Die Bedeutung der 4000er-Marke im DAX nimmt zu. Das ist das Fazit in dieser Woche.
Zwischenzeitlich sah es für die Bullen gar nicht gut aus, aber die Wall Street hat es wieder einmal gerichtet. Über unsere Abhängigkeit kann ich aber wirklich nur noch den Kopf schütteln. Es ist schon peinlich, dass die deutschen Börsen gar kein Eigenleben haben.
Und wer hat die Märkte wieder einmal so richtig durchgerüttelt? Richtig, der große alte Mann mit der Aktentasche, besser als Alan Greenspan bekannt. Am Dienstag äußerte er sich außerplanmäßig zu den Zinsen und bereitete die Anlegerschar auf eine bevorstehende Anhebung vor. Das Überraschende dabei war der Zeitpunkt, denn am Dienstag sollte sich Greenspan eigentlich über die Banken auslassen und erst am Mittwoch einen ökonomischen Ausblick liefern.
Die Wall Street reagierte verschreckt und die Kurse liefen tiefrot an. Einen Tag später nutzte der US-Notenbankchef die Gelegenheit, die Märkte zu beruhigen. Trotzdem ist klar: Dass die Zinsen angehoben werden und entgegen meiner ursprünglichen Ansicht noch vor den US-Präsidentschaftswahlen im November.
Die Frage ist nur, wie schnell dreht die Fed an der Zinsschraube? Bei einem Satz von einem Prozent für den kurzfristigen US-Zins, der eigentlich nur in absoluten Notsituationen angebracht ist, besteht ein großer Spielraum nach oben. Und wenn man ein Wirtschaftswachstum zwischen fünf und sechs Prozent unterstellt, dann noch mehr.
Aber kann die Fed die Zinsen beispielsweise bis auf drei Prozent anheben? Die Rahmendaten würden das ermöglichen, aber es würde auch die Geldpolitik der vergangenen Monate und Jahre konterkarieren. Amerika ist hoch verschuldet und viele Bürger könnten es sich gar nicht leisten, höhere Zinszahlungen zu leisten. Die Konjunktur würde abgewürgt, die Bemühungen der Fed, die Rezession möglichst kurz ausfallen zu lassen, ad absurdum geführt.
Wahrscheinlicher ist daher, dass Greenspan ein wenig Luft aus der Blase entweichen lassen wird. Eine Zinsanhebung wird kommen, aber ob er nun ein Prozent oder 1,25 oder 1,5 Prozent beträgt, ist nicht entscheidend. Denn Greenspan geht es um die Stimmung, die soll nicht zu euphorisch werden. Dieses Ziel hat er temporär erreicht.
Die Stärke des DAX zeigte sich auch schon bei der Bekanntgabe der ZEW-Konjunkturerwartungen. Der Index fiel zum vierten Mal in Folge, aber zu diesem Zeitpunkt hielt sich der Blue-Chip-Index noch stabil. Das ist positiv zu werten.
Meiner Meinung nach soll die bullische Stimmung noch ausgebaut werden. Daher favorisiere ich das Szenario, dass der DAX unter Schwankungen neue Jahreshochs aufstellt, eine Kaufpanik eintritt und den Index in Richtung 4300 bis 4500 Punkte marschieren lässt. Und wenn dann alle glauben, Aktien sind toll und jeder sie haben will, folgt die kalte Dusche.
Aus charttechnischer Sicht sollten Sie auf folgenden Marken achten: Als Unterstützung dient der Bereich zwischen 4095 bis 4110 Punkten, danach die 4000er-Marke und der Bereich um 3950 Zähler. Als Widerstand fungiert die Zone zwischen 4150 und dem Jahreshoch bei 4175 Punkten. Mal sehen, in welche Richtung sich die immer noch andauernde Seitwärtsrange auflöst.
Am Montag berichtet ein Unternehmen, das auf großen Fuß lebt, über das erste Quartal 2004: Puma. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich die Aktie in einem Artikel bei 100 Euro zum Kauf empfohlen hatte, aber zum damaligen Zeitpunkt mit Kursen um die 120 Euro gerechnet hatte. Jetzt notiert die Aktie bei mehr als 200 Euro - unglaublich. Der Hype ist gigantisch, aber ich kann mir vorstellen, dass wir langsam den Gipfel erreichen.
Neben Puma gibt auch noch Schering sein Quartalsergebnis bekannt. Die Schätzungen belaufen sich auf 0,57 Euro je Aktie. In den USA steht mit dem Verkauf neuer Eigenheime für März noch eine interessante Konjunkturzahl auf dem Programm. Mal sehen, ob noch fleißig gekauft wird, ehe die Zinsen steigen.
Damit sind wir beim Dienstag, an dem unter anderem das Verbrauchervertrauen des Conference Boards in den USA ansteht. Die Prognose für April liegt auf dem Niveau des Ergebnisses des Vormonats bei 88,3 Punkten.
Auch seitens der Unternehmen ist einiges geboten: Canon meldet Q1-Zahlen ebenso wie die DAB bank. Nachbörslich gibt Mc Donald's seine Quartalszahlen bekannt (Prognose: 0,39 Dollar je Aktie). Mittlerweile dürften die Anleger den Schock des plötzlichen Todes des CEO Jim Cantalupo verdaut haben.
Mitte der Woche folgt ein weiteres DAX-Unternehmen mit seinem Zahlenwerk (insgesamt geben acht DAX-Konzerne in dieser Woche ihre Quartalsergebnisse bekannt): Siemens. Der Umsatz sollte sich auf dem Niveau des Vorjahresquartals eingependelt haben, aber der Gewinn dürfte zugelegt haben. Die Erwartung liegt bei 1,62 Euro je Aktie. Neben Siemens veröffentlichen unter anderem auch Unilever, Krones und die ABN Amro ihre Q1-Zahlen.
Am Donnerstag geht es richtig zur Sache: Altana (Pr.: 0,62 Euro je Aktie) dürfte einen Gewinnrückgang im Vergleich zu 2003 verbuchen, BASF (Pr.: 0,85 Euro je Aktie) voraussichtlich ein leichtes Plus beim Ergebnis. Bei der HypoVereinsbank dürfte es wieder schwarze Zahlen (Pr.: 0,16 Euro je Aktie) geben nach dem Verlust im Vorjahr. Die Bank hält auch noch ihre Hauptversammlung ab und die Q1-Zahlen sind damit nicht der einzige Tagesordnungspunkt.
Und dann war da noch DaimlerChrysler, bei denen sich nicht nur die Analysten fragten, wie lange der Vorstandschef Jürgen Schrempp seine Vision der Welt AG noch aufrecht erhalten will. Jetzt hat er reagiert und Kooperationspartner Mitsubishi die Rote Karte gezeigt. Dabei war vor kurzem noch begründet worden, dass die Japaner wichtige Teile auch für Chrysler liefern. Die Börse begrüßt den Schritt - die Aktie von Daimler springt nach oben. BMW mit seinem Rover-Debakel lässt grüßen...
Zur Konjunktur am Donnerstag: Das Bruttoinlandsprodukt (GDP) für das zweite Quartal in den USA wird zum zweiten Mal geschätzt. Die Erwartung liegt bei plus 4,9 Prozent nach plus 4,1 Prozent in Q1. Der GDP-Preisdeflator wird bei plus 2,0 Prozent erwartet. Auf die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe brauche ich nicht extra hinzuweisen, oder?
Am Freitag melden sich die Nummer sieben und acht aus dem DAX zu Wort: Volkswagen und die Deutsche Bank. Bei VW hat Bernd Pischetsrieder angekündigt, dass das Ergebnis "miserabel" ausfallen werde. Das nahm aber kaum einer zur Kenntnis, weil gleichzeitig die Übernahme der niederländischen Leaseplan Corporation angekündigt wurde. Auf der Hauptversammlung wurde auch bekannt, dass VW versucht, das Wüsten-Emirat Abu Dhabi als Großaktionär zu gewinnen. Bei den Scheichs könnte man zumindest ein paar Phaetons absetzen...
Und bei der Deutschen Bank ist die Fusionsphantasie wieder ein wenig heraus, nachdem Finanzvorstand Clemens Börsig eine feindliche Übernahme einer deutschen Bank im Gespräch mit BÖRSE ONLINE quasi ausgeschlossen hatte. Das Duo ist von unterschiedlichen externen Einflüssen beeinflusst: VW hilft der etwas schwächere Euro, die Deutsche Bank leidet unter einer sich abzeichnenden Zinserhöhung am Markt.
Auch die Konjunktur spielt zum Wochenausklang eine Rolle: Die Uni Michigan veröffentlicht ihr endgültiges Verbrauchervertrauen (Pr. für April bei 94,0 Zählern) und auch der Einkaufsmanager-Index von Chicago steht auf dem Programm. Hier rechnet der Konsens mit einem Anstieg um 2,8 auf 60,4 Punkte.
http://www.boerse-online.de/kolumne/zursache/...427a798afd683ce651326