Stimmiges Konjunkturbild, Bernecker

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jack303:

Stimmiges Konjunkturbild, Bernecker

 
24.05.02 10:23

Mails/Nachrichten vom 24.05.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
dieser Ticker ist eine Ergänzung zur heutigen AB. Da ich ihn über Telefon diktiere, fällt er möglicherweise etwas kürzer aus. Ich bemühe mich gleichwohl um Prägnanz:

Von der markttechnischen Einschätzung sowohl von New York als auch Frankfurt gehe ich nicht ab. Allerdings sind die störenden Einflüsse aus Politik und Militär und in deren Folge auch Touristik unschön. Andererseits nimmt die Zahl der Hiobsbotschaften in der Technologie langsam ab. Zu Ende ist sie noch nicht. Darauf gehe ich auch nicht mehr näher ein.

Wall Street konkret: Weder Dow noch DAX erlitten gestern einen nachhaltigen Negativschlag, wenn sie auch im Minus schlossen. Dahinter stehen einige Zufälligkeiten, die ich nicht hoch gewichte. Wichtiger ist:

Die amerikanischen Auftragseingänge für langlebige Güter steigen weiter. Im April + 1,1 %. Genau diese Zahl habe ich Ihnen als Folge der zunächst angezogenen Lagerinvestitionen avisiert. Ich erinnere daran: Erst kommen die Lager-Investitionen, anschließend die Ausrüstungs-Investitionen. Damit ist das Konjunkturbild stimmig.

Die Konjunkturtitel bleiben allesamt und ohne Ausnahme im steigenden Trend. Auf eine Aktie weise ich ergänzend hin, die kurz vor einem technischen Break steht, nämlich Unisys. Dagegen ist der technische Rückfall von Ford um 1,3 % gestern lediglich die Folge des Sprunges um mehr als 13 % in zwei Tagen. Hier kaufen Sie weiter zwischen 16,80 und 17,70 $ und achten darauf: Bitte nicht jedem Kurs hinterherlaufen, sondern diszipliniert limitieren. Eastman Kodak schaffte gestern den Sprung über 35 $ nicht, aber ich weise erneut darauf hin. Weitere Konjunkturaktien nenne ich heute nicht, bereite Sie aber darauf vor:

Die ersten Technologie-Aktien, die ihr Tief vom September letzten Jahres erreicht hatten, zeigen den ersten Ansatz für eine wirklich interessante Bodenbildung. Manchmal ein wenig höher, in einigen Fällen etwas niedriger als das September-Niveau. Für mutige Investoren (wörtlich nehmen) wird dies ein technischer Ansatz. Wahrscheinlich komme ich schon in der nächsten AB darauf zu sprechen, betone jedoch: Es handelt sich um einen technischen Ansatz. Die fundamentale Seite ist noch sehr schwach. Das interessante daran ist jedoch: Stimmt diese Markttechnik, dann ist der Rally-Ansatz ungewöhnlich dynamisch. In solchen Fällen springen diese Titel innerhalb kurzer Zeit um saftige Prozente. Woran liegt dies wiederum? Der Nasdaq als Index zeichnet ein besseres Bild als die einzelnen Aktien selbst. Dies drückt sich im Nasdaq 100 Tracking Stock am besten aus. Zieht dieser jedoch an, so zieht er in einer Meinungsbörse alle anderen mit. An sich ist dies ein seltener Vorgang, aber angesichts der Besonderheiten im Nasdaq nicht unlogisch. Was machen Sie daraus? Schauen Sie sich heute den Nasdaq 100 Tracking Stock an. Also als Chart in New York. Einen schöneren Boden kann es eigentlich nicht geben. Er liegt zwischen 29 und 31 $. Hält dieser Boden (siehe nächste AB), so ist das für mich ein sehr sicheres Indiz dafür, daß wir unverändert einer deutlichen Erholung entgegengehen. Rufen Sie diesen Stock am besten im BernSTEIN-System auf und vollziehen Sie dies nach. Ich halte das für eine Schlüsselgröße für die nächsten 2 - 5 Börsentage.

Frankfurt absolvierte gestern eine bedenkliche Kür. Dauerthema Dt. Telekom. Moodys stufte einen Tag vor der Begebung einer großen Anleihe die Bonität von Dt. Telekom herunter und bediente sich damit keiner quantitativen Zahl oder Einschätzung, sondern der qualitativen Argumentation. Das hat es in dieser Form nach meiner Erinnerung noch nie gegeben. Bezeichnend ist die Argumentation deshalb, weil sie von Möglichkeitsformeln spricht und noch nicht mal von Wahrscheinlichkeiten. Diese Möglichkeiten stehen aber im klaren Widerspruch zu allen Branchenanalysen in Sachen Telekom. Nun will ich keine Geister rufen, aber: Was hier von den Amerikanern praktiziert wird, stimmt extrem bedenklich. Ich werde mich dazu demnächst anderweitig äußern, aber so ganz fern ist dieses Thema nicht von dem, was im Zusammenhang mit großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in anderer Form in der jüngsten Vergangenheit zu bemerken war. Das spannende Spiel konnten Sie gestern im Minuten-Chart oder in der Realtime-Beobachtung des Telekom-Kurses nachvollziehen. Bei einem Tagesumsatz im Xetra von über 26 Mio Stück konnten Sie nachvollziehen, wie einzelne Hedge Funds oder auch Banken auf Baisse zielten. Eine Order war dabei, die knapp 4 Mio Stück umfaßte und mit der der Disponent innert ca. 15 Minuten einen schönen Gewinn von etwa 2 ½ Mio E. einfuhr. Also ein ähnliches Spiel wie bei Daimler vor gut einem Jahr. Was daraus wurde, wissen Sie.

Die Schwäche der Preussag-Aktie ist überzogen. Gestern - 5,9 % und ich hätte den Mut, ab etwa 24 E. in den Markt zu gehen. Pro Sieben erholte sich gestern um 4 % und ich hatte dies schon kommentiert. Sie haben aber auch noch eine Chace um 8 - 8,50 E., wenn Sie dies in den Markt legen. Im übrigen schauen Sie bitte auf die Tagesumsätze. Hier sehen Sie, daß teilweise Abschläge von 3,6 - 5 % zu verzeichnen waren, obwohl die Umsätze nur ein paar Tausend Stück betrugen. Damit ist die gestrige Börse nicht typisch oder aussagefähig.

Schlußfolgerung für Sie: Die heutige Börse wird nicht sehr aufschlußreich sein, weil darin mehr Reaktionen auf gestern stecken, aber keine Perspektive für die kommende Woche.

Ich verbleibe daher mit dem etwas tröstenden Spruch: Drachen steigen am höchsten gegen den Wind - nicht mit ihm. Das sagte Winston Churchill. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




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