Studie, die manager magazin exklusiv vorstellt.
Hamburg - Die privaten Aktionäre in Deutschland sind mit der Corporate Governance, der Leitung und Aufsicht der hiesigen Börsenfirmen, unzufrieden. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für manager magazin ist jeder fünfte Anleger der Ansicht, dass die Kontrolleure der deutschen Börsenfirmen ihren Job "mangelhaft" oder "ungenügend" ausüben.
Die Anleger fordern eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Kontrolle zu verbessern. Kritisiert wird unter anderem die Ämterhäufung vieler deutscher Firmenwächter. 81 Prozent der Befragten sind der Ansicht, Aufsichtsräte sollten nicht mehr als drei Mandate bei unterschiedlichen Gesellschaften wahrnehmen dürfen.
78 Prozent der Anleger fordern zudem eine Verschärfung der Haftung; Aufseher müssten bei Fehlern mit ihrem persönlichen Vermögen einstehen. Auch der in Deutschland weit verbreitete Wechsel des Vorstandsvorsitzenden auf den Stuhl des Aufsichtsratsvorsitzenden (ARV) wird von zwei Dritteln der Aktionäre abgelehnt.
Ein Klub von Jasagern
Die Kritik ist berechtigt. Anstelle von unabhängigen Spezialisten trifft sich in vielen deutschen Räten ein Klub von Jasagern. Oft besorgt sich der Vorstand seine Kontrolleure sogar selbst. Und der Wechsel eines Unternehmenslenkers auf den Posten des Oberkontrolleurs erscheint in Deutschlands Unternehmen wie ein ehernes Gesetz.
Gerade in den großen Konzernen, bestätigen die Unternehmensberater von Deloitte in einer Studie für manager magazin, würden Besetzungen von Aufseherposten "weiterhin aus dem Netzwerk" erfolgen. "Die formalen Anforderungen an eine gute Aufsicht werden zunehmend erfüllt, doch ein tatsächlicher Verhaltenswandel ist nur in Ansätzen zu beobachten", sagt Deloitte-Experte Peter Ruhwedel.
Die Kontrolldefizite deutscher Aufsichtsräte
Die Berater befragten die Aufsichtsratschefs großer Börsenfirmen. Ein Kernergebnis: Viele Kontrolleure überlassen wichtige Aufgaben wie die Auswahl des Topmanagements dem Vorstand.
Weitere Kritikpunkte: Die Aufsichtsräte selbst werden weiter mit Freunden des Hauses oder bequemen Abnickern besetzt, nur wenige Firmen beurteilen die Arbeit ihrer Kontrollgremien regelmäßig. Das Gros der Aufseher lässt sich zudem viel zu selten über sein Unternehmen informieren.
Die Corporate Governance in Deutschland zu verbessern ist das Ziel einer Regierungskommission unter der Leitung des ThyssenKrupp-Aufsichtsratschefs Gerhard Cromme. Der von der Kommission entwickelte Kodex empfiehlt unter anderem, dass die Gehälter von Vorständen und Aufsichtsräten im Geschäftsbericht der Firmen individuell ausgewiesen werden.
Cromme fürchtet Eingreifen des Gesetzgebers
Da der Vorschlag in diesem Jahr jedoch nur von jedem dritten Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex Dax umgesetzt werden dürfte, steht die Akzeptanz der Kommission zunehmend auf dem Spiel.
"Das ist natürlich nicht genug", sagte Cromme dem manager magazin. "Sollte es dabei auf Dauer bleiben, müssen wir damit rechnen, dass der Gesetzgeber, ob in Berlin oder Brüssel, das Thema aufgreift."
Den meisten Unternehmen scheinen die Beschlüsse der Cromme-Truppe sowieso einerlei. 83 Prozent der Dax-Aufsichtsratschefs, das ergab die Deloitte-Umfrage, halten den Einfluss des Corporate-Governance-Kodex auf ihre Arbeit für "gering".
----> Deloitte-Studie: Aufsichtsratspraxis in Deutschland
Hamburg - Die privaten Aktionäre in Deutschland sind mit der Corporate Governance, der Leitung und Aufsicht der hiesigen Börsenfirmen, unzufrieden. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für manager magazin ist jeder fünfte Anleger der Ansicht, dass die Kontrolleure der deutschen Börsenfirmen ihren Job "mangelhaft" oder "ungenügend" ausüben.
Die Anleger fordern eine ganze Reihe von Maßnahmen, um die Kontrolle zu verbessern. Kritisiert wird unter anderem die Ämterhäufung vieler deutscher Firmenwächter. 81 Prozent der Befragten sind der Ansicht, Aufsichtsräte sollten nicht mehr als drei Mandate bei unterschiedlichen Gesellschaften wahrnehmen dürfen.
78 Prozent der Anleger fordern zudem eine Verschärfung der Haftung; Aufseher müssten bei Fehlern mit ihrem persönlichen Vermögen einstehen. Auch der in Deutschland weit verbreitete Wechsel des Vorstandsvorsitzenden auf den Stuhl des Aufsichtsratsvorsitzenden (ARV) wird von zwei Dritteln der Aktionäre abgelehnt.
Ein Klub von Jasagern
Die Kritik ist berechtigt. Anstelle von unabhängigen Spezialisten trifft sich in vielen deutschen Räten ein Klub von Jasagern. Oft besorgt sich der Vorstand seine Kontrolleure sogar selbst. Und der Wechsel eines Unternehmenslenkers auf den Posten des Oberkontrolleurs erscheint in Deutschlands Unternehmen wie ein ehernes Gesetz.
Gerade in den großen Konzernen, bestätigen die Unternehmensberater von Deloitte in einer Studie für manager magazin, würden Besetzungen von Aufseherposten "weiterhin aus dem Netzwerk" erfolgen. "Die formalen Anforderungen an eine gute Aufsicht werden zunehmend erfüllt, doch ein tatsächlicher Verhaltenswandel ist nur in Ansätzen zu beobachten", sagt Deloitte-Experte Peter Ruhwedel.
Die Kontrolldefizite deutscher Aufsichtsräte
Die Berater befragten die Aufsichtsratschefs großer Börsenfirmen. Ein Kernergebnis: Viele Kontrolleure überlassen wichtige Aufgaben wie die Auswahl des Topmanagements dem Vorstand.
Weitere Kritikpunkte: Die Aufsichtsräte selbst werden weiter mit Freunden des Hauses oder bequemen Abnickern besetzt, nur wenige Firmen beurteilen die Arbeit ihrer Kontrollgremien regelmäßig. Das Gros der Aufseher lässt sich zudem viel zu selten über sein Unternehmen informieren.
Die Corporate Governance in Deutschland zu verbessern ist das Ziel einer Regierungskommission unter der Leitung des ThyssenKrupp-Aufsichtsratschefs Gerhard Cromme. Der von der Kommission entwickelte Kodex empfiehlt unter anderem, dass die Gehälter von Vorständen und Aufsichtsräten im Geschäftsbericht der Firmen individuell ausgewiesen werden.
Cromme fürchtet Eingreifen des Gesetzgebers
Da der Vorschlag in diesem Jahr jedoch nur von jedem dritten Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex Dax umgesetzt werden dürfte, steht die Akzeptanz der Kommission zunehmend auf dem Spiel.
"Das ist natürlich nicht genug", sagte Cromme dem manager magazin. "Sollte es dabei auf Dauer bleiben, müssen wir damit rechnen, dass der Gesetzgeber, ob in Berlin oder Brüssel, das Thema aufgreift."
Den meisten Unternehmen scheinen die Beschlüsse der Cromme-Truppe sowieso einerlei. 83 Prozent der Dax-Aufsichtsratschefs, das ergab die Deloitte-Umfrage, halten den Einfluss des Corporate-Governance-Kodex auf ihre Arbeit für "gering".
----> Deloitte-Studie: Aufsichtsratspraxis in Deutschland